Die Bayerische Staatsregierung und der Griff zur Tablette
Seit 1993 ist die verschriebene Menge an Medikamenten mit
dem Wirkstoff Methylphenidat, aus dem Ritalin besteht, um das FÜNFZIFACHE in
Deutschland gestiegen!!!!!!!!
Marion C. Winter nimmt Stellung zum Thema Medikamentenmißbrauch |
Zum zunehmenden Medikamentenmissbrauch der Schüler in Bayern
fällt denen nur das ein, was sie ohnehin in jeglicher Hinsicht ständig
wiederholen. Dös ham ma oiwei scho so gmacht, des mach ma a jetz no weida. Mei,
san mir guad mir Bayern. Förmlich bis zu mir höre ich es, wie sie sich auf die
Schultern klopfen. Sich umdrehen und weiter alle Stimmen ignorieren, so als
kämen sie aus dem Jenseits und hätten absolut keine Bedeutung für Gegenwart und
Zukunft.
Zum Glück kenne ich mich damit nicht aus, aber es muss
starker Tobak sein, der zu einer derartigen Realitätsverweigerung führt. Da
fragt man sich doch echt, welche Pillen schlucken die.
Das Thema gehört nun nicht zum Wahlkampf direkt, hat aber in
uns eine derartige Empörung hervorgerufen, dass man sich als Mutter
schulpflichtiger Kinder hier in Bayern einen Kommentar dazu fast nicht ersparen
kann. Und Marion ist ja nicht nur Landtagskandidatin, sondern auch
Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Bildung in Bayern und seit Jahren
mit der Thematik vertraut. Aber mal ganz von vorn.
Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnen-Verband (BLLV) warnt
vor einem zunehmenden Medikamentenmissbrauch bei Schülern. Jedes fünfte
Grundschulkind !!!!!!!!! sei therapiebedürftig, so BLLV-Präsident Klaus Wenzel.
Für viele Kinder gehöre der Griff zur Tablette zur Normalität.
Nun fordert also Wenzel vom Kultusministerium Maßnahmen, den
Leistungsdruck an Schulen abzubauen. Damit Kinder eine starke Persönlichkeit
entwickeln können gehöre auch, über ausreichend unverplante Freizeit zu
verfügen.
Und er bezieht sich dabei auf eine Studie des
Bundesfamilienministeriums und der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Die hätte es
allerdings nicht gebraucht, jede einzelne Mutter oder auch jeder Vater
schulpflichtiger Kinder in Bayern weiß das aus Leid geprüfter Erfahrung. Aber
gut. Also, nun kommt die Studie zwar zu
dem Aha-Ergebnis, dass Eltern mit dem Schulsystem unzufrieden sind, sich mehr
individuelle Förderung ihrer Kinder wünschen, kleinere Klassen und so weiter
und so weiter. Außerdem empfinden sie Schule immer öfter als Reizthema innerhalb
der Familie, das Familienleben wird durch den gestiegenen Leistungsdruck
geprägt. Sollte jemand das bezweifeln, der kann sich gerne mit mir als Mutter
zweiter Töchter am Gymnasium, eine davon in der berühmt-berüchtigten Q 11,
unterhalten.
„Nö“ sagen aber das Kultusministerium und der Bayerische
Elternverband (BEV). Die Kinder sind nicht überlastet. Des Weiteren - die
Eltern füttern ihre Kinder gegen Stress nicht mit Pillen. So etwas zu behaupten
wäre ein Vorwurf gegenüber den Erziehungsberechtigten und ein Vorwurf gegenüber
der pädagogischen Leistung der Lehrkräfte. Angriff ist die beste Verteidigung, nicht
wahr. Sorry Leute. Es drückt nur die Hilflosigkeit der Eltern aus, die gegen ein
System anrennen müssen, das keine offenen Ohren hat für die Betroffenen und
nebenbei Nähe zum Bürger predigt. Nein, so leicht könnt Ihr es Euch nicht
machen. Dies ist ein deutlicher Vorwurf gegen den Herrn Kultusminister. Diesen
Ball behalten sie mal schön. Allerdings – das räumte die BEV-Landesvorsitzende
Maria Lampl dann doch ganz vorsichtig ein, aus Eltern-Sticht sei der
Schulstress schon unerträglich. Fehlt nur noch die Bitte um Vergebung für diese
Aussage mit dem Knicks an den Kultusminister.
Die Warnung des BLLV vor dem zunehmenden
Medikamentenmissbrauch bei Schülerinnen und Schülern findet hingegen Marion C. Winter
durchaus berechtigt. Die Kopfschmerztablette gehört mittlerweile mehr zur
Grundausstattung für den Schulbesuch als das Pausenbrot meint sie.
Apotheker stehen immer öfter in einem Gewissenskonflikt
zwischen sinnvoller Beratung und Erfüllung von Kundenwünschen. Hat jemand von
der Bayerischen Regierung mal mit einer Apothekerin gesprochen, die das Wohl
der Kinder im Auge hat und nicht ein klirrendes Kassenzeichen in den Augen
sobald das Thema zur Sprache kommt. Marion schon, das weiß ich, ich kenne die
Apothekerin nämlich auch seit Jahren. Die Pharmakonzerne investieren große
Summen in Kampagnen, die direkt Eltern und Schüler ansprechen und Hilfe gegen
den Schulstress versprechen. Marion fragt nun mit Recht, ob die Gewinn
orientierte Pharmaindustrie dies tun würde, wenn es keinen entsprechenden
Abnahmemarkt gäbe. Hände hoch, wer stimmt dagegen.
Seit 1993 ist die verschriebene Menge an Medikamenten mit
dem Wirkstoff Methylphenidat, aus dem Ritalin besteht, um das FÜNFZIFACHE in
Deutschland gestiegen. Die Verweigerung des Kultusministers Spaenle der
Realität an den bayerischen Schulen ins Auge zu blicken findet Marion grob
fahrlässig. Solange er seine Strategie des Schön Redens weiter verfolgt, wird
sich die Situation für Lehrer und Schüler nicht verändern. Es gehört als
einiges entrümpelt, nicht nur der Lehrplan. Was allerdings schon ein kleiner
Schritt in die richtige Richtung wäre.
Unser Dr. Spaenle (2 v.re) bei einer Podiumsdiskussion, auf der er abermals seine eigensinnige Haltung und Ahnungslosigkeit unter Beweis stellen konnte