Freitag, 12. April 2013


Das Nymphenburger Parkschlösschen Amalienburg

Erst wird gejagt, dann gekocht


Deutschlands schönstes Lustschloss des europäischen Rokoko ist eigentlich „nur eine Jagdhütte“. Aber bei den bayerischen Herrschern musste ja bekanntlich schon immer alles ein wenig üppiger ausfallen. Die Bayerische Kurfürstin Amalia hat selbst gejagt und gekocht. Im Inneren der Parkburg gibt es aber außer der Prunkküche der Kurfürstin noch andere kunstvoll ausgestattete Räume zu sehen.

Mitten im von Viktor von Sckell angelegten Landschaftsgarten der Sommerresidenz Schloss Nymphenburg liegt dieses Jagdschloss, welches Karl Arlbrecht 1734 seiner Frau, Kurfürstin Maria Amalia, einer Tochter Franz Josephs I., geschenkt hat. Der Architekt des kleinen Schlösschens ist Cuvillies der Ältere. Natürlich darf in einem Jagdschloss ein Hinweis auf die Jagdgöttin Diana nicht fehlen. Eine Skulptur von ihr ist über dem Eingang angebracht.

Die Hundekammer, der erste Raum des Rundganges rechts vom Eingang,  wurde von Amalia für ihre vierbeinigen Lieblinge sehr kuschelig eingerichtet. Sogar die Wände und die Decke sind mit Motiven aus der Jagd liebevoll bemalt worden. Darunter befindet sich auch die Abbildung einer Eule als Lockvogel. Ob die Hunde das zu schätzen wussten, ist nicht überliefert. Aber gefallen hat ihnen sicher die Einrichtung. Es gab  eigene Kojen, in die sich die Vierbeiner zurückziehen konnten. Darüber sind Schränke für die Aufbewahrung von Gewehren angebracht.

Danach folgt eine sehr kleine Kammer ebenfalls in Blau und Weiß dekoriert, in der sich der Leibstuhl befunden hat. Er ist raffiniert versteckt hinter einer Klapptüre. Über den Eckraum, das so genannte Blaue Kabinett, erreichen wir den Ruheraum, der ganz in Geld und Silber gestaltet ist. Gemälde zeigen hier den Kurfürsten Karl Albrecht und Maria Amalia im Reitkostüm.

In der Mitte liegt das  Highlight in diesem Schlösschen, der in Blau und Silber gestaltete Spiegelsaal mit den vier Deckenfiguren der Diana, der Meeresnymphe Amphitrite, der Gesetz gebenden Ackerbaugöttin Ceres und dem Weingott Bacchus. Dieser größte Raum bildet das Zentrum des Schlösschens und soll die Natur draußen widerspiegeln. Die Stuckarbeiten stammen von Johann Baptist Zimmermann.

Das anschließende Jagdzimmer wurde ebenfalls in Gelb und Silber gestaltet. Die Gemälde hier zeigen eine Seinelandschaft, eine Flusslandschaft mit wilden Tieren und verschiedene Darstellungen von Jagdszenen. Ein weiterer Eckraum an dieser Seite des Schlösschens, das Gegenstück zum „Blauen Kabinett“ ist das Fasanenzimmer. Es wurde nach Art chinesischer Stofftapeten bemalt.

Als letzten Raum betreten wir die Küche, ein  besonderes Schmuckstück der Amalienburg. Die Jagd begeisterte Kurfürstin Amalie soll außerdem auch eine leidenschaftliche Köchin gewesen sein. Vielleicht hat man hier die Fasane, die  bequem vom Balkon des Schlösschens geschossen werden konnten, gleich mundgerecht zubereitet.  Die  Wände sind mit blau-weißen holländischen Kacheln gefliest. Diese stammen aus der Manufaktur Rose in Delft. An der Decke zeigen Bilder Szenen aus dem chinesischen Alltag, wie sich ihn die Europäer damals vorgestellt haben. In der Küche befindet sich außerdem ein Castrol Herd. Ein Topfherd, welcher der erste Herd mit einem geschlossenen Feuerkasten gewesen ist.