Donnerstag, 2. November 2017

Adventszeit in der Region Starnberg/Ammersee





Wenn Kerzen den Weg weisen und die Krippe zum Leben erwacht:
Stimmungsvolle Christkindlmärkte mit Tradition und romantischem Flair

Christkindlmarkt in Andechs
In der Region StarnbergAmmersee hält der Advent für Einheimische und Gäste ganz besondere Momente bereit. Wenn die staade Zeit anbricht, scheinen die Uhren langsamer zu ticken. Man kommt zusammen, trifft sich in den bayerischen Bilderbuchdörfern, den schmucken Städtchen und an den Ufern der Seen bei Glühwein und Maroni. Denn vor den Toren der Landeshauptstadt München laden allerorten stimmungsvolle Adventsmärkte ein, die Vorweihnachtszeit von ihrer schönsten Seite zu erleben. Zu den Höhepunkten für Romantiker gehört der Dießener Weihnachtsmarkt, den Kerzen und Petroleum-Lampen in sanftes Licht tauchen. Familien pilgern gern zu Kloster Andechs, wo die berühmte Krippe zum Leben erwacht. Oder wie wäre es mit einem Besuch in der Kleinzinngießerei Babette Schweizer? Hier gibt es noch die handgemachten Kugeln aus filigranem Zinn, die einst sogar den Christbaum der bayerischen Königsfamilie schmückten.

„Bei uns ist der Advent im positiven Sinne traditionell – man fühlt sich in die gute, alte Zeit zurückversetzt“, hebt Klaus Götzl, Leitung Tourismus Region StarnbergAmmersee, hervor. Besonders heimelig wird’s am zweiten Adventswochenende vor der majestätischen Kulisse des Dießener Marienmünsters. Keine einzige elektrische Lichtquelle, nur Kerzen und Petroleum-Lampen erhellen den Weihnachtsmarkt mit seinen liebevoll gestalteten Ständen, an denen ausschließlich handgefertigte Produkte angeboten werden. Und weil die Menschen am Westufer des Ammersees seit jeher besonders kreativ sind, dürfen sich die Besucher auf wirklich ausgefallene Geschenk-Ideen freuen. Von Holzspielzeug über Keramik und Glas bis hin zu wertvollem Schmuck reicht das Angebot. Im „Taubenturm“ des ehemaligen Klosters präsentieren die Goldschmiede ihre Arbeiten. Wer sich losreißen kann, geht die Treppe hinauf bis ins oberste Stockwerk, wo ein kleines Café mit herrlichem Ausblick auf den winterlichen See lockt. Unten lässt derweil Schmied Spensberger die Funken sprühen, während es Familien ins Zelt zu den Geschichten-Erzählern zieht.

Wer mag, schlendert zwischendurch hinüber zur Kleinzinngießerei Babette Schweizer. Sie ist die älteste ihrer Art in ganz Deutschland und wurde 1796 gegründet, als das Kloster neue Devotionalien brauchte. Wie wäre es mit einer traditionellen Christbaum-Kugel aus Zinn? Den Weihnachts-Schmuck, den Ururgroßmutter Babette zu Beginn des 20. Jahrhunderts als topmoderne Deko ins bayerische Königshaus lieferte, stellt Gunnar Schweizer noch heute nach überliefertem Vorbild her. „Nur der Lötkolben wird mittlerweile nicht mehr mit Peißenberger Braunkohle, sondern aus der Steckdose erhitzt“, erklärt er. Besucher können in dem historischen Haus an der Herrengasse einen Ausflug in die Geschichte unternehmen und sich zwischendurch im gemütlichen Café mit allerlei Köstlichkeiten verwöhnen lassen.

Besonders traditionsreich ist auch der Andechser Christkindlmarkt, der ebenfalls am zweiten Adventswochenende seine Pforten auf dem Gelände des berühmten Benediktiner-Klosters öffnet. Haupt-Attraktion auf dem „Heiligen Berg“ ist die Krippe, die Einwohner des Ortes alljährlich in einem mit vielen Details ausgestatteten Stall zum Leben erwecken. Sogar ein Esel schaut zu, wie Maria, Josef und das Jesuskind die Heilige Nacht verbringen, während sich die Hirten mit ihren Schafen von draußen nähern. Mehrmals täglich können Besucher das Schauspiel verfolgen – und sich nebenbei mit Gewürz- und Bauernsträußen, hausgemachter Weihnachtsbäckerei und Marmeladen, Krippenzubehör und fantasievollen Geschenken eindecken. Und über allem schwebt der Duft von Glühwein und Lebkuchen.

Der Dießener Weihnachtsmarkt
Termine: Der Dießener Weihnachtsmarkt ist am 9. Dezember von 11 bis 19 Uhr, am 10. Dezember bis 18 Uhr geöffnet. Der Andechser Christkindlmarkt findet von 8. bis 10. Dezember statt, jeweils von 12 bis 20 Uhr.

Über die Region StarnbergAmmersee:
Wassersport vor grandioser Alpenkulisse: Insgesamt 130 Ufer-Kilometer schönster Seenlandschaft mit charmanten Bauerndörfern am Ammersee, herrschaftlichen Villen und Schlössern am Starnberger See. Schon Ludwig II. und Kaiserin Sisi ließen sich vom märchenhaften Ambiente verzaubern. Zwischen den Seen erstklassige Golfplätze mit Zugspitzblick und kulturelle Highlights rund ums Jahr: Die Region StarnbergAmmersee – rund 20 Kilometer südwestlich von München – ist „der hochwertigste Lebens- und Wirtschaftsraum in direkter Nachbarschaft einer Weltstadt“.

Text und Bilder: gwt Starnberg GmbH



Der Zinn-Meister vom Ammersee





Kugeln mit perfekten Kurven

Gunnar Schweizer aus Dießen gießt den filigranen Weihnachtsschmuck als weltweit letzter mit der Hand

Erst die perfekten Rundungen machen echte Schönheit aus. Denn die bis zu 20 frisch gegossenen, filigranen Teile einer Weihnachtskugel in spe müssen einzeln gebogen und zusammengelötet werden. „Nur wenn die Legierung des Zinns stimmt, klappt das. Ansonsten brechen die Teile auseinander“ sagt Gunnar Schweizer, der mit der Zinngießerei Babette Schweizer in Dießen am Ammersee die wohl weltweit letzte ihrer Art betreibt. Seine von Hand gegossenen Christbaumkugeln zählen zur Königs-Disziplin des Handwerks und zierten sogar schon die Weihnachtsbäume des bayerischen Adels. Und das ist ausschließlich dem Geschäftssinn seiner Urahnen zu verdanken, die vor über 150 Jahren die zinnernen Zeichen der Zeit erkannten.

„Anfang des 20. Jahrhunderts verbrachten die Erzieher der königlichen Prinzen ihre Sommerfrische gerne am Ammersee und freundeten sich mit meinen Vorfahren an“, erzählt Gunnar Schweizer aus der von Generation zu Generation überlieferten Firmen- und Familiengeschichte seiner Gießerei, die 1796 gegründet wurde und die sich seit 1798 in dem historischen Haus an der Dießener Herrenstraße befindet. Der Brauch, an Weihnachten Tannenbäume aufzustellen und diese mit Kugeln zu schmücken, hielt zu jener Zeit von Norden her zaghaft Einzug in die höfische Gesellschaft und brachte die Schweizers auf eine Idee: Christbaum-Kugeln aus Zinn mussten her. „Formen waren genug vorhanden, weil wir ja schon welche als filigrane Halbkugeln für Hausaltäre und auch als Theaterschmuck gossen“, sagt Schweizer. Gesagt, getan. Und so gingen 1850 die ersten Zinn-Kugeln in manuelle Produktion, die dann gleich einen herrschaftlichen Baum krönten und noch heute zu den Bestsellern der Schweizers zählen.

Ob Brasilien, Japan oder die USA – die runde Rarität ziert die Weihnachtsbäume auf der ganzen Welt. Schon oft wurde versucht, das Meisterstück, das bis zu 150 Euro pro Stück kostet, maschinell zu kopieren. Vergeblich. „Die Qualität unserer Kugeln lässt sich nur durch Handarbeit erreichen“, weiß Schweizer zu berichten. Je nachdem wie filigran das Stück werden soll, wählt er die Konsistenz des Zinns. „Dabei verlasse ich mich auf mein Gefühl und natürlich auf meine Erfahrung“, verrät der Zinn-Meister, der in seiner kleinen Werkstatt über 3000 Formen hortet. Viele davon sind uralt oder gehen auf eine seiner Tanten zurück, die Bildhauerin war und zahlreiche Vorlagen schuf.

Weil die Schweizers ihre Familiengeschichte in Ehre halten, ist in dem großen Haus noch vieles wie im 18. Jahrhundert, als Urgroßmutter Babette den Betrieb leitete, der seitdem ihren Namen trägt. Die Türen, der Boden, die Treppe –  „alles noch original“, sagt Schweizer. Und auch die Produktionsweise hat sich nicht geändert. „Nur der Lötkolben wird mittlerweile nicht mehr mit Peißenberger Braunkohle, sondern aus der Steckdose erhitzt“, erklärt er.

Text und Bild: gwt Starnberg GmbH