Freitag, 3. Mai 2013

Mein Erlebnis beim Schlagerfestival - der „Schlager der Woche“




Schlagermusik und der singende Wirt vom Bayerischen Wald


Wer mich und meinen Musikgeschmack kennt, der weiß dass mich nur die Neugierde und die Arbeit getrieben haben, mich in Richtung Schlagerfestival zu trollen. Was mach ich nur nicht alles für die geehrte Leserschaft. Gespannt dessen was mich bald erwarten wird, setz ich mich ins Auto und knall mir noch ganz laut Alice Cooper rein. Vorsorglich. Hatte kurz überlegt, ob ich mich mit Schlagermusik auf den Abend einstimmen sollte, hab aber keine in meinem Repertoire gefunden.

Das Gasthaus heißt tatsächlich "Zum Singenden Wirt"

Elisabethszell rockt
Von der Sonne und dem Frühling fahre ich in den tiefsten Winter – in die Schneelandschaft des Bayerischen Waldes. Dorthin wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Und bin völlig platt. Kein Parkplatz zu finden in dem kleinen Dorf. Alles voll. Die Veranstaltung beginnt in zwei Stunden und die sind schon alle da. Total gut gelaunt und in freudiger Erwartung. Ich sehe Autokennzeichen von denen ich vorher gar nicht wusste, dass es sie gibt und Menschen über Menschen. Und das am Ende der Welt. Und nicht etwa an einem Samstag, sondern an einem Wochentag, es ist Montag.



Dann trete ich ein und werde von einer sehr angenehmen Atmosphäre eingefangen. Ein Lachen, ein Plaudern und herzliches Hallo. Eine kleine Gemeinschaft, in der man sich nicht wie sonst als Außenseiter mit Block, Stift und Kamera ganz einsam und alleine fühlt. Ich bin bestimmt noch nicht hier gewesen, das würde ich wissen. Aber die Leute begrüßen mich, als würde ich zu ihnen gehören. Das überrascht mich schon. Es dauert gar nicht lange, da kommt ein ebenso strahlender Mann in weißem Janker auf mich zu. „Hallo, ich bin der Stefan, der singende Wirt“. Er ist voll im Stress, schließlich sind die gerade am Essen servieren. Aber das merkt man ihm nicht an. Komm, wir setzen uns dort in die Ecke, dort können wir uns unterhalten.

Während des Interviews kommen gefühlte eintausend Bedienungen auf ihn zu, suchen Lösungen und wollen noch die letzten Details wissen. Der Kerl strahlt immer noch und hat daneben noch einen Witz auf den Lippen. Und wie selbstverständlich beantwortet er noch aufmerksam meine neugierigen Fragen. Ich glaub, ich bin im falschen Film. Oder in einer Inszenierung extra für mich gemacht. Aber nein, ich zwick mich mal kurz. Das ist die Realität.
Was mir fehlt, was ich aber nicht wirklich vermisse ist dieses gewohnte, ach ich bin so wichtig, ach ich muss mal kurz ans Handy der Hauptperson. Das mein Gott ich bin so beschäftigt und angesagt. Ich spür auch nicht das – hier kommt eine Journalistin – alles mal kurz ein Grinsen aufsetzen. Mann, ich fühle mich wohl. Einfach nur so. Das ist wirklich eine total merkwürdige Erfahrung.

Sicher haben die keine Drogen ein gekippt, aber ich hab keine Ahnung was hier vor sich geht. Dann tritt der Moderator des "Star Treff" auf den Plan. Er kommt und mit ihm die Stimmung in den Saal. Nicht etwa, dass mir jetzt plötzlich die Musik super gut gefallen würde, aber irgendwas ist Mystisch hier.

Ich stell mich den anderen vor die Nase, um ein Foto zu schießen. Und niemand meckert, dass ich aus der Bildfläche verschwinden soll. Ich verbreite Hektik, knipse, renne rum. Verbau den Blick auf die Bühne und trotzdem. Ich empfinde keinerlei Anfeindungen. Sogar der Kameramann, der das ganze filmen soll winkt mir freundlich zu. Hey, ich geh zur Seite, Du kannst Deine Fotos schießen. Nix von wegen „Ich“ bin der Wichtigste hier – mach mal halblang. Du knipst ja bloß – ich filme. Ich entspanne mich total, wippe schließlich sogar mit dem Fuß zur Musik und fühle mich gut. Die Stimmung ist sowas von ausgelassen.

Am Ende finde ich es sogar schade, dass ich schon fahren muss. Soviel zum Gesprächstermin mit dem singenden Wirt.