Mein ganz persönlicher Stau auf der Tauernautobahn
Stau stört mich im Allgemeinen nicht so sehr. Schon gar
nicht, wenn kein Termin im Nacken sitzt. Und - weil man den eben nie
ausschließen kann, wenn man sich zur Hauptverkehrszeit von Bayern aus in
Richtung Süden und wieder zurück bewegen will. Da gibt es den
Verkehrsknotenpunkt in der Nähe von Udine, dann die Mautstationen und die
Tauernautobahn. Ein Nadelöhr, durch das alle durch müssen, egal ob hin oder
zurück. Deswegen bin ich für solche Eventualitäten auch gerüstet, mit Kaffee,
mit Viktualien, sprich Lebensmitteln, mit gekühlten Getränken und sogar mit
Kartenspielen. Same procedure as every year. Man kann Glück haben und
durchrutschen, aber eben auch nicht.
Und wenn ein Unfall passiert und man grad ein paar Meter
danach unterwegs ist, dann geht eben nix mehr. Da heißt es aussteigen und
geduldig der Dinge harren, die da kommen. Irgendwann geht es bestimmt weiter. Normalerweise.
Also die Landschaft genießen so gut wie möglich, hoffen dass jetzt grad keiner
aufs Klo muss und den Kaffee, die Brötchen, das Buch und das Spiel auspacken.
Und beobachten, wann sich die Schlange wieder in Gang setzt.
Und – das sollte man wissen – das Licht ausschalten und auch
die Kühltruhe und das Navi. Sonst hat nämlich auch das geduldigste Auto irgendwann
die Schnauze voll. Normalerweise macht das auch jeder. Ich mal wieder nicht.
Weshalb nicht - keine Ahnung.
Jedenfalls – wir haben 90 Minuten die Landschaft genossen, den Wasserfall
unter der Brücke als reizvoll befunden und die grasenden Ziegen beobachtet.
Kaffee getrunken, Brötchen gegessen und ein wenig in einem Buch gelesen. Als
sich plötzlich die Schlange wieder in Gang setzte.
Ein Zeichen auch für uns, langsam wieder die Seatbelts zu
fasten und sich für die Weiterreise zu rüsten. Iss ja doch immer schön, wenn es
wieder weiter geht. Aber die Rechnung haben wir ohne dem Auto gemacht. Der
bockte nämlich. Was fällt uns auch ein, ihn da stehen zu lassen. Autos sind
auch nur Sachen, die beachtet werden wollen. Jetzt ist die Batterie alle. Alle
anderen fahren weiter, nur wir nicht. Mein Auto macht beim Anlassen nur ein
müdes gar Nichts. Blöde Sache.
Also, das Warndreieck ausgepackt, die Warnweste angezogen
und freundlich gewunken. Ich seh schon, wie wir von allen Vorbeifahrenden
bedauert werden. Aber allein vom Mitleid der anderen setzt sich mein Auto nicht
wieder in Gang. Früher hätten wohl noch ein paar Herren der Schöpfung
hilfsbereit angehalten. Aber heute. Nun – die Zeichen der Zeit sind auch an mir
nicht spurlos vorübergegangen. Ich hätte meine Tochter hilfesuchend an den Straßenrand
stellen sollen. Da hätten wohl noch ein paar Herren angehalten. Aber was
soll`s.
Und jetzt zeigt sich, dass ich ob meiner Dummheit wohl immer
Glück im Unglück habe. Ganz weit hinten blinkt was Oranges. Sieht aus wie ein
Fahrzeug vom ÖAMTC. Tatsächlich, so ist es auch. Auf unser Winken hält der auch
gleich an. Meine Frage ob ihn schon jemand wegen mir gerufen habe amüsiert ihn.
Nein, er ist ohnehin hier unterwegs. Und wir sind bereits der vierte Wagen, der
auf der Strecke liegen geblieben ist. Und erfahrungsgemäß warten da auch noch
mehr. Wenigstens, ich bin nicht die einzige
Doofe, die mehr Vertrauen in die Autobatterie gesetzt hat als die verdient.
Was er kriegt frage ich ihn und er lächelt nur bedauernd,
ich werde doch jetzt nicht anfangen, die Daten aufzunehmen. Ich soll mich ins
Auto setzten und sehen dass ich weiterfahre, sobald er mein Auto fremd gestartet
hat. Es eilt. Schnell noch das Warndreieck einsammeln und Gas geben macht mir
der freundliche Mann vom ÖAMTC deutlich.
Und mir fällt nichts Dümmeres ein, als
nur noch schnell die Beifahrerscheibe runter zu kurbeln und ihm einen typisch
italienischen Kuchen in die Hand zu drücken. Er guckt erstaunt aber irgendwie doch
erfreut und packt sein Starthilfegerät ein. Schon ist er von dannen. Ich seh
zu, dass ich weiterfahre und beobachte tatsächlich noch mehrere Wagen, die am
Straßenrand unfreiwillig parken. Erst ein paar Meter später fällt mir ein. Besser
wäre es gewesen, dem freundlichen Wesen einen Zehner Trinkgeld in die Hand zu
drücken anstatt eines blöden Gebäckteils.
Fazit. Ich freu mich, dass es noch so nette Menschen gibt
und er denkt sich vermutlich, blöde Kuh. Das einzige was ich jetzt noch tun
kann ist den ÖAMTC positiv zu erwähnen. Und beim nächsten Mal – was es hoffentlich
nicht gibt - Kleingeld bereit zu halten und geistesgegenwärtig einen rettenden
gelben Engel zu entlohnen, wie er es verdient hat.