Samstag, 16. Februar 2013

Drehhofer alias Seehofer - der bayerische Wetterhahn





http://www.drehhofer.de/


Seehofer und Wulff beim Amtsantrittsbesuch in Bayern
- ein Foto aus glücklicheren Tagen 

Nun wollen wir mal langsam in die Politik einsteigen und die von der SPD im Internet gestartete Kampagne gegen die Wankelmütigkeit von CSU-Chef Horst Seehofer vorstellen. Ein Art Wahlkampf american style. Ein „humorvolles campaigning mit ernsten Hintergrund“, so bezeichnete SPD-Generalsekretärin Natsascha Kohnen die originell gestaltete Seite mit direktem Angriff auf einen Kandidaten. Die zwei Seiten Seehofers zum Thema Donau-Ausbau, Studiengebühren oder Atomkraft werden auf spitze Art und Weise präsentiert, reinschauen lohnt sich allemal. 




Natascha Kohnen (Mitte) und Marion C. Winter beim
Biobauern Aigner in Niederbayern

Die Ernährungsdebatte muss weiter geführt werden

Im Rahmen Ihres Besuches in Niederbayern lernte MdL Natascha Kohnen zwei landwirtschaftliche Betriebe kennen, wie sie auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein können. Dennoch bewegt die Betreiber sehr vieles gemeinsam und beide kommen zu dem Schluss: Die Ernährung muss in den Mittelpunkt des Interesses der Verbraucher und der Politiker rücken. EU-Regelungen müssen auf die regionalen Bedürfnisse der Betriebe eingehen.

Der erste Betrieb ist der Geflügelhof Aigner GmbH „Thanninger Freiheit“. Und er hat ebenso wie alle anderen landwirtschaftlichen Erzeuger mit diversen Verordnungen zu kämpfen. So macht die Bestimmung, die Hühner erst ab 11.00 Uhr in das Freigehege zu lassen, durchaus Sinn, da die Eier nach Tageseinbruch gelegt werden und somit nicht auf dem Boden liegen, sondern im Nest eingesammelt werden können. Allerdings sind die Freilandhühner grundsätzlich schlechter gestellt als die Hühner anderer Haltung. Während diese nur draußen bleiben dürfen, sofern es die Witterung erlaubt, müssen die Freilandhühner laut Verordnung täglich ins Freie gelassen werden. Wodurch ihnen aber eine erhöhte Infektionsgefahr droht. Herr Aigner plädiert dafür, die Tiere in der Halle lassen zu dürfen, wenn Temperaturen unter 0 Grad herrschen oder sich Dauerregen einstellt. Mit der Verpflichtung, dass die Tiere mindestens an 250 Tagen im Jahr draußen sein sollen. Durchführbar und auch kontrollierbar wäre dies durchaus. 

Die „Thanninger Freiheit“ setzt auf das Regionalsiegel, welches den Produkten ihre bayerische Herkunft bescheinigt. Zusätzlich unterzieht man sich einer unabhängigen freiwilligen Kontrolle. Desweiteren würde man hier das von der Ministerin Ilse Aigner, MdB (Name rein zufällig) schon seit Jahren angekündigte „Tierwohllogo“ sehr begrüßen. Und wartet auf die Entscheidung, wie die Verordnung denn aussehen soll. Die Hühnerställe sollten längst umgebaut werden, was allerdings keinen Sinn macht solange man nicht weiß in welcher Form. Man könnte sich die Umsetzung mit einer Frist von zwei Jahren für die Betriebe gut vorstellen. In jedem Fall aber müsse jetzt endlich der Zeitpunkt festgesetzt werden, an dem das „Tierwohllogo“ in Kraft tritt.

Ein  ganz anderer Anschauungsort ist der kleine Hof einer Familie die rein zufällig  nun auch noch Aigner heißt. Der „Biohof Böckel“ ist eine so genannte Nebenerwerbslandwirtschaft, wie sie mittlerweile von 50 Prozent der Landwirte in Bayern betrieben wird. Was bedeutet, die Besitzer gehen einem Beruf nach und bewirtschaften zusätzlich einen Hof. Dabei liegt die Betonung auf Nebenerwerbslandwirtschaft. Als damals die Entscheidung anstand, den elterlichen Hof zu übernehmen, musste man sich dazu entschließen weiter zu bewirtschaften oder zu verpachten. Man entschloss sich dazu, sich der Herausforderung zu stellen. Als Hobby allerdings kann man dies, auch wenn es Freude macht, nicht bezeichnen. 

Dafür ist eine Fläche von 10 ha zu groß. Er bewirtschaftet den Hof kontrolliert ökologisch mit Direktvermarktung. Der Aigner-Bauer steht auf mehreren Standbeinen. Es spart zwar Zeit, wenn man nur einen beliefert, die emotionale Anspannung durch die Abhängigkeit bei den großen Betrieben ist aber ungleich höher.  So betreibt die Familie den Hof mit elf Personen und vier Generationen, der 81jährige Vater repariert Maschinen und macht Dinge, welche Sinn haben. Gerne besuchen auch ältere Menschen oder Kindergruppen den Hof. Erschreckend ist dabei zu beobachten, wie viele Kinder gar nicht mehr wissen wie es ist über eine Wiese zu laufen. Frau Aigner ist ausgebildete Kräuter- und Waldpädagogin und appelliert an die Frauen: „Wir sind für die Mutter Erde zuständig und sollten das auch beim Einkauf berücksichtigen“. Der hofeigene Naturkostladen ist einmal pro Woche ganztätig geöffnet, ansonsten wird vorher angerufen. Verkauft wird was in der Umgebung oder auf dem eigenen Hof hergestellt wird. Außerdem ist Christine Aigner überzeugtes Mitglied in einer Tauschbörse. Ihr Mann Peter ist hauptberuflich Beamter.

Ihr Wunsch wäre es, dass die Politiker aus allen Parteien in Zusammenarbeit Konzepte für verschiedene Hofgrößen erarbeiten und den Wiedereinstieg in die Landwirtschaft fördern. Das bisherige System ist nur auf große Flächen ausgelegt, da bedürfe es einer grundlegenden Umstellung der EU-Förderung. Wir müssen weg von den Pauschalen und weg von der Wachstumspolitik, denn wer wachsen will muss den Nachbarn verdrängen.
Zahlreiche Argumente, viele Standpunkte und unzählige Denkanstöße, welche die Biologin und Biochemikerin Kohnen mit nach München in den Landtag nehmen konnte. Und über allem steht die Frage, wie man den Verbraucher dazu bewegen kann, das Hauptaugenmerk wieder verstärkt auf das Thema „Ernährung“ zu lenken. Ein Verbraucher muss weg vom bloßen Verbrauchen. Und darüber nachdenken, was ihm da verkauft wird. Ein gutes Beispiel ist hier die umstrittene Käfighaltung. Die ist seit 2012 in Deutschland untersagt. Dies gilt jedoch nur für das so genannte „Sichtei“, das offensichtlich beim Kauf zu begutachten ist. Aber woher kommen all die Eier in Nudeln und anderen Produkten? So unterscheidet sich das Nahrungsmittel vom Lebensmittel.

Der Verbraucher als Auftraggeber hat die Macht darüber zu entscheiden, was er kaufen will.
Wir müssen einsehen, dass wir weg von den billigen Lebensmitteln müssen und die Ware nicht danach beurteilen was sie kostet. Im Gegenzug müssen gesunde Lebensmittel zu einem erträglichen Preis erzeugt werden können.

Allerdings darf man dem Verbraucher diese Last nicht alleine aufbürden. Da ist auch die Politik gefragt. Das Thema Ernährung steht inmitten eines komplexen Systems, welches hinterfragt werden muss. Die soziale Schere, die Ethik bei den Konzernen usw. Erst wenn Arbeiter wieder ein höheres Lohnniveau haben, so Kohnen, dann können sie sich gesunde Lebensmittel auch leisten. Ein wichtiger Aspekt ist darüber hinaus die Aufklärung darüber, die schon in der Schule beginnen sollte. Die junge Generation wird nicht nur Gestalter, sondern auch Verbraucher der Zukunft sein.

Der Bauernverband muss es sich wieder zum Ziel setzen, die Interessen der Landwirte als auch der bäuerlichen Familie zu vertreten, darüber hinaus brauchen wir unabhängige Gutachter, damit nicht mehr die Lebensmittelkonzerne über unsere Landwirtschaft bestimmen. Hier wurden vor dreißig Jahren die Weichen falsch gestellt meint Lirsch, Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Bayern e.V. Wir dürfen uns nicht länger von den Interessen der Lobbyisten und starren EU-Vorschriften leiten lassen.

Auf die Frage wie weit die Landwirtschaft wieder zurückgehen kann, gibt es für sie nur eine Antwort: „Dahin wohin der Verbraucher sie führt. Die Landwirtschaft vor Ort ist den Menschen wichtig. Ein Hof ist eine kleine Zelle mit Umgebung, mit Menschen. Die Strukturen speisen auch viele andere Bereiche“. Gerade im touristisch orientierten Bayern müssen wir beachten, dass diese Einzigartigkeit der landwirtschaftlich geprägten Umgebung den Reiz ausmacht, den unser Bundesland auf die Besucher ausübt. Und auch das besondere an der Umgebung ist für diejenigen, die hier wohnen wichtig. Wir sollten das achten, was wir haben. Bevor wir nach hinlänglich bekanntem Zitat bemerken, dass wir unser Geld nicht essen können. „Nicht nur der Verbraucher hat Macht“, so Kohnen „sondern der Wähler auch.“ 








Natascha Kohnen und Marion C. Winter
im Geflügelhof Aigner
(l