Das
Nymphenburger Parkschlösschen Amalienburg
Erst
wird gejagt, dann gekocht
Deutschlands schönstes Lustschloss des europäischen Rokoko ist
eigentlich „nur eine Jagdhütte“. Aber bei den bayerischen Herrschern musste ja
bekanntlich schon immer alles ein wenig üppiger ausfallen. Die Bayerische
Kurfürstin Amalia hat selbst gejagt und gekocht. Im Inneren der Parkburg gibt
es aber außer der Prunkküche der Kurfürstin noch andere kunstvoll ausgestattete
Räume zu sehen.
Mitten im von Viktor von Sckell angelegten Landschaftsgarten der
Sommerresidenz Schloss Nymphenburg liegt dieses Jagdschloss, welches Karl
Arlbrecht 1734 seiner Frau, Kurfürstin Maria Amalia, einer Tochter Franz
Josephs I., geschenkt hat. Der Architekt des kleinen Schlösschens ist Cuvillies
der Ältere. Natürlich darf in einem Jagdschloss ein Hinweis auf die Jagdgöttin
Diana nicht fehlen. Eine Skulptur von ihr ist über dem Eingang angebracht.
Die Hundekammer, der erste Raum des Rundganges rechts vom
Eingang, wurde von Amalia für ihre
vierbeinigen Lieblinge sehr kuschelig eingerichtet. Sogar die Wände und die
Decke sind mit Motiven aus der Jagd liebevoll bemalt worden. Darunter befindet
sich auch die Abbildung einer Eule als Lockvogel. Ob die Hunde das zu schätzen
wussten, ist nicht überliefert. Aber gefallen hat ihnen sicher die Einrichtung.
Es gab eigene Kojen, in die sich die
Vierbeiner zurückziehen konnten. Darüber sind Schränke für die Aufbewahrung von
Gewehren angebracht.
Danach folgt eine sehr kleine Kammer ebenfalls in Blau und Weiß dekoriert,
in der sich der Leibstuhl befunden hat. Er ist raffiniert versteckt hinter
einer Klapptüre. Über den Eckraum, das so genannte Blaue Kabinett, erreichen
wir den Ruheraum, der ganz in Geld und Silber gestaltet ist. Gemälde zeigen
hier den Kurfürsten Karl Albrecht und Maria Amalia im Reitkostüm.
In der Mitte liegt das Highlight in diesem Schlösschen, der in Blau
und Silber gestaltete Spiegelsaal mit den vier Deckenfiguren der Diana, der Meeresnymphe
Amphitrite, der Gesetz gebenden Ackerbaugöttin Ceres und dem Weingott Bacchus. Dieser
größte Raum bildet das Zentrum des Schlösschens und soll die Natur draußen
widerspiegeln. Die Stuckarbeiten stammen von Johann Baptist Zimmermann.
Das anschließende Jagdzimmer wurde ebenfalls in Gelb und Silber
gestaltet. Die Gemälde hier zeigen eine Seinelandschaft, eine Flusslandschaft
mit wilden Tieren und verschiedene Darstellungen von Jagdszenen. Ein weiterer
Eckraum an dieser Seite des Schlösschens, das Gegenstück zum „Blauen Kabinett“
ist das Fasanenzimmer. Es wurde nach Art chinesischer Stofftapeten bemalt.
Als letzten Raum betreten wir die Küche, ein besonderes Schmuckstück der Amalienburg. Die Jagd
begeisterte Kurfürstin Amalie soll außerdem auch eine leidenschaftliche Köchin
gewesen sein. Vielleicht hat man hier die Fasane, die bequem vom Balkon des Schlösschens geschossen
werden konnten, gleich mundgerecht zubereitet. Die Wände sind mit blau-weißen holländischen
Kacheln gefliest. Diese stammen aus der Manufaktur Rose in Delft. An der Decke
zeigen Bilder Szenen aus dem chinesischen Alltag, wie sich ihn die Europäer
damals vorgestellt haben. In der Küche befindet sich außerdem ein Castrol Herd.
Ein Topfherd, welcher der erste Herd mit einem geschlossenen Feuerkasten
gewesen ist.