Die Magdalenenklause im Schlosspark Nymphenburg
Eine Ruine zur Besinnung
Auch Gebäude sind dem Verfall
preisgegeben. Aber dass man sich bewusst ein halb verfallenes Gebilde in den
Garten stellt, mag damals schon noch verwundert haben. Die Magdalenenklause
zählt zu den ersten gewollt ruinös gestalteten Gartenbauten in Europa. Darin
verbirgt sich allerdings eine meisterhaft gestaltete Kapelle in Form einer
Grotte.
Eine Einsiedelei, deren „Ansehen
Dürftigkeit ankündigt“ ließ sich der Kurfürst Max Emanuel 1725 von seinem
Hofarchitekten Joseph Effner im Schlosspark der Sommerresidenz Nymphenburg
erbauen. Unweit des Schlosses wollte er sich hier vom höfischen Prunk erholen,
einen Platz zur Besinnung finden. Vielleicht zählt der Kurfürst zu den ersten
der Back zu the roots – Bewegung. Er, der als gefeierter Türkenbezwinger der
Liebling der Münchner gewesen ist, musste während der Herrschaft der
Österreicher über Bayern beinah zehn Jahre im Exil verbringen. Vielleicht hat
ihn nach seiner Rückkehr die Zeit zum Nachdenken gefehlt.
Über eine kleine Vorhalle
erreichen wir den Kapellenraum, der beinah die Hälfte des gesamten Bauwerkes
einnimmt. Der Eindruck des schlicht gestalteten, klösterlichen Gemäuers fehlt
hier allerdings gänzlich. Die Kapelle ist in Form einer Grotte gebaut mit
Wänden aus Tuffstein, bunten Steinen, Muscheln und künstlichen Korallen. In
einer Nische der Grotte steht eine Statue der Maria Magdalena, der die Kapelle
auch gewidmet ist. Die Deckengemälde zeigen Szenen aus dem Leben der büßenden
Heiligen. Das Quellwasser, das in dem Becken gesammelt wird, soll heilende
Kräfte für die Augen besitzen. Eine Besonderheit sind die Leuchter am Altar,
sie sind aus dem Zahn eines Narwals hergestellt worden. In der Kuppel über dem
Wasser gibt eine Öffnung den Blick in den Himmel frei.
Bei ihm, der in fortgeschrittenem
Alter sehr religiös war, diente das Gebäude aber auch zur liturgischen Einkehr.
Es sollte ein Ort der Stille und der Besinnung sein, ein Platz der an die
Vergänglichkeit des Seins ermahnt. So sind die vier Wohnräume aus der Sicht des
Kurfürsten sehr schlicht gestaltet. Sie wurden mit einer Eichenholzvertäfelung
ausgestattet. Der große Kachelofen konnte drei Räume gleichzeitig beheizen.
Im Speisezimmer finden wir ein
byzantinisches Kreuz und einen geschnitzten Kronleuchter aus Olivenholz. Im
letzten Zimmer finden wir eine Betsockel vor einem Fenster, welches den Blick
auf die Kapelle freigibt. Hier wollte der Kurfürst in kniender Haltung dem
Gottesdienst beiwohnen. Die feierliche Einweihung hat er jedoch nicht mehr
miterlebt. In den Räumen befinden sich außerdem ein Ölbilder der Büßenden
Magdalena, Federzeichnungen der Passion Christi und eine Serie von
Darstellungen verschiedener Ermemitenbehausungen.