Samstag, 9. März 2013






Die wollen uns ans Wasser 


Gegen die Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung


Trinkwasser darf nicht zum Spekulationsobjekt werden. Bis September 2013 versucht deshalb eine Europäische Bürgerinitiative 2 Millionen Unterschriften aus sieben Mitgliedsstaaten zu sammeln. Dann müsste sich der EU-Ministerrat damit beschäftigen.

Insbesondere ein Wasserfall demonstriert uns die Gewalt und die Macht des nassen Element



Marion C. Winter sprach auf der Jahresversammlung über das Thema Wasser. Wir sind es gewohnt, dass wir das Wasser, das aus der Leitung kommt auch trinken können. Dies ist allerdings nicht überall selbstverständlich. Selbstverständlich könnte es auch bald nicht mehr sein, dass unser 123 Liter Verbrauch pro Kopf und Tag finanzierbar und auf gleicher Qualität bleibt.
Wasser als Quelle des Lebens zeigt sich uns in vielfältiger Weise


Wasser ist ein wertvolles Gut, das wichtigste Lebensmitteln und –  ein gigantischer Wirtschaftszweig. Diesen riesigen Markt haben die großen Konzerne nun im Visier und hätten ihn gerne für sich erobert. Der Weg dazu soll nun mithilfe der neuen EU-Richtlinie zur Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung für sie geebnet werden.






Die Vergabe von Konzessionen im Bereich Dienstleistungen soll europaweit geregelt werden. Beraten wurde der amtierende Binnenmarktkommissar Michel Barnier wohlgemerkt dabei von einem Beraterstab, der überwiegend von Funktionären großer Wasser- oder Wasser naher Unternehmen besetzt ist.
Unter Konzession versteht man die Übertragung einer Verpflichtung von einer Gebietskörperschaft auf einen Konzessionsnehmer. Dieser soll eine Dienstleistung erbringen oder ein Bauwerk erstellen. Wobei der Konzessionsnehmer dafür aber keine Geldleistung erhält. Dafür hat er das Recht, sich gegenüber Dritten (in der Regel den Nutzern der Dienstleistung oder des Bauwerks) zu refinanzieren.

Der Titisee im Schwarzwald



Offizielles Ziel der Richtlinie soll es sein, Chancengleichheit zwischen Unternehmen herzustellen, Korruption zu bekämpfen und soziale Standards einzubeziehen. Da es hier keinen Wettbewerb gibt, hieße das aber letzten Endes für den Bürger, er muss von einem Lieferanten das Wasser abnehmen, der eine Monopolstellung inne hat. Was sich daraus ergibt, liegt auf der Hand. Wer die Konzession erhält, kann auch den Preis bestimmen. Ein gutes Beispiel dafür ist Portugal. Dort hat sich seit der Privatisierung der Wasserversorgung der Wasserpreis vervierfacht.



Die Quelle der Donau
Barnier führt an, dass es für die Gebietskörperschaften keinerlei Verpflichtung zur Vergabe der Leistungen am Markt gibt. Betroffen wären nur Kommunen, welche sich bewusst für eine Privatisierung entscheiden.  Was er verschweigt ist aber, dass von der Pflicht  zur Ausschreibung Eigenbetriebe und befristet bis 2020 auch Mehrspartenbetriebe wie z.B. Stadtwerke, die Energie und Wasser umfassen, ausgenommen sind.  In der Realität bedeutet das, dass große Stadtwerke, welche auch Strom und Gas anbieten, ab 2020 also sehr wohl verpflichtet sind, die Vergabe dieser Dienstleistung auszuschreiben. Dies trifft auf 800 deutsche Stadtwerke zu, welche wiederum mehr als fünfzig Prozent der Wasserversorgung tragen.



Stetes Wasser höhlt den Stein - wir dürfen nicht aufhören gegen die Privatisierung zu kämpfen
Theoretisch läge es nun des Weiteren an den Kommunen, Kriterien für die Ausschreibung festzulegen und theoretisch könnten sich auch städtische Unternehmen um den Auftrag bemühen. Praktisch  allerdings werden sich auch große, Europa- und weltweit tätige Großkonzerne bewerben. Bedenkt man dann, dass das wirtschaftlichste Unternehmen den Zuschlag erhält, führt kein Weg an diesen Ausbeuterunternehmen vorbei. Dass diese kein Interesse an der Instandhaltung, sondern nur  an kurzfristigen Gewinnen haben, ist wohl unbestritten. Des Weiteren existieren in diesen Unternehmen in den meisten Fällen keine allgemeinverbindlichen Tarifverträge, einen gesetzlichen oder branchenbezogenen Mindestlohn gibt es nicht. Derartige Unternehmen werden dann die Aufträge an Land ziehen.


Die Donau bei Neuburg
Wenn die Konzession für diese Unternehmen ausläuft und sie während dessen die Leitungen nicht instand gehalten haben, ist es Aufgabe der Gemeinde, die Kosten für die Instandsetzung zu übernehmen. Erst dann kann wieder eine neue Ausschreibung stattfinden. An den nächsten Großbetrieb, der sich wieder wie die Heuschrecken über das System hermacht, den Profit daraus zieht und den Schaden, den er angerichtet hat, anderen zur Behebung überlässt. Neben dem Risiko der Preissteigerung besteht außerdem noch die Gefahr, dass die Qualität sinkt und die Grenzwerte angehoben werden.


Wieso sollten wir Bürger das wollen. Deutschland verfügt über eine hervorragende Wasserqualität, und eine bezahlbare Wasserversorgung. Warum sollte man zugunsten der Unternehmen in ein funktionierendes System eingreifen. Uns Bürgern dürfte weder daran gelegen sein, etwas Positives abzuwerten, noch die Wasserlandschaft den  Groß-Konzernen in die Hände zu legen.


Marion C. Winter (3.v.l) nach Ihrem Vortrag zum Thema Wasser
Es gibt keinen Vorteil, den der Verbraucher davon hätte. Dass Unternehmen, die nur Gewinn abschöpfen wollen, keinerlei soziale und verantwortliche Komponenten im Programm haben, sondern nur das kurzfristige Gewinnstreben im Vordergrund steht, kann  man seit der Privatisierung der Krankenhäuser, der Stromversorgung sowie bei Post und Bahn beobachten.