Donnerstag, 1. Mai 2014

Warum schießen am ersten Mai in Bayern die Maibäume aus dem Boden


Während ganz Deutschland den Tag der Arbeit zelebriert, gehen in einem unbedeutenden, verschlafenen Bundesland merkwürdige Dinge vor sich. 

Fast über Nacht verwandelt sich der weiß-blaue Freistaat in ein Meer aus bunt geschmückten Masten. 

Aber auch wenn den Preußen unsere Bräuche gelegentlich sehr außerirdisch anmuten mögen, es handelt sich hier nicht um Funkantennen der Marsianer. Ganz harmlose Maibäume sind es, die nun ein paar Wochen lange die Städte und Gemeinden zieren. Nach dem Motto: Jedem Dorf seinen Maibaum.

Haben denn die Bayern nichts Besseres zu tun, als sich die Zeit damit zu vertreiben, meterhohe Pfosten in die Landschaft zu stellen? Um sie dann sang- und klanglos wieder zu entfernen? 

Allerdings so heimlich verschwindet er dann auch wieder nicht von der Bühne. Hat er seinen Dienst getan, wird er versteigert. Wie soll es anders sein - im Rahmen eines großen Trinkgelages an den Meist bietenden. Der Erlös kommt denjenigen zugute, die sich auch um das Fällen und Entrinden des Baumes, den Transport und das Aufstellen gekümmert haben. In der Regel ist das ein örtlicher Verein. Gestiftet wird der Baum meist von einem Wirt oder von der Gemeinde. Das Aufstellen mithilfe der „Schwaibeln“, so nennt man die dabei verwendeten Zangen, gibt wieder einen Anlass zum Feiern mit Bier und Blasmusik. 

Richtige Prachtexemplare findet man unter den Maibäumen, weiß-blau geringelt, in Franken halt weiß-rot, mit Fahnen dekoriert und mit geschnitzten Figuren, für die es eigens Maibaumfigurenschnitzer gibt; die Spitze bildet ein Fichtenkranz. Der Stamm ist außerdem mit Wahrzeichen der örtlichen Handwerker verziert. Je nach Sitte bleibt der Maibaum einen Monat, manchmal aber auch das ganze Jahr über stehen.

Wichtiger aber noch ist das Maibaumstehlen. Tag und Nacht muss der „Stolz jeder Gemeinde“ in den Tagen bevor er aufgestellt wird, bewacht werden. Nicht dass er noch in der Walpurgisnacht von liederlichen Gestalten gestohlen wird. Ein lehrreiches Gaunerstück für alle die meinen, ein gutes Versteck würde genügen und während der Zeit bis zum Aufstellen derweil dem Genuss des Bieres frönen. 

Gelingt es einem nämlich Nachbarverein, einen Maibaum zu stehlen, kostet das Einiges an Lösegeld. Selbstredend in Form von Bier. Scheitern die Verhandlungen, wird der geklaute Maibaum neben dem eigenen als Zeichen der Niederlage präsentiert. Selbstverständlich bietet auch das Zurückbringen mit festlich geschmücktem Wagen, sollte die Auslöse erfolgreich gewesen sein, wieder Anlass, dies mit gebührendem Rahmenprogramm zu zelebrieren. Es verstößt übrigens gegen die Ehre, einen Maibaumdiebstahl der Polizei zu melden.


Das Aufstellen des Maibaumes stellt ein Symbol für den Frühling dar. Unter den Maibäumen traf man sich zum Tanzen, Spielen und Wettkämpfen. Laut Überlieferung soll der Maibaum, eine Art Lebensbaum der von manchen als Phallus-Symbol gedeutet wird, das Jahr über Erfolg bringen. Über den eigentlichen Ursprung des Brauches wird heiß diskutiert. Allerdings vermutet man dahinter wiederum einen heidnischen Brauch, in dem der Baum im Frühling zu Ehren der Waldgottheiten aufgestellt wurde.