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Mittwoch, 11. November 2015

Gnocchi zubereiten nach Art des italienischen Meisterkochs

Gnocchi auf italienisch


"Ich weiß nicht, ob Sie`s wußten?" Mag sein, dass die ein oder anderen Tipps und Tricks der italienischen Küchenchefs schon längst am heimischen Herd Einzug gehalten haben. Wenn nicht, dann stellt sich vielleicht - so wie bei mir - während eines Kochkurses mit einem italienischen Koch im Castello Di Spessa oder auch anderswo das so genannte Aha-Erlebnis ein. Learning by doing. Dem Maestro in die Pfanne geguckt und schon erschließen sich einem ein paar Kniffe, auf die man hätte selbst kommen können. Das Zuschauen und Mitmachen jedenfalls kann man nicht ersetzen durch das bloße "Bearbeiten" eines Kochrezeptes.




Nun zu den beliebten Gnocchi mit Basilikum und Tomaten. Welche mit einfachen Zutaten, die allerdings unbedingt frisch sein müssen, gut nachzuarbeiten sind. 


Gnocchi mit Basilikum und Tomaten


Benötigt werden für die Sauce:
1/2 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
4 Stängel Basilikum
4 frische Tomaten
Salz und Pfeffer
Olivenöl

Für die Gnocchi:
500 g rohe Kartoffeln
125 g Mehl
1 Ei
1 Eigelb
Salz und Pfeffer
Muskatnuss frisch gerieben


Der Chef de Cuisine (normalerweise vermutlich die Küchenhilfe) hat die Zutaten bereits gründlich gewaschen und geschnitten. Allerdings nicht den Basilikum. Den zerrupft er mit den Händen vor unseren Augen. Beim Schneiden würden die Bitterstoffe herausgequetscht. Aha. Die Stücke die da in die Pfanne wandern sind relativ groß - macht aber nichts, sie verkochen sich im Laufe der Zeit ohnehin. Und die Knoblauchzehe, die wird auch nicht geschnitten. Beißt aber trotzdem keiner drauf. Die Auflösung dazu folgt später.

Butter in die Pfanne und Zwiebel rein. Muss gar nicht sein, dass das Fett da bereits astronomisch hohe Temperaturen erreicht hat. Langsam anbräunen lassen. Das ist die Kunst. Der Zwiebel bleibt wirklich glasig.


Die ganze Knoblauchzehe wandert komplett in die Pfanne. Verweilt aber dort nur kurze Zeit und wird wieder rausgenommen. So nimmt das Gericht den Geschmack der Gewürzpflanze an, wird aber nicht zu intensiv und dominierend. Aha. Etwas Zucker. Den nimmt man allerdings nur für Tomaten und Karotten als Geschmacksträger, verrät er uns. Während diese Soße nun langsam vor sich hinköchelt, kann man seine Aufmerksamkeit voll und ganz den Gnocchi widmen.

Das sollte man auf jeden Fall. Damit der Teig nicht austrocknet muss schnell gehandelt werden. Zum Verkneten und Zubereiten verwendet er ein Holzbrett, weil die Rohware am Plastik ständig kleben bleibt. Aha. Mr. Chefkoch hat die Kartoffel bereits in viele kleine Teilchen geschnibbelt, nun kommen noch die Eier drauf, ein wenig frisch geriebener Muskat dazwischen, das Mehl drüber und jetzt wird alles zügig verknetet.


Anschließend wird alles in mehrere gleich große Stücke geschnitten und diese dann zu Rollen mit ca. 1 Zentimeter Durchmesser geformt - fingerdick wie man so schön sagt - und in viele kleine Teilchen mit ca. 1 1/2 bis 2 Zentimeter zerteilt. Perfektionismus und Millimetermaßarbeit sind hier nicht angesagt, wie bereits erwähnt, der Teig trocknet sehr schnell. 

Da muss das zackig vonstatten gehen. Auch wenn man den übrigen Teig in der Zwischenzeit im Kühlschrank aufbewahren kann. Die schönen Formen, welche sich später auf dem Teller so schmackhaft präsentieren, bekommen die Gnocchi entweder in dem man sie mit der Gabel (breite Seite nicht Spitze) ein wenig andrückt oder kurz! mit einer Muskatreibe presst. Und dann flott ab in etwas Mehl. Dort kurz gewendet und hinein ins heiße Wasser.

Forchette heißt auf italienisch Gabel. Deshalb gnocchi forchetta. Das bedarf zugegeben ein wenig der Übung. Daran dürfte es aber im Lauf der Zeit nicht mangeln. Wer diese Gnocci einmal gegessen hat, wird sie ohnehin immer servieren wollen oder müssen. Noch einen Tipp verrät der Chefkoch. Man kann die Nudeln für den nächsten Tag aufheben. Dazu werden sie kurz in kaltes mit Eiswürfeln bestücktes Wasser getaucht, dann herausgenommen, mit Öl eingerieben und in Plastikfolie verpackt. Nicht einzeln - in der Schüssel. Dort halten sie sogar bis zu drei Tage frisch. Die zum Verzehr bestimmten "Nocken" wie wir sie in Deutschland bezeichnen nach dem Kochen abtropfen lassen.


Jetzt wird die Sauce End bearbeitet, also kräftig gesalzen, abgeschmeckt, mit dem Pürierstab gemischt und durch ein Sieb passiert sowie nochmals mit Basilikum bestückt. Zuletzt werden die Nudeln der Soße beigemengt. Mit Parmesan angerichtet sind die Gnocchi ein Gedicht. Guten Appetit







Sonntag, 17. August 2014

Damit das nicht zu unübersichtlich wird, findet Ihr meine Posts zum Thema Reise ab sofort auf meinem

Reiseblog


Donnerstag, 9. Januar 2014

Die Erlebnisbrauerei im churfränkischen Miltenberg



Die Brauerei Faust in Miltenberg braut ganz spezielle Biere


Bierräritäten zum Studieren und Probieren: „Woanders werden Schätze gesucht, bei uns gebraut“ lautet das Motto der Brauerei Faust in Miltenberg. Eine Brauereibesichtigung in der Brauerei ist ein wahrliches Sinnes-Erlebnis. Während einer Wanderung durch das Sudhaus oder den Gärkeller erfährt der Gast allerlei rund ums Bier und auch über die Spezialitäten und Besonderheiten des „faustschen“ Bieres. Natürlich dürfen diverse Biersorten dabei auch probiert werden.



Der Blick vom Brauturm eröffnet einen traumhaften Ausblick über die Dächer Miltenbergs


Die Faust-Bierraritäten sind außergewöhnliche Spezialitäten, deren Herstellung und Geschichte sie zu etwas ganz besonderem macht. Das Bier lagert in von Fackeln beleuchteten Felsenkellern. Als besonderes Erlebnis während des Rundganges gilt auf jeden Fall der Besuch im Eiskeller und der Schatzkapelle aus dem Jahr 1631. In den historischen Gewölben mehr als 30 Meter unter Sandsteinfelsen reifen die Kostbarkeiten wohl behütet zu einem ganz besonderen Genuss heran, den man getrost als Schatz bezeichnen darf. Eine wahre Goldgrube für den Biertrinker.

Zwölf Spezialitäten offeriert die Brauerei Faust, darunter auch das Pils alkoholfrei oder das Schweinviertler, benannt nach dem ältesten Stadtviertel Miltenbergs. Eine besondere Sorte ist der holzfassgereifte Eisbock, welcher im Jahr 1890 erfunden worden sein soll. Der Legende zufolge hatte ein Brauergeselle abends keine Lust mehr, die Bockbierfässer in den Keller zu rollen. Während der Winternacht erstarrte das Bier zu Eis, woraufhin der Braumeister den Gesellen zur Strafe befahl, die Flüssigkeit in der Mitte der Eisblöcke zu trinken. Dass dies durchaus keine Strafe darstellte beweist heute die Beliebtheit des malzig-süßen Gebräus. Seine charakteristische Milde erreicht das Bier durch das monatelange Ausfrieren in Holzfässern.



Das reichhaltige Sortiment der Brauerei wird in der Schatzkammer aufbewahrt
Etwas ganz Besonderes ist auch das Auswandererbier 1849. Es wird stark mit Hopfen durchsetzt und haltbar gemacht und wird besser je länger es aufbewahrt wird. Ursprünglich wurde es für die zwischen 1850 und 1891 knapp 4 Millionen Deutschen gebraut, welche in die USA auswanderten. Unter ihnen befand sich auch August Krug, der Sohn des Besitzers der Brauerei „Zum weißen Löwen“, dem Vorgänger des Brauhauses Faust. Fürsorglich hatte der Vater ein Rezept gezaubert, bei dem mithilfe von hohem Alkoholgehalt und eine extremen Hopfenbittere das Bier nicht vererben sollte. Der Sohn sollte schließlich die lange Überfahrt nicht ohne das geliebte Getränk auskommen müssen. Heute wird das Bier in Anlehnung an das Originalrezept in memoriam an die beiden Brauer mit deutschem und amerikanischem Hopfen gebraut. Ein besonderer Tropfen, der - so lautet die offizielle Beschreibung - nach tropischen Früchten und Blumen mit einer leichten Süße im Antrunk schmeckt, der eine kräftige Bittere folgt,

Das Mainland Miltenberg-Churfranken zeigt sich vielseitig, naturbelassen entlang des Fränkischen Rotweinwanderweges, kulinarisch nicht nur traditionell in Miltenberg, sondern auch außergewöhnlich in der Eisenbahngaststätte Amorbach und traditionsbewusst in seinen Betrieben wie z.B. in der Brauerei Faust.


Mainland Miltenberg-Churfranken e.V.
Hauptstraße 57
D-63897 Miltenberg
Tel. +49 (0) 9371 660 69 75, info@churfranken.de


Dienstag, 7. Januar 2014

Endstation Bornholmer Straße Berlin


Es ist nichts Außergewöhnliches eine Brücke zu überqueren. Sofern sich nicht ein geschichtsträchtiges  Ereignis dahinter verbirgt. Vor nicht allzu langer Zeit – relativ gesehen - war es ganz und gar nicht selbstverständlich, die Bornholmer Brücke in Berlin zu überschreiten. Geschichten über den Mauerfall, das Leben in der ehemaligen DDR; Bände wurden gefüllt mit den Ereignissen von vor zwanzig Jahren. Örtlichkeiten an denen die Geschichte erahnt werden kann entstanden zu Hauff. Was macht explizit dieses Teil aus Eisen so besonders interessant.



Zunächst einmal handelt es sich um die erste Nickelstahlbrücke Berlins. Die Bösebrücke, wie ihr eigentlicher Name lautet, verbindet die Ortsteile Prenzlauer Berg und Gesundbrunnen. Unter ihr liegt seit 1935 die S-Bahn –Station Bornholmer Straße.  Erbaut wurde die Stahlkonstruktion bereits 1913. Ihre Taufe erlebt sie während des ersten Weltkrieges unter dem Namen Hindenburgbrücke, der damals Generalfeldmarschall war. Er sollte 1933 als Reichspräsident der Weimarer Republik eine verhängnisvolle Entscheidung treffen. Hindenburg ernannte Adolf Hitler zum Reichskanzler. Trotz vermehrter Bombenabwürfe in den Jahren um 1944, also während des zweiten Weltkrieges, blieb die Brücke weiterhin funktionsfähig. Später wurde sie nach dem Widerstandskämpfer Wilhelm Böse benannt. Böse war während der faschistischen Diktatur am Aufbau der Widerstandsorganisation um Robert Uhrig und John Sieg beteiligt und Mitorganisator bei der Herstellung und dem Vertrieb der „Roten Fahne“. 1942 wurde er von der Gestapo verhaftet. Das Todesurteil wurde 1944 vollstreckt.

Bis 1961 erfüllte die Bösebrücke ihre Aufgabe bevor sie mit der Errichtung der Berliner Mauer nur noch von wenigen Personen passiert werden konnte. Sie gehörte Sektor mäßig bis auf 30 Meter zu Ost-Berlin. Der Bahnhof Bornholmer Straße wurde fast 40 Jahre lang nur noch durchfahren. Er zählte während dieser Zeit zu den so genannten Geisterbahnhöfen. Eine Haltestelle ohne Halt, an der die Züge nur noch verbeibrausten.

Demnächst wird an der Brücke auf der ehemals Ost-Seite eine neue Gedenkstätte eröffnet. Mit Informationstafeln und Hintergründen. Der Übergang Bornholmer Straße ist keineswegs irgendeine Grenze. Es handelt sich um den ersten Grenzübergang, der in der Nacht vom 09. Au den 10. November 1989 eröffnet wurde. Plötzlich musste das Gestänge dem Gewicht von mehreren hunderten Personen stand halten. Am Grenzübergang Bornholmer Straße wurde der Fall der gesamten Berliner Mauer eingeläutet. Kurz nachdem Günter Schwabowski in einer Pressekonferenz gegen 19.00 Uhr die Reisefreiheit für die DDR-Bürger verkündete. Die Meldung „ab sofort“ war der Startschuss für eine Ausreisewelle in den Westen, die nicht mehr aufzuhalten war.  Mittlerweile wuchs die Menschenmenge auf 20.000 Menschen. Gegen 23.30 Uhr ist die Grenze geöffnet.


 
Heute überqueren die Menschen den historischen Ort als wäre es nie anders gewesen. Als hätte es die vierzig Jahre Endstation gar nicht gegeben. Längst schon hindern keine Schranken mehr den Übergang. Der ehemalige Grenzübergang, das Tor zum Westen, ist heute Teil des Stadtringes. Die S-Bahn-Station ist wieder in Betrieb, die Straßenbahnen fahren nicht nur. Sie halten auch wieder. An einer Station, an er die Schriftzüge innerhalb der Station noch an „alte Zeiten“ erinnern. Sie wurden nämlich nicht ausgewechselt. Damals weil die Haltestelle nicht befahren wurde und es ohnehin keiner zur Kenntnis genommen hätte. Heute vielleicht, weil sich darin in Stück Nostalgie wiederfinden lässt. Oder Ostalgie wie manche es nennen mögen.   

Kontakt

BerlinOnline Stadtportal GmbH & Co.KG
Karl-Liebknecht-Straße 29
D-10178 Berlin, information@visitberlin.de
Tel. +49 (0) 030 2500 25





Best Western Grand City Hotel Berlin Mitte
In dem Gebäude in der nördlichen Berliner Innenstadt Osloer Straße befand sich während des zweiten Weltkrieges eine Fabrik zur Herstellung von Munition. Modernisiert und in ureigenem Stil spürt man von dieser einst bedrohlichen Atmosphäre heute gar nichts mehr. Das Haus mit der denkmalgeschützten Fassade wurde den heutigen Bedürfnissen angepasst ohne den ursprünglichen Charakter zu verlieren. Von der Waffenschmiede zur Traumfabrik. Trotz der zentralen Lage an der Osloer Straße mit Trambahnstation beinah vor dem Haus bleibt der Verkehrslärm weitgehend draußen. Inmitten einer denkmalgeschützten Fassade führt ein kleiner Gang in den geräumigen Innenhof mit Glasüberdachung und Sitzgelegenheiten im Freien. Eine regelrechte positive Überraschung, die man auf den ersten Blick von außen nicht vermuten würde.
Damit sind ruhige Nächte garantiert. In den geräumigen, gemütlich eingerichteten Zimmern schläft es sich ausgesprochen gut.

Ein vielfältiges Frühstücksbuffet rüstet am nächsten Morgen für einen langen Tag in der Bundeshauptstadt. Das Best Western in der Osloer Straße bietet durch die Nähe zur S-Bahnstation einen guten Ausgangspunkt für ausgiebige Unternehmungen in der Stadtmitte. Ohne Notwendigkeit umzusteigen, geht die Fahrt direkt zu den zentralen Anlaufpunkten in der Innenstadt, sei es die Friedrichstraße oder das das Brandenburger Tor.



Abends kann man sich in entspannter Atmosphäre im hoteleigenen Restaurant „Olive“ verwöhnen lassen. Später offeriert die Hotelbar in der Lobby Option zum gemütlichen Plaudern, Nutzung des öffentlichen Internetzuganges oder Fernsehschauen. LCD-Fernseher befinden sich darüber hinaus auch in den Zimmern. W-Lan ist rund um die Uhr kostenfrei verfügbar, auch die Rezeption bleibt durchgehend besetzt. Zimmer können also dort auch von spät anreisenden Gästen nach Verfügbarkeit auch spontan bezogen werden. Parkmöglichkeiten gibt es in der Tiefgarage, für die 17 Euro täglich veranschlagt werden.

Für Langschläfer sicher attraktiv ist die Option, bis 12.00 Uhr mittags das Zimmer zu räumen. Für Langschläfer sicher lohnenswert. So kann die Heimreise in aller Ruhe angegangen werden. Möglichkeit zum Frühstücken besteht wochentags bis 10.30 Uhr, an den Wochenenden bis 11.30 Uhr. Das dürfe diejenigen interessieren, welche die berühmten Berliner Nächte auf sich wirken lassen wollen.
An der Rezeption käuflich zu erwerben ist außerdem die Berlin Welcome-Card, mit der gleich durchgestartet werden kann. Sie beinhaltet je nach Wunsch bis zum 72 Stunden die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin.

Ein beachtenswertes Kleinod ist die S-Bahnstation Bornholmer Straße an sich. Beim Betreten eröffnet sich der Blick auf Schriftzüge in Altdeutsch. An der Bornholmer Brücke selbst wird demnächst eine Gedenkstätte zur Maueröffnung errichtet. Hier war bis vor zwanzig Jahren Endstation.


Kontakt

Grand City Hotel Berlin Mitte
Osloer Straße 116 a
D-13353 Berlin




Einmal Bayern - Berlin und zurück

Vergleiche anzustellen zwischen Städten – ich weiß das funktioniert nicht und ich werde es auch nie wieder tun – nur noch in diesem einen Fall. Am besten ist es, völlig unvoreingenommen irgendwohin zu fahren. Und vermutlich am schwersten. Ich jedenfalls kann mir das nicht verkneifen, gelegentlich an unsere bayerische Hauptstadt zu denken in Berlin. Ein Bayer liebt sein Bayern und die königlich bayerische Ruhe. Deshalb darf man gespannt sein, was einen so im „deutschen Ausland“ erwartet. Besonders was die Menschen angeht. Wie wir wissen ist München die designierte Weltstadt mit Herz - und Berlin? Das wird sich zeigen. Also auf vom tiefsten Niederbayern gen Bundeshauptstadt.

Erfahrene Großstädter wissen um das Verkehrschaos welches in denselben herrscht. Angefangen von den Staus bis hin zu vergeblichen Parkplatzsuche. Das gilt natürlich und vielleicht ganz besonders für Berlin. Lässt es sich nicht vermeiden mit dem Auto anzureisen, dann ist es ratsam, dieses schleunigst stehen zu lassen. Und nicht vergessen – keine Wertsachen im Auto deponieren. Aber das macht man ja ohnehin nicht, oder?

Berlin bezeichnet man nicht nur als Großstadt – Berlin ist wirklich groß – sehr groß. Jedenfalls zu groß, um es ohne fahrbaren Untersatz richtig kennen zu lernen. Gott sei Dank gibt es die Welcome Card. Eine Art Öffentliche-Verkehrsmittel-Flatrate. Da kann „Man(n)“ oder auch Frau mit Kind und Kegel kreuz und quer durch Berlin gondeln. Und sich auch einmal verfahren, wenn es sein sollte. Wer das Verkehrsnetz in München des Öfteren benutzt, der wird sich in Berlin bald zu Recht finden. Das U- und S-Bahn-Netz ist nämlich ganz einfach zu durchschauen. Sie fahren von hier nach da und von hier nach dort. Links oder rechts. Oder um es richtig auszudrücken, von Süd nach Nord von Ost nach West im wahrsten Sinne, auch querfeldein und diagonal, je nach Wunsch. Das ist auf jeden Fall ein Pluspunkt pro Berlin.
 
Wer nicht so viel Ahnung hat von öffentlichen Verkehrsnetzen, weil er in irgendeiner bayerischen Kleinstadt ohne S-und U-Bahn lebt, der findet meist nach dem zehnten Anlauf einen Original Berliner. Wie in München eben auch. „Entschuldigung, bin selbst nicht von hier“ lautet die meist gegebene Antwort. Allerdings, freundliches offensichtlich eigens für die „Fremden“ engagiertes Service-Personal habe ich in good old „Monaco“, wie die Münchner zu ihrer Stadt sagen, noch nie gesehen. In Berlin schon.

Apropos - U-Bahn-Fahren. Im Zeitalter des Handys findet man sich immer irgendwie im Falle eines Falles. Aber dennoch. Einen Tipp meines netten Berliners sollte man berücksichtigen. Er hat auf der ganzen Welt Gültigkeit und kann besonders für Kinder ein wahrer Segen sein. Was tun wenn man sich tatsächlich einmal verliert? Zugegeben, daran hätte ich nicht gedacht. Ich wohne nun wohl doch schon zu lange auf dem Land.

Neben den ganzen Bahnen gibt es noch den berüchtigten 100er Bus. Wird in jedem Reiseführer empfohlen. Und das zu Recht. Und zurück geht`s mit dem 200er. Da hat man dann fast schon Berlin entdeckt. Die beiden Buslinien fahren die Hauptsehenswürdigkeiten in Berlin als reguläre Haltestellen an. Man kann dann ein- und aussteigen wo man will. Soweit dazu. Aber - Dinge kann man planen - um dann festzustellen, dass sich andere gar nicht an den Plan halten wollen. Da sind doch glatt sämtliche 100er Busse im Verkehr stecken geblieben. Aber immerhin, eine freundliche Dame mit grünem Mantel und der Bezeichnung Touristenberatung gibt freundlich Auskunft über Ausweichmöglichkeiten. Also doch ab in die nächste S-Bahn.

Im Übrigen wird Dienstleistung offensichtlich hier noch groß geschrieben. Meist sitzt irgendwo ein freundlicher Mensch aus Fleisch und Blut, der bei kleinen Problemchen weiterhilft. Da hätten wir schon mal was, was die Münchner von den Berlinern lernen sollten.

Sound-Booster, Walkman oder I-Phone mit Musik – „brauchste nich“. Kurz in der S-Bahn Platz genommen klingt einem schon unaufgefordert mehr oder weniger angenehmer Lärm ins Ohr. Schön, meistens. Erwünscht, gelegentlich. Und immer verbunden mit flehenden Blicken nach ein wenig Kleingeld. Rechnet man die laufenden Geldsammler noch dazu dann heißt es auf jeden Fall, einige Euro mehr einpacken. Oder einfach ignorieren. Ja nach Lust und Geldbeutel.

Ansonsten, die Berliner müssen sehr gesund sein. Zumindest was Herzinfarkte betrifft. Dagegen soll ja Treppensteigen sehr hilfreich sein zur Vorbeugung. Nun - an den meisten S-Bahnstationen gibt es keine Rolltreppen, und wenn dann funktionieren sie nur sporadisch. Jedenfalls an denen, „wo“ wir gewesen sind. Andererseits - die Stadt ist sehr hektisch. Und wem das noch nicht schadet. Vorsicht ist geboten an den Fußgängerampeln. Lieb sind sie wirklich die netten Ampelmännchen, die uns vielerorts noch dabei helfen sollten die Straße zu überqueren. Das Stopp-Männchen und das wandernde Grünmännlein. Aber auch hier gilt - manchmal gefallen sie sich selbst so sehr, dass sie gar nicht umschalten. Von rot auf grün. Das kann ganz schön ungesund werden. Die berühmten kleinen Manschgerl in den Ampeln haben übrigens sogar ihren eigenen Shop in Berlin.

Berlin ist die Geburtsstadt der Currywurst. Die gibt es angeblich an allen Ecken und Enden in allen Variationen. Als bekennender Curry-Wurst-Fan war ich auch darauf gespannt und hatte mich schon auf ein paar sündige Tage eingestellt. Tatsächlich. Mit Schrippe, sprich langer, ovaler „Semmel (bayerisch)“ was auf Deutsch Brötchen heißt. Oder auch mit Pommes. Damit das Essen auch wirklich so richtig ungesund wird. Nett sind auch die „laufenden“ Currywurstbuden mit vorgespannten Menschen. Und preiswert. Dazu gibt`s einfach Senf oder Ketchup. Während meines Aufenthalts in Berlin habe ich die Currywurst-Bruzzler allerdings nur gesichtet am Alexanderplatz. Und sofort schweifen meine Gedanken wieder nach München. Wie das wohl wäre. Mit einem Kessel voller kochender Weißwürste vor dem Bauch. Einen Mythos habe ich jedenfalls aufgedeckt. Danach gefragt ob ich die Wurst mit Darm will oder ohne wurde ich nie. Vielleicht hat man mich ja auch als Bayer erkannt. Vielleicht haben die gedacht, die kennen das ja eh nicht. Beliebt sind in Berlin auch die Buletten, die Fleischklöße, in Bayern Fleischpflanzerl genannt. Obwohl das einzig pflanzliche daran vermutlich ein paar Kräuter zum Würzen sind. Und die Berliner Pfannkuchen, die heißen bei uns Krapfen. Aber nie so bestellen. Dort oben kennt das keiner.  

Der Alexanderplatz mit Blick auf den Fernsehturm ist geprägt vom Alexa, einem gigantischen Kaufhaus. Übrigens dem Trubel mal kurz entrinnen kann man an der Rückseite des Gebäudes in einem kleinen Cafe. Dort gibt es auch herrliches Eis.

Was in Berlin sonst noch zu sehen ist, das findet man in jedem Reisefüher. Mit Angaben über den Erbauer, das Datum, die Hintergründe. Ein paar Tage Berlin! Um alles entdecken zu können müsste man sich hier schon längere Zeit häuslich niederlassen. Soll doch auch der Berliner Lifestyle nicht auf der Strecke bleiben. Und da wird man dann schon ganz schön „aufgehalten“. In den kleinen und großen Läden und Shopping-Meilen, den Restaurants, den Bars und und und. Vermutlich gibt es hier nichts, was es nicht gibt. Gelegentlich auch bis 22.00 Uhr; was so einer Stadt bis in die Abendstunden hinein Leben einhaucht. Sogar manche Museen haben bis 22.00 Uhr geöffnet, darunter auch das Museum am Checkpoint Charlie, das Currywurst-Museum und an den Donnerstagen auch die Museen auf der Museumsinsel. Berlin schläft offensichtlich nie.

Dennoch bleibt immer zu wenig Zeit. Man will ja nicht nur durchjagen durch die Sehenswürdigkeiten, sondern auch ein Stück Berliner Leben in der berüchtigten Berliner Luft einatmen. Das geht auch gut am Kurfürstendamm und obligatorisch ist dort auf jeden Fall neben der Gedächtniskirche auch das Kadewe, Europas größtes Kaufhaus.
Berlin ist tatsächlich viel mehr als unsere Hauptstadt. Berlin ist ein Lebensgefühl. Und manchmal ist Berlin wie es scheint immer noch Ost und West. Berlin ist immer noch eine Stadt im Umbruch, eine ständige Baustelle und eine Stadt des Ringens um die Gunst der Touristen. Zu Recht. Keine andere Stadt auf der Welt kann diese Geschichte vorweisen.  

Für uns, die wir nicht direkt damit aufgewachsen sind, sind manche Dinge interessant und schier unfassbar. Nehme man nur einmal die Brücke an der Bornholmer Straße mit dem ersten Grenzübergang, der für die Ausreisewilligen damals geöffnet wurde oder das Brandenburger Tor. Unvorstellbar, dass man da nicht durchgehen konnte. Ende - Schluss aus. Dabei lädt es geradezu ein, hindurch zu schreiten. Was muss das für ein Gefühl sein für einen Berliner, für den der Durchgang jahrzehntelang verschlossen war. Egal ob Ost oder West.


Wie die Menschen in der DDR lebten, lässt sich sehr gut im DDR-Museum erforschen. Für Kinder übrigens ausgesprochen interessant. Die vielen Kästchen und Türchen mit den Informationstafeln oder dem Original-Trabi. Auf die Frage nach dem DDR-Museum - gerichtet an einen derjenigen, welche an den S-Bahnhöfen für Kundenfreundlichkeit sorgen sollen - kommt die Antwort auf die Frage nach der Lage prompt. Ach ja und der Checkpoint-Charlie, der ist U-Bahnhaltestelle Kochstraße. Der Mann kennt sich aus in seinem Job. Allerdings im DDR-Museum selbst ist er noch nie gewesen. "Ich habe lange genug damit gelebt, ich brauch mir das nicht anzuschauen.“ Irgendwann werden es nur noch wenige sein, die sich überhaupt noch daran erinnern können. Ostalgie hin oder her.

Das DDR-Museum liegt in der Nähe der Hackeschen Höfe, deren Innenhöfe tatsächlich so malerisch wie beschrieben sind. Auch das ist typisch für Berlin, mehrere Häuser mit gemeinsamen Innenhöfen verbunden durch zahlreiche Übergänge. Das designierte Muss für jeden Berlin Besucher, oder auch nur für diejenigen die sich für „alte Sachen“ interessieren ist die Museumsinsel neben dem Berliner Dom.


„Ich bin ein Berliner.“ Jetzt jedenfalls ein kleines bisschen und werde in Zukunft immer ein klein wenig Wehmut empfinden wenn ich etwas höre von der lebensfrohen Stadt, in der alles möglich scheint. 








Donnerstag, 7. November 2013

Strom kommt aus der Steckdose - oder vom Kraftwerk Jochenstein :-)

Das Wasserkraftwerk in Jochenstein liefert Kraft aus der Natur

Das Kraftwerk Jochenstein ist das größte Flusskraftwerk Deutschlands: Dennoch versorgt es nicht ausschließlich Deutschland mit Strom. Die Hälfte der produzierten Energie geht nach Deutschland, die andere Hälfte nach Österreich. Der Grund dafür:
hier an seinem Standort in der Nähe der Dreiflüssestadt Passau verläuft die Donau sowohl auf der deutschen als auch auf der österreichischen Seite.

Elf Kraftwerke liegen auf dem Weg der Donau zwischen Passau und Wien, sie stauen den Fluss jeweils bis zum nächsten Kraftwerk zurück. Insgesamt überwindet die Donau 2 203 Kilometer auf ihrem Weg bis zum schwarzen Meer. Interessant ist auch, dass hier die Flusskilometer nicht von der Quelle, sondern von der Mündung aus gemessen werden.

Schon bei der Planung galt es, die besondere Lage zu berücksichtigen. Keiner der beiden Staaten wäre alleine berechtigt gewesen, die Donau zu nutzen. So schloss man im Jahr 1952 einen Kompromiss, welcher bereits während der Bauphase diverse Eigenheiten nach sich zog. Die gesamte Baustelle wurde eingezäunt, wodurch eine Zollenklave geschaffen wurde. Die Hälfte der 3000 bis 4000köpfigen Belegschaft bestand aus deutschen, die anderen Hälfte aus österreichischen Arbeitern. Selbstverständlich musste es auch einen deutschen und einen österreichischen Geschäftsführer geben. Um den Verwirrungen der damals geltenden Währungen Schilling und DM auszuweichen, wurde eigenes Geld verwendet - das Arge Jochenstein.

Obwohl bereits vor 50 Jahren erbaut, befindet sich das Kraftwerk heute auf dem modernsten Stand, selbst mit der modernen Technik könnte nicht mehr Energie gewonnen werden. Es liefert den notwendigen Strom für 220 000 Einfamilienhäuser, wobei allerdings als Kleinabnehmer nur der Ort Jochenstein selbst beliefert wird, die größte Menge geht in das Umspannwerk Ranshofen und von dort das dortige Aluminiumwerk. Die Jahreserzeugung beträgt im Durchschnitt 850 Millionen kw/h, das entspricht dem Verbrauch einer Stadt wie Passau.

Im Werk wurden 5 Kaplanturbinen mit senkrechter Welle eingesetzt, weil sie die Eigenschaft besitzen mit einer geringen Fallhöhe auszukommen. Je Turbine werden 29000 kw produziert mit einer Schluckfähigkeit von je 410 Kubikmeter pro Sekunde. Sie leisten 65 Umdrehungen pro Minute und haben einen Laufraddurchmesser von 7,4 Meter. Im Falle von Hochwasser ab 2050 Kubikmeter pro Sekunde kann hier keine Energie mehr gewonnen werden. Dann muss das Wasser über die 6-feldrige Wehranlage abgeleitet werden. Jedes Jahr im Herbst werden die verwendeten Kaplanturbinen überprüft. Im Herbst deswegen, weil zu dieser Zeit der Wasserstand der Donau am niedrigsten ist.

Es handelt sich um ein gigantisches Bauwerk mit einer Höhe von 59 Meter und 420 Meter Breite, welches sich harmonisch in die Landschaft einfügt. Der Architekt Roderich Fick ließ sich von den Bergen ringsum und vom Flusslauf der Donau inspirieren. Verwendet wurde - neben 480 000 Kubikmeter Beton - Material vom Feinsten, der Boden mit einer Fläche von 55000 Quadratmeter ist aus Solnhofer Marmor, die Verkleidung außen besteht aus Granit. Geheizt wird das gesamte Gebäude mit der Abwärme, welche während der Energiegewinnung entsteht.

Zwei Schleusenkammern mit einer Länge von 240 Metern und einer Breite von 24 Metern ermöglichen es den Schiffen in zwanzig Minuten das Kraftwerk zu durchfahren. Der Wasserinhalt pro Schleuse liegt bei 55000 Kubikmeter.

Heute beschäftigt das Werk 38 Mitarbeiter, darunter eigene Taucher, welche für schweres Gerät ausgebildet sind zum Reinigen der Abdichtplatten und der unter Wasser anfallenden Arbeiten. Eigene Eisbrecher-Schiffe können im Winter notfalls zum Einsatz gebracht werden.

Die gekrümmte Bauweise des Werkes ist keinesfalls versehentlich, es dient dem Zweck den Ansturm des Wassers zu verbessern. In den großen Rechen, welche Grobteile abhalten sollen ist teilweise Kurioses zu finden. Alles was größer ist als 10 Zentimeter kommt nicht an die Turbinen heran. Allerdings finden sich gelegentlich auch sehr große Teile im Auffangbecken. Da bleibt schon mal ein 20 Meter langer Baum, ein Kühlschrank oder auch eine Wasserleiche hängen.

Über seine Funktion als Energiegewinner hinaus steht das Kraftwerk als Anschauungsobjekt auch für Gruppenführungen ab zwanzig Personen nach Anmeldung offen. Ein Gang über das Kraftwerk, durch das die großen Wassermassen strömen ist ein Erlebnis. Der Übergang stellt außerdem die Staatsgrenze zu Österreich dar und ist Teil des sogenannten Schmugglerweges. Gleich daneben befindet sich das Haus am Strom. Ein Informationszentrum in Form eines Fisches. Im Inneren befindet sich der einzige Wasserkraftaufzug der Welt. Der aus dem Wasser ragende Fels, welcher vom Kraftwerk aus zu sehen ist trägt eine Votivtafel mit einer Abbildung von Jochenstein




In Passau treffen sich Donau, Inn und Ilz zum Rendezvous

In Passau treffen sich Donau, Inn und Ilz zum Rendezvous 

Passau ist zum Glück wieder so schön wie eh und je

Bin gespannt, ob meine Passauer Freunde mit dem Artikel zufrieden sind :-)


Ein paar Monate erst es erst her, dass die Passauer Altstadt unter dem Jahrhunderthochwasser gelitten hat. Die Passauer haben zusammen gehalten und gemeinsam mit den Studenten – seit 1978 ist Passau Universitätsstadt - und vielen Hilfstrupps ihre Stadt wieder ins Reine gebracht. Zahlreiche Dankeshinweise sind in den Schaufenster der Läden zu finden, welche mittlerweile größtenteils von Schutt und Schlamm befreit wurden. Hochwasser gehört in der Dreiflüssestadt zum Alltag, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Die Zählerwerte der jeweiligen Hochwasser sind am Rathaus zu finden.

Der Grund für die Überschwemmungen aber auch für die Einzigartigkeit der Grenzstadt zu Österreich sind die Flüsse, welche sich hier treffen. Eine von der Donau und dem Inn gebildete Landzunge birgt die Altstadt. Dabei laufen die beiden Flüsse nicht unscheinbar ineinander über, sondern verlaufen über eine Strecke von zwei Kilometern parallel nebeneinander her, nehmen die Altstadt in die Zange wie ein gleichschenkliges Dreieck und treffen sich dann mit der Ilz in einer einzigartigen topografischen Lage.


Den besten Blick auf die drei Flüsse, die sich in drei verschiedenen Farben vereinen und dann gemeinsam Richtung Schwarzes Meer weiterlaufen, hat man von der Veste Oberhaus. Sie ist eine der größten erhaltenen Burganlagen der Welt, gegründet 1912 und über Jahrhunderte immer wieder erweitert. Heute wird hier Geschichte und Kunst präsentiert. Die Zahl 1999 auf der Feste bedeutet nicht, dass sie 1999 erbaut wurde, bei der ersten 9 handelt es sich um eine gotische Vier. Aber auch während einer Dreiflüsserundfahrt mit der Reederei Wurm und Köck bietet sich ein eindrucksvoller Blick auf das Ineinanderlaufen der Flüsse. 

Seit der Gründung des Bistums wurde die politische Geschichte Passaus für mehr als tausend Jahre von den Bischöfen bestimmt, seit 200 Jahren erst ist Passau Bayerisch. Die Bischöfe wurden erst im Rahmen der Säkularisation ihrer Funktion enthoben. Um das Jahr 739 war Passau das größte Bistum Europas. Der Einflussbereich reichte bis Ungarn und Salzburg, Wien war 730 Jahre lang eine Pfarrei von Passau.

Eine wichtige Ertragsquelle stellte einst die schwarze Perle der Ilz dar. Galgen säumten den Weg am Ufer des kleinen schwarzen Flusses. Sie sollten zur Abschreckung dienen,  die Perle war sehr wertvoll und für viele Schwarzfischer und Diebe ein verlockendes Ziel. Die Krone der bayerischen Königin, heute in der Schatzkammer der Residenz in München, ist mit schwarzen Perlmuscheln aus der Ilz besetzt. Heute pflegt ein Perlmuschelverein die Tradition, allerdings braucht die Perlmuschel 120 Jahre bis sie wieder nachwächst. Den eigentlichen Reichtum aber erlangte die Stadt durch das Salz, welches von den Alpen über Passau nach Böhmen transportiert wurde. Säumervereine kümmern sich heute noch um den Erhalt der Wege über das Mittelgebirge des Bayerschen Waldes.


Eine weitere Tradition, die in Passau gepflegt wird ist die Passauer Goldhaube. Sie trägt man heute noch zu bestimmten Anlässen. Im Moment gibt es 80 Goldhaubenfrauen in Passau, welche bei gesellschaftlichen Veranstaltungen auftreten. 400 bis 500 Arbeitsstunden werden für die Herstellung der Hauben benötigt.

Passau war zunächst eine hölzerne Stadt. Bis 1662 eine Klosterfrau beim Krapfen backen einen Brand auslöste, innerhalb von 3 Stunden brannte die ganze Stadt ab und wurde anschießend im Barockstil wiederaufgebaut.

Der schönste Platz Passaus ist wohl der Residenzplatz in der Nähe des Domes, es ist der größte barocke Dom nördlich der Alpen. Im Inneren befindet sich die größte Orgel in Europa, in einer katholischen Kirche sogar auf der ganzen Welt. Sie ist 11,30 Meter hoch und 306 kg schwer. Die Musik gelangt durch ein Lock in der Kuppel, dem sogenannten Heilig-Geist-Loch in den Innenraum der Kirche. 120 Kilometer Elektrodraht wurden verlegt, damit der Organist alle Orgeln von hinten bespielen kann. Gegenüber des Domberges, auf einer Anhöhe liegt die Wallfahrtsstätte Maria Hilf. Hier gilt es 321 Stufen zu überwinden.


Freitag, 12. April 2013


Das Nymphenburger Parkschlösschen Badenburg

Der erste beheizbare Indoor-Pool der Neuzeit

Gut dass das Becken nicht mehr befüllt ist. Allein der Anblick des prunkvollen Baderaumes würde nicht nur Badenixen zum Hineinspringen verleiten. Aber auch die anderen Räume sind absolute Schmuckstücke. Dazu zählt  das pünktlich zum China-Jahr  2008 aus dem Dornröschenschlaf geholte „Affenkabinett“ mit wertvollen chinesischen Papiertapeten.

Die von Joseph Effner, dem bayerischen Hofbaumeister unter Max Emanuel,  um 1719 erbaute Badenburg zählt zu den drei Parkburgen, die sich im naturnah gestalteten Stil des Nymphenburger Schlossparks verborgen halten. Es liegt malerisch direkt am Ufer des größten der beiden Seen, dem Badenburger See.  Am Ufer gegenüber ist von hier aus sehr gut der Apollo-Tempel, ein Rundtempel im griechischen Stil, zu sehen.

Der Eingang mit den zwei Sandsteinlöwen erinnert ein wenig an die Feldherrnhalle. Hinter der klassizistischen Fassade der Badenburg eröffnet sich der Festsaal mit einem Deckengemälde Apollos mit dem Sonnenwagen, der mühsam den Nebel der Nacht beiseite schiebt. Dieses stammt von Jacopo Amigoni, der vorwiegend die Fresken im Schloss Schleißheim gestaltete. Die badenden Nymphen weisen gleich auf die Bestimmung des Schlösschens hin.

Drei Räume der Badenburg sind mit wertvollen chinesischen Tapeten ausgestattet. Im Zuge der Chinoiserie, der Begeisterung für den Fernen Osten im 17. Jahrhundert, von der auch die bayerischen Kurfürsten ergriffen wurden, fanden auch die chinesischen Tapeten als Vorläufer aller Tapeten Verbreitung. Sie zeigten meist Szenen aus dem Alltag oder Motive aus der Tier- und Pflanzenwelt. Im Vorzimmer und im Spielzimmer der Badenburg handelt es sich hauptsächlich um Darstellungen blühender Zweige, exotischer Blumen und Vögeln sowie von Schmetterlingen.  

Das chinesische Kabinett, das so genannte „Affenkabinett“ ist der kleinste Raum der Parkburg. Das dreihundert Jahre alte Zimmer ist nach zwanzig Jahren nun vollständig restauriert wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die acht Affen auf dem Gemälde sollen verschiedene Tätigkeiten von Dichtern und Denkern „nachäffen“. Diese ironische Darstellung menschlicher Handlungen war im 18. Jahrhundert ein beliebtes Mittel, versteckt Kritik zu üben. Fast wie im richtigen Leben könnte man da sagen. Während einer der vermenschlichten Affen sorgsam ein Rechnungsblatt prüft, lässt es sich sein  Zuschauer mit Wein und Schinken gut gehen. Etwaige Ähnlichkeiten mit Personen aus dem öffentlichen Leben sind dabei rein zufällig. Einst war dieser kleine Raum das Schreibzimmer des Kurfürsten Max Emanuel, der als Türkenbezwinger wegen seiner blauen Uniform auch den Beinamen „Blauer Kurfürst“ erhalten hat.  Auch die geschnitzte und versilberte Garnitur bestehend aus  einem Tischen und zwei Hockern  wurde gründlich renoviert.

Der zweistöckige Baderaum, nach den Thermen der Antike das erste beheizbare Hallenbad der Neuzeit,  hingegen zeigt mythologische Szenen. Der obere Raum in Form einer Galerie ist  mit Stuckmarmor ausgekleidet und mit einem schmiedeeisernen Geländer versehen. Im beheizbaren Badebecken wurden holländische Fliesen verlegt. Insgesamt ein sehr einladender Raum, in dem man das Vergnügen der Badegäste förmlich noch spüren kann. An der Decke weist wiederum die Darstellung von Wassernymphen auf die Bestimmung des Raumes hin.

Neben der Badenburg gibt es noch zwei weitere Parkschlösschen, die Amalienburg und die Pagodenburg. Die Magdalenenklause ist eine kurfürstliche Eremitage im Stil einer Ruine. Auch das Innere von Schloss Nymphenburg kann besichtigt werden. Im Marstallmuseum befinden sich königliche Kutschen und eine Porzellansammlung. Gleich neben Nymphenburg ist auch der botanische Garten und das Museum Mensch und Natur. 

Das Nymphenburger Parkschlösschen Amalienburg

Erst wird gejagt, dann gekocht


Deutschlands schönstes Lustschloss des europäischen Rokoko ist eigentlich „nur eine Jagdhütte“. Aber bei den bayerischen Herrschern musste ja bekanntlich schon immer alles ein wenig üppiger ausfallen. Die Bayerische Kurfürstin Amalia hat selbst gejagt und gekocht. Im Inneren der Parkburg gibt es aber außer der Prunkküche der Kurfürstin noch andere kunstvoll ausgestattete Räume zu sehen.

Mitten im von Viktor von Sckell angelegten Landschaftsgarten der Sommerresidenz Schloss Nymphenburg liegt dieses Jagdschloss, welches Karl Arlbrecht 1734 seiner Frau, Kurfürstin Maria Amalia, einer Tochter Franz Josephs I., geschenkt hat. Der Architekt des kleinen Schlösschens ist Cuvillies der Ältere. Natürlich darf in einem Jagdschloss ein Hinweis auf die Jagdgöttin Diana nicht fehlen. Eine Skulptur von ihr ist über dem Eingang angebracht.

Die Hundekammer, der erste Raum des Rundganges rechts vom Eingang,  wurde von Amalia für ihre vierbeinigen Lieblinge sehr kuschelig eingerichtet. Sogar die Wände und die Decke sind mit Motiven aus der Jagd liebevoll bemalt worden. Darunter befindet sich auch die Abbildung einer Eule als Lockvogel. Ob die Hunde das zu schätzen wussten, ist nicht überliefert. Aber gefallen hat ihnen sicher die Einrichtung. Es gab  eigene Kojen, in die sich die Vierbeiner zurückziehen konnten. Darüber sind Schränke für die Aufbewahrung von Gewehren angebracht.

Danach folgt eine sehr kleine Kammer ebenfalls in Blau und Weiß dekoriert, in der sich der Leibstuhl befunden hat. Er ist raffiniert versteckt hinter einer Klapptüre. Über den Eckraum, das so genannte Blaue Kabinett, erreichen wir den Ruheraum, der ganz in Geld und Silber gestaltet ist. Gemälde zeigen hier den Kurfürsten Karl Albrecht und Maria Amalia im Reitkostüm.

In der Mitte liegt das  Highlight in diesem Schlösschen, der in Blau und Silber gestaltete Spiegelsaal mit den vier Deckenfiguren der Diana, der Meeresnymphe Amphitrite, der Gesetz gebenden Ackerbaugöttin Ceres und dem Weingott Bacchus. Dieser größte Raum bildet das Zentrum des Schlösschens und soll die Natur draußen widerspiegeln. Die Stuckarbeiten stammen von Johann Baptist Zimmermann.

Das anschließende Jagdzimmer wurde ebenfalls in Gelb und Silber gestaltet. Die Gemälde hier zeigen eine Seinelandschaft, eine Flusslandschaft mit wilden Tieren und verschiedene Darstellungen von Jagdszenen. Ein weiterer Eckraum an dieser Seite des Schlösschens, das Gegenstück zum „Blauen Kabinett“ ist das Fasanenzimmer. Es wurde nach Art chinesischer Stofftapeten bemalt.

Als letzten Raum betreten wir die Küche, ein  besonderes Schmuckstück der Amalienburg. Die Jagd begeisterte Kurfürstin Amalie soll außerdem auch eine leidenschaftliche Köchin gewesen sein. Vielleicht hat man hier die Fasane, die  bequem vom Balkon des Schlösschens geschossen werden konnten, gleich mundgerecht zubereitet.  Die  Wände sind mit blau-weißen holländischen Kacheln gefliest. Diese stammen aus der Manufaktur Rose in Delft. An der Decke zeigen Bilder Szenen aus dem chinesischen Alltag, wie sich ihn die Europäer damals vorgestellt haben. In der Küche befindet sich außerdem ein Castrol Herd. Ein Topfherd, welcher der erste Herd mit einem geschlossenen Feuerkasten gewesen ist.


Die Magdalenenklause im Schlosspark Nymphenburg

Eine Ruine zur Besinnung

Auch Gebäude sind dem Verfall preisgegeben. Aber dass man sich bewusst ein halb verfallenes Gebilde in den Garten stellt, mag damals schon noch verwundert haben. Die Magdalenenklause zählt zu den ersten gewollt ruinös gestalteten Gartenbauten in Europa. Darin verbirgt sich allerdings eine meisterhaft gestaltete Kapelle in Form einer Grotte.

Eine Einsiedelei, deren „Ansehen Dürftigkeit ankündigt“ ließ sich der Kurfürst Max Emanuel 1725 von seinem Hofarchitekten Joseph Effner im Schlosspark der Sommerresidenz Nymphenburg erbauen. Unweit des Schlosses wollte er sich hier vom höfischen Prunk erholen, einen Platz zur Besinnung finden. Vielleicht zählt der Kurfürst zu den ersten der Back zu the roots – Bewegung. Er, der als gefeierter Türkenbezwinger der Liebling der Münchner gewesen ist, musste während der Herrschaft der Österreicher über Bayern beinah zehn Jahre im Exil verbringen. Vielleicht hat ihn nach seiner Rückkehr die Zeit zum Nachdenken gefehlt.

Über eine kleine Vorhalle erreichen wir den Kapellenraum, der beinah die Hälfte des gesamten Bauwerkes einnimmt. Der Eindruck des schlicht gestalteten, klösterlichen Gemäuers fehlt hier allerdings gänzlich. Die Kapelle ist in Form einer Grotte gebaut mit Wänden aus Tuffstein, bunten Steinen, Muscheln und künstlichen Korallen. In einer Nische der Grotte steht eine Statue der Maria Magdalena, der die Kapelle auch gewidmet ist. Die Deckengemälde zeigen Szenen aus dem Leben der büßenden Heiligen. Das Quellwasser, das in dem Becken gesammelt wird, soll heilende Kräfte für die Augen besitzen. Eine Besonderheit sind die Leuchter am Altar, sie sind aus dem Zahn eines Narwals hergestellt worden. In der Kuppel über dem Wasser gibt eine Öffnung den Blick in den Himmel frei.


Bei ihm, der in fortgeschrittenem Alter sehr religiös war, diente das Gebäude aber auch zur liturgischen Einkehr. Es sollte ein Ort der Stille und der Besinnung sein, ein Platz der an die Vergänglichkeit des Seins ermahnt. So sind die vier Wohnräume aus der Sicht des Kurfürsten sehr schlicht gestaltet. Sie wurden mit einer Eichenholzvertäfelung ausgestattet. Der große Kachelofen konnte drei Räume gleichzeitig beheizen.

Im Speisezimmer finden wir ein byzantinisches Kreuz und einen geschnitzten Kronleuchter aus Olivenholz. Im letzten Zimmer finden wir eine Betsockel vor einem Fenster, welches den Blick auf die Kapelle freigibt. Hier wollte der Kurfürst in kniender Haltung dem Gottesdienst beiwohnen. Die feierliche Einweihung hat er jedoch nicht mehr miterlebt. In den Räumen befinden sich außerdem ein Ölbilder der Büßenden Magdalena, Federzeichnungen der Passion Christi und eine Serie von Darstellungen verschiedener Ermemitenbehausungen.