Die Zirbe ist der Trendbaum schlechthin. Am Hochzeiger im Pitztal kann
man ihn in all seinen Facetten kennenlernen. Und in Workshops den eigenen Zirbenschnaps
kreieren
Der zwölf Meter hohe Erlebnisturm, Foto hochzeiger.com/Daniel Zangerl |
Der
Anfang ist klar. Man nehme drei bis vier Zapfen und vierteile sie. Doch danach fangen
die Fragen schon an. Sollen die Zirbenviertel in Korn eingelegt werden oder in Wodka?
Obstler oder weißer Rum? Gehört zwingend eine Zimtstange dazu oder eher Vanille?
Brauner oder weißer Kandiszucker? Gewürznelken vielleicht? Oder nichts von
allem? Sogar bei der Lagerung des Angesetzten gehen die Meinungen auseinander.
Die einen schwören auf Tageslicht, weil so die Kraft der Sonne in den Schnaps ziehen
soll, die anderen haben es lieber dunkel. Aber ob nun in Wodka, mit Zimt oder im
Hellen, in einem sind sich die Experten dann wieder einig: Das Schwierigste und
Anstrengendste beim selbstgemachten Zirbenschnaps ist das Warten. Etwa vier
Wochen dauert es, bis der rote Saft der Zirbe ausgetreten ist und sie ihr unverwechselbares
Aroma entfaltet hat. Mit oder ohne Licht. Sehr zum Wohle! Oder: sane cum
cembra!, wie der Lateiner sagt. Gesund mit Zirbe.
Am
Hochzeiger im Pitztal, das über eines der größten geschlossenen Zirbenwälder
Nordtirols verfügt, kann man all das und noch viel mehr lernen, ausprobieren
und sogar mit nach Hause nehmen. Noch bis zum 23. August findet im
Zeigerrestaurant ein Zirben-Kulinarik-Workshop statt. Interessierte können unter
fachkundiger Anleitung ihren eigenen Zirbenschnaps ansetzen und dem Küchenteam
bei der Verarbeitung und Zubereitung der Zirbe zuschauen. Denn aus der „Königin
der Alpen“, wie die Zirbe auch genannt wird, kann man nicht nur Schnaps machen,
sondern auch Zirbensuppe, Zirbensenf und Zirbenöl. Schon einmal Zirbencappuccino
probiert? Oder eine Zirbenmarinade für den Grillabend? Kostproben gibt es vor
Ort. Und, ach ja: Im Zeigerrestaurant am Hochzeiger nimmt man für den
Zirbenschnaps Korn und nichts weiter. Außer die geviertelten Zirbenzapfen
natürlich und vielleicht ein bisschen Kandiszucker.
Gleich
neben dem Restaurant an der Mittelstation der Hochzeiger-Gondelbahn befindet
sich der vor zwei Jahren eröffnete Zirbenpark – ein ebenso unterhaltsamer wie
lehrreicher Rundweg, auf dem man alles über diese besondere Kiefernart erfahren
kann. Auf einem Kilometer Strecke sind 14 abwechslungsreiche Erlebnisstationen
aufgebaut. Es fängt damit an, dass man seinen eigenen Zirbenkern in den
Waldboden setzt, so wie es der Tannenhäher macht. Dieser Vogel, auch Gratsch
gerufen, sorgt für das Überleben und die Weiterverbreitung der Zirbe, wenn auch unfreiwillig. Er pickt
die Kerne aus den Zapfen und versteckt sie für schlechte Zeiten im Boden. Allerdings
findet er nur 80 Prozent seiner gebunkerten Kerne wieder. Zur Ehrenrettung des
Tannenhähers muss man aber sagen, dass es rund 10.000 Verstecke sind, die sich
der arme Vogel zu merken hat. Da kann schon mal der eine und der andere Kern aus
dem Blick geraten. Außerdem wächst nur so eine neue Zirbe. Dem vergesslichen Tannenhäher
sei Dank.
Die Zirbe wächst
so langsam wie kein anderer Nadelbaum und blüht nur alle sechs bis zehn Jahre
mit ihren fuchsiaroten Zapfen. „Bis auf 2200 Meter Höhe ist die Zirbe
anzutreffen“, sagt Ernst Partl, der Geschäftsführer des Naturparks Kaunertal,
zu dem das Pitztal gehört. Es ist die Kampfzone des Waldes, hier überleben nur
die genügsamsten Bäume. Dafür ist die Zirbe extrem langlebig, sie kann bis zu
1.000 Jahre alt werden.
Alles,
was dazu gehört: Brettljause mit Zirbenschnaps
Foto: hochzeiger.com/Daniel Zangerl |
Im
Sägewerk von Sepp Reinstadler in Jerzens, das als das Zirbendorf im Pitztal
gilt, wird gerade ein Baum angeliefert. „Der hat locker seine vierhundert Jahre
auf dem Stamm“, sagt der Chef. Gute Ware. Reinstadler war lange Zeit der
Bürgermeister von Jerzens, danach hat er sich voll und ganz der Zirbe
verschrieben. Mit seiner Frau Roswitha betreibt er das Sägewerk und mehr. Sie
stellen naturreines, ätherisches Zirbenöl in ihrer hauseigenen Destillerie her,
ansonsten verkaufen die beiden in ihrem Laden am Sägewerk alles, was die Zirbe
hergibt. Und das ist eine Menge. „Früher hat man das Holz einfach verfeuert
oder im Wald liegen lassen“, sagt Sepp Reinstadler.
Das
passiert heute nicht mehr, dafür ist die Zirbe viel zu kostbar. Sie verströmt
das aromatische Pinosylvin – ein Enzym, das auf die menschlichen Zellen wirkt,
nachgewiesenermaßen beruhigt und die Herzfrequenz senkt. Klinische Studien
belegen, dass man in Zirbenbetten oder mit Zirbenkissen tiefer schläft und pro
Nacht rund eine Stunde Herzschläge einspart. Auch Asthmatiker wissen Zirbenholz
zu schätzen. Die Zirbe ist der Trendbaum schlechthin. Zirbenbetten,
Zirbenkissen – die Preise haben sich in den vergangenen Jahren vervielfacht. Immerhin
kann man nach dem Workshop im Zeigerrestaurant seinen eigenen Zirbenschnaps
machen. Zapfen, Korn, Kandis. Warten.
Die Zirben-Kulinarik-Workshops finden bis 23. August jeweils donnerstags im Zeigerrestaurant
statt. Die Teilnahme ist gratis, wer seinen selbstgemachten Zirbenschnaps mit
nach Hause nehmen möchte, zahlt 15 Euro. Anmeldungen bis zum Vortag telefonisch unter +43 (0)664/ 610 43 21. www.hochzeiger.com, www.pitztal.com
Über das Pitztal
Das Pitztal gilt als eines der
schönsten und wildesten Seitentäler der Ostalpen. Es liegt zwischen Ötztal und
Kaunertal und besticht durch familiäre Atmosphäre ebenso wie durch die
Abgeschiedenheit seiner Bergwelt. Wer mag, erkundet die intakte Natur zu Füßen
des höchsten Tiroler Gletschers (3440 m) auf eigene Faust oder schließt sich
geführten Wanderungen an, die den ganzen Sommer über angeboten werden. Bei
zahlreichen Festen sind Kultur und Brauchtum hautnah spürbar. In den vier
Gemeinden Arzl, Wenns, Jerzens und St. Leonhard leben insgesamt 7400 Einwohner.
Text: Tourismusverband Pitztal, Unterdorf 18, A-6473 Wenns
www.pitztal.com