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Mittwoch, 4. Januar 2017

Buchrezension "Minnesota Winter"



Eine Liebe in der Wildnis: Die Geschichte über das Überleben und eine Liebe in der Wildnis betrachtet das Leben mit seinen kontroversen Perspektiven - so wie es für jeden von uns in manchen Bereichen Gültigkeit haben könnte. Ein Hin- und Hergerissen sein zwischen Wunschtraum und Realität. Es beschreibt einerseits die Sehnsucht nach Einsamkeit und dem Leben in der Natur sowie dem Verlangen nach Komfort und Geselligkeit andererseits. Und zwei Gesichtern eines Menschen vom charmanten, liebevollen Charmeur bis hin zum impulsiven, kontrollsüchtigen Kommandanten. Widersprüche, wie sie an jedem Ort oder in jeder Person zu finden sind.

Das Buch handelt vom Verlangen der Hauptdarstellerin, dem geliebten Wildnisburschen in seiner Einsamkeit in Minnesota nahe zu sein, ohne die gewohnte Umgebung zu verlieren. Und davon, dass eine Entscheidung zu treffen ist. Eine Entscheidung, welche die handelnde Person den ganzen Weg über beschäftigt und zum Schluss durch die Aneinanderreihung diverser Vorfälle ganz von selbst seinen Verlauf nimmt.

Das Buch ist aber auch eine Liebesgeschichte vom ersten Kennenlernen bis hin zum Verlust der Sichtweise durch die rosarote Brille. Es beschreibt wie die überschwängliche Leidenschaft bei näherem Kennen lernen Stück für Stück bröckelt. Wie die Seiten, die man an einem Menschen so sehr geliebt hat auf Dauer eine negative Sichtweise hervorrufen können bis hin zum Wunsch, der Beziehung zu entfliehen. Und ist vielleicht auch eine Warnung, dass die Entwicklung bei näherem Betrachten absehbar gewesen wäre.

Es handelt davon, wie ein Mensch feststellt, dass er nach und nach immer mehr von seiner eigenen Persönlichkeit abgibt, um den anderen nicht zu verlieren. Und seine eigenen Vorlieben und Interessen zurückstellt, um die Unzufriedenheit des Anderen auszugleichen. Bewusst manipuliert bis die Akteurin aufwacht und letzten Endes gerade noch rechtzeitig den Absprung schafft. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine unselbständige Frau, sondern um eine weltgewandte eigenständige Person, die sich letzten Endes fragt, weshalb sie in eine derartige Abhängigkeit geraten konnte.

Das Buch schildert aber auch auf eindrucksvolle Art das Leben in der Wildnis. Nicht auf verklärte Weise, sondern indem es die Mühen und Anstrengungen beschreibt, welche damit verbunden sind. Wie beschwerlich ein Leben ohne die Errungenschaften der Zivilisation sein kann. Allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, wie sehr man durch die Schönheit der Landschaft entschädigt wird. Dabei ist es kein Buch, welches sich allzu lange mit der Schilderung der Umgebung und dem Versinken in romantischen Aufzählungen aufhält, sondern sich auf das Nötige beschränkt.

Emotionen, Naturerlebnisse, das Leben in der Wildnis und wie ein Traum zum Albtraum werden kann. Wie die Unverrückbarkeit der Einstellung zweier Menschen sich in kleinen Schritten ankündigt und schließlich zum unlösbaren Problem anwächst. All das kann der Leser nachempfinden.

Ein spannendes Buch, welches die Nachteile und Vorzüge des Traums in der Wildnis zu leben schildert. Und wie der lebenslange Wunsch nach dem Aussteigen in einem Albtraum enden kann. Verpackt in eine Liebesgeschichte mit sehr viel Emotion. Ein Buch, welches den Leser fesselt, aber auch zum Nachdenken anregt.


Minnesota Winter von Elli H. Radinger, Aufbau-Verlag, ISBN 978-352-00867-2, www.aufbau-verlag.de


Dienstag, 19. Januar 2016

Räuchern mit den Schätzen der Natur

Räuchern mit den Schätzen der Natur

Altes Wissen neu erleben

In der heutigen Zeit finden bewährte Heilmittel wieder verstärkt Einzug in unser Leben, es lässt sich allgemein eine Rückbesinnung zu den Kräften der Natur beobachten. Ebenfalls verstärkt in den Mittelpunkt des Interesses rückt dabei auch das Räuchern mit Wildkräutern. Das Räucherwerk ist eines der ältesten Heilmittel der Erde und dient dem Menschen, seit er gelernt hat, mit dem Feuer umzugehen. Unsere Vorfahren wussten:„Räuchern ist ein machtvolles Werkzeug“. Auch Hildegard von Bingen, Paracelsus sowie viele andere Heilkundige schätzten die Wirkung des heilsamen Rauches.







Die Biobauern, Heilkräuter- und Räucherkundigen Claudia und Hans Dirnberger haben die Jahrtausende alte Tradition wiederentdeckt und zusammengefasst. Hans erinnert sich noch gut daran, wie die Familie mit der Räucherpfanne durch das Haus und die Stallungen ging.  In akribischer Kleinarbeit hat das Ehepaar nun das von Generation zu Generation weitergegebene Wissen zusammengetragen und schriftlich manifestiert. Entstanden ist ein einzigartiges Werk gesammelten Räucher- und Kräuterwissens. Mit dem Buch „Räuchern mit den Schätzen der Natur“ lässt sich das altbewährte Heilmittel aus der Natur neu entdecken. Es liefert profundes Wissen zu 36 Kräutern, Wurzeln, Bäumen und Harzen und Rezepte für 66 Räuchermischungen.

Zunächst wird der Leser auf eine spannende Reise durch die Geschichte der Welt der Kräuter und des Räucherns geführt. Er darf teilhaben an der Magie des Heilens mit den Schätzen der Natur für Körper, Geist und Seele. Dabei handelt es sich keineswegs um esoterische Spinnerei. Sondern um erprobte Heilmittel unserer Urahnen, welche noch viel mehr Bezug zur Natur hatten. Die bekanntesten Anwendungen sind wohl die Reinigung von Häusern zur Beseitigung negativer Energien, das Räuchern zu Zeiten der Pest und lange Zeit sogar in Krankenhäusern aufgrund der desinfizierenden Wirkung. Bis vor wenigen Jahrzehnten wurde das Räuchern wie selbstverständlich in vielen Bereichen des Lebens benutzt und zählte als fester Bestandteil zum Alltag. In Teilen Bayerns und Österreichs wird es zu bestimmten Gelegenheiten heute noch praktiziert. Die beruhigende Wirkung des Baldrians oder die desinfizierenden Kräfte des Wacholders sind mittlerweile unbestritten. Dieses umfangreiche Wissen kann auch beim Räuchern eingesetzt werden. Den beiden Autoren geht es dabei um „Hilfe und Erleichterung, um Unterstützung und körperliches und seelisches Wohlbefinden“.

Der Schwerpunkt des Buches liegt auf den heimischen Kräutern, dennoch fanden auch einige fremdländische Harze, Bäume und Sträucher Einzug darin. Claudia und Hans ist es sehr gut gelungen, das umfangreiche Wissen übersichtlich darzustellen und den Leser behutsam in das noch relativ unbekannte Thema einzuführen. Dabei erfährt man, wie unsere Ahnen räucherten, was die Düfte beim Räuchern bewirken und wie man räuchert. Selbstverständlich wird auch ausführlich auf die diversen Kräuter, Beschwerden und Methoden eingegangen.

Ein paar Regeln zum Sammeln, Trocknen und die Lagerung der Pflanzen werden dem Leser noch mit auf den Weg gegeben, bevor es heißt „genau hingeschaut“ bei den einzelnen detaillierten Pflanzenporträts. Ausführlich werden hier anhand zahlreicher Abbildungen die einzelnen Kräuter und ihre Wirkungsweise beschrieben. Ausgesprochen nett sind dabei die eingefügten Sprüche, Bauernregeln und Geschichten. Wie zum Beispiel die Herkunft des Namens Berufkraut. Hervorgehend aus dem alten Namen berufen, behexen, beschreien. Ein Kraut, welches einst gegen böse Geister eingesetzt wurde.
Ein eigenes Kapitel ist den diversen Beschwerden gewidmet, wie Stress und seelische Erschütterungen. „Es gilt aber auch, der eigenen Intuition zu folgen“, so Claudia. Lösen sie doch mit Hilfe des Buches „Räuchern mit den Schätzen der Natur“ ihre Sorgen einfach in Rauch auf.

Sogar die Jüngsten, auf die das Räuchern ohnehin eine besondere Faszination ausübt, wurden mit einem eigenen Kapitel bedacht. Wenn die Kinder lustlos ihren täglichen Aufgaben nachgehen, probieren sie es mit der Räuchermischung für Hausaufgaben.  

Eine letzte Zusammenfassung dient noch der Übersicht über die Rhythmen der Natur, denen unsere Vorfahren folgten. Natürlich mit entsprechenden Hinweisen zu den jeweiligen traditionellen Räucherverfahren. Nach der Lektüre dieses Buches ist es dem Leser möglich, das wertvolle, uralte Wissen  in den Alltag zu integrieren.



Fazit: Entstanden ist ein wahrlich informatives und ebenso schön zu lesendes Werk. Ein Buch, welches richtig Lust auf das Räuchern macht, sich aber auch gut zum Schmökern eignet.  Auch nach der ersten Lektüre ist es ein Genuss, immer wieder darin zu blättern. Ein Buch, das als Nachschlagewerk oder Inspiration oder einfach zum Entspannen in greifbarer Nähe bleiben sollte. So erweist es sich sicher als nützlicher Begleiter durch die Höhen und Tiefen des Lebens und gibt Tipps zur Gesundheitsvorsorge, Heilung und psychischen Stabilisierung.

Das Buch „Räuchern mit den Schätzen der Natur“ von Claudia und Hans Dirnberger ist erhältlich unter der ISBN 978-3-86362-045-5 und kostet 16,95 Euro. www.d-hverlag.de

Claudia und Hans Dirnberger bewirtschaften seit 1997 einen kleinen Bio-Bauernhof im Salzburger Seenland. Biologische Wirtschaftsweise und sorgsamer Umgang mit der Natur sind für sie selbstverständlich. www.thurerhof.at Wie bereits auf unserer Reise durch das Land der Kräuter bereits berichtet lassen sie in ihrem 8000 Quadratmeter großen Räuchergarten den Pflanzen nicht nur ihren freien Lauf, sondern führen auch Räucherungen und Kräuterrundgänge für Gäste durch: Räuchern mit Kräutern

Der Münchner Dort-Hagenhausen-Verlag hat sich auf die Themen „Nachhaltigkeit“ und „bewusster Umgang mit dem Leben und der Natur“ spezialisiert. 2010 gründete der Verlag die Community aus-liebe-zum-landleben.de www.aus-liebe-zum-landleben.de www.facebook.com/dort-hagenhausen.verlag


Montag, 2. November 2015

Nordkorea, das rätselhafteste Land der Welt

Lifestyle in Nordkorea, dem rätselhaftesten Land der Welt

Nordkorea öffnet sich der Reise- und Tourismusbranche in kleinen Schritten

Lifestyle in Nordkorea heißt Leben für den Staat: „Frage nicht, was die Demokratische Volksrepublik Nordkorea für Dich tun kann, sondern was Du für die Demokratische Volksrepublik Korea tun kannst.“ So lautet einer der Slogans in dem unbekannten Land, welches von einem der totalitärsten aller Systeme regiert wird. In dem ostasiatischen Staat stellt man keine Fragen, alle sind bereits beantwortet. Der Weg ist vorbestimmt. Die Regierung beschützt seine Bürger und sagt ihnen, was zu tun ist. „Charakter ist Schicksal“ ist ein Zitat des nordkoreanischen Führers Kim II Sung, der seit seinem Ableben im Jahr 1984 immer noch als  „Ewiger Präsident“ über seinen Tod hinaus verehrt wird. Der stalinistische Diktator wird in der nordkoreanischen Propaganda als der „Große Führer“ bezeichnet.

In Nordkorea ist man glücklich. Es ist eine andere Art der Glückseligkeit. Man ist froh, wenn der Tag normal verläuft, man zu essen hat und niemand ins Arbeitslager wandert. In Nordkorea besudelt einen keine Werbung und weckt niemals endende Begehren nach Sachen, die man nicht braucht. Die Schrecken des Kapitalismus überschatten nicht die abgeschirmte Nation Nordkorea. Westliche Gesetze verursachen, sollte jemals einer aus dem Land herauskommen, mehr als Verwunderung. Amerika ist ein merkwürdiges Land, weil dort die Klapperschlage gesetzlich geschützt wird. Ein Untier, das von seinen Opfern verteidigt wird und Menschen, die mit Tieren in einem Haus leben. So was würde es in Nordkorea niemals geben. Denn dort sind nicht einmal die Menschen vor der staatlichen Willkür sicher.

Dennoch – man beklagt sich nicht in Nordkorea. Vorsichtshalber. Über Arbeit beschwert man sich niemals, hat man doch keinesfalls so viel geleistet wie der geliebte Führer. Deswegen ist der geliebte Führer ein Mensch, zu dem man aufblicken muss, den man verehren muss, ein Mensch dem man alles verdankt. Aber auch ein Mensch, dessen Gunst man auf Gedeih und Verderben ausgeliefert ist.

Glaubt man der Propaganda, dann denunzieren wir westlichen Kulturen das rätselhafteste Land der Welt. Betrachten wir nicht einerseits die manipulativen Farbglanzprospekte, die Vorspiegelung einer Welt in Glanz und Glamour mit Argwohn und fragen uns dennoch wie man in Nordkorea ohne dies alles leben kann. Nordkorea ist rein und soll von nicht verdorben werden.

In Nordkorea ist man versorgt, solange man sich an die Regeln hält. Ganz einfach. Ist das nicht ein guter Deal. Keine Unzufriedenheit, keine Fragen, keine Entscheidungen und keine Freiheit des Geistes. Und ist es nicht manchmal besser nicht zu denken und nicht entscheiden zu müssen. Unter diesem Aspekt kann die Frage, was ist Freiheit schwer beantwortet werden. Wann fühlt man sich lebendiger. Wenn man gerade aus dem Dreck gekrochen ist und wieder die Sonne sieht. Oder wenn man die Sonne ständig vor sich hat und sie gar nicht mehr zu schätzen weiß.

Manche Menschen nehmen ihr Schicksal hin, andere nicht. Vielleicht ist es gut, dass diese Menschen nur in seltenen Fällen und  nach reichlicher Überprüfung die Gelegenheit haben ihr Land zu verlassen. Was macht man, wenn man einmal den Duft der weiten Welt geschnuppert hat. Würde man sich dann in Nordkorea wieder wohl fühlen können.
Für die Bürger aber soll das geliebte Land eine Insel der Glückseligkeit sein, umringt von falschen Staatsformen. Eine paradiesische Welt, frei von allem. Ein Land, in dem man keine materialistische Habgier kennt. Selig sind die, die nichts wissen, denn ihnen gehört das Himmelreich.

Oder ist die Vorspiegelung der großartigsten Nation der Welt ein riesengroßes, gigantisches Schauspiel. Gibt es diese Straflager, in denen die ihr Dasein fristen, die ihre Rolle nicht spielen wollen oder gibt es sie nicht. Verschwundene Personen, die anstatt von Reichtum und Demokratie von Entbehrung und Verlust reden befinden sich offiziell auf einer sorgenfreien Insel. Wer aus unseren Breitengraden Nordkorea besucht hat, kann dennoch niemals wirklich da gewesen sein. Wer weiß, ob das was man dort gesehen und gehört hat nicht nur für eine unglaublich groß angelegte Kampagne inszeniert wurde. Was ist Realität was ist Lüge? Was ist gut und was ist böse?

Wer das Buch „Das geraubte Leben des Waisen Jun Do“ von Adam Johnson gelesen hat, möchte denken, das ist nur ein Roman. Ob es so ist oder so war werden wir erst erfahren, wenn die Schriftsteller aus dem asiatischen Land an der Grenze zu Südkorea ihr eigenes Werk verfassen dürfen. Aber Nordkorea ist ein Land, das man sich nicht ausdenken kann, es ist real. So hat der Autor des Buches nur mit vorher ausgewählten Personen sprechen dürfen. Und doch erzählen Republikflüchtlinge und Zeugenaussagen von Überlebenden des Gulags erschreckende Geschichten von Menschen, die den Alltag in Nordkorea erlebt haben. Sie ähneln sehr dem Albtraum, der in dem Werk beschrieben wird. Adam berichtet über seine Reise im Rahmen der Recherche für das Buch ihm wäre aufgefallen, dass man nirgendwo Behinderte sieht und dass alle Frauen dieselbe Lippenstiftfarbe tragen. Von einem Lkw von „Freiwilligen“ unterwegs aufs Land und davon, dass jeder, den er treffen durfte zuvor ein spezielles Training durchlaufen hat. Mit Menschen denen er auf der Straße begegnet ist sprechen durfte er nicht. Die meisten Bewohner sehen Ausländer nicht einmal an, um kein Risiko einzugehen. So hat er in seinem Buch einen fiktiven Menschen zum Leben erweckt. Für die Schilderungen wie die Grundsätze des Totalitarismus, das Menschliche in uns zu vernichten verpackt in einen Bildungsroman, einen Spionage-Thriller, eine Liebesgeschichte und eine Geschichte über Erlösung in einem Buch erhielt Johnson den Pulitzer-Preis 2013. Die höchste Auszeichnung für amerikanische Autoren für einen Roman, der die menschliche Seite Nordkoreas zu beleuchten versucht.

Nordkorea ist nichts für Querdenker und Freigeister. Für Touristen ist Nordkorea ein interessantes, unbekanntes Land. Natürlich will man hier ein Stück vom Kuchen abhaben und bietet ganz kapitalistisch Reisen an. Zum Friedhof der Revolutionshelden oder auch in die Gewächshäuser in denen die Nationalblumen Kimjongilie und Kimilsungie gezüchtet werden. Der Gast bewundert sozialistische Architektur, Museen und genießt die kulinarischen Varianten der koreanischen Kochkunst. Allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen. Für Touristen kann es faszinierend sein, sie bekommen ohnehin nur die Schokoladenseite zu Gesicht. Das Land geht langsam auf den Rest der Welt zu so scheint es. Wen es nicht stört, bei der Ankunft sein Handy abzugeben, mangels Internet keinen Anschluss zur Außenwelt zu haben und davon auszugehen, dass geführte Telefonate überwacht werden, der wird staunen ob der Andersartigkeit, der abwechslungsreichen Landschaften und der unberührten Natur. Fotos sollten nur gemacht werden, wenn zuvor eine Erlaubnis erteilt wurde. Ansonsten können vermeintlich harmlose Fotografien immense Probleme auslösen. Die Erlaubnis kann der ständige Begleiter vor Ort erteilen, alleine durch Nordkorea reisen ist nämlich nicht möglich. Journalisten erhalten in der Regel überhaupt keine Einreisegenehmigung.


Buchrezension "Kim und Struppi"

Können Träume wahr werden: Alles beginnt mit einem Kindheitstraum und einer Regenbogenrutsche. Diese Rutsche befindet sich allerdings in einem der totalitärsten Staaten der Erde. Sie ist ein Geschenk des Großen Führers Kim Il-sung an Koreas Kinder. Christian Eisner hört davon in der Schule in Ostberlin im Jahr 1988. Zu Ehren einer Gästedelegation aus Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, singt er an seiner Schule Arbeiterkampflieder.

Fünfundzwanzig Jahre später  macht er sich auf, das bunte Rutschbauwerk zu suchen und reist ins bizarrste Land der Welt. Er steht als TV-Autor nicht unbedingt auf der Liste der erwünschten Gäste. Seine Begleiterin ist Fotoreporterin. Nicht die besten Voraussetzungen, um sein anvisiertes Ziel zu erreichen. Weil – darüber hinaus gar nicht sicher ist, ob dieses Objekt überhaupt existiert. So machen sich die Autoren auf eine spannende, gefährliche und außergewöhnliche Reise in die „Destination Nordkorea“.
Die die beiden mit falschen Berufsangaben sozusagen inkognito das Land bereisen wurde ein detaillierter Code mit den Daheim gebliebenen vereinbart. Um mitzuteilen ob es ihnen gut geht. Und da die beiden sich keiner Reisegruppe anschließen wollten, hat jeder seinen eigenen Begleiter auf der Reise durch das Land. Auch Pauschal-Touristen dürfen sich nur in Gegenwart abgestellter, geschulter Personen in Nordkorea bewegen.

Geführt werden die zwei an die Glanzpunkte des Landes. Gezeigt werden soll Nordkorea von seiner Schokoladenseite – und nur unter diesem Aspekt. Ihre ständigen Begleiter achten stets darauf, dass sie auch tatsächlich nur mit vorher ausgewählten Nordkoreanern in Kontakt treten. Augenzwinkernd lassen die beiden die Selbstbeweihräucherung über sich ergehen. Etwas anderes ist im vorgegebenen gut strukturierten Pflichtprogramm auch gar nicht vorgesehen.

Fotografiert werden darf nur auf ausdrückliche Erlaubnis und bevorzugt die begehrten Fotos mit strahlenden Touristen im Vordergrund der repräsentativen Bauten Nordkoreas. Handys werden bei der Einreise ohnehin abgenommen. Trotz der gegebenen Umstände gelingt es den Autoren, dem Leser einen amüsanten Reisebericht vorzulegen. In den Text eingearbeitet sind zahlreiche Informationen über die Geschichte Nordkoreas und einige Anekdoten über das Land. Wirtschaftliche Vergleiche zwischen Nord- und Südkorea und das Verhältnis zu Japan. Der Autor hat gut recherchiert und gibt sein Wissen weiter, ohne allerdings das Werk mit zu vielen Details und Fakten zu überladen.

Wäre da nicht ein negativer Beigeschmack angesichts der Einreisebestimmungen könnte der Reiseführer mit seinen Beschreibungen über die landschaftliche Schönheit und die imposanten Sehenswürdigkeiten Touristen durchaus für das Land begeistern. Informationen über einheitliche Mode bis hin zum offensichtlich genormten Haarschnitt und andere Merkwürdigkeiten werden amüsant präsentiert. Der Autor macht seinem Berufszweig als Satiriker und Comedy-Coach unter anderem für Harald Schmidt und Grünwald alle Ehre.

Das Buch erweist sich als eine informative und dabei amüsante sowie lesenswerte Lektüre auch für diejenigen, welche nicht planen Nordkorea einen Besuch abzustatten. Wer einen Aufenthalt in Nordkorea ins Auge fasst, findet darin nützliche Benimm-Tipps über die Gepflogenheiten im Land.

Kim & Struppi, Ferien in Nordkorea von Christian Eisert, Ullstein Verlag, ISBN 978-3-86493-020-1, www.ullstein-extra.de 



Buchrezension "Cadaques"



Cadaqués ist keine „Lost Generation“: so beschreibt es Robert, eine Figur aus dem Buch. Wir finden uns selbst. Cadaqués ist ein legendäres kleines Fischerdorf nahe der spanisch-französischen Grenze. Robert war wegen Dali hierher gekommen, vor 30 Jahren. Und so wie ihm geht es vielen. Dali galt hier als der Mann aus dem Dorf, der arbeitende Mann und nicht allein als das verrückte Genie. Noch heute erinnern viele Orte an den Aufenthalt Dalis. Wie die drei Torbögen, die berühmt wurden, weil Dali sie gemalt hatte. Und noch heute treten viele in die Fußstapfen der dekadenten „Societat l`Amistrat“, der Gesellschaft von Freunden. Hier wird deutlich, auch der Mensch gehört zum Königreich der Tiere, hier ist man von Natur aus berauscht vom Leben, von der Liebe, von der Kunst. Leben wie Gott in Frankreich – das heißt Leben in Cadaqués im Schatten des Surrealismus.

Genau hier, am östlichsten Punkt der iberischen Halbinsel, wo die gewaltigen Pyrenäen ins Mittelmeer eintauchen hatte der Ort dazu beigetragen, das 20. Jahrhundert aus seinem Dämmerschlaf zu reißen und in neue, unbekannte Gefilde zu führen. Viele kamen aus den großen Städten hierher um Kraft zu schöpfen: Miro, Picasso oder Duchamp waren nur einige von ihnen. Sie alle profitierten von den besonderen Lichtverhältnissen und dem verträumten, romantischen Umfeld. Und hier in den Bars wie zum Beispiel dem mit dem schwaren „L`Houstal“ Logo spielt sich auch die Geschichte ab. Die in dicken Lettern gehaltene Schrift stammt von keinem geringeren als Dali. Man erzählt sich, dass Dali dafür dort zeitlebens kostenlos Speis und Trank erhalten hat.

Nach ihm kamen weitere berühmte oder weniger berühmte Maler, Schauspieler und Straßenkünstler. Und sie alle genossen  das lässige Savoir Vivre mit reichlich Sex and Drugs and Rock`n Roll. Die Dekadenz zeigt sich allerdings mit Niveau, keine allzu derben Sprüche, sondern ein tief im Inneren verwurzeltes Freiheitsdenken. Das sich gegen jegliche Konvention und Einschränkung richtet, auch wenn dabei die Gefühle anderer verletzt werden.

Michael Lederer beschreibt das Lebensgefühl und den Flair des Ortes in seinem Künstlerroman bildhaft wie Hemingway. Beim Lesen spürt man förmlich den Wind, der von den Pyrenäen her weht, den Tramuntana. Riecht den Duft der über Olivenholz bereiteten Paella, die Sonne brennt auf der Haut und man genießt das Leben nicht selten mit Hilfe von exzessivem Genuss von Sangria, Brandy und alles was sonst noch den Geist berauscht. Immer an der Grenze wischen wild und zu wild wie der Autor es bezeichnet.

Nicht alle haben Erfolg im Schatten der Großen, der Alkohol lässt das leicht vergessen. Dadurch beflügelt ergeben sich unzählige Dialoge und philosophische Gespräche. Natürlich – wie soll es anders sein – über die Liebe und die Vergänglichkeit. Über Kunst oder Poesie und aus gegebenem Anlass dann auch über den Tod. Alles verpackt in eine Liebesgeschichte als tragendes Element.

Das Buch ist ein exzellentes Werk bebildert durch die sprachliche Schönheit besetzt mit kreativen Akteuren und spannend durch die Geschichte der Liebe zweier Menschen wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten.


Cadaqués von Michael Lederer, PalmArtPress, ISBN 978-3-941524-34-7, www.palmartpress.com


Buchrezension "Schmatzen erlaubt, Herr Knigge"



Nichts ist für die Chinesen schlimmer als ihr Gesicht zu verlieren: Damit der Geschäftsreisende in China nicht sein Gesicht verliert, bietet das Buch „Schmatzen erlaubt, Herr Knigge?“ eine Anleitung für die chinesische Business-Etikette, einen roten Faden durch das Reich der Mitte sozusagen.

China ist anders, ganz anders. Die Menschen und die Kultur. Aber – so lässt uns der Autor wissen – die Chinesen sind auch sehr kulant und tolerant gegenüber Ausländern. Zum Glück. Zu leicht könnte man sich sonst aus der Ruhe bringen lassen angesichts der vielen Andersartigkeiten. Und regelrecht Angst verspüren, sich nicht angemessen zu verhalten. Dennoch, ein Grundverständnis für die chinesische Kultur und die Gewohnheiten der Menschen sollte man sich schon erwerben, bevor man sich auf die Reise macht. Noch dazu, wenn es sich um eine Geschäftsreise handelt.

So versteht sich das Buch als Berater und ist zur Seite, wenn man sich auf eine bestimmte Situation vorbereiten möchte. Oberstes Gebot, oder zumindest ein sehr wichtiges, bei Tisch nie ein Taschentuch benutzen. Dazu verzieht man sich auf die Toilette. Nase hochziehen ist dagegen ausdrücklich erlaubt. In China wohlgemerkt. Nicht bei uns hier in Europa. Ebenso stillos ist lautes Sprechen oder gar Lachen. Während diese Regeln jedoch beim traditionellen chinesischen Kampftrinken, welches als fester Bestandteil eines abendlichen Geschäftsessens gilt, außer Kraft gesetzt sind.

Suppe wird nicht gelöffelt, sondern getrunken. Hund oder Katze werden Europäern heute nur noch selten gereicht. Falls doch kann man das Gericht mit dem Hinweis auf kulturelle Essgewohnheiten aber auch getrost abweisen. Häufig haben Nahrungsmittel in China auch eine symbolische Bedeutung. Lange Nudeln stehen für ein langes Leben, das dem Gast gewünscht wird. Sollte der Gastgeber jedoch die Teeschale des Gastes ausschütten, ist irgendetwas schief gelaufen. Dies kommt nämlich einem Rauswurf gleich.

Höflichkeit ist in China dennoch wichtiger als Ehrlichkeit. Weiß man die Zeichen jedoch richtig zu deuten, so machen die Chinesen durch ihr Verhalten und ihre Gesten durchaus ihren Standpunkt deutlich klar. Jemandem in der Öffentlichkeit zu widersprechen wird in China nicht gerne gesehen, eine offene Streitkultur gibt es dort nicht. Dennoch erwartet man klare Worte, was Forderungen und Vorstellungen angeht.

Unhöflich ist es im Reich der Mitte übrigens auch nicht, den Gast im Fahrzeug hinter dem Beifahrersitz zu parken. Hier gilt dies als Platz für den ranghöchsten Fahrgast. Fällt die anschießende Verabschiedung übrigens kurz aus, kann man dies als gutes Zeichen werten. Ist die Verhandlung allerdings nicht positiv ausgegangen, wird der chinesische Verhandlungspartner versuchen, zumindest die Verabschiedung möglichst höflich zu gestalten.

Wer sich aber an die Benimm-Regeln des Buches gehalten hat, darf vermutlich getrost auf eine kurze Verabschiedung hoffen. Der chinesische Knigge ist handlich und somit immer griffbereit. Durch den Aufbau in Stichpunkten nach dem ABC kann auch jederzeit der Leitfaden – natürlich heimlich – herausgezogen werden und das passende Verhalten in der aktuellen Situation nachgeschlagen werden.

Das Buch ist eine hervorragende Vorbereitung für eine Geschäftsreise ins Reich der Mitte aber auch für jeden anderen eine amüsante, informative Lektüre.

Schmatzen erlaubt, Herr Knigge? Von Lutz Berners, Miriam Fritz, Susanne Heimburger und Nora Frisch, Drachenhaus Verlag, ISBN 978-3-943314-07-6,




Buchrezension "Die Lust des Bösen"



Nervenkitzel pur bietet der Fall der jungen Profilerin im LKA Berlin: Die Autorin des Buches ist promovierte Sozialwissenschaftlerin, die Hauptfigur, Lea Lands, die erste weibliche Profilerin deutschlandweit. So lassen auch die Personenbeschreibungen der Beteiligten tief in deren Seele blicken. Blaue Augen leuchten hier nicht wie das Meer, sondern „klar und rein, mit einer unergründlichen Tiefe wie der eines Menschen, der in weite Fernen schauen kann“. Und Haare fallen über die Stirnhälfte, so dass sie „die eine Seite verschatten und der anderen Gesichtshälfte ein unabhängiges Eigenleben verleihen“.

In ihrem Beruf ist die Hauptperson eben ständig auf der Suche nach dem Bösen, das tief innen in jedem Menschen schlummert. Fasziniert von den Serienkillern dieser Welt analysiert sie mit Vorliebe auch den Massenmörder Adolf Hitler und ist auf der Suche nach der Antwort nach dem „Warum?“. Spielend kann sie sich in die Gedankengänge der grausamsten Menschen, die dieser Planet je gesehen hat, hineinversetzen.

Zielstrebig tritt sie ihre Stelle beim LKA Berlin an mit ihrem Kollegen Max Hofmann, einem Polizisten aus Leib und Seele kurz vor seiner Pensionierung. Und einer ersten Begegnung, welche alles andere als ermutigend ist. Sehr klischeehaft und in zahlreichen Krimis ein gerne verwendetes Thema. Ein alter Kollege mit einer bissigen, rauen Fassade, welche – ganz vorhersehbar – von der jungen Kollegin zum Einsturz gebracht wird. Allerdings steckt hinter diesem Fall ein ganz besonders tiefer Abgrund, den es zu enthüllen gilt.

Auffallend sind zahlreiche Schilderungen, welche versuchen die radikalen Gruppierungen von der rechten Partei abzugrenzen und sie als Einzelkämpfer, welche nichts mit dem heutigen nationalsozialistischen Gedankengut zu tun haben zu bagatellisierren. Was doch gelegentlich den Anschein vermitteln könnte, die Autorin wolle die Ziele der „Neuen“ Partei rechtfertigen.

Sehr schnell absehbar ist auch, wer der Täter ist. Täter und Opferrollen stehen fest. Was der Spannung allerdings keinen Abbruch tut, geht es hier doch darum, die Seelenleben zu erforschen, die Motive zu ergründen und zugleich um eine Suche nach Träumen und einem vergessenen Reich. Es gilt, Einblick in die Gedanken eines grausamen Sadisten und seiner kranken Fantasien zu gewinnen. Glücklicherweise  werden die Schilderungen eines bestialischen Mordes auf ein paar wenige Seiten reduziert, um das Werk nicht in ein blutlüsternes Niveau absinken zu lassen. Zwischendurch wird der Thriller sogar ausgesprochen erotisch und dann wieder grenzenlos brutal. Ein gelungener Schwenk zwischen Handlungsorten und Zielpersonen, eine Liebesgeschichte und den tiefen Abgründen der menschlichen Seele. Was alles in allem dem Aufbau des Spannungsbogens zu Gute kommt.  

Zwischendurch sind  die Ermittlungen etwa unschlüssig. Die Autorin macht diese Lücken aber durch die flüssige Art zu schreiben wieder wett. In den letzten Kapiteln überschlagen sich die Ereignisse, es kommen neue Aspekte hinzu. Das Ende wirkt etwas hektisch, als wäre nicht mehr genügend Platz in dem Buch gewesen oder keine Zeit mehr geblieben. Dabei hätte der Leser gegen ein Weiterlesen der spannenden Lektüre sicher keine Einwände.

Offen und somit Gedanken anregend für den Leser bleibt auch, ob es der Profilerin am Ende gelingt, eines der wichtigsten Prinzipien ihres Berufes zu beherzigen. Profiler müssen umschalten können und Distanz halten zwischen den Schicksalen der Familien und dem Privatleben. Denn „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“ (Friedrich Nietzsche)

Der Thriller gibt Einblicke in die Psyche des Menschen, nebenbei enthält er informative Hinweise über die Historie und das Gedankengut der rechten Szene. In erster Linie aber ist es in psychologisch fundiertes, spannendes, facettenreiches und zugleich sinnliches Werk.



Die Lust des Bösen von Cassandra Negra, Jerry Media Verlag, ISBN 978-3-9523906-0-3, www.jerrymedia.eu


Buchrezension "Was hat sie, was ich nicht habe?"


Zehn Wege aus der Eifersuchtsfalle: So lautet der Untertitel des Buches. Ein hohes Ziel, wenn man bedenkt, dass Eifersucht ein uraltes und immer noch das zweitstärkste Motiv für Gewalt und Verbrechen ist. Sie zerstört Menschen und ihr Umfeld und ist durchaus nicht neu. Eifersüchteleien kannten schon die griechischen Götter und gaben immer wieder Anlass für Kriege und Dramen. Wie wäre die Geschichte der Welt verlaufen, wenn bei vielen Ereignissen nicht Eifersucht, sondern Liebe und Toleranz geherrscht hätten fragt die Autorin.

Ruth Maria Kubitschek empfiehlt in dem von ihr verfassten Vorwort „Jeder Mann – und vor allem jeden Frau – sollte dieses Buch nicht nur lesen, sondern einatmen“, um die alten Muster von Liebe, Treue, Eifersucht zu brechen. Vielleicht sollte es Pflichtlektüre werden, damit diese Krankheit ihren Stellenwert als Liebesbeweis und Salz in der Suppe, den sie heute noch in der Gesellschaft besitzt, verliert. Und als das erkannt wird, was sie ist: Eines der größten Übel überhaupt.

Wie viele Spielchen, Manipulationen, Tricks und falsche Projektionen dahinter stecken wird bei der Lektüre des Werkes deutlich. Wie oft geht es dabei nur um Festhalten, Vergleichen oder auch um puren Egoismus. Man bedenke dabei nur die unterschiedliche Qualität der Aussage „Mein Partner gehört mir“ oder „Mein Partner gehört zu mir“. Oft ist Eifersucht auch nur eine spezielle Ausdrucksform der Angst und Angst entsteht aus negativen Erfahrungen in der Vergangenheit. Angst kann aber auch sehr manipulativ eingesetzt werden und Macht über einen anderen Menschen verleihen. Dabei belegen Studien, dass 80 Prozent der menschlichen Ängste völlig unbegründet sind, weil die befürchteten Ereignisse gar nicht eintreten.

Eifersucht ist, so der Tenor, nicht angeboren, sondern angeeignet. Eifersucht neu denken, so könnte der Titel des Buches also auch lauten. Katarina Michel erklärt dem Leser Eifersucht als eine gewaltige Kraft, die man zum Positiven nutzen kann. Eifersucht kann einen aufbauenden Aspekt auf dem Weg zur Selbsterkenntnis darstellen. Eine interessante Perspektive bieten im Hinblick auf den kreativen Umgang mit einem uralten Problem und durch eine tiefgreifende Veränderung im Bewusstsein der Eifersuchtsfalle  entkommen. Dabei kann dieses Buch mit seinem Hinterfragen der Ursprünge, Verhaltensmuster und Lösungsangeboten Hilfestellung geben.

Interessant dabei ist auch der Blick zurück in die Vergangenheit in die griechische Antike zur Zeit Pythagoras, der sich stark für die Gleichberechtigung der Frauen eingesetzt hat. Zu seiner Zeit war die Einheit zwischen männlichen und weiblichen Kräften stärker ausgeprägt. Später hat die römisch-katholische Kirche ihr Möglichstes getan, um diese Strukturen zu unterwandern und die Frau als minderwertiges Wesen dargestellt. Diese Disharmonie hat dazu geführt, dass Mann und Frau sich nicht mehr gemeinsam nebeneinander frei entwickeln und ihre Beziehung offen akzentuieren konnten.
Auch wenn heute die Tendenz der Anerkennung des Weiblichen im gegenwärtigen spirituellen Aufbruch eine faszinierende Neugeburt erlebt, hängen wir noch stark in diesen alten Mustern fest. Je mehr Selbstvertrauen der einzelne entwickelt, desto zuverlässiger lebt er seine Beziehungen und ist nicht ängstlich besorgt, was seine und die Bedürfnisse des Partners anbelangt. Eifersucht mitsamt seinen unangenehmen Nebenerscheinungen ade.

Das Buch bietet zahlreiche Wege, aus der Eifersuchtsfalle herauszukommen und einen revolutionären Weg zu einem harmonischen Beziehungsmodell, welches wirkliche Liebe und Freiheit vereinen kann. Geeignet für
Mann und Frau.


Was hat sie was ich nicht habe? Von Katarina Michel, Aquamarin Verlag, ISBN 978-3-89427-656-0, www.aquamarin-verlag.de


Buchrezension "Die Kunst des Sterbens"



Der Thriller von Chris Morgan Jones beginnt im Glanz und Glamour Dubais: Der Detektiv Webster ermittelt dort zu Beginn seines Abenteuers vor Ort. Und beleuchtet die Stadt nicht nur im Schatten des Burj al Arab mit der „Verrücktheit nach Höhe und Parkplätzen“ sowie der Liebe zum Bauen. Sondern auch das andere Dubai, das ursprüngliche auf der anderen Seite des Creek. Mit dem Geruch von Meeresluft, Fisch und Schwefel. An dem Ort, an dem alles begann. Der Autor beschreibt Dubai als den unterhaltsamsten Ort der Welt. Als würde man ganz bei null anfangen. Auf einem weißen Blatt Papier. „Niemand hat ihnen erklärt, dass man in der Wüste nicht Ski fahren kann. Dass man ohne eine funktionierende Wirtschaft nicht so viel Besitz anhäufen kann. Aber es ist ihnen egal. Es ist unfassbar was sie daraus gemacht haben“. Eine kurze Weile führt Jones den Leser in die Gebräuche und die Kulinarik des Landes ein, um ihn dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Es geht um Recherchen über eine mehr oder weniger zwielichtige Persönlichkeit hohen Ranges.

Der Autor schickt den Ermittler auch nach Marokko und lässt den Eindruck entstehen, dass es dort nichts zu tun gibt außer sich in den nächsten Schatten zu flüchten. Aber nie in das Land auf dem das Hauptaugenmerk liegt – in den Iran. „Im Iran gibt es wie überall auf der Welt Verbrechen“. Die Revolutionsgarde und der VEVAK, der Nachrichtendienst, kontrollieren das Land. Jede Diktatur braucht den Terror, um den Fortbestand zu sichern. Doch im Iran übersteigt er das notwendige Maß. Im Iran ist alles politisch ist der allgemeine Tenor, der sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch hindurch zieht. Fast scheint es als gäbe es das ungeschriebene Gesetz für alle Ausländern, den Iran besser nicht zu bereisen. Aber es handelt sich hierbei ja nicht um eine Reiselektüre, sondern um einen äußerst spannenden Thriller.

Alles beginnt mit einem harmlosen Auftrag, mit einem Toten, der zunächst nichts mit der Sache zu tun zu haben scheint, mit geschmuggelten Kunstsammlungen aus dem Iran und führt über eine Entführung und Waffenschiebereien quer durch Syrien und den Libanon hin zu lebensbedrohlichen Situationen. Die Auflösung zeigt sich spannend, dennoch aber ziemlich abrupt und endet in einem Feuerwerk an Gewalt, Brutalität und Erpressung.

Das Werk lässt den Iran und seine Machthaber in Teheran als rücksichtslose Diktatur und verstricktes Machtgefüge erscheinen, ohne aber detailliert auf Hintergründe und politische Verhältnisse einzugehen. Schließlich handelt es sich ja auch nicht um ein politisches Sachbuch. Es empfiehlt sich vor der Lektüre des Buches die Erinnerungen an die Umstände im Iran in den letzten Jahren wachzurufen, um die Zusammenhänge im Herkunftsland des Hauptakteurs mit einbeziehen zu können.

Wer bis jetzt noch nicht von der Allmacht einer Diktatur überzeugt gewesen ist, der sollte es spätestens nach der Lektüre des Buches sein. Eine Regierung, die ihre Hände in kriminelle Machenschaften steckt und vor keiner Grausamkeit zurückschreckt. Gemeinsam mit dem VEVAK, der sich aller Mittel bedient. Was jedoch die Frage aufwerfen könnte, inwiefern sich dieses groß von anderen Organisationen der Art unterscheiden sollte.

Am Ende der Lektüre steht der Leser aber auch vor tiefgründigen Fragen. Wie zum Beispiel der, ob sich mit Waffenhandel oder auf dem Finanzmarkt das Geld beinah im Schlaf verdienen lässt. Und wenn ja, zu welchem Preis man sich ein luxuriöses Leben erkaufen muss. Steht hinter der Kulisse so manch kühl kalkulierenden Geschäftsmannes ein familiärer Mensch, der seinen Zwängen derart ausgeliefert ist, dass diese über dem Interesse der Familie stehen. Selbst wenn sie davon erheblich bedroht wird.

Ein spannend geschriebenes Buch mit vielen Überraschungseffekten, Ortswechseln, vielseitigen Handlungspersonen und Einblicken in die unterschiedlichen Charaktere der Menschen. Spannend verfasst und zum Denken anregend in vieler Hinsicht.


Die Kunst des Sterbens von Chris Morgan Jones, Heyne-Verlag, ISBN 978-3-453-41072-5, www.heyne.de


'Buchrezension "Havelland"

Havelland – Ein Wegbegleiter


Ein Nebeneinander von 1000 Jahren Kulturgeschichte und unberührter Landschaft: Sie bilden die Kulisse für eine Reise durch das Havelland. Ob zu Fuß, per Rad, hoch zu Ross oder auf dem Wasser. Der Landstrich präsentiert sich dem Betrachter mit weiten Flussauen, großen Seen und tiefen Wäldern. Auch seltene Tiere und Pflanzen haben die Gegend von der westlichen Stadtgrenze Berlins bis ins Vorland der Elbe erobert. In dem Buch „Havelland – Ein Wegbegleiter“ werden Radtouren, Stadtrundgänge, Naturerlebnisse und Kulturtipps in den unterschiedlichen Regionen beschrieben.

Die Havel entspringt in einer unterirdischen Quelle im Müritz-Nationalpark und fließt dann durch die Brandenburgische Reiseregion „Havelland“. Die Potsdamer Havelseen behandelt der erste Teil des Buches als Region mit dem Höhepunkt Potsdam, der Ortschaft Werder und der Insel Töplitz. In der Region zwischen Havel und Zauche führt eine Fähre über die Havel und der Reisebegleiter hin in das Dorf Paretz mit dem königlichen Sommeridyll, dem Schloss in das sich Königin Luise mit ihrer kinderreichen Familie zurückgezogen hat, um sich dem einfachen Landleben hinzugeben. Oder in das Kloster Lehnin, das bedeutendste Zisterzienserkloster an der Havel.

Brandenburg beeindruckt mit landschaftlicher Schönheit wie z.B. dem Betzsee, aber auch mit historischem Kulturgut und gleich 3 Stadtkernen, dem Dom sowie einer Statue des Hr. Dr. Müller-Lüdenscheid, der berühmten Figur des in Brandenburg geborenen Komikers Christoph Carl von Bülow alias Loriot.

Das größte Schutzgebiet des Landes Brandenburg befindet sich in Westhavelland und erstreckt sich mit seinem Wasserreichtum entlang einer Seenkette und bietet ideale Lebensbedingungen für Fische, Frösche, Insekten oder Vögel. Ein Sammelsurium an kleinen Ortschaften, für Kurioses findet sich im Land der Ländchen, während der havelländische Luch mit Ursprünglichkeit und Idylle aufzutrumpfen weiß.

Zwischen den Beschreibungen der einzelnen Regionen findet der Leser jeweils Erlebnisberichte von Ortsansässigen, welche die beschriebenen Gebiete greifbar und lebendig machen. Der Anhang beinhaltet nützliche Adressen und Hinweise.

Das Buch ist vielseitig und abwechslungsreich wie die Region Havelland selbst. Mit seinen Tipps ist es ein nützlicher Begleiter auf einer Reise durch die Destination am Rande Berlins.


Havelland – Ein Wegbegleiter von Joachim Nölte, Edition Terra,  Terra Press GmbH, ISBN 978-3942-917-117, www.terra-press.de


Buchrezension "Und dann kam das Wasser"



Ein Passau-Krimi vor der Kulisse der Jahrhundertflut: Die fesselnd geschriebene Story spielt vor dem Hintergrund des Jahrhunderthochwassers im Juni 2013 in der Dreiflüssestadt Passau. Dargeboten werden allerdings nicht nur ein ausgesprochen spannender Krimi, sondern auch Einblicke in die Lebensumstände der Menschen während und nach der Überschwemmung. Im Hintergrund erfährt der Leser viel über die schwierigen Zustände, die es sogar den nicht direkt Betroffenen erschweren den Alltag zu bewältigen. So wie auch die persönlichen Schicksale der zahlreichen involvierten Handelnden beleuchtet werden.

Daneben ist auch noch Platz für erotische Schwingungen und Liebesgeschichten am Rande, welche in sehr anschaulicher Weise an den Leser herangetragen werden. Eingestreut findet man darüber hinaus auch gesellschaftskritische Aspekte sowie in Passau bekannte Örtlichkeiten. Das Zusammenspiel all dieser Faktoren und die lebendige und humorvolle Schreibstil der Autorin lassen den Krimi vor dem inneren Auge ablaufen und bieten perfekte Krimiunterhaltung.

Wesentlich für den Spannungsaufbau sind so auch die rasch aufeinanderfolgenden Wechsel zu authentisch agierenden Charakteren und Locations, deren Zugehörigkeit zum Mordopfer anfangs nur leicht angedeutet wird. Dabei scheint sich hinter jedem der Beteiligten eine eigene, wiederum geheimnisvolle Geschichte zu verbergen. Eine Ahnung über das Tatmotiv oder gar den Täter eröffnet sich dem Leser erst sehr spät.

Selbst gegen Ende des Buches tun sich immer neue Geheimnisse rund um die Hauptdarsteller auf, die vom Leser bis zuletzt nicht aufgelöst werden können. Der Schlüssel zu allem ergibt sich in den letzten Kapiteln. Somit endet das Buch in einem Feuerwerk an Offenbarungen und Verstrickungen und hat bis zum Schluss Überraschungen parat.

Ein spannendes Buch, welches den Leser mit immer neuen Geheimnissen in seinen Bann zieht und zum Weiterlesen animiert. Ein von der ersten bis zur letzten Seite spannend und knisternd geschriebener Krimi auf hohem Niveau.


Und dann kam das Wasser von Dagmar Isabell Schmidbauer, Edition Renumero, ISBN 978-3943395-020, www.renumero.de


Buchrezension "Journey Man"


Ein Mann, fünf Kontinente und jede Menge Jobs: Auf der Suche nach einer Möglichkeit, Traumjob und Reiselust unter einen Hut zu bringen, stößt der Autor auf eine mittelalterliche Tradition: die Walz des Handwerksgesellen.

Die Burschen in schwarzer Tracht mit Schlaghosen, Schlapphut und Wanderstock waren Handwerker, die ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. Sie mussten nun für eine bestimmte Zeit auf Wanderschaft gehen, um den Meistertitel zu erwerben.
Dabei wird das Tagebuch des Wandergesellen für Körner zum Onlineblog und er hat einen Punkte-Plan. „Design statt Handwerk“ – „Alles wird mir eine Lehre sein“ – „Erfahrungsreichtum statt Geldsegen“ – „Alles inklusive“ – „Von Haus zu Haus“ – „Sperrgebiet“ – „Auszeit“ – „Querweltein“ und „Der Weg ist das Ziel“.

Seine Reise startet der frisch gebackene Weltenbummler in Shanghai, in einem Architekturbüro. Eine Stelle, die ihm von einem Professor seiner Universität besorgt worden war. Um dort bereits festzustellen, dass er seine Regeln nicht ganz wird einhalten können. Oder soll er die Stelle abschlagen, um sein Prinzip „Erfahrungsreichtum statt Geldsegen“ einzuhalten? Den Punkt welcher besagt auf der Walz nur für Kost und Logis, egal ob Brotkanten oder Dreigängemenü, Matratze, Sofa oder Himmelbett zu arbeiten. Der Chef hat nämlich keine Lust für ihn eine Unterkunft geschweige denn etwas Essbares zu besorgen. Stattdessen bietet er den Lohn eines Praktikanten. Und bereits hier bleibt der Autor länger als geplant. Womit der nächste Punkt - nicht länger als einen Monat an einem Ort zu bleiben - ebenfalls hinfällig geworden ist.

Es bleibt weiter schwer, die Regeln einzuhalten und oft ist es auch schwer, sich zu verabschieden, wenn man das Gefühl hat unter Freunden zu wohnen. Um statt dessen Stunden in Wartesälen von Flughäfen und Bahnstationen zu verbringen oder auf Betrüger hereinzufallen, welche Tickets zum doppelten Preis verkaufen. Einen Monat lang auf einer Iso-Matte zu schlafen und mit unterschiedlichen Temperaturen und Anstrengungen zu kämpfen.

Als schließlich seine Beziehung ob seiner Reise zerbricht und er in ein tiefes Loch fällt, sucht er Kraft bei seiner Mutter und seinem Bruder, um anschließend gestärkt sein Abenteuer fortzusetzen. Um am Ende der Wanderschaft als weiser, weltoffener und an Erfahrungen reicher Mensch heimzukommen. Jemand, der sich zu einer echten Persönlichkeit entwickelt hat. Ein Furchtloser, den die Kulturen der Welt und die Weite des Universums nicht schrecken. Ganz nach der Tradition der Wandergesellen auf der Walz.

Hilfreich sind auch die QR-Codes im Buch, die es möglich machen die Reise mit Hilfe von Fotos und Videos nachzuerleben. Die kostenlose App zum Scannen kann auf das Smartphone oder das Tablet geladen werden.

Ob die vom Autor beschriebene Reise – in zwei Jahren an über sechzig Orte mit nur 255 Euro in der Tasche für jedermann zum Nachahmen empfohlen werden kann sei dahingestellt. Empfohlen werden kann auf jeden Fall die Lektüre des Buches. Amüsant, flüssig und interessant schildert der Autor darin die Stationen seiner Reise.


Journey Man von Fabian Sixtus Körner, Ullstein Verlag, ISBN 978-3864-9301-40, www.ullstein-extra.de


Buchrezension "Passt genau"



Den richtigen Partner finden in sechs Schritten: So könnte der Titel des Buches ebenso lauten. Während die meisten Bücher bei der Suche ansetzen, befasst sich dieses Werk damit, wie man sich geschickt verhält sowie damit, was man bei der Suche nach dem richtigen Partner tun und lassen sollte.

Damit allein ist es aber nicht getan, außen anzusetzen führt nach Meinung der Diplom-Psychologin nicht zum gewünschten Erfolg. In 99 Prozent der Fällt hängt das ungewollte Singleleben mit inneren Bremsen zusammen. Mit Altlasten aus der Vergangenheit. Diese zu überwinden gilt es in erster Linie. Dabei helfen soll dieser Ratgeber, illustriert mit den von Dr. Eva Wlodarek selbst gefertigten Zeichnungen.

Passend dazu das erste Bild, ein mit Namen befüllter Sack. Der einleitende Schritt gilt dem „Herz aufräumen“. Solange dieses besetzt ist, wird es schwierig, zur nächsten Phase, dem „frei für Dich“ überzugehen, um Schritt 2 einzuleiten:  „Optimal wirken“.
Eingehende Selbstbetrachtung, mit viel Geduld, Ausdauer und Selbstdisziplin prägen den dritten Teil „Zwiespalt überwinden“. Und die Erkenntnis, dass man sich nach Rückschlägen wieder aufrappeln muss, solange bis wir bekommen was wir uns wünschen. Wie Thomas Alva Edison, der Erfinder der Glühbirne. Auf die Frage eines Besuchers „Mr. Edison, sind Sie nicht frustriert darüber, wie viele vergebliche Versuche Sie machen mussten, um endlich ans Ziel zu gelangen“, antwortete dieser „Wieso vergebliche Versuche. Das waren lauter nützliche Methoden, mich zu lehren, wie es funktioniert“.

Ob das auf den ersten Seiten skizzierte Hochzeitsbild am Ende des langen Weges steht und ob die „Glühbirne“ erleuchtet, das muss der Leser selbst in die Hand nehmen. Und sich Stück für Stück durch den Leitfaden kämpfen.

Bis hin zum Ende der Reise „Die richtige Wahl treffen“. Wobei „Liebe nicht genug ist“. Außer unserem Herzen muss unser Kopf mitentscheiden, wenn die Beziehung tragfähig sein soll. So zitiert die Autorin Aaron Beck, Paarberater aus den USA. Es gilt also, den falschen Mann zu vermeiden und zu wissen, welche Eigenschaften der Richtige haben soll.

Das Buch ist nicht nur ein weiteres Werk zum Thema Partnersuche. Sondern ein sechs-Punkte-Plan auf dem Weg zum richtigen Partner. Für alle diejenigen, die bereit sich an sich selbst zu arbeiten.


Passt genau von Dr. Eva Wlodarek, Deutscher Psychologenverlag, ISBN 978-3942-761253, www.psychologenverlag.de


Buchrezension "Die letzte Reise"



Eine Reise über deutsche Friedhöfe: Endstation des irdischen oder Anfangspunkt des ewigen Lebens ist in unserem abendländischen Kulturkreis in der Regel der Friedhof. Er ist über die Jahrhunderte Zeuge historischer, kultureller und gesellschaftlicher Wandlungsprozesse geworden. Der Einfluss des Zeitgeistes ist unübersehbar. Aber auch der Wunsch der Menschen, in Erinnerung zu bleiben durch in Stein gravierte Namen. Und die Hoffnung, dass Angehörige diese letzte Stätte liebevoll zu einem kleinen Garten Eden machen.

Ein interessanter Aspekt, das Interesse an Grab- und Bestattungskultur mit der Leidenschaft für Gärtengestaltung zu kombinieren. Der Autor ist fasziniert von der Grab- und Bestattungskultur und hegt eine Leidenschaft für gepflegte Gärten und Grünanlagen. So ist das Buch nicht nur ein Spiegel für die Einstellung der Menschen dem Tod gegenüber als letzte Station, sondern auch ein Kulturführer in unterschiedliche Regionen und Vorlieben. Darüber hinaus lenkt es den Blick auf die Natur, die hier als Gegensatz eine große Rolle spielt.

Familiengrabstätten, prachtvoll Mausoleen, einfache Soldatengräber, Sarkophage - immer in Zusammenhang mit der Umgebung und der Symbiose mit der Natur betrachtet. Dies alles symbolisiert der umfangreiche Bildband und zugleich die Hoffnung, dass wie es Heinz Rühmann ausdrückte, der Schöpfer nicht so verschwenderisch mit dem Wunderbaren des menschlichen Körpers wäre. Weswegen mit dem Tod nicht alles aus ist - „Wir verlassen die Erde. Aber wir kommen wieder“ wird er in dem Bildband zitiert.

Weitere Zitate von Rainer Maria Rilke oder Mahatma Gandhi regen zum Nachdenken an und lassen den Blick des Betrachters auf den zahlreichen Abbildungen verweilen. Sie stellen zum Teil Grabstätten, Heiligenfiguren oder Bepflanzungen in den Vordergrund. Oder konzentrieren sich auf Ausschnitte, Buchstaben oder Hintergründe. Und auf die fotografierten Details, die den Blick auf sich ziehen wie bunte Lichtflecke auf den sonst tristen Flächen. Mit den Augen eines Flaneurs, der ohne konkretes Ziel nach Eindrücken sucht.

Im Gegensatz zu anderen Bildbänden, die sich mit Friedhöfen beschäftigen ist es keine Aufzählung der Grabstätten Prominenter, sondern eine Reise durch Friedhöfe in Deutschland von Sylt bis Konstanz. Die verdeutlichen soll, dass Religion, sozialer Stand, Reichtum, Armut und ein unterschiedliches Gestaltungsbedürfnis auch über den Tod hinaus wirken.

Ein Buch welches den Leser auf die allgegenwärtige Thematik der „Endstation des irdischen Lebens“ verweist und nachdenklich stimmt. Aber auch die Aufmerksamkeit auf die gestalterische Vielfalt eines Friedhofes und der darin befindlichen Gräber lenkt.


Die letzte Reise von Clemens Menne, ISBN 978-3-927372-76-4, Systemed Verlag, www.systemed.de

Buchrezension "Metronom"

Métronom

Die Geschichte Frankreichs im Takt der Pariser Métro: Jede Haltestelle ruft durch ihren Standort oder ihren Namen ein Stück der Vergangenheit und der Entwicklung nicht nur von Paris, sondern von ganz Frankreich in Erinnerung. Die Metrostationen führen direkt in die Geschichte hinein. Das Buch soll ein Instrument sein, das den Takt schlägt und die Zeit rhythmisiert. Deswegen wurde für die Reise durch Paris der Buchtitel „Métronom“ gewählt.

So jedenfalls beschreibt der Autor die Idee für sein Buch. Der, wie er sagt mit seinem Beruf Geschichte betreiben kann. Als Schauspieler schlüpfte er in die Rolle von La Fontaine, Fouquet, Mozart oder Sartre. So wurde in gewisser Weise die Geschichte zu seiner Berufung und zur Inspiration für das Buch. Lorànt Deutsch verfügt durch seine Erfahrungen über eine „Zeitmaschine“. Dieses Wissen und die Kenntnis der Vorgänge in den vergangenen Jahrhunderten finden sich in seinem Werk wieder.



Der Leser wird durch die Geschichte geführt, beginnend an der Métro-Station „Ile de la Cité“. Dem Platz, welcher die Anfänge von Paris aufzeigen soll. Die Ile de la Cité hat tatsächlich die Form einer Wiege, ob es tatsächlich die Wiege von Paris ist - dieses Lutetia, Oppidum der Parisii, auf einer Insel in der Seine  gelegen, von denen Julius Caesar in seiner Schrift der Gallische Krieg erzählt?

Ein paar Jahrhunderte später ist Paris die Hauptstadt von Frankreich. An der Station Auguste Philippe erlebbar durch zahlreiche Fragmente des ehemals neun Meter hohen und drei Meter dicken Festungswalls.

Bis der Leser schließlich im 21. Jahrhundert angekommen ist, in „La Defense“, nach Meinung des Autors die Krone des schlechten Geschmacks. Womit die Grande Arche gemeint ist.

Gewiss wird ein Paris Tourist nicht kreuz und quer durch die Gegend fahren, um an den einzelnen Stationen der Métro die Spielstätten vergangener Jahrhunderte zu erforschen. Aber für denjenigen der sich etwas mehr Zeit nehmen will, kann das Buch als intensiver Reiseführer dienen. Die eine oder andere Station steht vielleicht ohnehin auf dem Plan, wie z.B. die Station Palais Royal – Museé du Louvre, weil dort der Ausstieg zum Louvre ist zum Beispiel. Auf jeden Fall ist es ein interessanter Leitfaden und sollte man zufällig eine dieser Stationen ohnehin auf seinem Weg durch Paris begegnen, so verhelfen die Beschreibungen dazu, die Geschichte des Platzes zu erspüren.

Die Idee für den Aufbau des Buches ist außergewöhnlich und gut gelungen. Ein geeignetes Konzept, mit Hilfe der Métrostationen durch die Jahrhunderte in Paris zu wandeln. Während der Lektüre hat der Leser das Gefühl, persönlich durch die Geschichte der Stadt an der Seine geführt zu werden.


Métronom von Lorànt Deutsch, Propyläen Verlag, ISBN 978-3-549-07440-4, www.propyläen-verlag.de



Buchrezension "Kakerlakenkunde"



Kakerlakenkunde: Aus jeder Zeile des Buches springt dem Leser die Verzweiflung des Autors entgegen, er hadert mit einer Gesellschaft, die in ihrer Gier und Maßlosigkeit aus Chancen Verelendung, aus Liebe Prostitution, aus Macht Demütigung, aus Geld Schmutz und aus Fortschritt das Ende – den Tod produziert. Die nicht nur in seinem Land herrschende Rücksichtslosigkeit der Gesellschaft scheint ihn tief im Innersten zu treffen. Luo Ying möchte seinen Abscheu in die Welt hinausschreien.

Jede Zeile spiegelt das düstere Bild wider, welches der Autor als Chronist des modernen China zeichnet. Die Sprache in den Gedichten ist so brutal wie das Leben auf den Straßen chinesischer Metropolen, die Visionen so apokalyptisch wie die Endzeit-Verheißungen im Alten Testament.

Deswegen wurde auch der Titel, der im Original „Häschen“ heißt, mit „Kakerlaken-Kunde“ übersetzt. Der so lieb geklungen hätte, dass er fehl interpretiert worden wäre. Häschen sind Opfer, Kakerlaken sind Täter. So werden sie auch im siebten Abschnitt beschrieben:
„Das masochistische Verhalten eines Kakerlaken-Schwarms ist Ausdruck extremer Verstohlenheit und Vulgarität und kann als Abbild einer aus weiter Vergangenheit herrührenden seelischen Degeneration und eines zur Verschlagenheit und Heuchelei besonders geeigneten kollektiven Bewusstseinszustandes dienen.“

Luo Ying schreibt dies nicht, weil er zu den Verzweifelten, zu den Verlierern und Benachteiligten gehört. Er ist gut situiert, fühlt aber dennoch den Schmerz der Schwächeren und ist emphatisch genug, deren Leid nachvollziehen zu können. Luo Ying ist einer der reichsten Unternehmer Chinas und zählt zu den freigiebigsten Spendern und Stiftern des Landes. Als Poet nützt er die künstlerische Freiheit, seine Zeit und seine Zeitgenossen kritisch zu betrachten.

Wer möchte und kann darf das Werk auch in der Originalsprache lesen – die chinesische Originalfassung und die deutsche Fassung befinden sich jeweils auf den gegenüberliegenden Buchseiten. Die deutsche Übersetzung stammt von Michael Kahn-Ackermann.

Ein aufrüttelndes, nachdenklich stimmendes Buch, das uns jäh die Abgründe der Menschen, aber auch die eigenen Fehler und Schwächen vor Augen führt und dennoch Hoffnung auf Veränderung gibt.

Kakerlakenkunde von Luo Ying, Olms-Verlag, ISBN 978-3-487-15054-3, www.olms.de