Mittwoch, 11. November 2015

Gnocchi zubereiten nach Art des italienischen Meisterkochs

Gnocchi auf italienisch


"Ich weiß nicht, ob Sie`s wußten?" Mag sein, dass die ein oder anderen Tipps und Tricks der italienischen Küchenchefs schon längst am heimischen Herd Einzug gehalten haben. Wenn nicht, dann stellt sich vielleicht - so wie bei mir - während eines Kochkurses mit einem italienischen Koch im Castello Di Spessa oder auch anderswo das so genannte Aha-Erlebnis ein. Learning by doing. Dem Maestro in die Pfanne geguckt und schon erschließen sich einem ein paar Kniffe, auf die man hätte selbst kommen können. Das Zuschauen und Mitmachen jedenfalls kann man nicht ersetzen durch das bloße "Bearbeiten" eines Kochrezeptes.




Nun zu den beliebten Gnocchi mit Basilikum und Tomaten. Welche mit einfachen Zutaten, die allerdings unbedingt frisch sein müssen, gut nachzuarbeiten sind. 


Gnocchi mit Basilikum und Tomaten


Benötigt werden für die Sauce:
1/2 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
4 Stängel Basilikum
4 frische Tomaten
Salz und Pfeffer
Olivenöl

Für die Gnocchi:
500 g rohe Kartoffeln
125 g Mehl
1 Ei
1 Eigelb
Salz und Pfeffer
Muskatnuss frisch gerieben


Der Chef de Cuisine (normalerweise vermutlich die Küchenhilfe) hat die Zutaten bereits gründlich gewaschen und geschnitten. Allerdings nicht den Basilikum. Den zerrupft er mit den Händen vor unseren Augen. Beim Schneiden würden die Bitterstoffe herausgequetscht. Aha. Die Stücke die da in die Pfanne wandern sind relativ groß - macht aber nichts, sie verkochen sich im Laufe der Zeit ohnehin. Und die Knoblauchzehe, die wird auch nicht geschnitten. Beißt aber trotzdem keiner drauf. Die Auflösung dazu folgt später.

Butter in die Pfanne und Zwiebel rein. Muss gar nicht sein, dass das Fett da bereits astronomisch hohe Temperaturen erreicht hat. Langsam anbräunen lassen. Das ist die Kunst. Der Zwiebel bleibt wirklich glasig.


Die ganze Knoblauchzehe wandert komplett in die Pfanne. Verweilt aber dort nur kurze Zeit und wird wieder rausgenommen. So nimmt das Gericht den Geschmack der Gewürzpflanze an, wird aber nicht zu intensiv und dominierend. Aha. Etwas Zucker. Den nimmt man allerdings nur für Tomaten und Karotten als Geschmacksträger, verrät er uns. Während diese Soße nun langsam vor sich hinköchelt, kann man seine Aufmerksamkeit voll und ganz den Gnocchi widmen.

Das sollte man auf jeden Fall. Damit der Teig nicht austrocknet muss schnell gehandelt werden. Zum Verkneten und Zubereiten verwendet er ein Holzbrett, weil die Rohware am Plastik ständig kleben bleibt. Aha. Mr. Chefkoch hat die Kartoffel bereits in viele kleine Teilchen geschnibbelt, nun kommen noch die Eier drauf, ein wenig frisch geriebener Muskat dazwischen, das Mehl drüber und jetzt wird alles zügig verknetet.


Anschließend wird alles in mehrere gleich große Stücke geschnitten und diese dann zu Rollen mit ca. 1 Zentimeter Durchmesser geformt - fingerdick wie man so schön sagt - und in viele kleine Teilchen mit ca. 1 1/2 bis 2 Zentimeter zerteilt. Perfektionismus und Millimetermaßarbeit sind hier nicht angesagt, wie bereits erwähnt, der Teig trocknet sehr schnell. 

Da muss das zackig vonstatten gehen. Auch wenn man den übrigen Teig in der Zwischenzeit im Kühlschrank aufbewahren kann. Die schönen Formen, welche sich später auf dem Teller so schmackhaft präsentieren, bekommen die Gnocchi entweder in dem man sie mit der Gabel (breite Seite nicht Spitze) ein wenig andrückt oder kurz! mit einer Muskatreibe presst. Und dann flott ab in etwas Mehl. Dort kurz gewendet und hinein ins heiße Wasser.

Forchette heißt auf italienisch Gabel. Deshalb gnocchi forchetta. Das bedarf zugegeben ein wenig der Übung. Daran dürfte es aber im Lauf der Zeit nicht mangeln. Wer diese Gnocci einmal gegessen hat, wird sie ohnehin immer servieren wollen oder müssen. Noch einen Tipp verrät der Chefkoch. Man kann die Nudeln für den nächsten Tag aufheben. Dazu werden sie kurz in kaltes mit Eiswürfeln bestücktes Wasser getaucht, dann herausgenommen, mit Öl eingerieben und in Plastikfolie verpackt. Nicht einzeln - in der Schüssel. Dort halten sie sogar bis zu drei Tage frisch. Die zum Verzehr bestimmten "Nocken" wie wir sie in Deutschland bezeichnen nach dem Kochen abtropfen lassen.


Jetzt wird die Sauce End bearbeitet, also kräftig gesalzen, abgeschmeckt, mit dem Pürierstab gemischt und durch ein Sieb passiert sowie nochmals mit Basilikum bestückt. Zuletzt werden die Nudeln der Soße beigemengt. Mit Parmesan angerichtet sind die Gnocchi ein Gedicht. Guten Appetit







Pali-Weine aus dem Friaul

Pali-Weine aus dem Friaul


Pali Weine sind Erzeugnisse aus den Weinreben im Collio, einem Hügelland der nordost-italienischen Region Friaul-Julisch Venetien. Aber nicht nur wegen seiner landschaftlichen Schönheit und der feinen Küche wird die Gegend geschätzt. Sie ist auch wegen der hervorragenden Weine bekannt.




Der Collio (DOC) zählt zu den bedeutendsten Weinanbaugebieten Italiens. Die Nähe zur Adria bedingt das milde, gemäßigte Klima, die Julischen Voralpen bilden zudem einen natürlichen Schutz vor kalten Winden. In Kombination mit der kalkhaltigen Beschaffenheit des Sandstein-Bodens bestehen hier ideale Voraussetzungen für den Anbau charakteristischer Spitzenweine.

Unter den Weinen der Region zeichnen sich besonders die aromatischen Weißweine wie der Tocai Friulano, der Pinot Grigio, der Sauvignon Blanc und der Chardonnay aus. Zu den Pali Weinen zählen die drei große Etiketten Castello di Spessa, La Boatina und die Edelbrände der Destillerie "De Mezzo".

Vermutlich schon während der Römerzeit, nachweislich aber spätestens seit dem 14. Jahrhundert verwendet man die Trauben aus den rund um das Schloss gelegenen Weintrauben zur Herstellung von Wein. So bildete sich bereits der große Weltenbummler Giacomo Casanova, der sich 1773 einige Wochen im Castello di Spessa aufhielt, ein Urteil über das Getränk aus dem Friaul. Er erwähnt die Weine der Region als von „herausragender Qualität“.

Die mittelalterlichen Kellereien im Schloss, in denen die Weine des Castello di Spessa gelagert werden, können besichtigt werden. Geführte Rundgänge leiten die Gäste durch einen unterirdischen Gang hinaus in den Schlosspark. Die Räume der Kellerei werden für Veranstaltungen sowie für Verkostungen genutzt. Die Keller befinden sich auf zwei Ebenen unter dem Schloss. In einer unterirdischen Höhe von 15 Metern wurde ein alter Militärbunker aus dem Jahr 1939 ausgebaut. Hier kann eine konstante Temperatur von 14 Grad gehalten werden, welche ideal den Reifeprozess der Weine unterstützt. Bevorzugte Weine aus dem Sortiment Castello di Spessa sind unter den Weißweinen der Friulano, Ribolla Gialla, Pinot Bianco, Pinot Grigio, Sauvignon, Santarosa-Pinot, Bianco im Barique sowie der Segrè-Sauvignon. Unter den Rotweinen der Merlot-Torriani, Rassauer-Cabernet Sauvignon, Pinot Nero-Casanova und der Conte di Spessa Collio Rosso.

Das Schloss mit seinen umliegenden Weinbergen wurde 1987 von Loretto Pali erworben. Das Weingut La Boatina Cormons, ebenfalls ein Teil der Gruppe der „Pali Wines“ befand sich damals bereits seit einigen Jahren in seinem Besitz und liegt nur wenige Kilometer vom Schloss entfernt. Zum Weingut La Boatina Cormons zählen mit denen des Schlosses 80 Hektar Fläche.

Aus der Restaurierung eines Landhauses aus dem 18. Jahrhundert entstanden "La Boatina", ein Weinkeller zur Weinverarbeitung, eine Unterkunft und ein kleines Restaurant. 5 Doppelzimmer bieten Übernachtungsmöglichkeiten, eingerichtet im traditionellen rustikalen Stil der Friulanischen Bauernhäuser. Zum Frühstück gibt es ein Buffet mit Wurst und Käse aus der Umgebung. Kuchen, Kekse und Desserts sind stets hausgemacht.

Im Erdgeschoss des Landhauses befindet sich das Restaurant "La Saletta del Gusto" mit einer reichhaltigen Auswahl an Käsesorten und anderen friaulischen Spezialitäten wie den San Daniele Schinken, Schinken gebacken in Brot, friaulischen Speck aus dem Ofen oder in Salz eingelegtes. Schokoladen zählen ebenso zum Sortiment. Im Angebot selbstverständlich auch der Pali Wein. In der La Boatina sind ebenfalls Verköstigungen nach Absprache möglich.


70 Prozent der im Friaul hergestellten Weine sind Weißweine
Zu den Weißwein-Sorten des Weingutes La Boatina zählen der Friulano, der Ribolla Gialla, der Pinot Bianco, der Pinot Grigio sowie der Sauvignon oder auch der Chardonnay. Unter den Rotweinen findet man den Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und den Merlot. Als Dessertwein wird ein spezieller Wein gereicht, der Pérle-Verduzzo. Als Sekt der Perté-Ribolla Gialla.




Auch die Destillerie de Mezzo kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Bereits 1896 wurden Trauben aus der Region in hochprozentigen Alkohol verwandelt. Zu den Produkten zählen diverse Grappe, Liköre und andere Spirituosen.

Insgesamt dominiert in der Region jedoch der Weißwein, da der lehmhaltige Boden besonders dafür geeignet ist. So beläuft sich die Herstellung von Weißwein auf 70 Prozent. Der Reifeprozess erfolgt traditionell in Eichenfässern.

Außergewöhnlich für diese Region ist der eigentlich meist in Frankreich und Südtirol angebaute Pinot Noir. Loretto brachte ihn hierher, obwohl ihm vielfach davon abgeraten wurde. Er wagte den Versuch und nach anfänglichen Problemen gab ihm der Erfolg recht. Die Weinreben, so Loretto,  werden außerdem noch mit der Hand gepflückt. Weil Maschinen keine Augen haben und somit nicht sehen, was sie alles einsammeln. Auch durch die Tatsache, dass die Reben nur zweistöckig gezogen werden entsteht ein besonders hochwertiger Qualitätswein.



Kontakt

Paliwines
Via Corona 62-34071
I-Cormòns


Dienstag, 10. November 2015

Casanova und Sgualda im Castello di Spessa

Casanova und Sgualda im Castello di Spessa

Casanova wohin das Auge blickt. Dieser Casanova, so scheint es, war nicht nur ein Allrounder, sondern auch beinah all around the world zu Hause. Sogar im Friaul, auf einem märchenhaften Schloss inmitten der Weinberge der Colli Orientali, hat er seine Fußabdrücke hinterlassen. Das Schloss Castello die Spessa ist heute noch mit dem Namen Casanova verbunden. Es gibt dort einen Casanova-Rundgang im romantischen Schlosspark, beschildert mit seinen Lebensweisheiten und natürlich auch einen nach ihm benannten Wein. Beim Rundgang durch die Weinberge vermeint man seine Anwesenheit zu spüren, seinem Charme zu verfallen. Dabei ist es wohl letztlich auch  das unvergleichliche Flair des Schlosses.



Giacomo Casanova, allgemein als Verführer bekannt, muss ein sehr vielseitiger und vor allem gebildeter Mensch gewesen sein. Ein Intellektueller mit Hang zum Schreiben, Philosophieren und ausgezeichnetem Allgemeinwissen. So kam es wohl, dass der damalige Besitzer des Schlosses, Graf Luigi Torriano ihn auf sein Schloss einlud. Die beiden hatten sich anlässlich einer Vorführung einer französischen Komödie im Hause des Freiherrn von Königsbrunn in Triest kennen gelernt. Casanova scheint der Einladung Folge geleistet zu haben. Jedenfalls hielt er sich 1773 zwei Monate lang auf dem Landhaus des Grafen in Spessa auf.

Die Anwesenheit Casanovas prägt auch heute noch das Ambiente
Aufzeichnungen in diversen Schriften wie der Storia della mia vita (Geschichte meines Lebens) erinnern an seine Zeit auf dem zauberhaften Anwesen. Unter anderem lobte er die Weinberge und den darauf hergestellten Wein als "außerordentlich". Während des ruhigen Landlebens hatte er Zeit und Muse die Geschichte der Unruhen in Polen zu beenden. Ein Jahr später wurde das Werk in der nahe gelegenen Stadt Görz veröffentlicht.

Aber - wie eine Katze das Jagen nicht lässt - so war auch Casanova hier wieder in seinem Element. Eine junge Witwe im Dienste des Grafen, Sgualda, gewann die Gunst des Verführers. Und er ganz offensichtlich die ihre. Er beschreibt sie später als "verliebt und zahm wie ein Lamm". Und so sehr der Liaison wohl durch die diversen unterirdischen Gänge und die Weite der Anlage eine Weile Schutz geboten wurde, ließ es sich nicht vermeiden, dass der Graf von der Sache Wind bekam war. Den Geschichten zufolge soll er die beiden aufgelauert und die unzüchtige Sgualda mit einer Tracht Prügel empfangen haben. Was wäre das für ein Casanova, wenn er an dieser Stelle der Frau nicht zu Hilfe geeilt wäre! So soll Giacomo den wütenden Grafen an der Gurgel gepackt und in die Flucht geschlagen haben.

Ein Ereignis, das nicht ohne Folgen bleiben konnte. Casanova sah sich veranlasst, den Ort des Geschehens zu verlassen und lebte die restliche Zeit bis zu seinem Sündenerlass in der Nähe von Görz und Triest. Erst 1774 konnte er wieder nach Venedig, wo gegen ihn seitens der Inquisition ermittelt wurde, zurückkehren.

Kontakt

Castello di Spessa
Via Spessa 1
I-Capriva del Friuli







Montag, 9. November 2015

Der Verkehrsfunk kann Leben retten





Ich denke, ich habe das einzig richtige in so einem Moment gemacht. Obwohl ich nach zwei Stunden im Stau endlich wieder freie Fahrt hatte und wirklich nach Hause wollte, habe ich mich bis zur nächsten Ausfahrt hinter einem Lastwagen versteckt, um dann ganz leise still und heimlich zu verschwinden. Eine Ausfahrt weiter hätte es sein können, dass mir der Geisterfahrer begegnet. Da spielt doch Zeit keine Rolle. Ich bin also runter und wollte die Meldung "der Geisterfahrer hat die Autobahn verlassen" abwarten. Was folgte war eine Unfallmeldung an der Stelle und ich erkenne wieder einmal, wie wichtig es ist, während der Reise mit dem Auto den Verkehrsfunk abzuhören. Was hättet ihr gemacht, wärt ihr weitergefahren? Äußerst rechts, nebeneinander und mit verminderter Geschwindigkeit oder wärt ihr auch abgefahren? 

Ich bin ein wenig erschrocken. Dabei ist mir dieser Termin vor einiger Zeit in den Sinn gekommen. Verkehrsfunk kann wirklich Leben retten. In diesem Sinne wünsche ich Euch allen allzeit gute Fahrt und an dieser Stelle auch von mir ein herzlicher Dank an den Verkehrsfunk Bayern.

Den Bayerischen Verkehrsfunk gibt es nun schon über 40 Jahre und genau an seinem 40. Geburtstag feierte mit ihm eine junge Frau ihren Zweiten  - in gewisser Weise. Vielleicht hat sie es der prompten Reaktion der Redaktion zu verdanken, wenige Tage nach einem Vorfall auf der Autobahn überhaupt noch ihr 30-Jahresjubiläum feiern zu können.

Vor 40 Jahren startete also der Verkehrsfunk sein Magazin "Gute Fahrt und Gute Reise". Blickt man heute auf die Arbeitsweise damals zurück, wird deutlich wie viel sich in der relativ kurzen Zeit in technischer Hinsicht entwickelt hat. Zwei Telefone nebeneinander, um halb sechs begann man zu telefonieren. Alle bayerischen Polizeidirektionen wurden einzeln angerufen, die Informationen auf einer mechanischen Schreibmaschine abgetippt und dem Moderator ins Studio getragen. Halbstündlich liefen die Meldungen über Bayern 3, der ersten Servicewelle Deutschlands. Auch die Polizei hörte mit. Schließlich mussten sie überprüfen, ob die durchgegebenen Meldungen der Richtigkeit entsprachen. Der Slogan lautete: "Ich weiß mehr vom Verkehr durch Bayern 3".

Heute stammen die Verkehrsinformationen aus einem Sammelsurium an Details aus der Landesmeldestelle, Meldungen der Induktionsschleifen, der Bordcomputer und Staumeldern. An verkehrsreichen Tagen werden an die tausend Verkehrsmeldungen verarbeitet. Die Informationen sind nicht nur im Radio, sondern auch im Internet und im Bayerntext abrufbar. Und - hätten Sie es gewusst - auch die TMC-Meldungen in den Navigationsgeräten werden in den Verkehrsredaktionen der Radiosender freigegeben. Der Verkehrsfunk ist mit allen wichtigen Quellen über PC vernetzt und in der Lage, Gefahrenmeldungen binnen Sekunden ins Radio zu bringen und TMC-Meldungen an die Navigationsgeräte zu übermitteln.

Die in den Fahrbahnen integrierten Induktionsschleifen liefern Informationen darüber, wie viele Fahrzeuge derzeit dort unterwegs sind und über deren Geschwindigkeit. Auch die in den Lkw`s installierten Bordcomputer erfassen diese Daten, anhand derer das Verkehrsaufkommen an den besagten Stellen aktuell gemeldet wird. Die gesammelten Daten geben Aufschluss über die Verkehrslage in Bayern - und das in Echtzeit.

Die meisten Informationen an den Rundfunk kommen von der Verkehrsmeldestelle der Polizei in Bayern, hinzu kommen in Zusammenarbeit mit dem ADAC noch einige hundert Meldungen von Lastwagenflotten. Waren das in den 80er Jahren noch 60 Meldungen pro Tag, so sind es heute 60 innerhalb einer Stunde. Während zu den Anfangszeiten der aktive Verkehrsteilnehmer Meldungen über die Notrufsäulen durchgeben musste, bedient sich der Verkehrsfunk heute einer wachsenden Anzahl an so genannten BayernDrivern. Die mit einer Staumeldernummer versehenen freiwilligen Verkehrsteilnehmer melden über ihr Handy auf der Fahrbahn liegende Gegenstände oder Geisterfahrer an die Landesmeldestelle. Dort werden die Informationen weitergeleitet und in Windeseile im Hörfunk übertragen.

Wie schnell das geht, konnte erst kürzlich Jörg G. aus München erfahren. Er meldete einen Geisterfahrer, innerhalb weniger Sekunden, lief schon die Durchsage im Radio. Die 29-jährige Theresa S. aus München fuhr zu dieser Zeit auf der Autobahn A 96 von Lindau Richtung München, als ihre Lieblingssendung auf Bayern3 von einer Geisterfahrermeldung unterbrochen wurde. Sofort realisierte sie, dass der sich genau auf ihrer Strecke befinden musste. Sie verlangsamte ihr Tempo und fuhr auf die rechte Spur. In diesem Moment sah sie auch schon die Polizei mit Blaulicht hinter sich und auf der Überholspur gerade noch die Lichter des entgegenkommenden Fahrzeuges.

Aber nicht nur Meldungen über Falschfahrer laufen über den Äther, sondern auch Informationen über erhöhtes Verkehrsaufkommen. Momentan verzeichnet man 400.000 Kilometer Stau jährlich, was der Entfernung von der Erde bis zum Mond entspricht. Prognosen deuten darauf hin, dass im Jahr 2025 noch zwanzig Prozent mehr Autos auf den Straßen unterwegs sein werden. Bedingt durch die Mobilität im Beruf und die vielfältigen Hobbies sowie dem Trend zu mehr Kurzurlauben. 

Die Möglichkeiten, sich darauf einzustellen sind vielfältig. Zunächst einmal werden die gelieferten Daten aus den Lkw`s im Verlauf der nächsten Jahre noch mehr zunehmen. Zahlreiche digitale Angebote ermöglichen eine noch schnellere Übertragung und Auswertung.

Die besonders schwierige Aufgabe wird allerdings in Zukunft darin bestehen, die relevante Auswahl an den gesammelten Informationen zu treffen. Schließlich wollen die Verkehrsteilnehmer nicht im Minutentakt mit Meldungen überhäuft werden. Auch wenn sich Therese S., wie sie Bayern 3 in einer E-Mail mitteilte, nie wieder darüber ärgern wird, wenn ihre Sendung durch eine Verkehrsmeldung unterbrochen wird. "Ihr rettet damit Leben!"


Bayerischer Rundfunk
Rundfunkplatz 1
D-80335 München
www.br-online.de





Mittwoch, 4. November 2015

Quiche Lorraine nach lothringer Art

Das Geheimrezept eines Meisterkochs für Quiche Lorraine



Quiche Lorraine ist genau genommen eine Torte mit Schinken, die vorwiegend in Lothringen serviert wird. 





Dazu verarbeitet man ca. 125 Gramm weiche Butter mit 200 Gramm Mehl und zwei bis drei Esslöffel lauwarmen Wasser. Der Teig wird dann mit einem Esslöffel Käse, vorzugsweise natürlich französischem, Knoblauch, Salz und Pfeffer verfeinert. Nachdem man ihn sorgfältig durchgeknetet hat, gönnt man dem Teig eine gute Stunde Ruhepause. 

Während dessen kann schon einmal für den Belag der Schinken (ca. 250 Gramm) fein gewürfelt werden, ebenso wie zwei bis drei Zwiebeln je nach Größe. Je nach Jahreszeit oder Vorliebe kann dann noch ein Bund frischer Kräuter klein gehackt werden. Die Kräuter sollte man übrigens dabei nicht quetschen und natürlich müssen sie vor dem weiter verarbeiten gründlich gewaschen und dann auch wieder getrocknet werden. Wer`s mag kann auch hier noch einmal eine Zehe Knoblauch hinzufügen. Auch für den Belag braucht man nochmals 200 Gramm Käse, 200 Gramm Sahne und 4 Eier. Die Eier werden verquirlt, mit den restlichen Zutaten für den Belag vermischt und das Ganze auch gesalzen und gepfeffert. 

Nach der Ruhephase wird der Teig in eine Springform gegeben, wobei ein Rand von etwa zwei bis drei Zentimetern Höhe entstehen sollte. Dieser wird dann ungefähr zehn Minuten bei 200 Grad vorgebacken. Dann erst kommt die Mischung für den Belag darauf, wobei es jedem selbst überlassen ist ob er die Zutaten gemeinsam vermischt oder zunächst eine Schinken-Kräutermasse herstellt und dann die Sahne-Käsemischung drauf verteilt. Nach weiteren 60 Minuten bei 250 Grad dürfte die Quiche Lorraine knusprig geworden sein und kann verzehrt werden. Empfohlen wird hierzu ein Rose-Wein, selbstverständlich aus Lothringen. 

Gärten ohne Grenzen im Dreiländereck

Gärten ohne Grenzen im Departement Moselle, Saarland und Luxemburg


Gärten fragen nicht nach der Herkunft, der sozialen Abstammung und auch nicht nach der Staatsangehörigkeit. Sie laden jeden ein und bieten somit die Möglichkeit, gemeinsam zu staunen und zu genießen. Und können dazu beitragen, Feindschaften zu beheben, Freundschafen zu pflegen oder einfach nur hindurch zu schlendern. Nebeneinander. Und bieten dabei häufig die Möglichkeit, trotz sprachlicher Barrieren ein gemeinsames Thema zu finden und ins Gespräch zu kommen.






Was wäre besser als Basis dafür geeignet, eine länderübergreifende Zusammenarbeit zu forcieren. Gärten ohne Grenzen ist ein beeindruckendes Objekt, ein Netzwerk in dem eine Plattform für Begegnung und Austausch über grundsätzliche Fragen im Zusammenhang mit der Entwicklung der Gärten geschaffen wurde. Alle zwei Jahre findet eine internationale Konferenz mit hochkarätigen Referenten aus der ganzen Welt statt.
Jardins sans Limites – Gärten ohne Grenzen ist ein Zusammenschluss von Gärten im Saarland, im Departement Moselle und in Luxemburg mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Jeder Garten als Teil der grenzüberschreitenden Dimension ist eine Reise wert. Durch die geografische Lage ist es sogar möglich, mehrere Gärten hintereinander zu besuchen und zu wechseln zwischen dem Moselle, dem Saarland und Luxemburg. Die integrierten Gärten wurden bereits unter diesem Aspekt gestaltet und bieten so eine große Auswahl an verschieden Themen, wodurch sie sich perfekt einander ergänzen.

So steht im Département Moselle im Park der Vier Jahreszeiten auf  einer Fläche von 5 Hektar die Vegetationsabfolge im Vordergrund, während der Garten der Fayencen in Sarreguemines mehrere Themenareale umfasst. Im Garten der Aromen in Laquenexy dreht sich alles um den Geschmack. Tradition und Kühnheit verbinden die Gartenkünstler von Bitche in verschiedenen vergänglichen Kompositionen in Zusammenarbeit mit weiteren Blumenstädten. Der Wiesengarten am Schloss La Grange in Manom, welches zu den schönsten klassizistischen Schlössern in Lothringen gehört, ist ein zeitgenössischer Garten nach dem exakten Vorbild des Schlossgartens aus dem 18. Jahrhundert, ebenso wie der Schlossgarten von Pange. Der Garten der heimischen Pflanzen in Scy-Chazelles ist Teil des Anwesens von Robert Schuman, einem der Väter Europas. Er führt in eine geheime Welt der vergessenen Gemüsesorten.

Im Saarland befinden sich die römischen Gartenanlagen der Villenanlage in der Ortschaft Borg als eine der seltenen botanischen Rekonstruktionen der Saar-Lor-Lux-Region.

Auf einer Fläche von 20.000 Quadratmetern zeigt der Garten der Sinne in Merzig Reisen in den Klanggarten, in den Rosengarten, Wassergarten oder Meditationsgarten. Die Gärten der Stadt in Merzig hingegen bestehen aus vier Kleinanlagen, die zum Verweilen und Staunen einladen. Im Garten der Begegnungen in Hilbringen „begegnet“ man Schaugärten, mit Teppich-, Schnittblumen- und Mondscheingarten, sowie der Symphonie in Dur. Forstgärten gehörten einst zum Gartengelände jedes Jagdschlosses. So auch der Forstgarten in Karlsbrunn, de

r eine Fläche von 1,2 Hektar umfasst. 32.000 Quadratmeter groß ist der Saar-Garten, eine offen gestaltete Parkanlage unmittelbar an der Saar mit direkter Wegeverbindung zur Schifffsanlegestelle für eine zauberhafte Fahrt auf der Saar. Der Bürgerpark in Besseringen besitzt mit der mit Zierkirschbäumen gesäumten Allee eine echte Attraktion im Frühling, während der Bauerngarten in Tünsdorf das ganze Jahr über die Sinne des Besuchers durch das originelle Zusammenspiel von Gemüse, Kräutern, Blumen, Obst und medizinischen Pflanzen erfreut. Der Garten am Haus Saargau in Gisingen umsäumt ein restauriertes Lothringer Bauernhaus, in dem sich heute ein bäuerliches Museum befindet.  In strengem Design erscheinen der Barockgarten in Perl, der Schloss-Garten in Bagstuhl oder der Renaissancegarten in Nenning. Den englischen Borders nachempfunden ist der Staudengarten in Weiskirchen mit über 10.000 verschiedenen Pflanzen.

Zu den Gärten in Luxemburg zählt der Barockgarten in Schengen, der sich vor dem Eingangsbereich des 1812 auf dem Standort einer alten Wasserburg erbauten Schlosses erstreckt. Auch der Kräutergarten in Schengen mit seinen quadratischen und rechteckigen Beeten erinnert an die mittelalterlichen Aufgaben von Klostergemeinschaften.

Insgesamt besteht der Zusammenschluss der Gärten im Dreiländereck aus 25 Anlagen, welche sich in einer überraschenden Vielfalt zeigen.

Kontakt

Dreiländereck Touristik GmbH
Poststraße 12
D-66663 Merzig
Tel. +49 (0)6861 80440, tourismus@merzig-wadern.de

Moselle Tourisme
2-4 rue du Pont Moreau
F-57003 Metz cedex 1
Tel. +33 (0)387375780, info@moselle-tourisme.com

Geschäftsstelle des Projektbüros
„Gärten ohne Grenzen“
Ellerweg 11




Dienstag, 3. November 2015

Bonmot "Es brennt wie Zunder"

Bonmot "Es brennt wie Zunder"


Ebenfalls – wenn auch etwas entfernt – mit dem Essen zu tun hat eine weitere Redensart. Heute haben wir hochmoderne Öfen und Mikrowellen, um unsere Speisen zu erwärmen. Aber dereinst – vor sehr, sehr langer Zeit, da wurde über offenem Feuer gekocht. Manche machen das zwar heute auch, aber nur aus Spaß an der Freude. Notwendig hätten sie es nicht angesichts Umluft, Ceranfeld und so weiter und so weiter.

Unsere Vorfahren waren zunächst einmal nur in der Lage, Feuer am brennen zu halten, bevor sie herausfanden wie man es schaffen konnte, dasselbe zu entfachen. Im praktischen Sinne. Jedenfalls mussten mangels Feuerzeug oder Elektroanzünder in der Steinzeit andere Methoden her, um an die begehrte Wärmequelle zu kommen.

Nun - aus der Zeit, als man noch mit eigenen Händen das Feuer entfachen musste, stammt der Ausdruck „es brennt wie Zunder“. Wenn etwas brennt wie Zunder, dann brennt es sehr leicht und sehr gut. Aber immer ist dafür eine Quelle nötig, an der es sich entzünden kann, ein Funken. Der wurde meist mit zwei Feuersteinen entfacht. Fiel der Funken dann auf den darunterliegenden Zunder bedurfte es nur noch eines kleinen Windstoßes und es brannte wie Zunder eben brennt - lichterloh. Zunder ist ein leicht entflammbarer Schwamm, den unsere Urahnen als Unterlage verwendet haben.
Es handelt sich dabei um einen Baumschwamm. Das Feuerzeug der Steinzeit bestand aus einem Behälter mit Zunder, einem Feuerstein und einem Pyritstein zum Fukenschlagen. So einen Zunder trug übrigens auch der berühmte „Ötzi“, die 5300 alte Gletschermumie aus der Jungsteinzeit, der 1991 in den Alpen in Südtirol gefunden wurde, bei sich.


Bonmot "Da ist der Wurm drin"

Bonmot "Da ist der Wurm drin"


Nicht immer ist ein Wurm im Essen etwas Ekel erregendes. In vielen Ländern der Welt stellt er eine regelrechte Delikatesse dar.  Er ist Kalorien-, fett- und cholesterinarm und ein geballtes Paket aus hochwertigem tierischem Eiweiß. Vor einigen Jahren sprossen die Spezialitäten-Restaurants, in denen Insekten und Würmer serviert wurden, nur so aus dem Boden. Überlebenskünstler berichten immer wieder vom Proteingehalt und dem Nährwert derselben. Von der beliebten Finanzspritze für bedürftige Ex-Promis im Dschungelcamp, die sich überwinden alles mögliche Getier vor laufenden Kameras zu verspeisen, ganz zu schweigen.

In unseren Breitengraden aber heißt es, wenn ein Wurm im Apfel ist, dann stimmt irgendetwas nicht, irgendetwas läuft schief. Nicht so wie wir es wollen. Wir signalisieren unserem System im Körper, es kommt ein roter Apfel, eine knackige Birne, eine saftige Himbeere oder leckere Kirsche. Der stellt sich auf genießen ein. Und bei näherem Betrachten stellt sich heraus, ein Wurm war vor uns da. Sofort signalisiert das Gehirn „Achtung eklig“. Ob das anerzogen ist oder einfach unserem europäischen Standard entspricht, darüber lässt sich streiten. Ob es vernünftig ist, so zu reagieren auch.

Im schlimmsten Fall aber ist es bei der Entdeckung gelegentlich nur noch ein halber Wurm. Was bedeutet, dass wir wohl einen Teil davon bereits verschluckt haben. Wer nicht nach dem Motto handeln kann, ich schau einfach nicht hin, sollte sich vor dem Verzehr vergewissern, dass das Obst unbewohnt ist. Da ist es besser, auf der Hut zu sein. Aufzupassen, bevor wir „kraftvoll“ hineinbeißen ob sich da nicht jemand schon längere Zeit an den Vitaminen gütlich tut und eventuell mitgegessen wird. Aber selbst wenn – lebensbedrohlich, gefährlich oder unhygienisch ist das eigentlich nicht, es ist in keinster Weise schädlich.


Wenn der Wurm allerdings einst in den Holzhäusern nagte, so konnte das tatsächlich sehr viel Unheil bedeuten. Gerade der Holzwurm konnte ganze Häuser zum Einsturz bringen. Da war dann wirklich arg der Wurm drin, das konnte richtig gefährlich werden. In der modernen Kommunikationsgesellschaft sprechen wir auch von Computerwürmern, die unsere Festplatte ganz schön durcheinander bringen können. Da haben wir dann auch den Wurm drin. 

Bonmot "Eulen nach Athen tragen"

Bonmot "Eulen nach Athen tragen"


Eulen nach Athen tragen würde heute niemand mehr, man würde sie fliegen, fahren oder verschicken. Allerdings – was sollen Eulen in Athen. Gibt es dort etwa keine, essen sie die auf oder werden sie von den Meeresmöwen wieder vertrieben. Wieso also brauchen die Athener Eulen. Der Clou ist, sie brauchen gar keine Eulen. Eulen nach Athen  tragen ist so sinnlos wie einen Tropfen Wasser in einen Wasserfall gießen oder ins Meer. Eine vollkommen überflüssige Anstrengung also. Unsinnig eben wie Eulen nach Athen zu tragen.



Ebenso unsinnig, wie „Lignam in silvam ferre“ - Holz in den Wald tragen, wie es der Dichter Horaz (65 – 8 v. Chr.) später beschrieben hat, Bier nach München zu transportieren oder Schnee nach Lappland, wie die Russen zu sagen pflegen. Abwandlungen über den Sinn und Unsinn jeglicher Handlungen in jeder Form sind zulässig und können der heutigen Zeit angepasst werden. Wie wäre es z.B. mit von den Aussagen der Politiker einen Kern Wahrheit zu suchen, zu glauben wissenschaftliche Untersuchungen könnten die Bedrohung durch Kernkraftwerke analysieren, zu denken die Pharmaindustrie würde sich um unser Wohlergehen sorgen. Sinnlos. Die Liste könnte unendlich fortgesetzt werden. An dieser Stelle möge sich jeder selbst seine Gedanken machen über Sein und Schein.


Weit über 2000 Jahre bezeichnet man jedenfalls völlig ergebnislose Vorgänge schon so. Seit der griechische Dichter Aristophanes den Bonmot in seiner Komödie die Vögel verwendet hat. „Wer hat die Eulen nach Athen gebracht?“. Das wäre heute gleichzusetzen mit Tauben nach Venedig tragen. Die haben dort eine Taubenplage und die Athener hatten dereinst eben bereits sehr viele Eulen. Eulen die sich zu Ehren der Schutzgöttin der Stadt, der Göttin Athene, dort aufhielten. Sei es als lebendige Wesen oder in Form zahlreicher Statuen und Kunstwerke. Pallas Athene, ein Inbegriff der Weisheit. Eines ihrer Symbole war die Eule, die man für besonders klug hielt aufgrund ihrer großen Augen und der Fähigkeit, auch nachts zu sehen.


Allerdings vermutet man gelegentlich eine weitgehendere Bedeutung des Ausdrucks. Man unterstellt Aristopanes gelegentlich, er habe damit ausdrücken wollen, dass es sinnlos sei, einen Vogel, welcher ein Symbol für Klugheit ist, in eine Stadt, der es an Weisheit mangelt zu bringen. Vielleicht war es aber auch eine Anspielung auf das reiche Athen. Eulen zierten damals die athenischen Münzen. Silbermünzen in eine ohnehin überaus reiche Stadt zu transportieren wäre ebenfalls überflüssig.  Ob das Sprichwort angesichts der angespannten finanziellen Lage Griechenlands in „Euro nach Athen tragen“ seine Forstsetzung erfährt, wird die Zukunft zeigen.

Bonmot "Die Butter vom Brot nehmen"

Bonmot "Die Butter vom Brot nehmen"


Sollte uns heute jemand die Butter vom Brot nehmen, dann wäre das nicht weiter bedrohlich. Unhöflich ja, aber schädlich für das leibliche Wohl auf gar keinen Fall. Wenn uns jemand die Butter vom Brot nehmen sollte, dann nehmen wir uns eben eine neue. Es ist ja genügend da.
Allerdings war das nicht immer so. Einst war die Butter ein wertvolles Gut. Es spendete … und konnte eigentlich nur von gut situierten Personen aufs Brot geschmiert werden. Für alle anderen, die ärmeren war das schon fast so wertvoll wie heute das Gold.

Die zeiten ändern sich und damit auch die Gepflogenheiten. Aber die Sprichwörter für manche Sachen erhalten sich im Sprachgebrauch. Obwohl niemand mehr wirklich weiß, was dahinter steckt, welche Auswirkungen die beschriebenen Vorkommnisse einst hatten. Was sie bedeuten, das wissen wir alle. Rein rhetorisch. Aber praktisch. Da würde es wohl keine großen asuwirkungen auf unser Wohlergehen ahben, wenn uns jemand die Butter vom Brot nimmt.  

Bonmot "Die Tafel aufheben"

Bonmot "Die Tafel aufheben"


Viele Redewendungen handeln vom Essen. Ist ein Essen beendet, spricht man davon dass die „Tafel aufgehoben wird“. Das kann man sich getrost bildlich vorstellen. Der Ausdruck stammt nämlich tatsächlich daher, dass der Tisch nach dem Essen davon getragen wurde. Allerdings nicht, damit die nimmer satten Endlosesser zu einem Ende kommen, sondern weil im Mittelalter die Tafel, also der Tisch, tatsächlich von den Bediensteten komplett in den Speiseraum transportiert und anschließend wieder weg getragen wurde. Zumindest bei höher gestellten oder adeligen Personen.

Zu Ende war das Schmausen, wenn der Chef des Hauses genug hatte. Er gab dann das Zeichen, die Tafel aufzuheben. Woraufhin die Dienstboten die komplette Tafel mit Geschirr und Speiseresten aus dem Raum trugen. Wohl gut, dass man damals noch nicht so auf die Gesundheit geachtet hat. Langsame, bewusste Esser hätten da vielleicht des Öfteren hungrig vom Tisch aufstehen müssen.

Tafel ist ein altes Wort für Speisetisch und wird heute häufig in Zusammenhang mit einem vornehmen Mahl genutzt. Ganz widersprüchlich zu den so genannten Tafeln, in denen in manchen Großstädten überschüssige, aber qualitativ einwandfreie Lebensmitteln eingesammelt werden und an Bedürftige weitergereicht. Allein in unserer Hauptstadt Berlin werden 20 Prozent der Lebensmittel weggeworfen.


Eine ganz andere Art den Speisetisch verschwinden zu lassen, hat sich übrigens der technisch versierte bayerische Märchenkönig Ludwig II. einfallen lassen. Auf seinem Schloss Herrenchiemsee gab es ein „Tischlein deck Dich“. Einen Tisch, der mit Speisen beladen wie von Zauberhand aus dem Boden auftauchte und anschließend wieder verschwand. Möglich wurde das durch eine mechanische Verbindung in den darunter gelegenen Raum. Später hat der einsame Könige gelegentlich mehrere Gedecke für nicht existente Personen mit aufdecken lassen und speiste zu äußerst ungewöhnlichen Zeiten. So musste seine Belegschaft  gegen 04.00 Uhr morgens ein komplettes Menü zaubern und eine Gedeck inklusive Speisen für den französischen Sonnenkönig mit auflegen. Ein großes Vorbild von König Ludwig II., welcher allerdings zu Lebzeiten des bayerischen Königs schon lange verstorben war.

Bonmot "Tomaten auf den Augen"

Bonmot "Tomaten auf den Augen"


Diese Redewendung bedeutet, dass jemand etwas nicht bemerkt oder nicht sieht. Aber warum ausgerechnet Tomaten und nicht etwa Birnen oder Kartoffeln? Sobald man die vor den Augen hat, sieht man ja auch nichts mehr. Der Ausspruch Tomaten auf den Augen hat nicht unbedingt mit äußeren Einflüssen zu tun. Vielmehr liegt das Geheimnis im Inneren des Auges.

Der Grund dafür ist leicht nachvollziehbar. Tomaten sind ja bekanntlich rot. Genauso sehen auch unsere Augen aus, wenn wir müde oder verschlafen sind. Und müde Menschen sind oft auch nicht ganz so aufmerksam und bemerken wichtige Sachen nicht. Deshalb haben sie dann die sprichwörtlichen „Tomaten auf den Augen“.
Gerade in unserer Zeit könnte man meinen, es gibt immer mehr Menschen mit dem Nachtschattengewächs vor dem Sehnerv. Allerdings ohne bestimmten Grund. Das liegt aber dann häufig auch am Desinteresse an seinem Nächsten, an grenzenlosem Egoismus und mangelnder Empathie. Und nicht zwangsweise an schlaflosen Nächten.

Mittlerweile sind die überreizten, geröteten Augen aber auch tagsüber zum Phänomen geworden. Das liegt wiederum an unserem Computerzeitalter. Es handelt sich also um einen Ausspruch, der wieder aktueller den je zu werden scheint.


Bonmot "Wo der Pfeffer wächst"

Bonmot "Wo der Pfeffer wächst"

Manchmal wünscht man jemanden dorthin, wo der Pfeffer wächst und zwar meistens dann, wenn der Betreffende nicht erwünscht ist oder man ihn einfach nicht sehen will.
Wo der Pfeffer wächst – das war einst auf jeden Fall ausgesprochen weit weg.
Gelegentlich wurde den „Usern“ dieses Sprichwortes ein ganz besonders bösartiger Wunsch unterstellt. Eine Deutung der Herkunft dieses Ausdrucks bezieht sich nämlich auf Französisch-Guayana. Eine Region Frankreichs in Südamerika. 1852 bis 1951 existierte dort eine Strafkolonie unter dem Namen „Archipel der Verdammten". Wenn man jemanden dorthin verbannen wollte, dann hatte man ein sehr schlechtes Ansinnen. Dort in Lateinamerika wächst außerdem der scharfe Cayenne-Pfeffer. Allerdings wird Cayenne nicht aus der Frucht des Pfeffergewächses, sondern aus Paprika hergestellt.
Andere Quellen beziehen sich auf die Entdeckung des Seeweges nach Indien. So soll der Ausspruch zu einer Zeit entstanden sein, als der Pfeffer von dort nach Europa transportiert wurde. Und die Malabarküste in Indien lag für damalige Verhältnisse schon in fast unerreichbarer Entfernung, am Ende der Welt beinah. Wenn man jemanden dorthin wünschte, der kam ebenfalls so schnell nicht wieder. Zumindest zu der Zeit, als die Redewendung entstand.  Der Ausspruch stammt aus Thomas Murners Werk "Narrenbeschwörung" aus dem Jahr 1512 herrühren.
Heute, da die Flugzeuge mit ihrer großen Geschwindigkeit die Menschen an alle beliebigen Teile der Erde bringen, müsste man jemanden den man nicht mehr sehen will noch viel weiter weg schicken. Damit er auf alle Fälle nicht so bald wieder auftaucht. Da wird wohl in absehbarer Zeit auch der Mond nicht mehr ausreichend weit entfernt sein. Vielleicht wäre in Zukunft die Sonne die bessere Option. Leider wächst da nichts.

So kommen wir zum Ende der Serie über kulinarische Sprüche noch auf ein neu erfundenes Bonmot exklusiv für die Leserl. Ihn wünschen wir auf keinen Fall an den Ort, „an dem Ikarus sich seine Flügel verbrannt hat“ - die Sonne.


Dafür wünschen wir allezeit die Sonne im Herzen.

Bonmot "Das interessiert nicht die Bohne"

Bonmot "Das interessiert nicht die Bohne"

Würde heute jemand einen Finger krumm machen für ein Reiskorn oder ein Weizenkorn. Oder eventuell für eine Bohne. Sicher nicht. Man könnte ohnehin nicht satt werden von einer einzigen. Also so etwas ist heute wirklich nicht der Mühe wert. In unserer Überflussgesellschaft würden wir uns nicht einmal mehr nach einem Sack Bohnen umdrehen. Die meisten jedenfalls. Die Supermärkte locken mit kulinarischen Genüsse aus aller Welt. Als Lieferant für wichtige Nährstoffe sind wir also schon längst nicht mehr auf Bohnen angewiesen.

Im Mittelalter aber war die Bohne mit ihrem hohen Eiweißgehalt ein wichtiges Nahrungsmittel. Obwohl man damals ohnehin nicht Essen im Überfluss hatte - um eine einzelne Bohne hätte sich sogar zu der Zeit niemand gemüht. Daher stammt der Ausspruch - es interessiert mich nicht die Bohne. Da kannst Du mir erzählen was Du willst, die Aussage ist absolut unbedeutend.

Bohnen dürfen übrigens niemals roh verzehrt werden, da sich erst beim Kochen die gesundheitsschädlichen Lektine in Luft auflösen bzw. zerstört werden. Dann aber versorgen sie uns mit wichtigen Mineralstoffen, Calcium, Kalium, Magnesium und Eisen.

Die frostempfindliche Bohne, die wir vermeintlich seit Urzeiten als Bestandteil deutscher Bauerngärten kennen, stammt übrigens aus den tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas und kam im 16. Jahrhundert nach Europa.


Wie groß die Anzahl der Bohnen sein müsste, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Und wie es sich dann mit der braunen Kaffeebohne verhält. Das interessiert vermutlich „nicht die Bohne“. 

Bonmot "Seinen Senf dazugeben"

Bonmot "Seinen Senf dazugeben"


Da kann das Essen noch so wenig schmackhaft sein, Senf oder Ketchup macht alles wieder wett. Besonders in Bayern kennt man dieses Erfolgserlebnis bei Weißwürsten aus der Dose oder der Tiefkühltruhe. Da hilft nur noch eine kräftige Ladung Senf. Um den unnatürlichen „Touch“ zu überdecken.

So hielten es einst auch die Wirte im 17. Jahrhundert mit dem Senf. Ungefragt besaßen sie die Angewohnheit, zu jedem Essen eine gehörige Portion davon zu servieren. Durch seine scharfe Würze überdeckte er so manches. Ein Grund dafür mag allerdings auch der gewesen sein, dass damals gerade Senf ein ausgesprochen kostbares Gewürz war. Man zeigte „Klasse“ wenn man ihn einsetzte und demonstrierte das auch so oft wie möglich. Auch wenn es eigentlich nicht zum Gericht passte - man war stolzer Senfbesitzer und wollte das auch kundtun.

Senf und Meerrettich waren lange Zeit die einzige Möglichkeit für die europäischen Köche, eine scharfe Würze ins Essen zu bringen. In China fanden die scharfen Körner bereits seit 3000 Jahren Verwendung, während sie erst ab dem 8. Jahrhundert in Mitteleuropa zum Einsatz kamen.


Mit Senf ein minderwertiges Essen aufzuwerten, das kann mindestens so unangenehm sein wie Ratschläge, nach denen nicht gefragt wurde. Daher stammt die Redewendung „seinen Senf dazugeben“ für eine Situation, in der sich jemand in ein Gespräch einmischt – oder schlimmer noch seine eigene Meinung penetrant mitteilt. Ohne dass ihn jemand dazu aufgefordert hätte. 

Bonmot "Einen Toast aussprechen"

Bonmot "Einen Toast aussprechen"

Mit vollem Munde spricht man nicht lehrt der Knigge Guten Benehmens. Auch der Toast macht da keine Ausnahme. Woher kommt also das Sprichwort „einen Toast aussprechen.“

Mittlerweile gilt das nicht mehr. Aber einst war der Wein aus dem klimatisch nicht so begünstigten England nicht sehr schmackhaft. Angeblich war das der Grund, weshalb man im 18. Jahrhundert bei großen Festessen in England eine Scheibe gerösteten Toast in den Wein getan hat, um den Geschmack zu verbessern. Wein gehörte zum Fest ebenso wie die Festrede. Einen Tost sprach man also immer dann aus, wenn man mit einem Glas Wein zu einem Trinkspruch anheben wollte.

Bereits seit dem Mittelalter kannte man in England geröstetes Weißbrot unter dem Begriff Toast. So wie wir ihn heute kennen, gibt es denselben bei uns in Deutschland allerdings erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Ungeröstet wird er heute in England unter dem Begriff Sandwich gehandelt. Und der wiederum soll vom Earl of Sandwich, einem begeisterten Kartenspieler anno 1762 während der Ausübung seiner Leidenschaft erfunden worden sein. Der Hunger packte den spielenden Earl. Um seine Tätigkeit nicht unterbrechen zu müssen, bat er um Essen in zwei Brotscheiben. Und regte damit den Appetit eines Mitspielers an, der darauf hin ein Brot wie Sandwich verlangte. Ein Sandwich eben. Später wurde das Ereignis beschönigt. Nicht beim Nachgehen seiner Leidenschaft, sondern während seiner Arbeit am Schreibtisch soll den Earl der Hunger gepackt haben.


Bonmot "Untreue Tomate"

Bonmot "Untreue Tomate"

Können Tomaten untreu sein und wenn dann wem? Vielleicht dem Mozzarella, wenn sie sich mit grünem Salat verbünden statt dessen. Oder dem Basilikum. Der ist ja sehr geschmacksintensiv und manche Leute mögen ihn nicht. Wenn sich die Tomate dann den Kräutern aus der Provence nicht verweigert. Ist sie dann dem Basilikum gegenüber untreu. Lassen wir das. Mit Sicherheit gibt es wichtigere philosophische Themen, über die zu diskutieren es sich lohnt.

Dem Spruch untreue Tomate auf den Grund gegangen, landet man nämlich in einer ganz anderen, völlig überraschenden Richtung. Man höre und staune. Es besteht eine Verbindung zwischen der Tomate und dem italienischen Herzensbrecher mit seinem Ruf, der ihm vorauseilt. Oder der ihn verfolgt, je nachdem. Mittlerweile sind es ja längst nicht mehr überwiegend die Italiener, welche sich nicht schwer tun in fremden Revieren zu wildern.

Einst aber bestimmten Vorurteile noch mehr als heute die vermeintlichen Charakteristiken. Casanova mag zu diesem Image wohl seinen Anteil beigetragen haben. Und dass die Italiener gerne Tomaten essen, lässt sich nicht bestreiten. Ist ja auch kein Wunder, unter der Sonne des Südens reifen die Nachtschattengewächse besonders gut heran und entfalten ihr volles Aroma. Fazit: Die Italiener essen Tomaten und sind untreu. Punkt. Also steht eine untreue Tomate als Synonym für einen abtrünnigen Menschen.


Ob da ein wenig Neid dahinter gesteckt ist. Wer weiß. Das Liebäugeln mit weiblichen Personen ist ja nun nicht ausschließlich den Italienern vorbehalten. Welche übrigens - auch ein altes Vorurteil - sobald sie verheiratet sind ganz schön unter den Fittichen ihrer Ehefrauen stehen sollen. Dann flirten sie eben, um noch ein klein wenig ihrer Freiheiten auszukosten. Und dass sie dauernd Tomaten essen. So ein Unsinn, nicht wahr. Wissen wir doch heute, dass die Italiener Spaghetti mit Knoblauch und Öl am häufigsten verzehren neben der Pizza - auf der zugegeben auch Tomaten vorhanden sind. Die Deutschen essen Kraut, die Türken Döner. Vorurteile kleben wie Kletten. 

Bonmot "Nach dem Speck streben"

Bonmot "Nach dem Speck streben"

Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und so weiter und so weiter. Manchmal im Leben muss man sich entscheiden, Prioritäten setzten. Ein Gewinn kann gelegentlich einen Verlust bedeuten.

Wenn nun der Speck, einst wesentlich mehr wert weil nahrhafter als die Wurst, nicht ohne Preis zu erreichen ist. Dann muss man bereit sein, für den Speck auf die Wurst zu verzichten. Also, man nehme eine Wurst und werfe damit nach dem höher hängenden Speck. In der Hoffnung, dass der Speck dann herunterfällt. Hinterher spielt es auch keine Rolle mehr, wenn die Wurst nicht mehr genießbar weil geplatzt ist. Man hat dann schließlich ja den hochwertigen Speck. Wer da lange zögert und darüber nachdenkt, ob er nicht beides verlieren könnte, der hat bereits verloren. Zumindest wenn er Wert darauf legt, nach Höherem sprich nach dem Speck zu streben. Der Speck hing tatsächlich immer höher oben als die Wurst.

Das Einsatzgebiet dieses Sprichwortes ist groß und lässt sich in viele Lebensbereiche übertragen. Will man mit einer kleinen Gefälligkeit eine große Gegenleistung erzielen oder sich mit einer kleinen Gabe eine wertvollere einhandeln. Auf jeden Fall erhofft man ein Gegengeschenk. Wobei die Betonung – wie bei der Wurst eben auch – auf der Hoffnung liegt. Gelegentlich kann das ja auch ins Auge gehen. Was heißt, dass manche Menschen dankbar annehmen, ohne das erwünschte Ergebnis. Dann ist die Wurst weg. Und es gibt auch keinen Speck. Man hat mit der Wurst zur Speckseite geworfen und entweder den Speck ergattert oder beides verloren.


Bonmot "Kohldampf schieben"

Bonmot "Kohldampf schieben"


Der Ausdruck Kohldampf schieben bietet Raum für eine Menge Spekulationen. Hat man den noch dampfenden Kohl auf einem Serviertisch herein geschoben und damit den Hunger gestillt. Sicher nicht. Kohl ist eine Arme-Leute-Speise gewesen und die bekamen ihre Mahlzeiten unter Garantie  nicht auf einem Tablettchen serviert. Es gibt auch keinen Zusammenhang mit dem „Dampf machen“ im Sinne von schnell garen wie z.B. in einem Schnellkopf. Man kann da keineswegs zur Eile antreiben, da gerade der Kohl relativ lange Kochzeiten benötigt. Es wird auch nicht abgeleitet davon, weil man das Gemüse gelegentlich dämpft, bevor es auf den Tellern landet. Oder vielleicht kommt die Redewendung daher – wenn etwas dampft reagiert der Körper in freudiger Erwartung einer Speise. Nase an Magen. Es dampft und riecht, da kommt gleich was zu essen. Auch das erscheint nicht sinnvoll. Wie man ja weiß, verströmt der Kohl gerade beim Kochen einen besonders intensiven, aber  überwiegend unangenehmen Geruch, der noch lange in der Küche verhaftet bleibt. Aber auch diese Erklärung ist falsch.  

Die Entstehungsgeschichte ist ganz banal. Es handelt sich schlicht um eine wörtliche Übersetzung. In gewisser Weise aus einer Fremdsprache. Jedenfalls für diejenigen, welche nicht vorzugsweise in Gaunerkreisen verkehren. Aus einer Art Geheimsprache oder „Fachjargon“ für Halunken und Landstreicher, dem Rotwelschen, stammt das „Kohldampf schieben“. Rotwelsche waren soziale Randgruppen, welche es bereits im späten Mittelalter schon gegeben hat. Diese Bezeichnung wiederum entstand aus dem Wort Rotte für Rot und welsch beschreibt etwas Fremdartiges. Das ist ganz nebenbei bemerkt der Grund, weshalb die Münchner die Türme ihrer Frauenkirche als welsche Hauben bezeichneten. Weil die Zwiebelform zur Bauzeit im bayerischen Raum vorher noch nicht vertreten war und äußerst merkwürdig erschienen ist. Rotwelsch ist insgesamt eine abwertende Bezeichnung für einen gewissen Personenkreis. Und die hatten ihren eigenen Dialekt oder ihren eigenen Slang wenn man so will. Um sich miteinander zu verständigen und ihre Identität und Zusammengehörigkeit zueinander zu demonstrieren. So ähnlich wie die Börsianer heutzutage. Die sprechen ja auch ihre ureigene Sprache.

Und in diesem Kauderwelsch bezeichnet das Wort Kohler den Hunger. Verstärkt wird der Begriff noch durch den Anhang Dampf. Scheffen hingegen steht für das Verb sein/haben. Also zusammengefasst: Kohl verstärkt mit Dampf und scheffen dazu Hunger sein/haben ist gleich Kohldampf schieben. Wir sehen, Kohldampf schieben hat mit Kohl absolut nichts zu tun. Dem Kohl verdanken wir Deutschen höchstens die Bezeichnung „Krauts“ – Sauerkrautesser, wie wir einst von Engländern und Amerikanern nicht gerade liebevoll genannt wurden. Nun, dabei haben wir Deutschen absolut nicht  das Sauerkraut für uns gepachtet. Am häufigsten verspeist wird das nämlich in Frankreich. Und überwiegend hergestellt ebendort. Als Vermächtnis französischer Mönche, die Idee ihrerseits von den Römern geklaut haben sollen.


Aber wenn wir schon mal beim Kohl sind - um die Tatsache zu relativieren, dass dieser bei der Zubereitung eigenartige Düfte von sich gibt. Beim Verzehr schmeckt er ganz vorzüglich und liefert gerade in der kalten Jahreszeit heimische Genüsse mit wertvollen Inhaltsstoffen. 

Bonmot "Es geht um die Wurst"

Bonmot "Es geht um die Wurst"


Es geht um die Wurst bedeutet im übertragenen Sinne es geht um alles oder nichts. Eine Wurst kann ergo über Sein oder nicht Sein entscheiden! Diese enorme Bedeutung hätte die Wurst eigentlich nicht. Obwohl sie lebensnotwendige Eiweiße und Fette enthält. Gerade in der heutigen Zeit ist das allerdings in erster Linie ein Problem. Etwas was man eigentlich nicht unbedingt benötigt. Meist nimmt man ohnehin zu viel davon auf und hat deshalb ständig mit den Kalorien zu kämpfen.

Der Hintergrund für diese Redewendung liegt auch nicht in ernährungstechnischen Aspekten begründet. Die Wurst galt und gilt in manchen Regionen heute noch insbesondere bei Kartenspielen, Eisstockturnieren oder anderen sportlichen Wettkämpfen als Siegertrophäe. Und da geht es dann gelegentlich schon um alles. Um das eigene Ego, um eine Gemeinschaft welche gegen eine andere Gemeinschaft unbedingt gewinnen will. Diesbezüglich wird in ländlichen Gebieten manchmal um die Ehre eines ganzen Dorfes gekämpft. Darum, den anderen zu demonstrieren: wir sind die Besseren. Und da kommt es dann schon darauf an, wer die Wurst gewinnt. Das ist dann eben nicht „Wurst“. Was dann wieder soviel bedeutet wie egal.


Bonmot "Mit dem ist nicht gut Kirschen essen"

Bonmot "Mit dem ist nicht gut Kirschen essen"


Kirschen aus Nachbars Garten schmecken am besten. Aber mit jemandem gut Kirschen stehlen zu können, heißt ja nicht zwangsläufig, dass man sie mit ihm auch gut essen kann. Ist die Beute erst mal gemacht, kann es ja durchaus sein, dass man sich beim Essen derselben entzweit. Kirschen stehlen ist übrigens kein Kavaliersdelikt, sondern Mundraub.

„Mit dem ist nicht gut Kirschen essen“ ist laut Duden eine Redensart, die sich aus dem Sprichwort „wer mit Herren Kirschen essen will, dem werfen sie die Stiele in die Augen“ entwickelt hat und war einst als Warnung an Untergebene vor den Launen der hohen Herren gedacht. Nur Wohlhabende konnten sich im 18. Jahrhundert den Luxus eines Kirschbaumes leisten. Und wer in den Genuss der süßen Früchte kommen wollte, der musste sich eben auch mit den Kehrseiten der Medaille abfinden. Mit der arroganten Behandlung durch die edlen „Kirschenstifter“, den reichen Leuten. Heute will uns dieser Spruch vor unangenehmen Zeitgenossen warnen.

Die Kirsche zählt übrigens zu den Rosengewächsen zur Gattung Prunus. Trotz ihres intensiven Geschmacks ist sie relativ pflegeleicht. Besonders liebreizend mit ihren unzähligen rosaroten Blüten im Frühjahr zeigt sich die Japanische Blütenkirsche, eine Zierkirsche, welche nicht für den Verzehr geeignet ist. Interessant sind auch die diversen Bezeichnungen für die Kirsche in den einzelnen Dialekten. Das Repertoire reicht von Kriesi im Badischen über die bayerischen Kiaschn und die schwäbischen Kriese bis hin zu den hessischen Kesch. Die Berliner zaubern sogar noch einen Umlaut mit hinein und nennen sie Kürsche. Während die Kölner eine Vorliebe für die Körsche entwickelt haben.


Die Welthauptstadt der Kirsche ist Traverse City, jedenfalls bezeichnet sie sich selbst so. Die Stadt in Michigan USA feiert jedes Jahr im Juli das Nationale Kirsch-Festival. Im Piemont, berühmt geworden durch Film und Fernsehen und die Piemont-Kirsche dominiert der Anbau von Weinreben. Nicht der Anbau von Kirschen wie man vermuten könnte. Allerdings hat die Firma mit der berühmten Piemont-Kirsche, verpackt in Schokolade, umhüllt von Alkohol ihren Sitz im Piemont. 

Bonmot "Es zieht wie Hechtsuppe

Bonmot "Es zieht wie Hechtsuppe"


Es zieht wie Hechtsuppe sagt man, wenn man von unangenehm starkem Luftzug berührt wird. Fische sollen ja gar nicht lange ziehen, sonst zerfallen sie, verlieren ihren Geschmack und sind nicht mehr zu genießen. Es gibt also keinen Zusammenhang in kulinarischer Hinsicht zwischen den Fischen und dem Ausdruck. Macht ja auch gar keinen Sinn, weil das Gefühl von Kälte mit dem Genuss von Fisch überhaupt nichts zu tun hat. Ob den Fischen der Wind um die Nase zieht, sobald sie aus dem kühlen Nass heraus geholt wurden und dann in die Atmosphäre mit Sauerstoff eingetaucht werden. Das können wir sie ohnehin nicht fragen. Aber auch darum geht es nicht.

Das Ganze ist so weit hergeholt als wenn man einem Bayern einen „halven Hahn“ präsentiert. Ein halber Hahn ist für einen Süddeutschen, Oktoberfest geeichten Menschen nichts anderes als ein halber Hahn vom Grill eben. Aber weit gefehlt. Im Originaldialekt versteht man darunter nur ein halbes Brötchen belegt mit Käse. Da hat das eine mit dem anderen überhaupt nichts zu tun.

Ebenso wie die Hechtsuppe mit dem Zug. Auch hier gibt es weder einen direkten Zusammenhang, noch eine Ableitung. Es ist eine der Übersetzungen, die in der Originalsprache ganz etwas anderes meinen. Man nehme nur einmal die Cozze. Italienische Miesmuscheln, die mit der Bedeutung des Wortes im Deutschen in der Regel überhaupt nichts gemein haben. So ergeht es auch der Hechtsuppe.

Im jiddischen Dialekt spricht man von „hech soppa“ und meint damit einen starken Sturm. Daraus wurde dann die Hechtsuppe, in der es zieht.