Donnerstag, 30. Januar 2014

Infos von Mehr Demokratie zum geplanten Freihandelsabkommen

Mehr Demokratie informiert über das Freihandelsabkommen

haben wir bald Genmais und Hormonfleisch auf dem Tisch? Schon bei dem Gedanken wird mir schlecht. Abwegig aber ist es nicht. USA und EU arbeiten an einem Freihandelsabkommen (TTIP). Das soll die Bedingungen für Exporte und Investitionen auf beiden Seiten verbessern. Das bedeutet aber leider auch, dass Standards heruntergesetzt werden können. Denn US-Konzerne möchten Produkte bei uns verkaufen, die bisher nicht zugelassen sind. Und: Die Demokratie wird angegriffen. Sowohl bei den Verhandlungen als auch später spielen demokratische Rechte kaum eine Rolle. Die Verhandlungen sind geheim. Weder EU-Parlament, Bundesregierung und Bundestag, noch wir Bürgerinnen und Büürger werden ausreichend informiert.

Konzerne hingegen haben einen hervorragenden Zugang zu den Verhandlungen. Was wir denken, ist nicht gefragt. Zukünftig sollen beispielsweise Konzerne Deutschland vor Schiedsgerichten verklagen können, wenn sich Investitionsbedingungen verschlechtert haben. Damit werden demokratische Entscheidungen an das Gängelband der Konzerne gelegt. Die Abgeordneten können dem TTIP nur als Ganzes zustimmen oder es ablehnen. Eine demokratische Beteiligung gibt es nicht, auch eine Volksabstimmung ist nicht vorgesehen.

Gemeinsam mit vielen anderen Organisationen ist auch Mehr Demokratie gegen das Abkommen auf dem Plan. Einen ersten Erfolg konnten wir bereits erzielen: Die Verhandlungen über Klagerechte vor geheimen Schiedsgerichten werden öffentlich beraten. Dies ist jedoch kein Grund zum Ausruhen: Das Abkommen soll bereits 2015 verabschiedet werden. Mit Ihnen gemeinsam wollen wir diesen Angriff auf die Demokratie abwehren. Mit anderen Initiativen starten wir eine Kampagne gegen dieses Abkommen und gegen die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen. Wir fordern Demokratie und Transparenz! Insbesondere werden wir prüfen, ob wir eine Europäische Bürgerinitiative gegen das Abkommen starten können. Die Kampagne wird rund 41.000 Euro kosten.

Bitte spenden Sie jetzt hier https://www.mehr-demokratie.de/ssl-spenden.html, damit wir starten und TTIP stoppen können.

Text übernommen von Mehr Demokratie e.V.
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalder Str. 4 |10405 Berlin

Sonntag, 19. Januar 2014

Kultusminister lässt Schüler und Lehrer im Regen stehen

Probeabitur in Bayern ein Fiasko


Kultusminister lässt Schüler und Lehrer im Regen stehen

Bayerns Kultusminister Spaenle hat das Probeabitur an die Wand gefahren: Der Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) der Bayern SPD übte deutliche Kritik daran, was der bayerische Kultusminister durch den Probelauf für das bundesweite Abitur angerichtet hat. Die Landesvorsitzende der AfB, Marion C. Winter, erklärte bei der Vorstandssitzung in Nürnberg: „Der Minister selber bleibt weit hinter den Ansprüchen zurück, welche er den bayerischen Abiturienten anlegen will und stürzt jetzt Lehrer und Schüler in Verlegenheit.

Die AfB Bayern bei der Landesvorstandssitzung in Nürnberg
In den bayerischen Abiturklassen herrscht bei Lehrern und Schülern das blanke Chaos.
Zunächst sollte das Probeabitur bekanntlich nach Wahl der Schüler als Schulaufgabe oder Stegreifaufgabe gezählt werden. Aufgeschreckt von den durchwachsenen Ergebnissen versuchte das Kultusministerium mit blindem Aktionismus alle Hebel in Bewegung zu setzen, um das bayerische Abitur weiterhin als überlegen darstellen zu lassen. Es wurde nun die zusätzliche Möglichkeit eröffnet, das Ergebnis des Probeabiturs nun gar nicht in die Noten mit einfließen zu lassen.

Mit diesem plötzlichen Rückzieher schiebt Spaenle nach Ansicht der AfB den Lehrern und Schülern den schwarzen Peter zu. Durch den knappen Notentermin – Notenschluss ist der 1. Februar – werden Schüler und Lehrer massiv unter Druck gesetzt, die nun auf einmal fehlenden Noten durch Schulaufgaben oder Stegreifaufgaben in der Kürze der Zeit nachzuholen. Im schlimmsten Fall müssen, um die fehlenden Leistungen zu erbringen, nun noch in bis zu drei Kernfächern Klausuren geschrieben werden.

Die AfB fordert Spaenle dazu auf, das Problem unverzüglich mit einer tragfähigen und klaren Regelung zu beseitigen. Das Ministerium muss den Lehrern ausnahmsweise gestatten, die Zeugnisse aus den bereits jetzt vergebenen Noten zu erstellen. Nur so kann Schaden von den Schülern und Schülerinnen abgewendet werden.



Dienstag, 14. Januar 2014

Buchrezension Die Lust des Bösen

Die Lust des Bösen

Ab Donnerstag auf dem Markt

Nervenkitzel pur bietet der Fall der jungen Profilerin im LKA Berlin: Die Autorin des Buches ist promovierte Sozialwissenschaftlerin, die Hauptfigur, Lea Lands, die erste weibliche Profilerin deutschlandweit. So lassen auch die Personenbeschreibungen der Beteiligten tief in deren Seele blicken. Blaue Augen leuchten hier nicht wie das Meer, sondern „klar und rein, mit einer unergründlichen Tiefe wie der eines Menschen, der in weite Fernen schauen kann“. Und Haare fallen über die Stirnhälfte, so dass sie „die eine Seite verschatten und der anderen Gesichtshälfte ein unabhängiges Eigenleben verleihen“.

In ihrem Beruf ist die Hauptperson eben ständig auf der Suche nach dem Bösen, das tief innen in jedem Menschen schlummert. Fasziniert von den Serienkillern dieser Welt analysiert sie mit Vorliebe auch den Massenmörder Adolf Hitler und ist auf der Suche nach der Antwort nach dem „Warum?“. Spielend kann sie sich in die Gedankengänge der grausamsten Menschen, die dieser Planet je gesehen hat, hineinversetzen.

Zielstrebig tritt sie ihre Stelle beim LKA Berlin an mit ihrem Kollegen Max Hofmann, einem Polizisten aus Leib und Seele kurz vor seiner Pensionierung. Und einer ersten Begegnung, welche alles andere als ermutigend ist. Sehr klischeehaft und in zahlreichen Krimis ein gerne verwendetes Thema. Ein alter Kollege mit einer bissigen, rauen Fassade, welche – ganz vorhersehbar – von der jungen Kollegin zum Einsturz gebracht wird. Allerdings steckt hinter diesem Fall ein ganz besonders tiefer Abgrund, den es zu enthüllen gilt.

Auffallend sind zahlreiche Schilderungen, welche versuchen die radikalen Gruppierungen von der rechten Partei abzugrenzen und sie als Einzelkämpfer, welche nichts mit dem heutigen nationalsozialistischen Gedankengut zu tun haben zu bagatellisierren. Was doch gelegentlich den Anschein vermitteln könnte, die Autorin wolle die Ziele der „Neuen“ Partei rechtfertigen.

Sehr schnell absehbar ist auch, wer der Täter ist. Täter und Opferrollen stehen fest. Was der Spannung allerdings keinen Abbruch tut, geht es hier doch darum, die Seelenleben zu erforschen, die Motive zu ergründen und zugleich um eine Suche nach Träumen und einem vergessenen Reich. Es gilt, Einblick in die Gedanken eines grausamen Sadisten und seiner kranken Fantasien zu gewinnen. Glücklicherweise  werden die Schilderungen eines bestialischen Mordes auf ein paar wenige Seiten reduziert, um das Werk nicht in ein blutlüsternes Niveau absinken zu lassen. Zwischendurch wird der Thriller sogar ausgesprochen erotisch und dann wieder grenzenlos brutal. Ein gelungener Schwenk zwischen Handlungsorten und Zielpersonen, eine Liebesgeschichte und den tiefen Abgründen der menschlichen Seele. Was alles in allem dem Aufbau des Spannungsbogens zu Gute kommt. 

Zwischendurch sind  die Ermittlungen etwa unschlüssig. Die Autorin macht diese Lücken aber durch die flüssige Art zu schreiben wieder wett. In den letzten Kapiteln überschlagen sich die Ereignisse, es kommen neue Aspekte hinzu. Das Ende wirkt etwas hektisch, als wäre nicht mehr genügend Platz in dem Buch gewesen oder keine Zeit mehr geblieben. Dabei hätte der Leser gegen ein Weiterlesen der spannenden Lektüre sicher keine Einwände.

Offen und somit Gedanken anregend für den Leser bleibt auch, ob es der Profilerin am Ende gelingt, eines der wichtigsten Prinzipien ihres Berufes zu beherzigen. Profiler müssen umschalten können und Distanz halten zwischen den Schicksalen der Familien und dem Privatleben. Denn „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehen, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“ (Friedrich Nietzsche)


Der Thriller gibt Einblicke in die Psyche des Menschen, nebenbei enthält er informative Hinweise über die Historie und das Gedankengut der rechten Szene. In erster Linie aber ist es in psychologisch fundiertes, spannendes, facettenreiches und zugleich sinnliches Werk.


Donnerstag, 9. Januar 2014

Die Erlebnisbrauerei im churfränkischen Miltenberg



Die Brauerei Faust in Miltenberg braut ganz spezielle Biere


Bierräritäten zum Studieren und Probieren: „Woanders werden Schätze gesucht, bei uns gebraut“ lautet das Motto der Brauerei Faust in Miltenberg. Eine Brauereibesichtigung in der Brauerei ist ein wahrliches Sinnes-Erlebnis. Während einer Wanderung durch das Sudhaus oder den Gärkeller erfährt der Gast allerlei rund ums Bier und auch über die Spezialitäten und Besonderheiten des „faustschen“ Bieres. Natürlich dürfen diverse Biersorten dabei auch probiert werden.



Der Blick vom Brauturm eröffnet einen traumhaften Ausblick über die Dächer Miltenbergs


Die Faust-Bierraritäten sind außergewöhnliche Spezialitäten, deren Herstellung und Geschichte sie zu etwas ganz besonderem macht. Das Bier lagert in von Fackeln beleuchteten Felsenkellern. Als besonderes Erlebnis während des Rundganges gilt auf jeden Fall der Besuch im Eiskeller und der Schatzkapelle aus dem Jahr 1631. In den historischen Gewölben mehr als 30 Meter unter Sandsteinfelsen reifen die Kostbarkeiten wohl behütet zu einem ganz besonderen Genuss heran, den man getrost als Schatz bezeichnen darf. Eine wahre Goldgrube für den Biertrinker.

Zwölf Spezialitäten offeriert die Brauerei Faust, darunter auch das Pils alkoholfrei oder das Schweinviertler, benannt nach dem ältesten Stadtviertel Miltenbergs. Eine besondere Sorte ist der holzfassgereifte Eisbock, welcher im Jahr 1890 erfunden worden sein soll. Der Legende zufolge hatte ein Brauergeselle abends keine Lust mehr, die Bockbierfässer in den Keller zu rollen. Während der Winternacht erstarrte das Bier zu Eis, woraufhin der Braumeister den Gesellen zur Strafe befahl, die Flüssigkeit in der Mitte der Eisblöcke zu trinken. Dass dies durchaus keine Strafe darstellte beweist heute die Beliebtheit des malzig-süßen Gebräus. Seine charakteristische Milde erreicht das Bier durch das monatelange Ausfrieren in Holzfässern.



Das reichhaltige Sortiment der Brauerei wird in der Schatzkammer aufbewahrt
Etwas ganz Besonderes ist auch das Auswandererbier 1849. Es wird stark mit Hopfen durchsetzt und haltbar gemacht und wird besser je länger es aufbewahrt wird. Ursprünglich wurde es für die zwischen 1850 und 1891 knapp 4 Millionen Deutschen gebraut, welche in die USA auswanderten. Unter ihnen befand sich auch August Krug, der Sohn des Besitzers der Brauerei „Zum weißen Löwen“, dem Vorgänger des Brauhauses Faust. Fürsorglich hatte der Vater ein Rezept gezaubert, bei dem mithilfe von hohem Alkoholgehalt und eine extremen Hopfenbittere das Bier nicht vererben sollte. Der Sohn sollte schließlich die lange Überfahrt nicht ohne das geliebte Getränk auskommen müssen. Heute wird das Bier in Anlehnung an das Originalrezept in memoriam an die beiden Brauer mit deutschem und amerikanischem Hopfen gebraut. Ein besonderer Tropfen, der - so lautet die offizielle Beschreibung - nach tropischen Früchten und Blumen mit einer leichten Süße im Antrunk schmeckt, der eine kräftige Bittere folgt,

Das Mainland Miltenberg-Churfranken zeigt sich vielseitig, naturbelassen entlang des Fränkischen Rotweinwanderweges, kulinarisch nicht nur traditionell in Miltenberg, sondern auch außergewöhnlich in der Eisenbahngaststätte Amorbach und traditionsbewusst in seinen Betrieben wie z.B. in der Brauerei Faust.


Mainland Miltenberg-Churfranken e.V.
Hauptstraße 57
D-63897 Miltenberg
Tel. +49 (0) 9371 660 69 75, info@churfranken.de


Dienstag, 7. Januar 2014

Endstation Bornholmer Straße Berlin


Es ist nichts Außergewöhnliches eine Brücke zu überqueren. Sofern sich nicht ein geschichtsträchtiges  Ereignis dahinter verbirgt. Vor nicht allzu langer Zeit – relativ gesehen - war es ganz und gar nicht selbstverständlich, die Bornholmer Brücke in Berlin zu überschreiten. Geschichten über den Mauerfall, das Leben in der ehemaligen DDR; Bände wurden gefüllt mit den Ereignissen von vor zwanzig Jahren. Örtlichkeiten an denen die Geschichte erahnt werden kann entstanden zu Hauff. Was macht explizit dieses Teil aus Eisen so besonders interessant.



Zunächst einmal handelt es sich um die erste Nickelstahlbrücke Berlins. Die Bösebrücke, wie ihr eigentlicher Name lautet, verbindet die Ortsteile Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen. Unter ihr liegt seit 1935 die S-Bahn –Station Bornholmer Straße.  Erbaut wurde die Stahlkonstruktion bereits 1913. Ihre Taufe erlebt sie während des ersten Weltkrieges unter dem Namen Hindenburgbrücke, der damals Generalfeldmarschall war. Er sollte 1933 als Reichspräsident der Weimarer Republik eine verhängnisvolle Entscheidung treffen. Hindenburg ernannte Adolf Hitler zum Reichskanzler. Trotz vermehrter Bombenabwürfe in den Jahren um 1944, also während des zweiten Weltkrieges, blieb die Brücke weiterhin funktionsfähig. Später wurde sie nach dem Widerstandskämpfer Wilhelm Böse benannt. Böse war während der faschistischen Diktatur am Aufbau der Widerstandsorganisation um Robert Uhrig und John Sieg beteiligt und Mitorganisator bei der Herstellung und dem Vertrieb der „Roten Fahne“. 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet. Das Todesurteil wurde 1944 vollstreckt.

Bis 1961 erfüllte die Bösebrücke ihre Aufgabe bevor sie mit der Errichtung der Berliner Mauer nur noch von wenigen Personen passiert werden konnte. Sie gehörte Sektor mäßig bis auf 30 Meter zu Ost-Berlin. Der Bahnhof Bornholmer Straße wurde fast 40 Jahre lang nur noch durchfahren. Er zählte während dieser Zeit zu den so genannten Geisterbahnhöfen. Eine Haltestelle ohne Halt, an der die Züge nur noch verbeibrausten.

Demnächst wird an der Brücke auf der ehemals Ost-Seite eine neue Gedenkstätte eröffnet. Mit Informationstafeln und Hintergründen. Der Übergang Bornholmer Straße ist keineswegs irgendeine Grenze. Es handelt sich um den ersten Grenzübergang, der in der Nacht vom 09. Au den 10. November 1989 eröffnet wurde. Plötzlich musste das Gestänge dem Gewicht von mehreren hunderten Personen stand halten. Am Grenzübergang Bornholmer Straße wurde der Fall der gesamten Berliner Mauer eingeläutet. Kurz nachdem Günter Schwabowski in einer Pressekonferenz gegen 19.00 Uhr die Reisefreiheit für die DDR-Bürger verkündete. Die Meldung „ab sofort“ war der Startschuss für eine Ausreisewelle in den Westen, die nicht mehr aufzuhalten war.  Mittlerweile wuchs die Menschenmenge auf 20.000 Menschen. Gegen 23.30 Uhr ist die Grenze geöffnet.


 
Heute überqueren die Menschen den historischen Ort als wäre es nie anders gewesen. Als hätte es die vierzig Jahre Endstation gar nicht gegeben. Längst schon hindern keine Schranken mehr den Übergang. Der ehemalige Grenzübergang, das Tor zum Westen, ist heute Teil des Stadtringes. Die S-Bahn-Station ist wieder in Betrieb, die Straßenbahnen fahren nicht nur. Sie halten auch wieder. An einer Station, an er die Schriftzüge innerhalb der Station noch an „alte Zeiten“ erinnern. Sie wurden nämlich nicht ausgewechselt. Damals weil die Haltestelle nicht befahren wurde und es ohnehin keiner zur Kenntnis genommen hätte. Heute vielleicht, weil sich darin in Stück Nostalgie wiederfinden lässt. Oder Ostalgie wie manche es nennen mögen.   

Kontakt

BerlinOnline Stadtportal GmbH & Co.KG
Karl-Liebknecht-Straße 29
D-10178 Berlin, information@visitberlin.de
Tel. +49 (0) 030 2500 25





Best Western Grand City Hotel Berlin Mitte
In dem Gebäude in der nördlichen Berliner Innenstadt Osloer Straße befand sich während des zweiten Weltkrieges eine Fabrik zur Herstellung von Munition. Modernisiert und in ureigenem Stil spürt man von dieser einst bedrohlichen Atmosphäre heute gar nichts mehr. Das Haus mit der denkmalgeschützten Fassade wurde den heutigen Bedürfnissen angepasst ohne den ursprünglichen Charakter zu verlieren. Von der Waffenschmiede zur Traumfabrik. Trotz der zentralen Lage an der Osloer Straße mit Trambahnstation beinah vor dem Haus bleibt der Verkehrslärm weitgehend draußen. Inmitten einer denkmalgeschützten Fassade führt ein kleiner Gang in den geräumigen Innenhof mit Glasüberdachung und Sitzgelegenheiten im Freien. Eine regelrechte positive Überraschung, die man auf den ersten Blick von außen nicht vermuten würde.
Damit sind ruhige Nächte garantiert. In den geräumigen, gemütlich eingerichteten Zimmern schläft es sich ausgesprochen gut.

Ein vielfältiges Frühstücksbuffet rüstet am nächsten Morgen für einen langen Tag in der Bundeshauptstadt. Das Best Western in der Osloer Straße bietet durch die Nähe zur S-Bahnstation einen guten Ausgangspunkt für ausgiebige Unternehmungen in der Stadtmitte. Ohne Notwendigkeit umzusteigen, geht die Fahrt direkt zu den zentralen Anlaufpunkten in der Innenstadt, sei es die Friedrichstraße oder das das Brandenburger Tor.



Abends kann man sich in entspannter Atmosphäre im hoteleigenen Restaurant „Olive“ verwöhnen lassen. Später offeriert die Hotelbar in der Lobby Option zum gemütlichen Plaudern, Nutzung des öffentlichen Internetzuganges oder Fernsehschauen. LCD-Fernseher befinden sich darüber hinaus auch in den Zimmern. W-Lan ist rund um die Uhr kostenfrei verfügbar, auch die Rezeption bleibt durchgehend besetzt. Zimmer können also dort auch von spät anreisenden Gästen nach Verfügbarkeit auch spontan bezogen werden. Parkmöglichkeiten gibt es in der Tiefgarage, für die 17 Euro täglich veranschlagt werden.

Für Langschläfer sicher attraktiv ist die Option, bis 12.00 Uhr mittags das Zimmer zu räumen. Für Langschläfer sicher lohnenswert. So kann die Heimreise in aller Ruhe angegangen werden. Möglichkeit zum Frühstücken besteht wochentags bis 10.30 Uhr, an den Wochenenden bis 11.30 Uhr. Das dürfe diejenigen interessieren, welche die berühmten Berliner Nächte auf sich wirken lassen wollen.
An der Rezeption käuflich zu erwerben ist außerdem die Berlin Welcome-Card, mit der gleich durchgestartet werden kann. Sie beinhaltet je nach Wunsch bis zum 72 Stunden die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin.

Ein beachtenswertes Kleinod ist die S-Bahnstation Bornholmer Straße an sich. Beim Betreten eröffnet sich der Blick auf Schriftzüge in Altdeutsch. An der Bornholmer Brücke selbst wird demnächst eine Gedenkstätte zur Maueröffnung errichtet. Hier war bis vor zwanzig Jahren Endstation.


Kontakt

Grand City Hotel Berlin Mitte
Osloer Straße 116 a
D-13353 Berlin




Einmal Bayern - Berlin und zurück

Vergleiche anzustellen zwischen Städten – ich weiß das funktioniert nicht und ich werde es auch nie wieder tun – nur noch in diesem einen Fall. Am besten ist es, völlig unvoreingenommen irgendwohin zu fahren. Und vermutlich am schwersten. Ich jedenfalls kann mir das nicht verkneifen, gelegentlich an unsere bayerische Hauptstadt zu denken in Berlin. Ein Bayer liebt sein Bayern und die königlich bayerische Ruhe. Deshalb darf man gespannt sein, was einen so im „deutschen Ausland“ erwartet. Besonders was die Menschen angeht. Wie wir wissen ist München die designierte Weltstadt mit Herz - und Berlin? Das wird sich zeigen. Also auf vom tiefsten Niederbayern gen Bundeshauptstadt.

Erfahrene Großstädter wissen um das Verkehrschaos welches in denselben herrscht. Angefangen von den Staus bis hin zu vergeblichen Parkplatzsuche. Das gilt natürlich und vielleicht ganz besonders für Berlin. Lässt es sich nicht vermeiden mit dem Auto anzureisen, dann ist es ratsam, dieses schleunigst stehen zu lassen. Und nicht vergessen – keine Wertsachen im Auto deponieren. Aber das macht man ja ohnehin nicht, oder?

Berlin bezeichnet man nicht nur als Großstadt – Berlin ist wirklich groß – sehr groß. Jedenfalls zu groß, um es ohne fahrbaren Untersatz richtig kennen zu lernen. Gott sei Dank gibt es die Welcome Card. Eine Art Öffentliche-Verkehrsmittel-Flatrate. Da kann „Man(n)“ oder auch Frau mit Kind und Kegel kreuz und quer durch Berlin gondeln. Und sich auch einmal verfahren, wenn es sein sollte. Wer das Verkehrsnetz in München des Öfteren benutzt, der wird sich in Berlin bald zu Recht finden. Das U- und S-Bahn-Netz ist nämlich ganz einfach zu durchschauen. Sie fahren von hier nach da und von hier nach dort. Links oder rechts. Oder um es richtig auszudrücken, von Süd nach Nord von Ost nach West im wahrsten Sinne, auch querfeldein und diagonal, je nach Wunsch. Das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt pro Berlin.
 
Wer nicht so viel Ahnung hat von öffentlichen Verkehrsnetzen, weil er in irgendeiner bayerischen Kleinstadt ohne S-und U-Bahn lebt, der findet meist nach dem zehnten Anlauf einen Original Berliner. Wie in München eben auch. „Entschuldigung, bin selbst nicht von hier“ lautet die meist gegebene Antwort. Allerdings, freundliches offensichtlich eigens für die „Fremden“ engagiertes Service-Personal habe ich in good old „Monaco“, wie die Münchner zu ihrer Stadt sagen, noch nie gesehen. In Berlin schon.

Apropos - U-Bahn-Fahren. Im Zeitalter des Handys findet man sich immer irgendwie im Falle eines Falles. Aber dennoch. Einen Tipp meines netten Berliners sollte man berücksichtigen. Er hat auf der ganzen Welt Gültigkeit und kann besonders für Kinder ein wahrer Segen sein. Was tun wenn man sich tatsächlich einmal verliert? Zugegeben, daran hätte ich nicht gedacht. Ich wohne nun wohl doch schon zu lange auf dem Land.

Neben den ganzen Bahnen gibt es noch den berüchtigten 100er Bus. Wird in jedem Reiseführer empfohlen. Und das zu Recht. Und zurück geht`s mit dem 200er. Da hat man dann fast schon Berlin entdeckt. Die beiden Buslinien fahren die Hauptsehenswürdigkeiten in Berlin als reguläre Haltestellen an. Man kann dann ein- und aussteigen wo man will. Soweit dazu. Aber - Dinge kann man planen - um dann festzustellen, dass sich andere gar nicht an den Plan halten wollen. Da sind doch glatt sämtliche 100er Busse im Verkehr stecken geblieben. Aber immerhin, eine freundliche Dame mit grünem Mantel und der Bezeichnung Touristenberatung gibt freundlich Auskunft über Ausweichmöglichkeiten. Also doch ab in die nächste S-Bahn.

Im Übrigen wird Dienstleistung offensichtlich hier noch groß geschrieben. Meist sitzt irgendwo ein freundlicher Mensch aus Fleisch und Blut, der bei kleinen Problemchen weiterhilft. Da hätten wir schon mal was, was die Münchner von den Berlinern lernen sollten.

Sound-Booster, Walkman oder I-Phone mit Musik – „brauchste nich“. Kurz in der S-Bahn Platz genommen klingt einem schon unaufgefordert mehr oder weniger angenehmer Lärm ins Ohr. Schön, meistens. Erwünscht, gelegentlich. Und immer verbunden mit flehenden Blicken nach ein wenig Kleingeld. Rechnet man die laufenden Geldsammler noch dazu dann heißt es auf jeden Fall, einige Euro mehr einpacken. Oder einfach ignorieren. Ja nach Lust und Geldbeutel.

Ansonsten, die Berliner müssen sehr gesund sein. Zumindest was Herzinfarkte betrifft. Dagegen soll ja Treppensteigen sehr hilfreich sein zur Vorbeugung. Nun - an den meisten S-Bahnstationen gibt es keine Rolltreppen, und wenn dann funktionieren sie nur sporadisch. Jedenfalls an denen, „wo“ wir gewesen sind. Andererseits - die Stadt ist sehr hektisch. Und wem das noch nicht schadet. Vorsicht ist geboten an den Fußgängerampeln. Lieb sind sie wirklich die netten Ampelmännchen, die uns vielerorts noch dabei helfen sollten die Straße zu überqueren. Das Stopp-Männchen und das wandernde Grünmännlein. Aber auch hier gilt - manchmal gefallen sie sich selbst so sehr, dass sie gar nicht umschalten. Von rot auf grün. Das kann ganz schön ungesund werden. Die berühmten kleinen Manschgerl in den Ampeln haben übrigens sogar ihren eigenen Shop in Berlin.

Berlin ist die Geburtsstadt der Currywurst. Die gibt es angeblich an allen Ecken und Enden in allen Variationen. Als bekennender Curry-Wurst-Fan war ich auch darauf gespannt und hatte mich schon auf ein paar sündige Tage eingestellt. Tatsächlich. Mit Schrippe, sprich langer, ovaler „Semmel (bayerisch)“ was auf Deutsch Brötchen heißt. Oder auch mit Pommes. Damit das Essen auch wirklich so richtig ungesund wird. Nett sind auch die „laufenden“ Currywurstbuden mit vorgespannten Menschen. Und preiswert. Dazu gibt`s einfach Senf oder Ketchup. Während meines Aufenthalts in Berlin habe ich die Currywurst-Bruzzler allerdings nur gesichtet am Alexanderplatz. Und sofort schweifen meine Gedanken wieder nach München. Wie das wohl wäre. Mit einem Kessel voller kochender Weißwürste vor dem Bauch. Einen Mythos habe ich jedenfalls aufgedeckt. Danach gefragt ob ich die Wurst mit Darm will oder ohne wurde ich nie. Vielleicht hat man mich ja auch als Bayer erkannt. Vielleicht haben die gedacht, die kennen das ja eh nicht. Beliebt sind in Berlin auch die Buletten, die Fleischklöße, in Bayern Fleischpflanzerl genannt. Obwohl das einzig pflanzliche daran vermutlich ein paar Kräuter zum Würzen sind. Und die Berliner Pfannkuchen, die heißen bei uns Krapfen. Aber nie so bestellen. Dort oben kennt das keiner.  

Der Alexanderplatz mit Blick auf den Fernsehturm ist geprägt vom Alexa, einem gigantischen Kaufhaus. Übrigens dem Trubel mal kurz entrinnen kann man an der Rückseite des Gebäudes in einem kleinen Cafe. Dort gibt es auch herrliches Eis.

Was in Berlin sonst noch zu sehen ist, das findet man in jedem Reisefüher. Mit Angaben über den Erbauer, das Datum, die Hintergründe. Ein paar Tage Berlin! Um alles entdecken zu können müsste man sich hier schon längere Zeit häuslich niederlassen. Soll doch auch der Berliner Lifestyle nicht auf der Strecke bleiben. Und da wird man dann schon ganz schön „aufgehalten“. In den kleinen und großen Läden und Shopping-Meilen, den Restaurants, den Bars und und und. Vermutlich gibt es hier nichts, was es nicht gibt. Gelegentlich auch bis 22.00 Uhr; was so einer Stadt bis in die Abendstunden hinein Leben einhaucht. Sogar manche Museen haben bis 22.00 Uhr geöffnet, darunter auch das Museum am Checkpoint Charlie, das Currywurst-Museum und an den Donnerstagen auch die Museen auf der Museumsinsel. Berlin schläft offensichtlich nie.

Dennoch bleibt immer zu wenig Zeit. Man will ja nicht nur durchjagen durch die Sehenswürdigkeiten, sondern auch ein Stück Berliner Leben in der berüchtigten Berliner Luft einatmen. Das geht auch gut am Kurfürstendamm und obligatorisch ist dort auf jeden Fall neben der Gedächtniskirche auch das Kadewe, Europas größtes Kaufhaus.
Berlin ist tatsächlich viel mehr als unsere Hauptstadt. Berlin ist ein Lebensgefühl. Und manchmal ist Berlin wie es scheint immer noch Ost und West. Berlin ist immer noch eine Stadt im Umbruch, eine ständige Baustelle und eine Stadt des Ringens um die Gunst der Touristen. Zu Recht. Keine andere Stadt auf der Welt kann diese Geschichte vorweisen.  

Für uns, die wir nicht direkt damit aufgewachsen sind, sind manche Dinge interessant und schier unfassbar. Nehme man nur einmal die Brücke an der Bornholmer Straße mit dem ersten Grenzübergang, der für die Ausreisewilligen damals geöffnet wurde oder das Brandenburger Tor. Unvorstellbar, dass man da nicht durchgehen konnte. Ende - Schluss aus. Dabei lädt es geradezu ein, hindurch zu schreiten. Was muss das für ein Gefühl sein für einen Berliner, für den der Durchgang jahrzehntelang verschlossen war. Egal ob Ost oder West.


Wie die Menschen in der DDR lebten, lässt sich sehr gut im DDR-Museum erforschen. Für Kinder übrigens ausgesprochen interessant. Die vielen Kästchen und Türchen mit den Informationstafeln oder dem Original-Trabi. Auf die Frage nach dem DDR-Museum - gerichtet an einen derjenigen, welche an den S-Bahnhöfen für Kundenfreundlichkeit sorgen sollen - kommt die Antwort auf die Frage nach der Lage prompt. Ach ja und der Checkpoint-Charlie, der ist U-Bahnhaltestelle Kochstraße. Der Mann kennt sich aus in seinem Job. Allerdings im DDR-Museum selbst ist er noch nie gewesen. "Ich habe lange genug damit gelebt, ich brauch mir das nicht anzuschauen.“ Irgendwann werden es nur noch wenige sein, die sich überhaupt noch daran erinnern können. Ostalgie hin oder her.

Das DDR-Museum liegt in der Nähe der Hackeschen Höfe, deren Innenhöfe tatsächlich so malerisch wie beschrieben sind. Auch das ist typisch für Berlin, mehrere Häuser mit gemeinsamen Innenhöfen verbunden durch zahlreiche Übergänge. Das designierte Muss für jeden Berlin Besucher, oder auch nur für diejenigen die sich für „alte Sachen“ interessieren ist die Museumsinsel neben dem Berliner Dom.


„Ich bin ein Berliner.“ Jetzt jedenfalls ein kleines bisschen und werde in Zukunft immer ein klein wenig Wehmut empfinden wenn ich etwas höre von der lebensfrohen Stadt, in der alles möglich scheint. 








Freitag, 3. Januar 2014

Über Sinn und Unsinn des Pilgerns

Der Film "Die Pilgerin" im ZDF

„Europa wurde durch die Pilger gemacht“: So lautet eine Aussage des Bernhard von Dadelsen in seiner Dokumentation „Der Weg der Pilgerin – Unterwegs nach Santiago de Compostela“. Sie wird am Sonntag, 05. Januar 2014, um 21.45 Uhr gezeigt. Nach dem ersten Teil des historischen Abenteuerfilms „Die Pilgerin“. Der Zweiteiler selbst wird am Sonntag, 05. Januar und am Montag 06. Januar 2014 jeweils um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Eine Wiederholung sendet ZDFneo am Samstag, 11. Januar ab 20.15 Uhr.

Erzählt wird die Geschichte der jungen Tilla (gespielt von Josefine Preuß), die sich im 14. Jahrhundert gegen alle Widerstände auf den gefährlichen Weg nach Santiago de Compostela macht. Als Mann verkleidet trotzt sie den zahlreichen Gefahren auf der riskanten Reise, um den letzten Willen ihres Vaters zu erfüllen. 

Der Weg nach Santiago, bekannt als Jakobsweg, ist heute wieder so attraktiv wie im Mittelalter. Damals pilgerten neben Königen und Päpsten auch Grafen, Ritter, Kaufleute und Bauern. Bei der Ankunft bringen die Pilger den Weihrauch zum Schwingen, ein Relikt aus alten Zeiten? Früher diente der Weihrauch als Duftstoff gegen die diversen Gerüche der Pilger, welche allesamt in der Kirche übernachteten. Beim Pilgern waren und sind alle gleich. Auch heute noch trifft man auf einer Pilgerreise Hochleistungssportler, Pilgerclubs und Christen vereint. Was trieb und treibt diese Menschen an, derart massive Anstrengungen auf sich zu nehmen?



Schon immer wollten die Menschen an Orte reisen, an denen sie Gott besonders nahe kommen. Heute sagt man, Pilgern sind Suchende, die ihrem Leben eine neue Richtung geben wollen. Zu sich selbst finden und eine Ahnung von Freiheit und Glück spüren wollen. Die früheste schriftlich dokumentierte Reise eines christlichen Pilgers ins Heilige Land führte im Jahre 333 über den Landweg von Bordeaux nach Jerusalem.

Pilgern beschränkt sich allerdings nicht auf das Christentum. In allen Kulturen und Glaubensgemeinschaften findet man das Phänomen der Pilgerschaft.  Im alten Ägypten, in Babylon und bei den Sumerern. Schon lange vor den christlichen Pilgern machten sich Menschen auf den Weg zu einem besonderen Ort, dies konnte auch eine Keltenschanze, ein Baumheiligtum oder eine Höhle sein. Das Wort Pilger stammt von dem lateinischen Wort „peregrinus“ ab. In der Fremde sein.


Pilger als Multiplikatoren

Diese Fremden bildeten einst eine wichtige Komponente des Informationsflusses, zugegeben etwas langsam im Gegensatz zum heutigen Internet. Aber notwendig, um Kulturen zu verbinden und Neuigkeiten aus entfernten Ländern zu übermitteln.

Die Motivation sich auf die Reise zu machen war sehr unterschiedlich.  In der christlichen, mittelalterlichen Welt galt es meist, Busse zu tun oder ein Gelübde zu erfüllen. Einige erhofften sich Heilung oder Linderung einer Krankheit, andere wiederum wurden auf Strafpilgerschaft geschickt. Raufbolde, Mörder und Tagediebe auf dem Weg zur Läuterung. Manche machten sich aber durchaus auch auf, um der Heimat zu entfliehen. Wer früher auf Pilgerreise ging, kam sehr oft nicht mehr zurück. Zum einen weil die Reisen sehr beschwerlich waren, zum anderen weil der ein oder andere auch die Gelegenheit ergriff, sich „ab zu seilen“. Diejenigen, welche wieder an ihren Heimatort zurückkehrten brachten auch damals schon „Souvenirs“ als Beweis ihrer Anwesenheit am Heiligen Ort mit nach Hause. Schon zu dieser Zeit erkannte man also das einträgliche Geschäft mit Pilgerutensilien jeglicher Art. Und auch zu jener Zeit bereits gab es Hinweisschilder, welche den Reisenden den Weg wiesen wie zum Beispiel die Jakobsmuschel.

Die Todesstrafe für Pilger

Martin Luther hingegen konnte dem Pilgern nichts abgewinnen. Er wandte sich gegen das mit Aberglauben und Ablasshandel verbundene Pilgerwesen seiner Zeit. In Norwegen wurde das Pilgern im 16. Jahrhundert sogar unter Todesstrafe gestellt.

Einer der berühmtesten Wallfahrtsorte der Welt ist nach wie vor Jerusalem, das zentrale Heiligtum der Juden, für die Christen bedeutend in Zusammenhang mit dem Tod und der Auferstehung Christi und die Muslime besuchen außer Mekka und Medina auch den Felsendom in Jerusalem. Die Wurzeln des Pilgerns liegen aber sehr viel weiter zurück.

Schon unsere Vorfahren, die Jäger und Sammler, erwählten Höhlen oder Anhöhen, die sie in einen besonderen Bann zogen. Die Kelten feierten ihre heidnischen Riten an solchen „Kraftorten“ wie sie es nannten. An solchen Orten haben buddhistische Mönche ihre Religion zelebriert, in der Einsamkeit meditiert und Zugang zum „Göttlichen“ gesucht. Ein halbes Jahrtausend bevor das Christentum entstand. Im Laufe der Geschichte wurden an diesen Initiationsplätzen Tempelanlagen und Kultstätten errichtet. Einer der berühmtesten Wallfahrtsorte in der antiken, griechischen Welt war der Tempel der Artemis in Ephesos.

Pilgern bedeutet also, auf dem Weg zu sein. Zu sich selbst und zu Antworten auf Fragen des täglichen Lebens. Es hat nicht nur christliche Hintergründe, es ist auch eine spirituelle, meditative Art des Tourismus. Während man in sich gekehrt die unberührte Natur durchstreift, vorbei an mystischen Orten, kann man die Gedanken schweifen lassen und sie ins Reine bringen. Pilgern bedeutet also zunächst eine Reise ins Ungewisse mit einem bestimmten Ort am Ende der Strecke. Dabei gilt: Der Weg ist das Ziel.