Mittwoch, 27. Januar 2016



Fast wär ich mit dem Gesicht im Buffet gelandet - oder -


Die Schlacht 
am kalten Buffet





Fast wär ich mit dem Gesicht im Buffet gelandet. Aber nur fast – zum Glück. Die Sache war auch so schon peinlich genug.

Gerade auf Messen sind die Wege lang und mit Hürden bestückt. Der Kampf durch die Menschenmenge, die Hiebe versetzt von den Rucksäcken der Mit anwesenden, das aufdringliche Gelaber mancher Messeanbieter. Das alles kennen wird.


Aber wart Ihr schon mal auf einem Vortrag oder einer geschlossenen Veranstaltung? So eine, bei der, nachdem man eine Menge auf die Ohren gekriegt hat, dann letztendlich noch was für den Magen serviert wird. Damit die Sache einigermaßen in angenehmer Erinnerung bleibt. Nein! Dann gebt Euch das mal. Es zählt zu den Erfahrungen im Leben, die man gemacht haben sollte. Allerdings – einmal ist genug.

Nach gefühlten vierzig Stunden Vortrag, bei dem Herr und Frau Sowieso nur noch ein kurzes Schlusswort von sich geben wollen, ist es endlich so weit. Der Weg zum Buffet wird freigegeben. Aber nur kurz, denn flugs füllt sich der Zugang mit einer Traube an Menschen, die alle offensichtlich seit mehreren Tagen nichts mehr zu sich genommen haben. Vordrängen, schieben und von hinten noch schnell den letzten Happen schnappen ist an der Tagesordnung.

Diesmal müssen wir quer durch die Messehalle, was die Sache noch besonders erschwert. Und ich armer Tropf, ich wollte doch noch ein nettes Bildchen vom leckeren Buffet erhaschen. Nicht erst, wenn es schon halb leer gegrast ist, das sieht bescheuert aus. Nein, solange es noch einen einigermaßen appetitlichen Eindruck macht.

Ich teile der Verantwortlichen mit, dass ich ein Foto benötige. Also nehmen wir beiden eine Abkürzung – Lach-. Hetzen über den Köpfen der Messebesucher im ersten Stock durch die Geheimgänge, um schließlich den Ort des Begehrens zu erreichen. 

Doch siehe da, irgendwie haben die anderen das Objekt der Begierde noch schneller gefunden. Alle, alle sind schon da und gerade im Begriff, das Design der Mittelmeerköstlichkeiten zu zerstören.

Jetzt kommt der Endspurt, wir müssen es schaffen, just im Moment stehen die anderen noch beim Sektempfang. Das Buffet ist noch heile. Schnell, schneller – Ziel erreicht. Beinah. Kurz vor dem Buffet ist eine Stufe. In der Eile sehe ich die aber nicht. Ich taumle und torkle und stehe doch. Lasse im Halbflug meine Tasche fallen und halte die Kamera krampfhaft fest. 


Und jetzt kommt ein Moment, den ich später amüsiert meinen Enkelkindern erzählen werde. Momentan kann ich aber noch nicht drüber lachen. Alle Blicke liegen auf mir. Alle – nein. Ein paar Kollegen sind da, die kennen mich schon und schauen aus Rücksicht auf mich „unauffällig“ genau in die andere Richtung.  Nein, ich bin nicht mit dem Gesicht im Buffet gelandet, ja ich habe mein Foto noch gekriegt und dreimal ja: Ich habe bei allen Anwesenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und schon wieder stoße ich gedanklich auf ein Lied vom Reinhard: Warum passiert immer alles mir?