Stell Dir vor, Du feierst eine Party und keiner geht
hin. So was kommt nicht von irgendwoher. Meist liegt die Ursache in negativen
Erfahrungen der anderen. Manche Menschen müssen sich nicht wundern, wenn sie
aus lauter Pietätlosigkeit plötzlich ganz alleine da stehen. So geschehen bei
einem Bauern aus der Fabel, welcher ein Tier zum Essen einlädt.
So eine Einladung zum Diner ist eine nette Geste
möchte man meinen. Ein Essen mit Freunden – das zählt zu den schönsten Dingen
des Lebens. Aber das Essen von Freunden? Unter Menschen ereignet sich so was ja
Gott sei Dank nicht. In der Fabel werden allerdings häufig Tiere eingesetzt
anstelle von Menschen. Um am Ende der Geschichte zu irgendeiner Moral zu
kommen. Und da steigt eben dem tierischen Gast der eindeutige Geruch des gebratenen
Artgenossen in die Nase. Da gibt es nur noch den unverzüglichen Rückzug. Das
Tier hat den Braten gerochen und sich „vom Acker gemacht“.
Es muss nicht immer so makaber zugehen. Aber ein wenig
vergleichen kann man das durchaus. Ist es nicht so, dass man gelegentlich
eingeladen wird und irgendwie den Verdacht hat, der Gastgeber habe die Chose
nicht ohne Hintergedanken eingeleitet. Ein Arbeitnehmer, der seinem Chef Komplimente
macht um eine Gehaltserhöhung zu erschleichen. Eine Freundin, die einen
gemeinsamen Spiele-Abend anregt, um am Ende dann mit der eigentlichen Frage
herauszurücken. Hey, ich möchte eine Woche Urlaub machen. Aber wer kümmert sich
dann um Kind und Kegel? Na, wer wohl! Man hilft gerne. Aber wenn es gar zu
plump rüberkommt. Da wäre es gut, manchmal den Braten vorher zu riechen und zu
wissen, dass die freundliche Einladung mit einem Haken verbunden ist. Eben so
wie bei dem Bauer in der Fabel. Der aus nicht gerade integeren Gründen ein Tier
zum Essen eingeladen hat. Das hat Gott sei Dank den Braten gerochen. Und wir
tun das hoffentlich auch gelegentlich – ohne allzu misstrauisch zu werden.