Freitag, 12. April 2013


Die Magdalenenklause im Schlosspark Nymphenburg

Eine Ruine zur Besinnung

Auch Gebäude sind dem Verfall preisgegeben. Aber dass man sich bewusst ein halb verfallenes Gebilde in den Garten stellt, mag damals schon noch verwundert haben. Die Magdalenenklause zählt zu den ersten gewollt ruinös gestalteten Gartenbauten in Europa. Darin verbirgt sich allerdings eine meisterhaft gestaltete Kapelle in Form einer Grotte.

Eine Einsiedelei, deren „Ansehen Dürftigkeit ankündigt“ ließ sich der Kurfürst Max Emanuel 1725 von seinem Hofarchitekten Joseph Effner im Schlosspark der Sommerresidenz Nymphenburg erbauen. Unweit des Schlosses wollte er sich hier vom höfischen Prunk erholen, einen Platz zur Besinnung finden. Vielleicht zählt der Kurfürst zu den ersten der Back zu the roots – Bewegung. Er, der als gefeierter Türkenbezwinger der Liebling der Münchner gewesen ist, musste während der Herrschaft der Österreicher über Bayern beinah zehn Jahre im Exil verbringen. Vielleicht hat ihn nach seiner Rückkehr die Zeit zum Nachdenken gefehlt.

Über eine kleine Vorhalle erreichen wir den Kapellenraum, der beinah die Hälfte des gesamten Bauwerkes einnimmt. Der Eindruck des schlicht gestalteten, klösterlichen Gemäuers fehlt hier allerdings gänzlich. Die Kapelle ist in Form einer Grotte gebaut mit Wänden aus Tuffstein, bunten Steinen, Muscheln und künstlichen Korallen. In einer Nische der Grotte steht eine Statue der Maria Magdalena, der die Kapelle auch gewidmet ist. Die Deckengemälde zeigen Szenen aus dem Leben der büßenden Heiligen. Das Quellwasser, das in dem Becken gesammelt wird, soll heilende Kräfte für die Augen besitzen. Eine Besonderheit sind die Leuchter am Altar, sie sind aus dem Zahn eines Narwals hergestellt worden. In der Kuppel über dem Wasser gibt eine Öffnung den Blick in den Himmel frei.


Bei ihm, der in fortgeschrittenem Alter sehr religiös war, diente das Gebäude aber auch zur liturgischen Einkehr. Es sollte ein Ort der Stille und der Besinnung sein, ein Platz der an die Vergänglichkeit des Seins ermahnt. So sind die vier Wohnräume aus der Sicht des Kurfürsten sehr schlicht gestaltet. Sie wurden mit einer Eichenholzvertäfelung ausgestattet. Der große Kachelofen konnte drei Räume gleichzeitig beheizen.

Im Speisezimmer finden wir ein byzantinisches Kreuz und einen geschnitzten Kronleuchter aus Olivenholz. Im letzten Zimmer finden wir eine Betsockel vor einem Fenster, welches den Blick auf die Kapelle freigibt. Hier wollte der Kurfürst in kniender Haltung dem Gottesdienst beiwohnen. Die feierliche Einweihung hat er jedoch nicht mehr miterlebt. In den Räumen befinden sich außerdem ein Ölbilder der Büßenden Magdalena, Federzeichnungen der Passion Christi und eine Serie von Darstellungen verschiedener Ermemitenbehausungen.