Schlagermusik und der singende Wirt vom Bayerischen Wald
Wer mich und meinen Musikgeschmack kennt, der weiß dass mich nur die Neugierde und die Arbeit getrieben haben, mich in Richtung Schlagerfestival zu trollen. Was mach ich nur nicht alles für die geehrte Leserschaft. Gespannt dessen was mich bald erwarten wird, setz ich mich ins Auto und knall mir noch ganz laut Alice Cooper rein. Vorsorglich. Hatte kurz überlegt, ob ich mich mit Schlagermusik auf den Abend einstimmen sollte, hab aber keine in meinem Repertoire gefunden.
Das Gasthaus heißt tatsächlich "Zum Singenden Wirt" |
Elisabethszell rockt |
Dann trete ich ein und werde von einer sehr angenehmen
Atmosphäre eingefangen. Ein Lachen, ein Plaudern und herzliches Hallo. Eine
kleine Gemeinschaft, in der man sich nicht wie sonst als Außenseiter mit Block,
Stift und Kamera ganz einsam und alleine fühlt. Ich bin bestimmt noch nicht
hier gewesen, das würde ich wissen. Aber die Leute begrüßen mich, als würde ich
zu ihnen gehören. Das überrascht mich schon. Es dauert gar nicht lange, da
kommt ein ebenso strahlender Mann in weißem Janker auf mich zu. „Hallo, ich bin
der Stefan, der singende Wirt“. Er ist voll im Stress, schließlich sind die
gerade am Essen servieren. Aber das merkt man ihm nicht an. Komm, wir setzen
uns dort in die Ecke, dort können wir uns unterhalten.
Während des Interviews kommen gefühlte eintausend Bedienungen auf ihn zu, suchen Lösungen und wollen noch die letzten Details wissen. Der Kerl strahlt immer noch und hat daneben noch einen Witz auf den Lippen. Und wie selbstverständlich beantwortet er noch aufmerksam meine neugierigen Fragen. Ich glaub, ich bin im falschen Film. Oder in einer Inszenierung extra für mich gemacht. Aber nein, ich zwick mich mal kurz. Das ist die Realität.
Was mir fehlt, was ich aber nicht wirklich vermisse ist
dieses gewohnte, ach ich bin so wichtig, ach ich muss mal kurz ans Handy der
Hauptperson. Das mein Gott ich bin so beschäftigt und angesagt. Ich spür auch
nicht das – hier kommt eine Journalistin – alles mal kurz ein Grinsen
aufsetzen. Mann, ich fühle mich wohl. Einfach nur so. Das ist wirklich eine total
merkwürdige Erfahrung.
Sicher haben die keine Drogen ein gekippt, aber ich hab
keine Ahnung was hier vor sich geht. Dann tritt der Moderator des "Star Treff" auf den
Plan. Er kommt und mit ihm die Stimmung in den Saal. Nicht etwa, dass mir jetzt
plötzlich die Musik super gut gefallen würde, aber irgendwas ist Mystisch hier.
Ich stell mich den anderen vor die Nase, um ein Foto zu
schießen. Und niemand meckert, dass ich aus der Bildfläche verschwinden soll.
Ich verbreite Hektik, knipse, renne rum. Verbau den Blick auf die Bühne und
trotzdem. Ich empfinde keinerlei Anfeindungen. Sogar der Kameramann, der das
ganze filmen soll winkt mir freundlich zu. Hey, ich geh zur Seite, Du kannst
Deine Fotos schießen. Nix von wegen „Ich“ bin der Wichtigste hier – mach mal
halblang. Du knipst ja bloß – ich filme. Ich entspanne mich total, wippe
schließlich sogar mit dem Fuß zur Musik und fühle mich gut. Die Stimmung ist
sowas von ausgelassen.
Am Ende finde ich es sogar schade, dass ich schon fahren muss. Soviel zum Gesprächstermin mit dem singenden Wirt.
Am Ende finde ich es sogar schade, dass ich schon fahren muss. Soviel zum Gesprächstermin mit dem singenden Wirt.