Donnerstag, 25. September 2014

Und wenn sie nicht weiterfahren, dann stehen Sie morgen noch da im Stau auf der Tauernautobahn

Mein ganz persönlicher Stau auf der Tauernautobahn

Stau stört mich im Allgemeinen nicht so sehr. Schon gar nicht, wenn kein Termin im Nacken sitzt. Und - weil man den eben nie ausschließen kann, wenn man sich zur Hauptverkehrszeit von Bayern aus in Richtung Süden und wieder zurück bewegen will. Da gibt es den Verkehrsknotenpunkt in der Nähe von Udine, dann die Mautstationen und die Tauernautobahn. Ein Nadelöhr, durch das alle durch müssen, egal ob hin oder zurück. Deswegen bin ich für solche Eventualitäten auch gerüstet, mit Kaffee, mit Viktualien, sprich Lebensmitteln, mit gekühlten Getränken und sogar mit Kartenspielen. Same procedure as every year. Man kann Glück haben und durchrutschen, aber eben auch nicht.


Und wenn ein Unfall passiert und man grad ein paar Meter danach unterwegs ist, dann geht eben nix mehr. Da heißt es aussteigen und geduldig der Dinge harren, die da kommen. Irgendwann geht es bestimmt weiter. Normalerweise. Also die Landschaft genießen so gut wie möglich, hoffen dass jetzt grad keiner aufs Klo muss und den Kaffee, die Brötchen, das Buch und das Spiel auspacken. Und beobachten, wann sich die Schlange wieder in Gang setzt.

Und – das sollte man wissen – das Licht ausschalten und auch die Kühltruhe und das Navi. Sonst hat nämlich auch das geduldigste Auto irgendwann die Schnauze voll. Normalerweise macht das auch jeder. Ich mal wieder nicht. Weshalb nicht  - keine Ahnung. 

Jedenfalls – wir haben 90 Minuten die Landschaft genossen, den Wasserfall unter der Brücke als reizvoll befunden und die grasenden Ziegen beobachtet. Kaffee getrunken, Brötchen gegessen und ein wenig in einem Buch gelesen. Als sich plötzlich die Schlange wieder in Gang setzte.

Ein Zeichen auch für uns, langsam wieder die Seatbelts zu fasten und sich für die Weiterreise zu rüsten. Iss ja doch immer schön, wenn es wieder weiter geht. Aber die Rechnung haben wir ohne dem Auto gemacht. Der bockte nämlich. Was fällt uns auch ein, ihn da stehen zu lassen. Autos sind auch nur Sachen, die beachtet werden wollen. Jetzt ist die Batterie alle. Alle anderen fahren weiter, nur wir nicht. Mein Auto macht beim Anlassen nur ein müdes gar Nichts. Blöde Sache.

Also, das Warndreieck ausgepackt, die Warnweste angezogen und freundlich gewunken. Ich seh schon, wie wir von allen Vorbeifahrenden bedauert werden. Aber allein vom Mitleid der anderen setzt sich mein Auto nicht wieder in Gang. Früher hätten wohl noch ein paar Herren der Schöpfung hilfsbereit angehalten. Aber heute. Nun – die Zeichen der Zeit sind auch an mir nicht spurlos vorübergegangen. Ich hätte meine Tochter hilfesuchend an den Straßenrand stellen sollen. Da hätten wohl noch ein paar Herren angehalten. Aber was soll`s.

Und jetzt zeigt sich, dass ich ob meiner Dummheit wohl immer Glück im Unglück habe. Ganz weit hinten blinkt was Oranges. Sieht aus wie ein Fahrzeug vom ÖAMTC. Tatsächlich, so ist es auch. Auf unser Winken hält der auch gleich an. Meine Frage ob ihn schon jemand wegen mir gerufen habe amüsiert ihn. Nein, er ist ohnehin hier unterwegs. Und wir sind bereits der vierte Wagen, der auf der Strecke liegen geblieben ist. Und erfahrungsgemäß warten da auch noch mehr. Wenigstens,  ich bin nicht die einzige Doofe, die mehr Vertrauen in die Autobatterie gesetzt hat als die verdient.

Was er kriegt frage ich ihn und er lächelt nur bedauernd, ich werde doch jetzt nicht anfangen, die Daten aufzunehmen. Ich soll mich ins Auto setzten und sehen dass ich weiterfahre, sobald er mein Auto fremd gestartet hat. Es eilt. Schnell noch das Warndreieck einsammeln und Gas geben macht mir der freundliche Mann vom ÖAMTC deutlich. 

Und mir fällt nichts Dümmeres ein, als nur noch schnell die Beifahrerscheibe runter zu kurbeln und ihm einen typisch italienischen Kuchen in die Hand zu drücken. Er guckt erstaunt aber irgendwie doch erfreut und packt sein Starthilfegerät ein. Schon ist er von dannen. Ich seh zu, dass ich weiterfahre und beobachte tatsächlich noch mehrere Wagen, die am Straßenrand unfreiwillig parken. Erst ein paar Meter später fällt mir ein. Besser wäre es gewesen, dem freundlichen Wesen einen Zehner Trinkgeld in die Hand zu drücken anstatt eines blöden Gebäckteils.

Fazit. Ich freu mich, dass es noch so nette Menschen gibt und er denkt sich vermutlich, blöde Kuh. Das einzige was ich jetzt noch tun kann ist den ÖAMTC positiv zu erwähnen. Und beim nächsten Mal – was es hoffentlich nicht gibt - Kleingeld bereit zu halten und geistesgegenwärtig einen rettenden gelben Engel zu entlohnen, wie er es verdient  hat.