Freitag, 12. April 2013


Das Nymphenburger Parkschlösschen Badenburg

Der erste beheizbare Indoor-Pool der Neuzeit

Gut dass das Becken nicht mehr befüllt ist. Allein der Anblick des prunkvollen Baderaumes würde nicht nur Badenixen zum Hineinspringen verleiten. Aber auch die anderen Räume sind absolute Schmuckstücke. Dazu zählt  das pünktlich zum China-Jahr  2008 aus dem Dornröschenschlaf geholte „Affenkabinett“ mit wertvollen chinesischen Papiertapeten.

Die von Joseph Effner, dem bayerischen Hofbaumeister unter Max Emanuel,  um 1719 erbaute Badenburg zählt zu den drei Parkburgen, die sich im naturnah gestalteten Stil des Nymphenburger Schlossparks verborgen halten. Es liegt malerisch direkt am Ufer des größten der beiden Seen, dem Badenburger See.  Am Ufer gegenüber ist von hier aus sehr gut der Apollo-Tempel, ein Rundtempel im griechischen Stil, zu sehen.

Der Eingang mit den zwei Sandsteinlöwen erinnert ein wenig an die Feldherrnhalle. Hinter der klassizistischen Fassade der Badenburg eröffnet sich der Festsaal mit einem Deckengemälde Apollos mit dem Sonnenwagen, der mühsam den Nebel der Nacht beiseite schiebt. Dieses stammt von Jacopo Amigoni, der vorwiegend die Fresken im Schloss Schleißheim gestaltete. Die badenden Nymphen weisen gleich auf die Bestimmung des Schlösschens hin.

Drei Räume der Badenburg sind mit wertvollen chinesischen Tapeten ausgestattet. Im Zuge der Chinoiserie, der Begeisterung für den Fernen Osten im 17. Jahrhundert, von der auch die bayerischen Kurfürsten ergriffen wurden, fanden auch die chinesischen Tapeten als Vorläufer aller Tapeten Verbreitung. Sie zeigten meist Szenen aus dem Alltag oder Motive aus der Tier- und Pflanzenwelt. Im Vorzimmer und im Spielzimmer der Badenburg handelt es sich hauptsächlich um Darstellungen blühender Zweige, exotischer Blumen und Vögeln sowie von Schmetterlingen.  

Das chinesische Kabinett, das so genannte „Affenkabinett“ ist der kleinste Raum der Parkburg. Das dreihundert Jahre alte Zimmer ist nach zwanzig Jahren nun vollständig restauriert wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die acht Affen auf dem Gemälde sollen verschiedene Tätigkeiten von Dichtern und Denkern „nachäffen“. Diese ironische Darstellung menschlicher Handlungen war im 18. Jahrhundert ein beliebtes Mittel, versteckt Kritik zu üben. Fast wie im richtigen Leben könnte man da sagen. Während einer der vermenschlichten Affen sorgsam ein Rechnungsblatt prüft, lässt es sich sein  Zuschauer mit Wein und Schinken gut gehen. Etwaige Ähnlichkeiten mit Personen aus dem öffentlichen Leben sind dabei rein zufällig. Einst war dieser kleine Raum das Schreibzimmer des Kurfürsten Max Emanuel, der als Türkenbezwinger wegen seiner blauen Uniform auch den Beinamen „Blauer Kurfürst“ erhalten hat.  Auch die geschnitzte und versilberte Garnitur bestehend aus  einem Tischen und zwei Hockern  wurde gründlich renoviert.

Der zweistöckige Baderaum, nach den Thermen der Antike das erste beheizbare Hallenbad der Neuzeit,  hingegen zeigt mythologische Szenen. Der obere Raum in Form einer Galerie ist  mit Stuckmarmor ausgekleidet und mit einem schmiedeeisernen Geländer versehen. Im beheizbaren Badebecken wurden holländische Fliesen verlegt. Insgesamt ein sehr einladender Raum, in dem man das Vergnügen der Badegäste förmlich noch spüren kann. An der Decke weist wiederum die Darstellung von Wassernymphen auf die Bestimmung des Raumes hin.

Neben der Badenburg gibt es noch zwei weitere Parkschlösschen, die Amalienburg und die Pagodenburg. Die Magdalenenklause ist eine kurfürstliche Eremitage im Stil einer Ruine. Auch das Innere von Schloss Nymphenburg kann besichtigt werden. Im Marstallmuseum befinden sich königliche Kutschen und eine Porzellansammlung. Gleich neben Nymphenburg ist auch der botanische Garten und das Museum Mensch und Natur.