Das Münchner Kunstareal
Einblicke in die Welt der Urzeit bis
hin zur Gegenwart gewährt der Rundgang rund um den beeindruckenden Königsplatz.
mit seinen Tempelgebäuden und Gemäldesammlungen. Urzeitfossilien, antike
Sammlungen, Kristalle sowie Bilder aller Stilrichtungen aus verschiedenen
Kunstepochen sind zu bewundern. Im überreichen Angebot an Ausstellungen in
dieser Gegend dürfte also für jeden etwas dabei sein.
Im U-Bahn-Zwischengeschoß Station
Königsplatz ist der Kunstbau, eine Unterabteilung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus
untergebracht, dort finden Wechselausstellungen statt. Beim Auftauchen aus dem
Untergrund könnte man meinen mit der U-Bahn durch die Zeit gereist und nun im
alten Griechenland gelandet zu sein. Die
mächtigen Propyläen erheben sich direkt vor uns und dienen als Toreingang zum
antiken Tempelbezirk. Sie wurden denen der Akropolis in Athen nachgebaut und
sollen an den griechischen Freiheitskampf 1862 und den Wittelsbacher König Otto
von Griechenland 1862 erinnern. Die Reliefs
im Giebel zeigen Kampfszenen der Griechen gegen die Türken und die Huldigung
für König Otto, den Sohn König Ludwigs I. Wir lassen dieses mächtige Gebilde jedoch
zunächst noch links liegen. Gegenüber der U-Bahn-Station an der Ecke Luisenstraße/Brienner
Straße versteckt sich eine sehenswerte Villa im Stil der Renaissance, welche
dem Maler Franz Lenbach bis zu seinem Tod 1904 als Wohnhaus diente. Heute ist
darin die Städtische Galerie, eine Kunstsammlung bedeutender Maler des 19. Jahrhunderts.
Darunter werden auch viele Gemälde des
Blauen Reiter gezeigt. Außerdem kann man noch einige original erhaltene Räume
des Malerfürsten besichtigen.
In einer Seitenstraße der
Luisenstraße hinter dem Lenbachhaus, in der Richard-Wagner-Straße 10, ist die
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie mit einer der
bedeutendsten Ansammlung fossiler Pflanzen und Tiere aus Bayern, darunter
Fossilien von Dinosauriern, eines Mammutbaumes und Urriesenelefanten. Passend
dazu gibt`s in einer weiteren Seitenstraße, in der Steinheilstraße, ein stadtbekanntes Lokal, das
Restaurant Steinheil. Dort gibt es wunderbare Elefantenohren zu speisen. Es
handelt sich dabei natürlich nur um einen Spitznamen für die überdimensionalen
Wiener Schnitzel, die man hier zu verträglichen Preisen serviert bekommt. Die
Verlängerung der Brienner Straße stadtauswärts führt zum Volkstheater in der
Brienner Straße 50. Die Prachtstraße wurde als Fürstenweg zwischen der Residenz
und dem Schloß Nymphenburg angelegt.
Wir schreiten jetzt durch die dorischen Säulen der Propyläen und
tauchen ein in die Welt König Ludwigs I., des ehrgeizigen Kunstliebhabers, der mitten in München ein Stück Griechenland
aufleben ließ. Er war auch der Initiator der prunkvollen Ludwigstraße und schuf bei seinem Vorhaben, München in ein Isar-Athen
zu verwandeln, bereits in seiner Funktion als Kronprinz den Königsplatz. Auf
der linken und rechten Seite sehen wir zwei Museumsgebäude in Form eines
Tempels. Das linke davon ist die Glyptothek mit einer bedeutenden Sammlung
antiker Skulpturen. Sie war das erste Museum in Deutschland, welches der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Von den Münchnern, die über so
neumodische Bauten damals nur den Kopf schüttelten wurde sie verständnislos das „Narrische Kronprinzenhäusl“
genannt. Im Innenhof und im Saal der Sphinx ist ein wunderbar ruhiges Cafe zum Genießen
und Träumen von sehr alten Zeiten. Gegenüber dem Kronprinzenhäusl befindet sich
die Antikensammlung, eine Sammlung antiker Kleinplastiken, auf denen unter
anderem auch zahlreiche Szenen aus dem Krieg um Troja dargestellt werden.
Am anderen Ende des Königsplatzes
angelangt, befinden wir uns auf einem Areal, das an die weniger glanzvollen
Zeiten Münchens erinnert. An die Zeit als Adolf Hitler München zur Hauptstadt
der Bewegung erhob. Hier kreuzen die Meisterstraße
und die Arcisstraße die Brienner Straße. Rechts das mächtige Gebäude an der
Ecke in der Meisterstraße 10 diente als
Sitz der NSDAP-Verwaltung und beherbergt heute die Grafische Sammlung, die zu
den bedeutendsten in Deutschland zählt. Man findet hier Einblattholzschnitte
und Kupferstiche aus dem 15. Jahrhundert, darunter Skizzen von Dürer und
Rembrandt sowie Zeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts. An der linken Ecke
der Kreuzung in der Arcisstraße 10 ist der ehemalige Führerbau, in dem am 29. September
1938 das Münchner Abkommen unterzeichnet wurde. Heute beherbergt es die
Hochschule für Musik und das Haus der Kulturinstitute. Beide Gebäude sind
original erhalten und galten als Musterbauten nationalsozialistischer
Architektur. Für die Bauten, über deren Ästhetik man sich streiten kann, mussten
einige bedeutende Adelspaläste weichen. Der
Königsplatz wurde im Rahmen der Umgestaltung von den Nationalsozialisten durchgehend
gepflastert, was ihm bei den spitzfindigen Bürgern sofort den Spitznamen Plattensee
einbrachte. Dieses vergleichsweise geringfügige Vergehen der Nationalsozialisten
wurde mittlerweile wieder rückgängig gemacht.
An den Ecken der Kreuzungen standen einst die
Ehrentempel, die jedoch 1947 von den Amerikanern gesprengt wurden. Zwei Sockel erinnern noch an die Stellen, an
der die Nationalsozialisten den Sarkophagen ihrer 16 gefallenen „Helden“ huldigten, die im
Zusammenhang des an der Feldherrnhalle gestoppten Hitlerputsches von 1923 getötet
wurden. Außerdem informiert eine Tafel an der Ecke Arcis/Brienner Straße über
die braune Vergangenheit des Königsplatzes und seiner Umgebung.
Vom Königsplatz aus geht es nun links
weiter in die Arcisstraße hinein bis zur
Theresienstraße. Dort biegen wir rechts
ab, um zur alten Pinakothek, Postanschrift Barer Straße 27, zu gelangen. Der Eingang in das Gebäude im
Stil eines italienischen Palastes befindet sich in der Theresienstraße. Sie
enthält über 10000 Gemälde bedeutender europäischer Maler vom 15. bis 18.
Jahrhundert. Direkt gegenüber ist der Eingang zur Neuen Pinakothek, einem
Erkerbau im mittelalterlichen Stil, Postanschrift Barer Straße 29, mit einer
Ausstellung europäischer Malerei des 19. Jahrhunderts. An der Ecke gegenüber in
der Theresienstraße 41 der Sitz der Mineralogischen Staatssammlung. Die Dauerausstellung
Reich der Kristalle führt die faszinierenden Gestalten, die Eigenschaften und
den Farbenreichtum der Mineralien vor. Im Jahr 2008 soll dahinter das Museum
Brandhorst, eine Sammlung Moderner Malerei und Kunst des 20. Jahrhunderts,
eröffnet werden.
Wir folgen der Theresienstraße
bis zur Türkenstraße, die ihren Namen von den Kriegsgefangenen hat, die
1863-1888 hier untergebracht waren und den Kanal vom Nymphenburger zum
Schleißheimer Schloss erbauen mussten. Rechts stadteinwärts stößt man auf das
Türkentor, das zu einer Ausstellungsplattform für Kunst umgebaut
werden soll. Das moderne Gebäude an der Ecke Türkenstraße/Gabelsberger Straße
ist die Pinakothek der Moderne, Postanschrift Barer Straße 40. In der
Türkenstraße 4, im ehemaligen Palais Dürckheim entsteht das Zentrum für
Kunstvermittlung.
Die Türkenstraße mündet wieder in
die Brienner Straße, die stadteinwärts, also von uns aus gesehen links, vorbei
am Platz der Opfer des Nationalsozialismus mit einer ewigen Flamme führt.
Wenige Meter davon entfernt befindet sich ein Bodendenkmal für die Zigeuner,
die 1943 nach Auschwitz gebracht wurden. Eine Gedenktafel am Bau der Bayer.
Landeszentralbank Brienner Str. 20 weist auf das Wittelsbacher Palais hin,
ehemals Gestapozentrale. In dem Gebäude wurden später die Vernehmungen und
Vorbereitungen für die Überführung in das Konzentrationslager Dachau
bearbeitet.
Wir folgend
jedoch der Brienner Straße rechts wieder stadtauswärts in Richtung des großen
Obelisken, der von hier aus bereits zu sehen ist. Dieser wurde 1833 zur
Erinnerung an die 1812 im Russlandfeldzug Napoleons 30.000 gefallenen Bayern
errichtet. Das Erz wurde aus den Kanonen
der gesunkenen türkisch-ägyptischen Kriegsschiffe in der Seeschlacht von
Navarine 1827 gewonnen. Der Platz, auf dem der Obelisk steht, ist der
Karolinenplatz, der nach König Max I. Joseph und seiner Frau Karoline benannt
wurde. Als Bayern zum Königreich erklärt wurde, musste den gestiegenen Ansprüchen
Rechnung getragen werden. Rund um den Karolinenplatz findet man daher auch heute
noch großzügig angelegte Adelshäuser.
Das Haus Karolinenplatz 4 ist das
ehemalige Kronprinzenpalais, heute Sitz der Staatl. Lotterieverwaltung, der Sparkassenverband
Bayern residiert im ehemaligen Palais Hompesch Karolinenplatz 5. Das Gebäude
wurde 1812 nach dem Vorbild der Villa Rotonda erbaut und befand sich später im
Besitz des Prinzen Georg von Bayern. Das Haus im Biedermeier-Stil am Karolinenplatz
5 a wurde 1902 von Karl Fischer erbaut. Am
Karolinenplatz 3 ist das America-Haus, ein Ort an dem sich der entfernte
Kontinent und Bayern begegnen können. Es finden Ausstellungen und
Veranstaltungen statt. Die Max-Joseph-Str. zweigt vom Karolinenplatz ab. In
Haus Nummer 9 ist das Palais Schrenck-Notzing nach einem Entwurf Gabriel von
Seidls 1904 erbaut und heute im Besitz des Generalsekretariats des Bayerischen
Bayernverbandes. Am Karolinenplatz residierte auch die Tänzerin Lola Montez,
die später einen nicht unerheblichen Anteil an der Abdankung König Ludwigs I.
hatte
Wir folgend der Brienner Straße weiter
stadtauswärts wieder in Richtung Königsplatz. Auf der rechten Straßenseite
zwischen Karolinenplatz und Königsplatz befanden sich noch Reste des braunen
Hauses, der Parteizentrale in München. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.
An der Meiserstraße angelangt biegen
wir jetzt links ab bis zur Karlstraße und folgen dieser nach rechts. Etwa auf halber Höhe der Straße liegt
die Kirche St. Bonifaz, in der sich die Grabstätte König Ludwigs I. und seiner
Gemahlin Therese befindet. Deren Hochzeit gab ja bekanntlich den Anlass zur
Gründung des heutigen Oktoberfestes. Die
fünfschiffige Basilika wurde im Krieg schwer beschädigt und wiederaufgebaut. Die
Karlstraße stößt dann wieder auf die Luisenstraße, an deren Verlauf auf der rechten
Seite bereits wieder die Propyläen zu sehen sind.