Mittwoch, 4. Januar 2017

Buchrezension "Minnesota Winter"



Eine Liebe in der Wildnis: Die Geschichte über das Überleben und eine Liebe in der Wildnis betrachtet das Leben mit seinen kontroversen Perspektiven - so wie es für jeden von uns in manchen Bereichen Gültigkeit haben könnte. Ein Hin- und Hergerissen sein zwischen Wunschtraum und Realität. Es beschreibt einerseits die Sehnsucht nach Einsamkeit und dem Leben in der Natur sowie dem Verlangen nach Komfort und Geselligkeit andererseits. Und zwei Gesichtern eines Menschen vom charmanten, liebevollen Charmeur bis hin zum impulsiven, kontrollsüchtigen Kommandanten. Widersprüche, wie sie an jedem Ort oder in jeder Person zu finden sind.

Das Buch handelt vom Verlangen der Hauptdarstellerin, dem geliebten Wildnisburschen in seiner Einsamkeit in Minnesota nahe zu sein, ohne die gewohnte Umgebung zu verlieren. Und davon, dass eine Entscheidung zu treffen ist. Eine Entscheidung, welche die handelnde Person den ganzen Weg über beschäftigt und zum Schluss durch die Aneinanderreihung diverser Vorfälle ganz von selbst seinen Verlauf nimmt.

Das Buch ist aber auch eine Liebesgeschichte vom ersten Kennenlernen bis hin zum Verlust der Sichtweise durch die rosarote Brille. Es beschreibt wie die überschwängliche Leidenschaft bei näherem Kennen lernen Stück für Stück bröckelt. Wie die Seiten, die man an einem Menschen so sehr geliebt hat auf Dauer eine negative Sichtweise hervorrufen können bis hin zum Wunsch, der Beziehung zu entfliehen. Und ist vielleicht auch eine Warnung, dass die Entwicklung bei näherem Betrachten absehbar gewesen wäre.

Es handelt davon, wie ein Mensch feststellt, dass er nach und nach immer mehr von seiner eigenen Persönlichkeit abgibt, um den anderen nicht zu verlieren. Und seine eigenen Vorlieben und Interessen zurückstellt, um die Unzufriedenheit des Anderen auszugleichen. Bewusst manipuliert bis die Akteurin aufwacht und letzten Endes gerade noch rechtzeitig den Absprung schafft. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine unselbständige Frau, sondern um eine weltgewandte eigenständige Person, die sich letzten Endes fragt, weshalb sie in eine derartige Abhängigkeit geraten konnte.

Das Buch schildert aber auch auf eindrucksvolle Art das Leben in der Wildnis. Nicht auf verklärte Weise, sondern indem es die Mühen und Anstrengungen beschreibt, welche damit verbunden sind. Wie beschwerlich ein Leben ohne die Errungenschaften der Zivilisation sein kann. Allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, wie sehr man durch die Schönheit der Landschaft entschädigt wird. Dabei ist es kein Buch, welches sich allzu lange mit der Schilderung der Umgebung und dem Versinken in romantischen Aufzählungen aufhält, sondern sich auf das Nötige beschränkt.

Emotionen, Naturerlebnisse, das Leben in der Wildnis und wie ein Traum zum Albtraum werden kann. Wie die Unverrückbarkeit der Einstellung zweier Menschen sich in kleinen Schritten ankündigt und schließlich zum unlösbaren Problem anwächst. All das kann der Leser nachempfinden.

Ein spannendes Buch, welches die Nachteile und Vorzüge des Traums in der Wildnis zu leben schildert. Und wie der lebenslange Wunsch nach dem Aussteigen in einem Albtraum enden kann. Verpackt in eine Liebesgeschichte mit sehr viel Emotion. Ein Buch, welches den Leser fesselt, aber auch zum Nachdenken anregt.


Minnesota Winter von Elli H. Radinger, Aufbau-Verlag, ISBN 978-352-00867-2, www.aufbau-verlag.de