Freitag, 12. April 2013


Das Nymphenburger Parkschloss Pagodenburg

Das kurfürstliche „Sportheim“

Wegen der  Darstellungen der Pagoden, chinesischer Gottheiten im Inneren, wurde dieses Lustschlösschen im Stil des chinesischen Rokoko so genannt. Von außen erinnert das achteckige Gebäude tatsächlich weniger an eine chinesische, turmförmige Pagode, so wie man sich das normalerweise vorstellt. Aber spätestens im exotisch gestalteten Obergeschoss erklärt ein Hauch von Fernost  die Berechtigung für diese Bezeichnung.

Das kleine Schmuckstück ist ein beeindruckendes Zeugnis der Ostasienmode, die im 17. Jahrhundert in Europa um sich griff. Angeregt durch Berichte von Übersee Reisenden und den Handel entwickelte sich ein richtig gehendes „Chinafieber“, welches unter dem Begriff Chinoiserie sogar eine eigene Bezeichnung fand. Jeder, der etwas auf sich hielt, gestaltete chinesische Kabinette und füllte sie mit wertvollem Porzellan, Lack und Seide aus dem Fernen Osten.

So ließ auch Kurfürst Max Emanuel von Joseph Effner um  1716  im Schlosspark seiner Sommerresidenz, Schloss Nymphenburg, ein chinesisches Bauwerk errichten. Das Lustschlösschen diente der Erfrischung nach dem Spiel Paille Maille, dessen Bahn in Form eines Hufeisens hinter dem Schloss lag. Ein englisches Ballspiel, vermutlich der Vorläufer des Krocket. Darüber hinaus war das kleine Lustschloss auch für intime Feierlichkeiten gedacht. Die Masken an der Eingangsseite stellen Gottheiten aus der Antike, Bacchus, den Gott des Weines, Flora, die Göttin der Blumen,  den Wassergott Neptun und die gesetzgebende Göttin des Ackerbaus, Ceres dar.

Insgesamt ist die Pagodenburg eine Kombination aus fernöstlichen und europäischen Gestaltungen. So ist der große Raum im Erdgeschoss, das so genannte Salettl mit weiß-blauen holländischen Kacheln bestückt. Auf den über 2000 Kacheln sind Landschafts- und figürliche Szenen dargestellt. Sie stammen  aus Rotterdam, sollen aber an chinesisches Blau-Weiß-Porzellan erinnern.  Die Kanapees an den Ecken wirken sehr einladen, vor allem nach einem Rundgang durch die ganze Nymphenburger Schlossanlage, dürfen aber natürlich leider nicht benutzt werden.

Das Obergeschoß ist in vier Abschnitte unterteilt, von denen einen bereits der Treppenaufgang für sich in Anspruch nimmt. Oben angelangt taucht man ein in die Welt des damals noch so fremden Kontinents. Die Zimmer selbst dürfen nur vom Türrahmen aus besehen werden. Ganz Neugierige, die die abgesteckten Grenzen überschreiten, werden sofort durch einen aufdringlichen Summton auf ihr „Vergehen“ hingewiesen. Zu leicht verliert man aber auch das Gleichgewicht, wenn man auch noch in die letzten Ecken der prachtvoll ausgestatteten Zimmer blicken will. Zunächst gelangt man zu einem Ruheraum, der mit Möbeln aus rot-grünem Samt gestaltet ist. Danach zum  Schwarzen Salon und zum Roten Kabinett. Die Wände und Türen der beiden Kabinette sind in schwarzem  und rotem Lack hergestellt und zeigen exotische, chinesische Malereien mit Blumen und Vögeln.  Die Tapeten der beiden Zimmer sind im Gegensatz zu denen in der Badenburg nicht original, sondern stammen aus europäischer Fertigung. Wertvolle Pariser Möbel um 1715 mit japanischen Lackplatten zieren den Raum. In diesen Räumen findet man auch die Darstellungen der  sehr fülligen chinesischen Gottheiten, die der Pagodenburg ihren Namen gegeben haben.