Dienstag, 29. Dezember 2015

Silvestermenü - Einkaufsliste



Ich hab noch schnell eine Einkaufsliste geschrieben für das Silvestermenü. Wer möchte. Müsste alles drauf sein J Die meisten Zutaten hat man ohnehin zu Hause. Wenn nicht, dann gibt es hier noch einmal die Übersicht für die benötigten Nahrungsmittel. Die Mengenangaben beziehen sich auf vier Personen. Je nach Gusto können natürlich die ein oder anderen Gewürze weggelassen  oder individuell noch hinzugefügt werden.


Frischetheke

1 Kalbstafelspitz, 4 Saiblingsfilets mit Haut ohne Gräten, 1 Suppenhuhn oder 1 kg Geflügelknochen, 200 g Geflügelfleisch, 80 g Geflügelleber

Obst, Gemüse

4 Äpfel,  2 Zitronen,  Zwiebeln, Stangensellerie, Karotten, Champignons, 2 Tomaten, 1 Knollensellerie, 1 Stange Lauch, Schalotten, 1 Spitzkrautkopf, 500 g Schwarzwurzeln

Gewürze

Pfefferkörner,  Salz, Pfeffer, Lorbeerblätter, Korianderkörner, Kümmel, Muskatnuss, Senfkörner

Kräuter frisch

2 Rosmarin, Thymian, Schnittlauch, Maggikraut, 2 Petersilie, Estragon, Minze jeweils ein Sträußchen


Sonstige Zutaten

20 Löffelbisquits, Zucker, Zitronensaft,  Apfelsaft, Gelatine, Eier, Puderzucker, Kakaopulver, 500 ml Kalbs- oder Geflügelfond braun, Tomatenmark, Öl, 200 ml Fischfond, Weißweinessig, Einmalhandschuhe, Mehl

Milchprodukte

250 g Mascarpone,  450 g Sahne, Butter


Bier zum Kochen

Dunkles Doppelbockbier oder dunkler Weißbierdoppelbock,  Märzenbier, helles Weißbier, Doppelbockbier

Welches Bier zu welchem Dessert passt findet Ihr hier:

http://texterl.blogspot.de/2015/12/kulinarische-genusse-mit-bier.html

Zum Trinken falls gewünscht, ansonsten gelten die üblichen Regeln, Weißwein zum Fisch, Rotwein zu Fleisch und ein süßer Wein für die Nachspeise, auch ein fruchtiger Likör eignet sich hervorragend.

Bayerischer Brauerbund

Silvestermenü - Kochen mit Bier - Dessert - Biertiramisu mit Apfelragout

Hoffentlich ist nach dem Menü noch genügend Platz übrig für das Dessert. Wahrlich ein Highlight, süß,  aber auch nach den vielen Gängen erfrischend fruchtig und obwohl ziemlich gehaltvoll auch extrem leicht und erfrischend.

Biertiramisu mit Apfelragout


Dieses Rezept ist bereits 15 Jahre alt und stammt aus den Anfangszeiten der kreativen Küche von Werner König , Chef des Bayerischen Brauernbundes, Harald von Harald`s Kochschule und Werner Licht zum Thema Kochen mit Bier. Wer mag kann das empfohlene Dessert-Bier dazu genießen, erlaubt sind natürlich auch Espresso, Capucchino oder was auch immer. Ganz nach Belieben. Nur eins ist sicher, entgehen lassen sollte man sich diese Köstlichkeit auf gar keinen Fall.


20 Löffelbisquits
1 Sträußchen Minze

4 Äpfel
100 g Zucker
Etwas Wasser
Zitronensaft

100 ml Apfelsaft
100 ml dunkles Doppelbockbier
Oder dunkler Weißbierdoppelbock



Äfpel  schälen und in kleine Würfel schneiden. Den Zucker mit etwas Wasser in einem Topf zum Kochen bringen und zu einem hellen Karamell einkochen. Mit dem Apfelsaft und etwas Bier ablöschen und die Äpfel darin weich dünsten. Zur Seite stellen und auskühlen lassen. Das Apfelragout mit Zitronensaft und Bier abschmecken.



Löffelbiskuittränkflüssigkeit


100 g Zucker
6 EL Wasser
200 ml Apfelsaft
300 ml Doppelbockbier
Zitronensaft

Für die Tränkflüssigkeit den Zucker mit dem Wasser aufkochen, mit Apfelsaft, Bier und Zitronensaft verrühren.

Creme


3 Blatt Gelatine
3 Eigelbe
80 g Puderzucker
250 g Mascarpone
4 EL Doppelbock Bier
1 Zitrone
150 g Sahne
1 EL Bier
3 Eiweiß
80 g Zucker
Kakaopulver

Gelatine in kaltem Wasser einweichen.




Für die Creme Eigelbe und Puderzucker mit einem Handrührgerät schaumig schlagen. Mascarpone, Bier und Zitronensaft unterrühren. Sahne steif schlagen.

Gelatine ausdrücken und mit etwas Bier schmelzen und zu der Mascarponemasse geben.

Eiweiß mit dem Zucker zu steifem Schnee schlagen, mit der Sahne vermischen und unter die Mascarponemasse heben.

Werner Licht (l.) und Werner König in ihrem Element
In einer Form die Löffelbisquits auslegen und mit der Flüssigkeit betränken. Das Apfelragout darüber verteilen. Dann mit der Mascarpoemasse bedecken und im Kühlschrank fest werden lassen. Vor dem Anrichten mit Kakaopulver bestreuen.

Es besteht auch die Möglichkeit, das Tiramisu schichtweise in Gläster abzufüllen.


Bayerischer Brauerbund












Silvestermenü - Kochen mit Bier - Hauptgang - Kalbstafelspitz mit Märzenbier und Schwarzwurzeln


Kalbstafelspitz geschmort mit Märzenbier und Schwarzwurzeln 

Kalbstafelspitz


Weiter geht es, bevor wir zum traumhaften Dessert des Menüs kommen, mit dem Hauptgang. Entwickelt wurde dieses Rezept wie alle Gänge unseres Menüs in Harald`s Kochschule in München von Harald, Werner Licht und Werner König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes.



 1 Kalbstafelspitz
2 Zwiebeln
1 Stück Stangensellerie
1 Karotte
5 Champignons
2 Tomaten
1 Zweig Rosmarin
10 Pfefferkörner
500 ml brauner Kalbsfond oder Geflügelfond
2 Esslöffel Tomatenmark
Salz, Pfeffer
100 g Butter
Märzenbier


Die Zwiebeln, Sellerie, Karotten und Champignons putzen, schälen und klein schneiden.



Den Kalbstafelspitz eventuell etwas parieren, mit Salz und Pfeffer würzen. In einer Kasserolle Öl erhitzen und darin den Kalbstafelspitz bei guter Hitze von allen Seiten braun anbraten. Auf ein Gitter legen.

Nun das Gemüse in die Kasserolle zugeben und anbräunen. Das Tomatenmark zugeben und anbräunen, Pfefferkörner, klein geschnittene Tomaten und Rosmarin zugeben und den Tafelspitz auf das Gemüse setzen und mit etwas braunem Kalbsfonds angießen. Zugedeckt ca. 45 Minuten dünsten.

Fleisch herausnehmen und mit Alufolie bedecken. Sauce durch ein feines Sieb passieren, aufkochen, mit der kalten Butter binden und mit Märzenbier abschmecken. Mit einem Mixstab kurz mixen.

Schwarzwurzeln


Einmalhandschuhe
500 g Schwarzwurzeln
Mehl, Wasser, Zitrone
2 Schalotten
1 Karotte
1 Sträußchen Petersilie
Etwas Butter
Salz, Pfeffer und Muskatnuss



Aus Mehl, Wasser und Zitronensaft eine Mischung herstellen.

Zum Schälen der Schwarzwurzeln die Einmalhandschuhe anziehen.

Schwarzwurzeln gut abbürsten und waschen. Mit dem Sparschäler die Wurzeln schälen, diese dann in das Mehlwassergemisch legen, damit die Wurzeln nicht braun werden.

Schalotten schälen und in feine Würfeln schneiden.
Karotte schälen, in feine Scheiben schneiden.
Schwarzwurzeln in feine Scheiben schneiden.

In einem Topf etwas Butter zergehen lassen, darin die Schalotten andünsten. Die Schwarzwurzeln und Karotten dazu geben und mit andünsten. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss würzen und etwas Wasser zufügen und bei kleiner Hitze das Gemüse dünsten.

Petersilie zupfen, trockenschleudern, fein hacken und unter das Schwarzwurzelgemüse mischen.




Und auch hier wieder Gutes Gelingen, das Menü endet mit einem wahren High-Light, dem Apfeltiramisu. Das Rezept hierfür folgt rechtzeitig vor dem Einkauf für das Silvestermenü :-) 


Bayerischer Brauerbund




Montag, 28. Dezember 2015

Kochen mit Bier - Silvestermenü Zweiter Gang - Saiblingsfilet mit Senfkörnerbiersauce und Spitzkraut

Saiblingsfilet mariniert in Bier mit Senfkörnerbiersauce und Spitzkraut

  
Gang zwei unseres Silvestermenüs ist ein Fischgang. Entworfen wurde dieses Rezept wie alle Gänge unseres Menüs in Harald`s Kochschule in München von Harald und Werner Licht, beides hochdotierte Spitzenköche. Zusammen mit Werner König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes e.V. Das Trio ist seit 15 Jahren gemeinsam aktiv in Sachen kochen mit Bier. Von ihnen stammen die kreativen Ideen sowie die Auswahl des passenden Biers in und zum Menü. Das Spitzkraut zum Saiblingsfilet lässt sich ebenfalls gut vorbereiten, damit man bei der Zubereitung nicht zu sehr in Stress gerät. Und an dieser Stelle noch ein allgemeiner Tipp vom Chefkoch. Generell gilt, in kohlensäurehaltige Getränke eingelegtes Fleisch oder Fisch wird grundsätzlich locker und fluffig. Das gilt auch für eine Marinade aus alkoholfreiem Mineralwasser. 



Saiblingsfilet mariniert in Bier mit Senfkörnerbiersauce und Spitzkraut


4 Saiblingsfilets, mit Haut, ohne Gräten
1 Sträußchen Rosmarin
1 Sträußchen Thymian
3 EL Öl
3 EL helles Weißbier
Salz, Pfeffer

Saiblingsfilets quer halbieren, mit Rosmarin, Thymian, Öl und Bier einige Zeit marinieren.

Senfkörnerbiersauce


4 El Senfkörner
5 Schalotten
200 ml Fischfond
100 g Butter
150 ml Sahne
1 Sträußchen Estragon
Etwas Weißweinessig
Helles Weißbier

Senfkörner waschen und wenn möglich mit viel Wasser in einem Druckkochtopf in ca. 10 Minuten weich kochen. Ansonsten werden die Senfkörner in einem Topf mit Wasser gekocht bis diese weich sind, das kann bis zu 30 Minuten dauern. Die Senfkörner über einem Sieb abschütten.

Schalotten schälen, in feine Würfel schneiden und in einem Topf mit Butter andünsten. Mit dem Fischfond auffüllen und einkochen lassen. Mit der Sahne auffüllen und aufkochen, restliche Butter unterrühren und die Sauce durch ein Sieb passieren, die Flüssigkeit mixen, Schalotten mit den Senfkörnern wieder in die Sauce geben.

Estragon waschen, zupfen und klein hacken.

Die Sauce mit Bier, Essig, Salz und Pfeffer abschmecken, Estragon einrühren.

Spitzkraut


1 kleiner Spitzkrautkopf
1 Zwiebel
1 EL Kümmel
Butter
Salz, Muskatnuss

Spitzkraut vierteln, den Strunk entfernen und das Kraut in dünne Scheiben schneiden. Die Krautstreifen in kochendem Salzwasser mit Kümmel blanchieren und auf einem Sieb abtropfen lassen und kalt abspülen.

Zwiebel schälen, in feine Würfel schneiden und in etwas Butter in einem Topf andünsten. Das Kraut zufügen und weich dünsten. Mit Salz und Muskatnuss abschmecken.

Die Fischfilets aus der Marinade nehmen, abtupfen und mit Salz und Pfeffer würzen. In einer Pfanne in Öl auf der Hautseite anbraten. Zum Fertig braten kurz umdrehen.

Kraut auf Teller verteilen, Fisch darauf anrichten und mit der Sauce umgießen.

Auch hier wieder gutes Gelingen, der Hauptgang, ein Fleischgang natürlich,  ist ein Kalbstafelspitz geschmort mit Märzenbier und Schwarzwurzeln. Und – wie gehabt. Das Rezept hierfür folgt.


Bayerischer Brauerbund












Sonntag, 27. Dezember 2015

Kochen mit Bier - Silvestermenü Vorspeise - Bouillon aus Geflügel



Bouillon mit zweierlei Geflügelnocken


Wer dieses Jahr das perfekte und innovative Silvestermenü auf den Tisch zaubern möchte kann sich der Rezepte "Kochen mit Bier" bedienen. Als Vorspeise gibt es eine typisch bayerische Suppe, welche in Bayern traditionell auch als Hochzeitssuppe serviert wird: Bouillon mit zweierlei Geflügelnocken.




Die Suppe bildet den leichten Einstieg, hier ist das Bier im Gegensatz zu den restlichen Gängen lediglich als Speisebegleitung gedacht. Man serviert hierzu am besten Bayerisches Pale Ale. Seine fruchtig, stark hopfenbetonte Note dient als Appetitanreger und harmoniert gut mit der würzigen Suppe.  Entworfen wurde dieses Rezept wie alle Gänge unseres Menüs in Harald`s Kochschule in München von Harald und Werner Licht, beides hochdotierte Spitzenköche. Zusammen mit Werner König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes e.V. Das Trio ist seit 15 Jahren gemeinsam aktiv in Sachen kochen mit Bier. Von ihnen stammen die kreativen Ideen sowie die Auswahl des passenden Bieres in und zum Menü.

Bouillon


1 Suppenhuhn oder 1 kg Geflügelknochen
1,5 l Wasser
2 Zwiebeln mit Schale
2 Lorbeerblätter
einige Pfefferkörner
einige Korianderkörner
2 Karotten
1 kleiner Knollensellerie
1 Stange Lauch
1 Sträußchen Schnittlauch
1 Sträußchen Maggikraut

Suppenhuhn waschen, trocken tupfen und zerteilen.

Zwiebel halbieren und auf der Schnittfläche in einer Pfanne bräunen.

Karotte, Lauch, Sellerie waschen, schälen und in Stücke schneiden.

Suppenhuhn in einen entsprechend großen Topf geben, mit Wasser auffüllen und zum Kochen bringen. Den Schaum abnehmen und mit etwas kaltem Wasser abkühlen, so dass die Brühe nicht mehr so stark weiterkocht, die Hitze etwas reduzieren. Das geschnittene Gemüse sowie die Gewürze zugeben und langsam bei geringer Hitze in ca. 1,5 Stunden köcheln lassen. Dabei zeitweise den Schaum und das Fett abnehmen.

Den Brühentopf von der Kochstelle nehmen und etwas abkühlen lassen. Dann die Brühe durch ein feines Sieb oder ein sauberes Tuch passieren.

Die Suppe lässt sich auch gut vorbereiten, so dass auch ausreichend Zeit bleibt, die Geflügelnocken zuzubereiten.

Geflügelnocken

 
200 g Geflügelfleisch
80 g Geflügelleber
1 Ei
150 g Sahne
Salz, Pfeffer
1 Sträußchen Petersilie





Für die Farce das Geflügelfleisch in kleine Würfel schneiden, mit etwas Salz und Pfeffer würzen und zum richtigen Herunter kühlen in den Gefrierschrank stellen. Dann in einer Moulinette zerkleinern. Das Ei zugeben und wieder zerkleinern. Nun nach und nach die Sahne zufügen und immer wieder kurz mit der Maschine vermischen. Das Brät in eine Metallschüssel geben und möglichst auf Eiswürfeln kalt rühren und die restliche Sahne darunter rühren. Die Masse auf zwei Portionen aufteilen.

Die Geflügelleber putzen, in der Moulinette zerkleinern und unter eine Portion der Masse geben.

Petersilie waschen, zupfen und trockentupfen, fein hacken und unter die andere Portion rühren.

Beide Massen mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.



In zwei Töpfen Wasser zum Kochen bringen, salzen und mit zwei kleinen Löffeln von den Massen jeweils getrennt Nocken formen und in dem Wasser siedend garen.

Die Bouillon erwärmen, mit Salz würzen und das gewaschene Maggikraut zum Parfümieren einlegen.



Schnittlauch fein schneiden. Die Nocken in Suppentellern verteilen, die Bouillon dazu geben und mit dem Schnittlauch bestreuen.

Gutes Gelingen bei der Vorspeise. Beim zweiten Gang geht es richtig zur Sache. Es gibt nicht nur Bier zu trinken dazu, auch beim Kochen selbst spielt das Bier eine wichtige Rolle. Natürlich kommt es auch auf das richtige Bier an. Der zweite Gang wird ein Fischgang – Saiblingsfilet mariniert in Bier mit Senfkörner-Biersauce und Spitzkraut. Das Rezept hierfür folgt.




Bayerischer Brauerbund






Mittwoch, 23. Dezember 2015

Kulinarische Genüsse mit Bier

Back to the roots – 


kulinarische Genüsse der regionalen, bodenständigen Küche mit Bier lautete das Motto des diesjährigen Kochworkshops des Bayerischen Brauerbundes. Den besonderen Grund dafür erklärte Werner König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes e.V. , im Vorfeld. Seit 15 Jahren beschäftigt er sich gemeinsam mit Werner Licht und Harald in Haralds Kochschule damit, wie man Speisen  mit Bier verfeinern kann. In dieser Vorreiterrolle haben sie immer wieder Neues ausprobiert, Bewährtes verfeinert und das Ergebnis alljährlich zum Ende des Jahres im Rahmen eines exklusiven Kochworkshops als Menü präsentiert.

Immer aufgeschlossen Neuem gegenüber und immer auf der Suche nach dem speziellen Kick unter Berücksichtigung der  Harmonie zwischen Bier und Gericht. Da ist es nur Recht, sich anlässlich des 15jährigen Jubiläums den ursprünglichen Wurzeln zuzuwenden. Weswegen dieses Mal typisch bayerische Speisen auf dem Plan standen, ergänzt und verfeinert mit traditionellen bayerischen Bieren.

Vorab gab es natürlich noch ein paar Informationen zu den verwendeten Bieren. Für Craft-Bier, erklärt König, gibt es im Bayerischen eigentlich keine direkte Übersetzung. Man könnte sie aber als Kreativ-Biere bezeichnen. Die besondere Herausforderung in Bayern ist hierbei, sie nach dem bayerischen Reinheitsgebot herzustellen. Von den 5 Millionen Hektolitern in Bayern gebrauten Bieres gehen 20 Prozent in den Export. Darunter auch  Craft-Biere, hergestellt nach dem Bayerischen Reinheitsgebot.  Insgesamt stabilisiert sich der Export bayerischer Biere in den letzten Jahren wieder. 1901 wurden 1,25 Millionen Biere aus Bayern exportiert. Diese Zahl konnte nach dem Knick der Weltkriege nun im Jahr 2000 wieder erreicht werden.

In Bayern kommt derzeit täglich ein neues Bier auf den Markt. Noch ziemlich am Anfang ihrer Entwicklung stehen Sauerbiere nach Art des Belgischen. Sie sind der Berliner Weiße sehr ähnlich und bieten sich gut als Aperitif an, da sie den Appetit anregen. Gerade hier bedarf es einer hohen Braukunst, diese Biere nach dem Bayerischen Reinheitsgebot zu adaptieren.

Die ältesten Biere in Bayern sind die dunklen Biere, wobei ein klassisches bayerisches Dunkelbier  leicht zu trinken sein sollte, nicht zu süß mit einer leichten Röstnote. Traditionelles bayerisches Dunkelbier ist nicht schwarz, sondern nur etwas dunkler. Es passt zu Gerichten mit Röstaromen vom Anschmoren oder Anbraten. Für leichte Gerichte wie Fisch oder Käse wäre es zu kräftig und würde den Geschmack des Essens überlagern.

Zur bayerischen Hochzeitssuppe aus dem schwäbischen wird beim Kochworkshop Pale Ale serviert. Seine fruchtig, stark hopfenbetonte Note dient als Appetitanreger und harmoniert gut mit der würzigen Suppe.

Während zum Fisch als Getränk sowie auch in der Speise Weißbier mit einem würzigen Charakter kredenzt wird. Und vom Profikoch gibt es einen Tipp in Sachen Fisch einlegen. Eine Marinade mit Bier macht Fleisch und Fisch sehr zart. Überhaupt empfehlen sich kohlensäurehaltige Getränke sehr gut als Marinade.


Ein kräftiges Märzen gibt es dann zum zarten Kalb. Ein Bier, welches überwiegend an Weihnachten erhältlich ist. Es wurde früher sehr stark eingebraut, damit es vom Herbst den Sommer über auch ohne Kühlschrank haltbar war.

Den krönenden Abschluss bildete das Apfel-Tiramisu. Hier wurden verschiedene Weizenböcke verwendet. In der unteren Schicht ein dunkler, oben ein heller. Mit dem Rezept für das Apfel-Tiramisu werden wir uns noch explizit befassen. Es müsste eigentlich in das Kochbuch der einhundert feinsten Speisen der ganzen Welt.

Wer sich näher mit dem Thema befassen möchte, kann auf der Seite des Bayerischen Brauerbundes weitere Informationen und Rezepte herunterladen. Darüber hinaus feiert Bayern 2016 das Jubiläum 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot mit vielen groß angelegten Veranstaltungen. Vom 22.-24 Juli im Rahmen des Bierfestivals in München mit 130 teilnehmenden bayerischem Brauereien oder  in Ingolstadt am 23. April. Nähere Informationen über die am 11. Februar 2016 beginnende große Ausstellung zum Thema „Bier in Bayern“  in Aldersbach gibt es hier Landesausstellung 500 Jahre bayerisches Reinheitsgebot



Bayerischer Brauerbund



Mittwoch, 11. November 2015

Gnocchi zubereiten nach Art des italienischen Meisterkochs

Gnocchi auf italienisch


"Ich weiß nicht, ob Sie`s wußten?" Mag sein, dass die ein oder anderen Tipps und Tricks der italienischen Küchenchefs schon längst am heimischen Herd Einzug gehalten haben. Wenn nicht, dann stellt sich vielleicht - so wie bei mir - während eines Kochkurses mit einem italienischen Koch im Castello Di Spessa oder auch anderswo das so genannte Aha-Erlebnis ein. Learning by doing. Dem Maestro in die Pfanne geguckt und schon erschließen sich einem ein paar Kniffe, auf die man hätte selbst kommen können. Das Zuschauen und Mitmachen jedenfalls kann man nicht ersetzen durch das bloße "Bearbeiten" eines Kochrezeptes.




Nun zu den beliebten Gnocchi mit Basilikum und Tomaten. Welche mit einfachen Zutaten, die allerdings unbedingt frisch sein müssen, gut nachzuarbeiten sind. 


Gnocchi mit Basilikum und Tomaten


Benötigt werden für die Sauce:
1/2 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
4 Stängel Basilikum
4 frische Tomaten
Salz und Pfeffer
Olivenöl

Für die Gnocchi:
500 g rohe Kartoffeln
125 g Mehl
1 Ei
1 Eigelb
Salz und Pfeffer
Muskatnuss frisch gerieben


Der Chef de Cuisine (normalerweise vermutlich die Küchenhilfe) hat die Zutaten bereits gründlich gewaschen und geschnitten. Allerdings nicht den Basilikum. Den zerrupft er mit den Händen vor unseren Augen. Beim Schneiden würden die Bitterstoffe herausgequetscht. Aha. Die Stücke die da in die Pfanne wandern sind relativ groß - macht aber nichts, sie verkochen sich im Laufe der Zeit ohnehin. Und die Knoblauchzehe, die wird auch nicht geschnitten. Beißt aber trotzdem keiner drauf. Die Auflösung dazu folgt später.

Butter in die Pfanne und Zwiebel rein. Muss gar nicht sein, dass das Fett da bereits astronomisch hohe Temperaturen erreicht hat. Langsam anbräunen lassen. Das ist die Kunst. Der Zwiebel bleibt wirklich glasig.


Die ganze Knoblauchzehe wandert komplett in die Pfanne. Verweilt aber dort nur kurze Zeit und wird wieder rausgenommen. So nimmt das Gericht den Geschmack der Gewürzpflanze an, wird aber nicht zu intensiv und dominierend. Aha. Etwas Zucker. Den nimmt man allerdings nur für Tomaten und Karotten als Geschmacksträger, verrät er uns. Während diese Soße nun langsam vor sich hinköchelt, kann man seine Aufmerksamkeit voll und ganz den Gnocchi widmen.

Das sollte man auf jeden Fall. Damit der Teig nicht austrocknet muss schnell gehandelt werden. Zum Verkneten und Zubereiten verwendet er ein Holzbrett, weil die Rohware am Plastik ständig kleben bleibt. Aha. Mr. Chefkoch hat die Kartoffel bereits in viele kleine Teilchen geschnibbelt, nun kommen noch die Eier drauf, ein wenig frisch geriebener Muskat dazwischen, das Mehl drüber und jetzt wird alles zügig verknetet.


Anschließend wird alles in mehrere gleich große Stücke geschnitten und diese dann zu Rollen mit ca. 1 Zentimeter Durchmesser geformt - fingerdick wie man so schön sagt - und in viele kleine Teilchen mit ca. 1 1/2 bis 2 Zentimeter zerteilt. Perfektionismus und Millimetermaßarbeit sind hier nicht angesagt, wie bereits erwähnt, der Teig trocknet sehr schnell. 

Da muss das zackig vonstatten gehen. Auch wenn man den übrigen Teig in der Zwischenzeit im Kühlschrank aufbewahren kann. Die schönen Formen, welche sich später auf dem Teller so schmackhaft präsentieren, bekommen die Gnocchi entweder in dem man sie mit der Gabel (breite Seite nicht Spitze) ein wenig andrückt oder kurz! mit einer Muskatreibe presst. Und dann flott ab in etwas Mehl. Dort kurz gewendet und hinein ins heiße Wasser.

Forchette heißt auf italienisch Gabel. Deshalb gnocchi forchetta. Das bedarf zugegeben ein wenig der Übung. Daran dürfte es aber im Lauf der Zeit nicht mangeln. Wer diese Gnocci einmal gegessen hat, wird sie ohnehin immer servieren wollen oder müssen. Noch einen Tipp verrät der Chefkoch. Man kann die Nudeln für den nächsten Tag aufheben. Dazu werden sie kurz in kaltes mit Eiswürfeln bestücktes Wasser getaucht, dann herausgenommen, mit Öl eingerieben und in Plastikfolie verpackt. Nicht einzeln - in der Schüssel. Dort halten sie sogar bis zu drei Tage frisch. Die zum Verzehr bestimmten "Nocken" wie wir sie in Deutschland bezeichnen nach dem Kochen abtropfen lassen.


Jetzt wird die Sauce End bearbeitet, also kräftig gesalzen, abgeschmeckt, mit dem Pürierstab gemischt und durch ein Sieb passiert sowie nochmals mit Basilikum bestückt. Zuletzt werden die Nudeln der Soße beigemengt. Mit Parmesan angerichtet sind die Gnocchi ein Gedicht. Guten Appetit







Pali-Weine aus dem Friaul

Pali-Weine aus dem Friaul


Pali Weine sind Erzeugnisse aus den Weinreben im Collio, einem Hügelland der nordost-italienischen Region Friaul-Julisch Venetien. Aber nicht nur wegen seiner landschaftlichen Schönheit und der feinen Küche wird die Gegend geschätzt. Sie ist auch wegen der hervorragenden Weine bekannt.




Der Collio (DOC) zählt zu den bedeutendsten Weinanbaugebieten Italiens. Die Nähe zur Adria bedingt das milde, gemäßigte Klima, die Julischen Voralpen bilden zudem einen natürlichen Schutz vor kalten Winden. In Kombination mit der kalkhaltigen Beschaffenheit des Sandstein-Bodens bestehen hier ideale Voraussetzungen für den Anbau charakteristischer Spitzenweine.

Unter den Weinen der Region zeichnen sich besonders die aromatischen Weißweine wie der Tocai Friulano, der Pinot Grigio, der Sauvignon Blanc und der Chardonnay aus. Zu den Pali Weinen zählen die drei große Etiketten Castello di Spessa, La Boatina und die Edelbrände der Destillerie "De Mezzo".

Vermutlich schon während der Römerzeit, nachweislich aber spätestens seit dem 14. Jahrhundert verwendet man die Trauben aus den rund um das Schloss gelegenen Weintrauben zur Herstellung von Wein. So bildete sich bereits der große Weltenbummler Giacomo Casanova, der sich 1773 einige Wochen im Castello di Spessa aufhielt, ein Urteil über das Getränk aus dem Friaul. Er erwähnt die Weine der Region als von „herausragender Qualität“.

Die mittelalterlichen Kellereien im Schloss, in denen die Weine des Castello di Spessa gelagert werden, können besichtigt werden. Geführte Rundgänge leiten die Gäste durch einen unterirdischen Gang hinaus in den Schlosspark. Die Räume der Kellerei werden für Veranstaltungen sowie für Verkostungen genutzt. Die Keller befinden sich auf zwei Ebenen unter dem Schloss. In einer unterirdischen Höhe von 15 Metern wurde ein alter Militärbunker aus dem Jahr 1939 ausgebaut. Hier kann eine konstante Temperatur von 14 Grad gehalten werden, welche ideal den Reifeprozess der Weine unterstützt. Bevorzugte Weine aus dem Sortiment Castello di Spessa sind unter den Weißweinen der Friulano, Ribolla Gialla, Pinot Bianco, Pinot Grigio, Sauvignon, Santarosa-Pinot, Bianco im Barique sowie der Segrè-Sauvignon. Unter den Rotweinen der Merlot-Torriani, Rassauer-Cabernet Sauvignon, Pinot Nero-Casanova und der Conte di Spessa Collio Rosso.

Das Schloss mit seinen umliegenden Weinbergen wurde 1987 von Loretto Pali erworben. Das Weingut La Boatina Cormons, ebenfalls ein Teil der Gruppe der „Pali Wines“ befand sich damals bereits seit einigen Jahren in seinem Besitz und liegt nur wenige Kilometer vom Schloss entfernt. Zum Weingut La Boatina Cormons zählen mit denen des Schlosses 80 Hektar Fläche.

Aus der Restaurierung eines Landhauses aus dem 18. Jahrhundert entstanden "La Boatina", ein Weinkeller zur Weinverarbeitung, eine Unterkunft und ein kleines Restaurant. 5 Doppelzimmer bieten Übernachtungsmöglichkeiten, eingerichtet im traditionellen rustikalen Stil der Friulanischen Bauernhäuser. Zum Frühstück gibt es ein Buffet mit Wurst und Käse aus der Umgebung. Kuchen, Kekse und Desserts sind stets hausgemacht.

Im Erdgeschoss des Landhauses befindet sich das Restaurant "La Saletta del Gusto" mit einer reichhaltigen Auswahl an Käsesorten und anderen friaulischen Spezialitäten wie den San Daniele Schinken, Schinken gebacken in Brot, friaulischen Speck aus dem Ofen oder in Salz eingelegtes. Schokoladen zählen ebenso zum Sortiment. Im Angebot selbstverständlich auch der Pali Wein. In der La Boatina sind ebenfalls Verköstigungen nach Absprache möglich.


70 Prozent der im Friaul hergestellten Weine sind Weißweine
Zu den Weißwein-Sorten des Weingutes La Boatina zählen der Friulano, der Ribolla Gialla, der Pinot Bianco, der Pinot Grigio sowie der Sauvignon oder auch der Chardonnay. Unter den Rotweinen findet man den Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und den Merlot. Als Dessertwein wird ein spezieller Wein gereicht, der Pérle-Verduzzo. Als Sekt der Perté-Ribolla Gialla.




Auch die Destillerie de Mezzo kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits 1896 wurden Trauben aus der Region in hochprozentigen Alkohol verwandelt. Zu den Produkten zählen diverse Grappe, Liköre und andere Spirituosen.

Insgesamt dominiert in der Region jedoch der Weißwein, da der lehmhaltige Boden besonders dafür geeignet ist. So beläuft sich die Herstellung von Weißwein auf 70 Prozent. Der Reifeprozess erfolgt traditionell in Eichenfässern.

Außergewöhnlich für diese Region ist der eigentlich meist in Frankreich und Südtirol angebaute Pinot Noir. Loretto brachte ihn hierher, obwohl ihm vielfach davon abgeraten wurde. Er wagte den Versuch und nach anfänglichen Problemen gab ihm der Erfolg recht. Die Weinreben, so Loretto,  werden außerdem noch mit der Hand gepflückt. Weil Maschinen keine Augen haben und somit nicht sehen, was sie alles einsammeln. Auch durch die Tatsache, dass die Reben nur zweistöckig gezogen werden entsteht ein besonders hochwertiger Qualitätswein.



Kontakt

Paliwines
Via Corona 62-34071
I-Cormòns


Dienstag, 10. November 2015

Casanova und Sgualda im Castello di Spessa

Casanova und Sgualda im Castello di Spessa

Casanova wohin das Auge blickt. Dieser Casanova, so scheint es, war nicht nur ein Allrounder, sondern auch beinah all around the world zu Hause. Sogar im Friaul, auf einem märchenhaften Schloss inmitten der Weinberge der Colli Orientali, hat er seine Fußabdrücke hinterlassen. Das Schloss Castello die Spessa ist heute noch mit dem Namen Casanova verbunden. Es gibt dort einen Casanova-Rundgang im romantischen Schlosspark, beschildert mit seinen Lebensweisheiten und natürlich auch einen nach ihm benannten Wein. Beim Rundgang durch die Weinberge vermeint man seine Anwesenheit zu spüren, seinem Charme zu verfallen. Dabei ist es wohl letztlich auch  das unvergleichliche Flair des Schlosses.



Giacomo Casanova, allgemein als Verführer bekannt, muss ein sehr vielseitiger und vor allem gebildeter Mensch gewesen sein. Ein Intellektueller mit Hang zum Schreiben, Philosophieren und ausgezeichnetem Allgemeinwissen. So kam es wohl, dass der damalige Besitzer des Schlosses, Graf Luigi Torriano ihn auf sein Schloss einlud. Die beiden hatten sich anlässlich einer Vorführung einer französischen Komödie im Hause des Freiherrn von Königsbrunn in Triest kennen gelernt. Casanova scheint der Einladung Folge geleistet zu haben. Jedenfalls hielt er sich 1773 zwei Monate lang auf dem Landhaus des Grafen in Spessa auf.

Die Anwesenheit Casanovas prägt auch heute noch das Ambiente
Aufzeichnungen in diversen Schriften wie der Storia della mia vita (Geschichte meines Lebens) erinnern an seine Zeit auf dem zauberhaften Anwesen. Unter anderem lobte er die Weinberge und den darauf hergestellten Wein als "außerordentlich". Während des ruhigen Landlebens hatte er Zeit und Muse die Geschichte der Unruhen in Polen zu beenden. Ein Jahr später wurde das Werk in der nahe gelegenen Stadt Görz veröffentlicht.

Aber - wie eine Katze das Jagen nicht lässt - so war auch Casanova hier wieder in seinem Element. Eine junge Witwe im Dienste des Grafen, Sgualda, gewann die Gunst des Verführers. Und er ganz offensichtlich die ihre. Er beschreibt sie später als "verliebt und zahm wie ein Lamm". Und so sehr der Liaison wohl durch die diversen unterirdischen Gänge und die Weite der Anlage eine Weile Schutz geboten wurde, ließ es sich nicht vermeiden, dass der Graf von der Sache Wind bekam war. Den Geschichten zufolge soll er die beiden aufgelauert und die unzüchtige Sgualda mit einer Tracht Prügel empfangen haben. Was wäre das für ein Casanova, wenn er an dieser Stelle der Frau nicht zu Hilfe geeilt wäre! So soll Giacomo den wütenden Grafen an der Gurgel gepackt und in die Flucht geschlagen haben.

Ein Ereignis, das nicht ohne Folgen bleiben konnte. Casanova sah sich veranlasst, den Ort des Geschehens zu verlassen und lebte die restliche Zeit bis zu seinem Sündenerlass in der Nähe von Görz und Triest. Erst 1774 konnte er wieder nach Venedig, wo gegen ihn seitens der Inquisition ermittelt wurde, zurückkehren.

Kontakt

Castello di Spessa
Via Spessa 1
I-Capriva del Friuli







Montag, 9. November 2015

Der Verkehrsfunk kann Leben retten





Ich denke, ich habe das einzig richtige in so einem Moment gemacht. Obwohl ich nach zwei Stunden im Stau endlich wieder freie Fahrt hatte und wirklich nach Hause wollte, habe ich mich bis zur nächsten Ausfahrt hinter einem Lastwagen versteckt, um dann ganz leise still und heimlich zu verschwinden. Eine Ausfahrt weiter hätte es sein können, dass mir der Geisterfahrer begegnet. Da spielt doch Zeit keine Rolle. Ich bin also runter und wollte die Meldung "der Geisterfahrer hat die Autobahn verlassen" abwarten. Was folgte war eine Unfallmeldung an der Stelle und ich erkenne wieder einmal, wie wichtig es ist, während der Reise mit dem Auto den Verkehrsfunk abzuhören. Was hättet ihr gemacht, wärt ihr weitergefahren? Äußerst rechts, nebeneinander und mit verminderter Geschwindigkeit oder wärt ihr auch abgefahren? 

Ich bin ein wenig erschrocken. Dabei ist mir dieser Termin vor einiger Zeit in den Sinn gekommen. Verkehrsfunk kann wirklich Leben retten. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen allzeit gute Fahrt und an dieser Stelle auch von mir ein herzlicher Dank an den Verkehrsfunk Bayern.

Den Bayerischen Verkehrsfunk gibt es nun schon über 40 Jahre und genau an seinem 40. Geburtstag feierte mit ihm eine junge Frau ihren Zweiten  - in gewisser Weise. Vielleicht hat sie es der prompten Reaktion der Redaktion zu verdanken, wenige Tage nach einem Vorfall auf der Autobahn überhaupt noch ihr 30-Jahresjubiläum feiern zu können.

Vor 40 Jahren startete also der Verkehrsfunk sein Magazin "Gute Fahrt und Gute Reise". Blickt man heute auf die Arbeitsweise damals zurück, wird deutlich wie viel sich in der relativ kurzen Zeit in technischer Hinsicht entwickelt hat. Zwei Telefone nebeneinander, um halb sechs begann man zu telefonieren. Alle bayerischen Polizeidirektionen wurden einzeln angerufen, die Informationen auf einer mechanischen Schreibmaschine abgetippt und dem Moderator ins Studio getragen. Halbstündlich liefen die Meldungen über Bayern 3, der ersten Servicewelle Deutschlands. Auch die Polizei hörte mit. Schließlich mussten sie überprüfen, ob die durchgegebenen Meldungen der Richtigkeit entsprachen. Der Slogan lautete: "Ich weiß mehr vom Verkehr durch Bayern 3".

Heute stammen die Verkehrsinformationen aus einem Sammelsurium an Details aus der Landesmeldestelle, Meldungen der Induktionsschleifen, der Bordcomputer und Staumeldern. An verkehrsreichen Tagen werden an die tausend Verkehrsmeldungen verarbeitet. Die Informationen sind nicht nur im Radio, sondern auch im Internet und im Bayerntext abrufbar. Und - hätten Sie es gewusst - auch die TMC-Meldungen in den Navigationsgeräten werden in den Verkehrsredaktionen der Radiosender freigegeben. Der Verkehrsfunk ist mit allen wichtigen Quellen über PC vernetzt und in der Lage, Gefahrenmeldungen binnen Sekunden ins Radio zu bringen und TMC-Meldungen an die Navigationsgeräte zu übermitteln.

Die in den Fahrbahnen integrierten Induktionsschleifen liefern Informationen darüber, wie viele Fahrzeuge derzeit dort unterwegs sind und über deren Geschwindigkeit. Auch die in den Lkw`s installierten Bordcomputer erfassen diese Daten, anhand derer das Verkehrsaufkommen an den besagten Stellen aktuell gemeldet wird. Die gesammelten Daten geben Aufschluss über die Verkehrslage in Bayern - und das in Echtzeit.

Die meisten Informationen an den Rundfunk kommen von der Verkehrsmeldestelle der Polizei in Bayern, hinzu kommen in Zusammenarbeit mit dem ADAC noch einige hundert Meldungen von Lastwagenflotten. Waren das in den 80er Jahren noch 60 Meldungen pro Tag, so sind es heute 60 innerhalb einer Stunde. Während zu den Anfangszeiten der aktive Verkehrsteilnehmer Meldungen über die Notrufsäulen durchgeben musste, bedient sich der Verkehrsfunk heute einer wachsenden Anzahl an so genannten BayernDrivern. Die mit einer Staumeldernummer versehenen freiwilligen Verkehrsteilnehmer melden über ihr Handy auf der Fahrbahn liegende Gegenstände oder Geisterfahrer an die Landesmeldestelle. Dort werden die Informationen weitergeleitet und in Windeseile im Hörfunk übertragen.

Wie schnell das geht, konnte erst kürzlich Jörg G. aus München erfahren. Er meldete einen Geisterfahrer, innerhalb weniger Sekunden, lief schon die Durchsage im Radio. Die 29-jährige Theresa S. aus München fuhr zu dieser Zeit auf der Autobahn A 96 von Lindau Richtung München, als ihre Lieblingssendung auf Bayern3 von einer Geisterfahrermeldung unterbrochen wurde. Sofort realisierte sie, dass der sich genau auf ihrer Strecke befinden musste. Sie verlangsamte ihr Tempo und fuhr auf die rechte Spur. In diesem Moment sah sie auch schon die Polizei mit Blaulicht hinter sich und auf der Überholspur gerade noch die Lichter des entgegenkommenden Fahrzeuges.

Aber nicht nur Meldungen über Falschfahrer laufen über den Äther, sondern auch Informationen über erhöhtes Verkehrsaufkommen. Momentan verzeichnet man 400.000 Kilometer Stau jährlich, was der Entfernung von der Erde bis zum Mond entspricht. Prognosen deuten darauf hin, dass im Jahr 2025 noch zwanzig Prozent mehr Autos auf den Straßen unterwegs sein werden. Bedingt durch die Mobilität im Beruf und die vielfältigen Hobbies sowie dem Trend zu mehr Kurzurlauben. 

Die Möglichkeiten, sich darauf einzustellen sind vielfältig. Zunächst einmal werden die gelieferten Daten aus den Lkw`s im Verlauf der nächsten Jahre noch mehr zunehmen. Zahlreiche digitale Angebote ermöglichen eine noch schnellere Übertragung und Auswertung.

Die besonders schwierige Aufgabe wird allerdings in Zukunft darin bestehen, die relevante Auswahl an den gesammelten Informationen zu treffen. Schließlich wollen die Verkehrsteilnehmer nicht im Minutentakt mit Meldungen überhäuft werden. Auch wenn sich Therese S., wie sie Bayern 3 in einer E-Mail mitteilte, nie wieder darüber ärgern wird, wenn ihre Sendung durch eine Verkehrsmeldung unterbrochen wird. "Ihr rettet damit Leben!"


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