Sonntag, 28. September 2014

AfB fordert gute Ganztagesschulen für Bayern

AfB Bayern definiert den Begriff „gute“ Ganztagesschule
Eine gute Ganztagesschule – Ein Weg der sich lohnt: Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung in Bayern (AfB) hat in einem einstimmigen Beschluss eine Stellungnahme zur Diskussion um die Ganztagesschule zusammengefasst. Ganztagesschulen als integrierte Schulsysteme sind die Voraussetzung für die Beseitigung des Zusammenhangs zwischen Bildungsherkunft und Schulerfolg. Ziel der SPD ist eine flächendeckende Einführung von rhythmisierten Ganztagesschulen. Hierzu werden alle Verantwortlichen aufgefordert, auf die Abschaffung des Kooperationsverbotes im Grundgesetz zu drängen. Damit Programme der Bundesregierung stärker als bisher auf die Förderung von guten Ganztagsschulen hinwirken können. "Gute Ganztagsschulen" sind schon immer ein Herzensprojekt der SPD, da sie die Chancengleichheit in der Bildungspolitik ermöglichen. Herz, Kopf und Engagement dürfen über den Erfolg einer Bildungs- und Berufskarriere entscheiden, niemals aber der soziale Hintergrund oder die finanziellen Möglichkeiten.

Die Vorstandsmitglieder der AfB Bayern in Nürnberg

Zwar besuchen in Bayern laut Klemm-Studie aus dem Jahr 2013 inzwischen 11,4%  (Bundesdurchschnitt 30,6%) der Schülerinnen und Schüler eine ganztägig arbeitende Schule (davon 25% an privaten Schulen). Den „ganzen“ Tag Schule ist allerdings nicht gleichzusetzen mit einer guten Ganztagesschule. Viel zu oft lernen unsere Kinder nach nicht mehr zeitgemäßen Methoden und in überholten Strukturen. Auch die Pädagogik hat sich an vielen Schulen nicht oder nur wenig verändert. Gerade diese sollte sich aber an den erziehungswissenschaftlichen und schulpädagogischen Erkenntnissen orientieren, insbesondere in einer modernen Ganztagsschule. Ganztagesschule sagt mehr aus als einzelne Unterrichtsstunden oder Betreuungs- bzw. Freizeitergänzung am Nachmittag. Es geht nicht um eine Ausweitung der Unterrichtszeit im Sinne einer Halbtagesschule. Die „Gute Ganztagesschule“ ist Lernort und Lebensraum, der gutes Lernen zu den richtigen Zeiten mit Freizeit-, Übungs- und Erholungs- und Förderphasen verbindet. In einer „Guten Ganztagesschule“ haben die Lehrkräfte und die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit füreinander. Alle Beteiligten im System Schule arbeiten selbstverständlich auch am Nachmittag zusammen. In der rhythmisierten Ganztagsschule wird der an Halbtagsschulen dicht gedrängte Vormittag entzerrt und die Lernphasen, Übungsanteile, Freizeit- sowie kulturelle Angebote auf den ganzen Tag verteilt. Damit werden die Angebote am Vormittag mit den Angeboten am Nachmittag sinnvoll verzahnt.
SchülerInnen und Lehrkräfte nehmen neue Rollen ein und verstehen sich als Lernpartner mit gemeinsamer Verantwortung für den Lernerfolg. Ein angenehmes Schulklima wirkt sich erwiesenermaßen positiv auf die Schulleistungen aus. Desweiteren hat diese Grundhaltung einem heranwachsenden jungen Menschen gegenüber eine Vermittlung und Verwirklichung demokratischer Werte zur Folge. Die LernbegleiterInnen / LehrerInnen schaffen eine Atmosphäre, in der die Schülerinnen und Schüler ihr Urbedürfnis des individuellen Lernens frei entfalten können.
Eine "Gute Ganztagsschule" als Lebensort kann darüber hinaus nicht einfach vollständig über einen längeren Zeitraum schließen. Sie bietet ihre Räume und Einrichtungen offen an und hält Angebote für Ferienzeiten vor. Für die  erfolgreiche Umsetzung ist die Ganztagsschule in rhythmisierter Form unerlässlich. Es braucht dafür mehr Zeit am Tag und innerhalb der Schulwoche, um die wichtigen Bereiche von der individuellen Förderung und Coaching über Vermittlung und Stärkung von sozialen Kompetenzen bis hin zu demokratischer, musischer, sportlicher und künstlerischer Erziehung zu leisten.
„Gute Ganztagsschule“ kann nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn alle SchülerInnen einer Schule diese an mindestens 4 Tagen in der Woche in der Regel von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr besuchen. Zusätzlich sollte es vor und nach der organisierten Schulzeit sowie ggf. am „freien Nachmittag“ Betreuungsangebote mit freien Inhalten bzw. im Sinne eines Freizeitangebotes geben, damit eine Verlässlichkeit an allen Tagen in sinnvollen Zeiten für die Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern gegeben ist. Jede Schule muss diesen Punkt an die Bedürfnisse aller Beteiligten vor Ort anpassen können.
Besonders hervorzuheben ist, dass in einer "Guten Ganztagsschule" keine Hausaufgaben im klassischen Sinne nötig sind. Die Gute Ganztagsschule organisiert dies in Übungs-, Lern- und Förderstunden im Rahmen ihrer Zeitstruktur. Kommen die Kinder und Jugendlichen aus der Schule, können sie ihre Freizeit genießen, sich engagieren sowie am öffentlichen und privaten Leben teilhaben.
Für eine Kind gerechte und erfolgreiche moderne Pädagogik müssen wir umdenken. Weg von der Frage: „Wie muss ein Kind sein, um der Schule gerecht zu werden?“ hin zu der Frage: „Wie muss die Schule sein, damit sie dem Kind gerecht wird?“ Um eine erfolgreiche, am Bildungserfolg messbare „Gute Ganztagsschule“ umzusetzen,  brauchen wir ein neues Selbstverständnis von Schule. Weg von der reinen Lehranstalt, hin zum Lern-, Lebens-, Erfahrungs- und Kulturort, an dem Werte erhalten und vermittelt werden, Integration und Inklusion gelebt werden und alle Beteiligten die Verantwortung für das Gelingen des Lern- und Entwicklungserfolges der Schülerinnen und Schüler tragen.
Die Folge zurückliegender Bildungsreformen ist ein kurzfristiges Lernen großer Mengen von Fakten bzw. Inhalten vor Klassenarbeiten, die nachweislich größtenteils wieder schnell vergessen werden. Eine moderne Schule muss sich dagegen für nachhaltiges anwendbares Lernen engagieren und sich auch um Kompetenzen und die Entwicklung des gesamten Menschen und dessen Bedürfnisse kümmern.
Unsere Kinder sollten das, was sie lernen, mit Neugier und Begeisterung aufnehmen, nicht aber aus Pflichterfüllung wiederholen. Dazu ist es unerlässlich, dass neue erprobte Lernmethoden aus den Erziehungswissenschaften übernommen werden und das dreigliedrige Schulsystem überwunden wird.

Auch unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Sie ist geprägt durch größere Mobilitätsanforderungen, starke Zuwanderungen von Menschen unterschiedlicher Kulturkreise, Instabilität vieler Arbeitsverhältnisse, Notwendigkeit von Integration und Inklusion (UN-Menschenrechtskonvention). Die Heterogenität nimmt zu, die Vorstellung von homogenen Klassen war nie richtig und ist nun erwiesenermaßen überholt. In Zukunft müssen die Lehrkräfte mehr moderieren als dozieren, um die Fähigkeiten jeder/s Einzelnen zu finden und zu fördern. Eine gut aufgebaute und funktionierende rhythmisierte Ganztagesschule ist eine Entlastung für alle Beteiligten. Notwendig dafür ist ein Ende des Denkens in Zuständigkeiten: Wie in den Kommunen,  Schulen und Jugendhilfe für eine gute ganztägige Bildung an einem Strang ziehen müssen, muss auf Landesebene Bildungs- und Sozialpolitik zusammengedacht werden.

Donnerstag, 25. September 2014

Und wenn sie nicht weiterfahren, dann stehen Sie morgen noch da im Stau auf der Tauernautobahn

Mein ganz persönlicher Stau auf der Tauernautobahn

Stau stört mich im Allgemeinen nicht so sehr. Schon gar nicht, wenn kein Termin im Nacken sitzt. Und - weil man den eben nie ausschließen kann, wenn man sich zur Hauptverkehrszeit von Bayern aus in Richtung Süden und wieder zurück bewegen will. Da gibt es den Verkehrsknotenpunkt in der Nähe von Udine, dann die Mautstationen und die Tauernautobahn. Ein Nadelöhr, durch das alle durch müssen, egal ob hin oder zurück. Deswegen bin ich für solche Eventualitäten auch gerüstet, mit Kaffee, mit Viktualien, sprich Lebensmitteln, mit gekühlten Getränken und sogar mit Kartenspielen. Same procedure as every year. Man kann Glück haben und durchrutschen, aber eben auch nicht.


Und wenn ein Unfall passiert und man grad ein paar Meter danach unterwegs ist, dann geht eben nix mehr. Da heißt es aussteigen und geduldig der Dinge harren, die da kommen. Irgendwann geht es bestimmt weiter. Normalerweise. Also die Landschaft genießen so gut wie möglich, hoffen dass jetzt grad keiner aufs Klo muss und den Kaffee, die Brötchen, das Buch und das Spiel auspacken. Und beobachten, wann sich die Schlange wieder in Gang setzt.

Und – das sollte man wissen – das Licht ausschalten und auch die Kühltruhe und das Navi. Sonst hat nämlich auch das geduldigste Auto irgendwann die Schnauze voll. Normalerweise macht das auch jeder. Ich mal wieder nicht. Weshalb nicht  - keine Ahnung. 

Jedenfalls – wir haben 90 Minuten die Landschaft genossen, den Wasserfall unter der Brücke als reizvoll befunden und die grasenden Ziegen beobachtet. Kaffee getrunken, Brötchen gegessen und ein wenig in einem Buch gelesen. Als sich plötzlich die Schlange wieder in Gang setzte.

Ein Zeichen auch für uns, langsam wieder die Seatbelts zu fasten und sich für die Weiterreise zu rüsten. Iss ja doch immer schön, wenn es wieder weiter geht. Aber die Rechnung haben wir ohne dem Auto gemacht. Der bockte nämlich. Was fällt uns auch ein, ihn da stehen zu lassen. Autos sind auch nur Sachen, die beachtet werden wollen. Jetzt ist die Batterie alle. Alle anderen fahren weiter, nur wir nicht. Mein Auto macht beim Anlassen nur ein müdes gar Nichts. Blöde Sache.

Also, das Warndreieck ausgepackt, die Warnweste angezogen und freundlich gewunken. Ich seh schon, wie wir von allen Vorbeifahrenden bedauert werden. Aber allein vom Mitleid der anderen setzt sich mein Auto nicht wieder in Gang. Früher hätten wohl noch ein paar Herren der Schöpfung hilfsbereit angehalten. Aber heute. Nun – die Zeichen der Zeit sind auch an mir nicht spurlos vorübergegangen. Ich hätte meine Tochter hilfesuchend an den Straßenrand stellen sollen. Da hätten wohl noch ein paar Herren angehalten. Aber was soll`s.

Und jetzt zeigt sich, dass ich ob meiner Dummheit wohl immer Glück im Unglück habe. Ganz weit hinten blinkt was Oranges. Sieht aus wie ein Fahrzeug vom ÖAMTC. Tatsächlich, so ist es auch. Auf unser Winken hält der auch gleich an. Meine Frage ob ihn schon jemand wegen mir gerufen habe amüsiert ihn. Nein, er ist ohnehin hier unterwegs. Und wir sind bereits der vierte Wagen, der auf der Strecke liegen geblieben ist. Und erfahrungsgemäß warten da auch noch mehr. Wenigstens,  ich bin nicht die einzige Doofe, die mehr Vertrauen in die Autobatterie gesetzt hat als die verdient.

Was er kriegt frage ich ihn und er lächelt nur bedauernd, ich werde doch jetzt nicht anfangen, die Daten aufzunehmen. Ich soll mich ins Auto setzten und sehen dass ich weiterfahre, sobald er mein Auto fremd gestartet hat. Es eilt. Schnell noch das Warndreieck einsammeln und Gas geben macht mir der freundliche Mann vom ÖAMTC deutlich. 

Und mir fällt nichts Dümmeres ein, als nur noch schnell die Beifahrerscheibe runter zu kurbeln und ihm einen typisch italienischen Kuchen in die Hand zu drücken. Er guckt erstaunt aber irgendwie doch erfreut und packt sein Starthilfegerät ein. Schon ist er von dannen. Ich seh zu, dass ich weiterfahre und beobachte tatsächlich noch mehrere Wagen, die am Straßenrand unfreiwillig parken. Erst ein paar Meter später fällt mir ein. Besser wäre es gewesen, dem freundlichen Wesen einen Zehner Trinkgeld in die Hand zu drücken anstatt eines blöden Gebäckteils.

Fazit. Ich freu mich, dass es noch so nette Menschen gibt und er denkt sich vermutlich, blöde Kuh. Das einzige was ich jetzt noch tun kann ist den ÖAMTC positiv zu erwähnen. Und beim nächsten Mal – was es hoffentlich nicht gibt - Kleingeld bereit zu halten und geistesgegenwärtig einen rettenden gelben Engel zu entlohnen, wie er es verdient  hat.

Mittwoch, 17. September 2014

Die Beziehung zwischen Bayern und Italien


Wie sagte schon Georg von Vollmar (1850-1922), erster Vorsitzender der bayerischen SPD: „Es kann doch nicht jeder Mensch ein Preuße sein“.

Ja, nee ist klar. Die Bayern sind gar keine Deutschen, sondern verhinderte Italiener und umgekehrt. Pasd scho. Je heißer die Sonne tagsüber auf den Denkapparat brennt umso drastischer werden die Aussetzer am Abend. Aber so abwegig ist der Gedanke gar nicht. Der Beziehung zwischen Bayern und Italien widmete sich 2010 sogar die Bayerische Landesausstellung. 

Was tat sich denn im Bayernland, als es noch gar keine Bayern gab. Nun 8000 vor Christus gab die Eiszeit das Gebiet für die umherziehenden Völker frei, 4000 Jahre später begann man mit der Besiedelung. Diese Ur-Bayern von Kelten schließlich bewiesen schon damals die typisch bayerische Fähigkeit, das was nicht zu ändern ist, geduldig über sich ergehen zu lassen. Und mit allem Neuem und Fremden fertig zu werden, auch wenn es ungefragt über sie hereinbricht.

Ausrotten lassen sich die Bayern ohnehin nicht und so vermischte man sich im Zuge der Romanisierung mit den um 15 v. Chr. einfallenden Römern. Fast ein halbes Jahrtausend hatten sie Zeit Einfluss und Charaktermerkmale anzunehmen. Um 900 reichte Bayern dann sogar bis an die Adria, wie ewig Gestrige gerne betonen. Und erst unter den Karolingern, Luitpoldingern, Sachsen und Welfen machte sich eine Tradition des vermeintlich rechten Glaubens einhergehend mit dem Misstrauen allem Neuen gegenüber breit.

Italienische Künstler sorgten dafür, dass sich die Italiener in Bayern und die Bayern in Norditalien fast wie zu Hause fühlen. Passau bezeichnet man als das Venedig des Nordens, München als die nördlichste Stadt Italiens. Der bayerische Löwe sieht dem venezianischen verblüffend ähnlich und um 1700 kreiste sogar die „Buccentauro“ auf dem Starnberger See, ein Schiff prächtiger als sein venezianisches Vorbild.  

Ist es da ein Wunder, wenn sich der Bayer nicht als Deutscher fühlt. Eben weil es uns auch an preußischen Obrigkeitshörigkeit fehlt. Zwar möchte man angesichts unserer Treue zur Regierung etwas anderes vermuten. Aber das ist eine ganz symptomatische Art von Bewunderung. Es handelt sich dabei vielmehr um das bekannte „Hund sans scho“. Eine Art Anerkennung für findiges Handeln, aber nicht etwa weil es dem Gesetz entspräche. Sondern ganz im Gegenteil. Eben gerade weil es geschickt bestehende Gesetze umgeht. Die Italiener stehen uns da in nichts nach.

Folgendes Beispiel zeigt deutlich die Abweichung in der Staatsauffassung zwischen München und Berlin. Das  bayerische Verhältnis zur Obrigkeit war immer schon ein freundschaftliches, weniger ein unterwürfiges. Während im November 1918 auf der Theresienwiese in München die Revolution ausbrach, spazierte der letzte bayerische König Ludwig III., liebevoll auch „Millibuberl“ genannt, nichtsahnend im Englischen Garten herum. Worauf ihm ein Untertan wohlwollend zurief: „Majestät, gengans hoam sonst passiert eana was“.

Die italienische „Freunderlwirtschaft“ hat ihr Synonym in der bayerischen „Spezlwirtschaft“ (abgeleitet aus dem lateinischen Wort species) und gipfelte 1993 im Bestechungsskandal um den bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl in der so genannten  Amigo-Affäre - abgeleitet aus dem italienischen Wort Amigo für Freund. Bayern ist das älteste Bundesland und darüber hinaus ein Freistaat. Und die Italiener – tja, die haben ja sowieso auch ihren Staat im Staat.

Einzig und allein die Hierarchie der katholischen Kirche besitzt eine unausgesprochene Allmacht. Römisches Christentum war von Anfang an Reichsreligion in Bayern, auch wenn es bis heute noch nicht ganz gelungen ist gegen den vorherrschenden heidnischen Aberglauben anzugehen. In Bayern hat jedes Dorf seine Kirche und sein Wirtshaus, in Italien ist das nicht anders.

Eine italienische Piazza oder der Odeonsplatz in München?

Wahrlich - der Genuss von Wein oder Bier unterscheidet uns. Wobei dazu zu sagen ist, dass die Bayern ursprünglich auch mehr dem Wein zugeneigt waren. Es handelt sich hier wiederum um eine aufgezwungene Maßnahme, die wir ein weiteres Mal geduldig über uns haben ergehen lassen. Schlecht ist das Bier ja auch nicht. So beschreibt Johannes Aventinus in seiner Bayerischen Chronik 1566 die Sitten der Bayern folgendermaßen: „er ist frei, dient seinem Herrn, der sonst keine Gewalt über ihn hat, tut was er will, trinkt Wein und läuft gerne wallfahren“.

In Italien fuchtelt man ständig mit den Händen. Und wenn man genau hinschaut machen wir Bayern das auch. Beim Reden, beim Schuhplatteln, beim Goaßlschnalzn und sogar beim Maßkrugstemmen. Hand aufs Herz – erkennen wir da nicht ganz eindeutig die Seelenverwandtschaft zwischen den Südländern und den Süddeutschen.

Wahre Freunde kann niemand trennen, nicht einmal die Alpen
Darüber hinaus bestehen seit über 2000 Jahren enge Verbindungen zwischen Bayern und Italien. Nicht nur durch die geografische Nähe, sondern auch durch den steten kulturellen Austausch untereinander. Norditalien liegt uns also nicht nur mental näher. Berlin ist uns ferner als Verona, Venedig oder auch der Gardasee. Wir Bayern sind die Maut gewohnt - jedesmal wenn wir gen Süden fahren. Da ist es doch auch kein Wunder, dass gerade ein Bayer auf die glorreiche Idee gekommen ist sie auch bei uns einzuführen.

Und außerdem – jedes Jahr – wenn die Preußen weg sind, dann fällt eine Art bayerische Invasion am Mittelmeer ein. Die Adriaküste wird von den Bayern annektiert. Was sich im Verlauf weniger Wochen während des Oktoberfestes umkehrt und gleichzeitig beweist, dass die Italiener nicht minder gerne Bier trinken wie die Bayern.

Und noch ein Merkmal haben wir gemeinsam. Es ist dieses was uns gerne den Ruf als träge einbringt, das va bene oder wird scho werdn. Dieser Hauch von Desorientiertheit und Ziellosigkeit. Die königlich bayerische Gemütlichkeit als Pendant zum italienischen Lifestyle des Genießens immer und überall.


Wer jetzt allerdings auf die Idee kommen mag, dieses Sammelsurium entstünde aus dem Wunsch der Gründung einer Alpenrepublik aus Altbayern, Österreich, Italien und der Schweiz hat weit gefehlt. Es ist vielmehr der verzweifelte Versuch einer Erklärung, weshalb der Bayer manchmal ganz was anderes meint als der werte Preuße versteht. Und die Frage nach der Identität mit der abschließenden Kernaussage: Mia san halt mia.