Sonntag, 31. August 2014

Weihrauch, Geranien und Blau gegen die Mückenplage

Weihrauch vor dem Fenster hilft gegen Mücken


Als wir vor etwa zwei Jahrzehnten dieses Haus gekauft haben, war alles braun. Türen - braun, Teppiche - braun, Dachuntersicht - braun. Braun harmonisch kombiniert mit BRAUN. Auch die Fensterläden. Die habe ich mir ganz zum Schluss vorgenommen. Nachdem die Innentüren und einiges mehr entbräunt worden waren, beschloss ich die Fenster und auch die Läden blau zu streichen. Intensiv blau, fast griechisch. Damals eine noch recht ungewöhnliche Farbe  in Niederbayern :-) Meine Mutter faselte was von Geschmacksverirrung und ein paar verwunderte Blicke von Vorbeigehenden ernteten wir auch. Mittlerweile gibt es einige Häuser mit blauen Fenstern, ja sogar mit rosaroten. Worüber ich mich hier gar nicht auslassen werde. Vielleicht wird ja das der neue Trend.

Was mich allerdings ein paar Monate nach meiner Streich-Aktion überrascht hat war die Aussage einer älteren Dame: ob wir denn die Fenster wegen der Mücken blau gestrichen hätten. Nun, ich wusste ja, dass hier in Bayern üblicherweise Geranien vor den Fenstern gepflanzt werden. Nicht wie die Touristen denken wegen der Optik. Sondern wegen der Funktionalität. Mücken und Fliegen mögen den Geruch dieser Pflanzen nicht. Aber als mir die Dame sagte, auch blaue Fenster würden Mücken und anderes Ungeziefer fernhalten war ich doch recht erstaunt. Eines muss ich allerdings sagen, möglich ist es schon. Denn obwohl bei mir ringsum immer wenn es Wetter technisch geht alles offen ist - und ich habe dank vieler Terrassentüren zahlreiche Möglichkeiten Luft in die Räume zu lassen - hält sich das tatsächlich in Grenzen.

Noch weniger Mücken, um nicht zu sagen gar keine mehr habe ich allerdings neuerdings im Büro. Dort, wenn abends das Fenster offen war und das Licht brannte, haben sich doch immer wieder gerne Käfer, Insekten und sonstiges Ungetier ein Stelldichein gegeben. Abhilfe schafft jetzt zusätzlich eine Weihrauchpflanze (plectranthus coleoides) vor dem Fenster.

Zurückzuführen ist das auf die enthaltenen ätherischen Öle, die in diesem Fall harzig, Weihrauch ähnlich duften. Der Geruch soll übrigens auch Motten vertreiben. Deswegen wird die Pflanze auch Mottenkönig genannt. Die Annahme, dass eine Plectranthus auch Katzen vertreibt kann ich hingegen nicht bestätigen. Meine Katzen springen trotz Weihrauch immer noch durch das mit ihm verzierte, geöffnete Bürofenster.

Montag, 25. August 2014

Das niederbayerische Nizza: Eichendorfer Blumenkorso wieder unterwegs

Der spektakuläre Eichendorfer Blumenkorso rollt nach 25jähriger Pause endlich wieder. Anlässlich der 750-Jahr-Feier des Marktes wurde eine alte Tradition aus der Versenkung geholt. Diesmal zum richtigen Zeitpunkt. Als nämlich 1951 der erste Blumenkorso initiiert wurde, hatte man sich im Datum geirrt. Läppische 13 Jahre zu früh beging man die 700-Jahr-Feier von Eichendorf, gesprochen "Oachadoaf".  






Handelte es sich damals noch um prächtige Pferde-
gespanne, welche die eindrucks-
vollen Pflanzen-
arrangements hinter sich her zogen, sind es heute fast nur motorisierte Fortbewegungsmittel. Überwiegend jedoch Oldtimer und so wie es sich für eine ländliche Region gehört darüber hinaus sehr viele historische landwirtschaftliche Traktoren. Die in den Jahren nach 1955 im Rahmen der Motorisierung neu waren und somit sehr viel Aufmerksamkeit auf sich zogen. Heute beeindrucken sie wieder und zwar als nur noch selten anzutreffende Oldies mit tuckernden Geräuschen und ungewohnten Formen.




Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte hieß es in den Jahren vor 1970. In diesem Fall die Organisatoren. Der so genannte Volksfestkrieg zweiter ansässiger Brauereien und zweier direkt aneinander angrenzender Gemeinden - unter anderem auch um den Blumenkorso - machte die Runde und lockte über 20000 Besucher nach Niederbayern.












1989 endete die bis dahin jährlich statt findende Prozession durch die Straßen des Ortes jäh mit dem Tod des Förderers, des Reichsgrafen Otto von Arco auf Valley. Sollte die Wiederauflage des Blumenkorsos von Erfolg gekrönt sein, so lässt sich hoffen, dass nunmehr wieder alle drei Jahre Blumen geschmückte Fahrzeuge mit individuellen Motiven Besucher aus ganz Niederbayern anlocken. 



Zu wünschen wäre es. Denn obwohl der Treck mangels Erfahrung nur sehr schleppend um die Ecke kam, waren die meisten anwesenden Besucher von der Farbenpracht und der originellen Bildnisse der 36 Fahrzeuge wahrlich beeindruckt.



Sehr wahrscheinlich stammt auch die Familie des berühmten Dichters Joseph von Eichendorff, berühmt für seine Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" sowie durch zahlreiche Gedichte hier aus dem kleinen Fleck Eichendorf in der Nähe der Dreiflüssestadt Passau. Seine Werke "O Täler weit, o Höhen" oder "In einem kühlen Grunde" sind aus der deutschen Lyrik nicht mehr wegzudenken.

















Montag, 18. August 2014

Griesnockerlsuppe bavarian style - auf zweierlei Art

Man muss die Feste feiern wie sie fallen


Jedem Dorf seine Kirche und sein Wirtshaus heißt es im Bayernländle - auch heute noch. Praktischerweise befindet sich selbiges meist direkt neben dem Gotteshaus. Fast jede Ortschaft hat darüber hinaus sein eigenes Fest und Festtage, die üblicherweise mit einem Kirchgang begonnen werden. Obligatorisch ist der Frühschoppen nach dem Besuch der Messe - "da Kirch". Die räumliche Nähe der beiden Treffpunkte hat den Vorteil, dass man - sollte die Kirche bereits überfüllt sein - gleich im Wirtshaus auf die anderen warten kann. Und weil in der Nähe meist auch das Rathaus liegt, behaupten böse Zungen, dass dadurch der Begriff "Wahllokal" in Bayern eine ganz besondere Bedeutung gewinnt. Was natürlich die Wahlergebnisse seit fast einem halben Jahrhundert erklären könnte.









                                                                                                









Man feiert also die Feste so wie sie fallen mit einem Sonntagsbraten, zu dem natürlich auch eine leckere Vorspeise gehört. Oft eine Suppe mit herzhaften Einlagen wie Leberknödel oder auch Griesnockerl. Die Suppe war übrigens lange Zeit eine Morgenmahlzeit, welche vor der Frühmesse eingenommen wurde. Weshalb man auch häufig von einer "Kaffeesuppn" spricht. Die bestand meist jedoch aus einer Einbrenn (Mehlschwitze) und Wasser. Woraus sich auch der bayerische Ausdruck auf da "Brennsuppn daher gschwumma" ableiten lässt. Übersetzt heißt das, dass jemand geistig so einfach gestrickt ist wie eine Suppe.

Die These, dass die Griesnockerl die Nachkommen der italienischen Gnocchi sind, die von den zahlreichen in Bayern tätigen italienischen Bauarbeitern während der Barockzeit nach Bayern mitgebracht worden sind, ist jedoch nicht gesichert. Anders als die "Griaßnockerln" werden die Gnocchi aus Kartoffelteig hergestellt. Die Griesnockerl sind auch eine wichtige Zutat für die so genannte Hochzeitssuppe, der aber dann noch Pfannkuchenstreifen und Leberspätzle beigefügt werden.

Die erste und wohl schnellere Methode die Nockerl zuzubereiten ist diese:

125 ml Milch, 10 g Butter, Salz und Muskat zum Kochen bringen, vom Herd nehmen, 50 g Hartweizengries einrühren und nochmal eine Minute erhitzen, dann das Ei untermengen und mindestens 5 Minuten durchziehen lassen. Mit einem Teelöffel die Nocken formen und in Suppenbrühe nochmal 5 Minuten leicht kochen lassen und mit Schnittlauch garnieren.

Kalt zubereitet dauert die Herstellung ein wenig länger, der geschmackliche Unterschied hält sich dabei in Grenzen

50 g Butter, 1 Ei, etwas Salz und Muskat schaumig rühren, dann 100 g Hartweizengrieß zugeben und gut miteinander verarbeiten. Mindestens 10 bis 30 Minuten stehen lassen. Mit Hilfe eines Teelöffels längliche Nocken formen und in kochendes Salzwasser legen. Einmal kurz aufkochen, dann 30 Minuten leicht ziehen lassen. Anschließend die Nocken in Suppenbrühe mit Schnittlauchröllchen servieren.

Wer möchte kann ein Probenockerl kochen, um zu sehen, ob die Nockerl die richtige Konsistenz haben und nicht auseinanderfallen. Auf jedem Fall müssen die Nocken zart und fluffig werden. Sie eignen sich nicht nur als Suppeneinlage, sondern sind auch eine gute Beilage für Fleisch- und Fischgerichte. Guten Appetit und lasst mich wissen, wie es geschmeckt hat :-)

Sonntag, 17. August 2014

Damit das nicht zu unübersichtlich wird, findet Ihr meine Posts zum Thema Reise ab sofort auf meinem

Reiseblog