Das Nymphenburger Parkschloss Pagodenburg
Das kurfürstliche „Sportheim“
Wegen der Darstellungen der Pagoden, chinesischer
Gottheiten im Inneren, wurde dieses Lustschlösschen im Stil des chinesischen
Rokoko so genannt. Von außen erinnert das achteckige Gebäude tatsächlich
weniger an eine chinesische, turmförmige Pagode, so wie man sich das
normalerweise vorstellt. Aber spätestens im exotisch gestalteten Obergeschoss
erklärt ein Hauch von Fernost die
Berechtigung für diese Bezeichnung.
Das kleine Schmuckstück ist ein beeindruckendes
Zeugnis der Ostasienmode, die im 17. Jahrhundert in Europa um sich griff.
Angeregt durch Berichte von Übersee Reisenden und den Handel entwickelte sich
ein richtig gehendes „Chinafieber“, welches unter dem Begriff Chinoiserie sogar
eine eigene Bezeichnung fand. Jeder, der etwas auf sich hielt, gestaltete
chinesische Kabinette und füllte sie mit wertvollem Porzellan, Lack und Seide
aus dem Fernen Osten.
So ließ auch Kurfürst Max Emanuel
von Joseph Effner um 1716 im Schlosspark seiner Sommerresidenz, Schloss
Nymphenburg, ein chinesisches Bauwerk errichten. Das Lustschlösschen diente der
Erfrischung nach dem Spiel Paille Maille, dessen Bahn in Form eines Hufeisens hinter
dem Schloss lag. Ein englisches Ballspiel, vermutlich der Vorläufer des
Krocket. Darüber hinaus war das kleine Lustschloss auch für intime
Feierlichkeiten gedacht. Die Masken an der Eingangsseite stellen Gottheiten aus
der Antike, Bacchus, den Gott des Weines, Flora, die Göttin der Blumen, den Wassergott Neptun und die gesetzgebende
Göttin des Ackerbaus, Ceres dar.
Insgesamt ist die Pagodenburg eine
Kombination aus fernöstlichen und europäischen Gestaltungen. So ist der große
Raum im Erdgeschoss, das so genannte Salettl mit weiß-blauen holländischen
Kacheln bestückt. Auf den über 2000 Kacheln sind Landschafts- und figürliche
Szenen dargestellt. Sie stammen aus Rotterdam,
sollen aber an chinesisches Blau-Weiß-Porzellan erinnern. Die Kanapees an den Ecken wirken sehr
einladen, vor allem nach einem Rundgang durch die ganze Nymphenburger
Schlossanlage, dürfen aber natürlich leider nicht benutzt werden.
Das Obergeschoß ist in vier
Abschnitte unterteilt, von denen einen bereits der Treppenaufgang für sich in
Anspruch nimmt. Oben angelangt taucht man ein in die Welt des damals noch so
fremden Kontinents. Die Zimmer selbst dürfen nur vom Türrahmen aus besehen
werden. Ganz Neugierige, die die abgesteckten Grenzen überschreiten, werden
sofort durch einen aufdringlichen Summton auf ihr „Vergehen“ hingewiesen. Zu
leicht verliert man aber auch das Gleichgewicht, wenn man auch noch in die
letzten Ecken der prachtvoll ausgestatteten Zimmer blicken will. Zunächst gelangt
man zu einem Ruheraum, der mit Möbeln aus rot-grünem Samt gestaltet ist. Danach
zum Schwarzen Salon und zum Roten
Kabinett. Die Wände und Türen der beiden Kabinette sind in schwarzem und rotem Lack hergestellt und zeigen
exotische, chinesische Malereien mit Blumen und Vögeln. Die Tapeten der beiden Zimmer sind im
Gegensatz zu denen in der Badenburg nicht original, sondern stammen aus
europäischer Fertigung. Wertvolle Pariser Möbel um 1715 mit japanischen
Lackplatten zieren den Raum. In diesen Räumen findet man auch die Darstellungen
der sehr fülligen chinesischen
Gottheiten, die der Pagodenburg ihren Namen gegeben haben.