Montag, 8. Februar 2016

Der politische Aschermittwoch kommt aus Niederbayern

Den Bayern sagt man gerne nach, dass sie eher ein behäbiges Volk sind, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen. Geduldig lassen sie alles über sich ergehen, solange man nicht versucht am Grundnahrungsmittel, dem Bier, zu rütteln. Allerdings können sie tatsächlich auch ziemlich „granteln“. Wie jedes Jahr am Politischen Aschermittwoch, dem größten Stammtisch der Republik, eindrucksvoll bewiesen wird.


Der findet alljährlich für die bayerische CSU in Passau, für die SPD in Vilshofen und für die Grünen sowie die ÖDP in der niederbayerischen Hauptstadt Landshut statt. Oft sorgen die Politiker der Parteien für Lacher, aber es kann auch ganz schön laut werden, wenn die Parteien ihre deftigen Kampfansagen an die gegnerischen Parteien in den Raum schleudern. Der Politische Aschermittwoch ist eine lustig-aggressive Mischung aus Polemik und Unterhaltung und wird ganz besonders in Bayern gepflegt. Hier ist er auch entstanden.

Historisch begründet sich der Politische Aschermittwoch in einer ersten Kundgebung des Bayerischen Brauerbundes im Jahr 1919 in Vilshofen. Die kleine Stadt in Niederbayern wurde derzeit auserkoren, weil es dort bereits im 16. Jahrhundert anlässlich des stattfindenden Viehmarktes am Aschermittwoch zu politischen Reden kam. Unter dem Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, einem Meister der Rhetorik, erlebte der Politische Aschermittwoch einen regelrechten Boom. Franz Josef Strauß verkörperte in gewisser Weise den Urbayern und wird bis heute noch gerne von seiner Partei, der CSU, zitiert. Diverse Spiegel-Affären und Amigo-Wirtschaften verleugnete er schlichtweg. Bereits einige Jahre nach seinem Sturz stand er auf wie Phönix aus der Asche und setzte seine Karriere als Finanzminister fort. Die Kanzlerkandidatur verlor er jedoch gegen Helmut Schmidt von der SPD. Franz Josef starb 1988, ist aber bis heute eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit und Namensgeber des Flughafens München-Erding. Mit Strauß avancierte der Politische Aschermittwoch im Jahr 1953 zu einem bundesweiten Medienereignis.


Mittlerweile werden von den Parteien Busse angemietet, um die zahlreichen Teilnehmer zum Ort des Geschehens zu transportieren. Da sitzen sie dann feucht-fröhlich in Bierzelten, Festsälen sowie Wirtshäusern und lauschen gebannt den Worten der bayerischen Parteispitzen. Wie diese über die Konkurrenz wettern, selbstverständlich alles besser machen würden und sich selbst aufs Podest heben. Dabei befinden sich die Reden auf einem schmalen Grat zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit.