Freitag, 12. April 2013

Rundgang um den Königsplatz


Das Münchner Kunstareal


Einblicke in die Welt der Urzeit bis hin zur Gegenwart gewährt der Rundgang rund um den beeindruckenden Königsplatz. mit seinen Tempelgebäuden und Gemäldesammlungen. Urzeitfossilien, antike Sammlungen, Kristalle sowie Bilder aller Stilrichtungen aus verschiedenen Kunstepochen sind zu bewundern. Im überreichen Angebot an Ausstellungen in dieser Gegend dürfte also für jeden etwas dabei sein.

Im U-Bahn-Zwischengeschoß Station Königsplatz ist der Kunstbau, eine Unterabteilung der Städtischen Galerie im Lenbachhaus untergebracht, dort finden Wechselausstellungen statt. Beim Auftauchen aus dem Untergrund könnte man meinen mit der U-Bahn durch die Zeit gereist und nun im alten Griechenland gelandet zu sein.  Die mächtigen Propyläen erheben sich direkt vor uns und dienen als Toreingang zum antiken Tempelbezirk. Sie wurden denen der Akropolis in Athen nachgebaut und sollen an den griechischen Freiheitskampf 1862 und den Wittelsbacher König Otto von Griechenland  1862 erinnern. Die Reliefs im Giebel zeigen Kampfszenen der Griechen gegen die Türken und die Huldigung für König Otto, den Sohn König Ludwigs I. Wir lassen dieses mächtige Gebilde jedoch zunächst noch links liegen. Gegenüber der U-Bahn-Station an der Ecke Luisenstraße/Brienner Straße versteckt sich eine sehenswerte Villa im Stil der Renaissance, welche dem Maler Franz Lenbach bis zu seinem Tod 1904 als Wohnhaus diente. Heute ist darin die Städtische Galerie, eine Kunstsammlung bedeutender Maler des 19. Jahrhunderts. Darunter werden auch viele  Gemälde des Blauen Reiter gezeigt. Außerdem kann man noch einige original erhaltene Räume des Malerfürsten besichtigen.

In einer Seitenstraße der Luisenstraße hinter dem Lenbachhaus, in der Richard-Wagner-Straße 10, ist die Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie mit einer der bedeutendsten Ansammlung fossiler Pflanzen und Tiere aus Bayern, darunter Fossilien von Dinosauriern, eines Mammutbaumes und Urriesenelefanten. Passend dazu gibt`s in einer weiteren Seitenstraße, in der  Steinheilstraße, ein stadtbekanntes Lokal, das Restaurant Steinheil. Dort gibt es wunderbare Elefantenohren zu speisen. Es handelt sich dabei natürlich nur um einen Spitznamen für die überdimensionalen Wiener Schnitzel, die man hier zu verträglichen Preisen serviert bekommt. Die Verlängerung der Brienner Straße stadtauswärts führt zum Volkstheater in der Brienner Straße 50. Die Prachtstraße wurde als Fürstenweg zwischen der Residenz und dem Schloß Nymphenburg angelegt.

Wir schreiten jetzt  durch die dorischen Säulen der Propyläen und tauchen ein in die Welt König Ludwigs I., des ehrgeizigen Kunstliebhabers,  der mitten in München ein Stück Griechenland aufleben ließ. Er war auch der Initiator der prunkvollen Ludwigstraße  und schuf  bei seinem Vorhaben, München in ein Isar-Athen zu verwandeln, bereits in seiner Funktion als Kronprinz den Königsplatz. Auf der linken und rechten Seite sehen wir zwei Museumsgebäude in Form eines Tempels. Das linke davon ist die Glyptothek mit einer bedeutenden Sammlung antiker Skulpturen. Sie war das erste Museum in Deutschland, welches der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Von den Münchnern, die über so neumodische Bauten damals nur den Kopf schüttelten wurde sie  verständnislos das „Narrische Kronprinzenhäusl“ genannt. Im Innenhof und im Saal der Sphinx  ist ein wunderbar ruhiges Cafe zum Genießen und Träumen von sehr alten Zeiten. Gegenüber dem Kronprinzenhäusl befindet sich die Antikensammlung, eine Sammlung antiker Kleinplastiken, auf denen unter anderem auch zahlreiche Szenen aus dem Krieg um Troja dargestellt werden.

Am anderen Ende des Königsplatzes angelangt, befinden wir uns auf einem Areal, das an die weniger glanzvollen Zeiten Münchens erinnert. An die Zeit als Adolf Hitler München zur Hauptstadt der Bewegung erhob.  Hier kreuzen die Meisterstraße und die Arcisstraße die Brienner Straße. Rechts das mächtige Gebäude an der Ecke in der Meisterstraße 10 diente  als Sitz der NSDAP-Verwaltung und beherbergt heute die Grafische Sammlung, die zu den bedeutendsten in Deutschland zählt. Man findet hier Einblattholzschnitte und Kupferstiche aus dem 15. Jahrhundert, darunter Skizzen von Dürer und Rembrandt sowie Zeichnungen des 16. bis 18. Jahrhunderts. An der linken Ecke der Kreuzung  in der Arcisstraße 10  ist der  ehemalige Führerbau, in dem am 29. September 1938 das Münchner Abkommen unterzeichnet wurde. Heute beherbergt es die Hochschule für Musik und das Haus der Kulturinstitute. Beide Gebäude sind original erhalten und galten als Musterbauten nationalsozialistischer Architektur. Für die Bauten, über deren Ästhetik man sich streiten kann, mussten  einige bedeutende Adelspaläste weichen. Der Königsplatz wurde im Rahmen der Umgestaltung von den Nationalsozialisten durchgehend gepflastert, was ihm bei den spitzfindigen Bürgern sofort den Spitznamen Plattensee einbrachte. Dieses vergleichsweise  geringfügige Vergehen der Nationalsozialisten wurde mittlerweile wieder rückgängig gemacht.

An  den Ecken der Kreuzungen standen einst die Ehrentempel, die jedoch 1947 von den Amerikanern gesprengt wurden.  Zwei Sockel erinnern noch an die Stellen, an der die Nationalsozialisten den Sarkophagen  ihrer 16 gefallenen „Helden“ huldigten, die im Zusammenhang des an der Feldherrnhalle gestoppten Hitlerputsches von 1923 getötet wurden. Außerdem informiert eine Tafel an der Ecke Arcis/Brienner Straße über die braune Vergangenheit des Königsplatzes und seiner Umgebung.

Vom Königsplatz aus geht es nun links weiter in die  Arcisstraße hinein bis zur Theresienstraße. Dort biegen wir  rechts ab, um zur alten Pinakothek, Postanschrift Barer Straße 27,  zu gelangen. Der Eingang in das Gebäude im Stil eines italienischen Palastes  befindet sich in der Theresienstraße. Sie enthält über 10000 Gemälde bedeutender europäischer Maler vom 15. bis 18. Jahrhundert. Direkt gegenüber ist der Eingang zur Neuen Pinakothek, einem Erkerbau im mittelalterlichen Stil, Postanschrift Barer Straße 29, mit einer Ausstellung europäischer Malerei des 19. Jahrhunderts. An der Ecke gegenüber in der Theresienstraße 41 der Sitz der Mineralogischen Staatssammlung. Die Dauerausstellung Reich der Kristalle führt die faszinierenden Gestalten, die Eigenschaften und den Farbenreichtum der Mineralien vor. Im Jahr 2008 soll dahinter das Museum Brandhorst, eine Sammlung Moderner Malerei und Kunst des 20. Jahrhunderts, eröffnet werden.

Wir folgen der Theresienstraße bis zur Türkenstraße, die ihren Namen von den Kriegsgefangenen hat, die 1863-1888 hier untergebracht waren und den Kanal vom Nymphenburger zum Schleißheimer Schloss erbauen mussten. Rechts stadteinwärts stößt man auf das Türkentor, das zu einer  Ausstellungsplattform für Kunst umgebaut werden soll. Das moderne Gebäude an der Ecke Türkenstraße/Gabelsberger Straße ist die Pinakothek der Moderne, Postanschrift Barer Straße 40. In der Türkenstraße 4, im ehemaligen Palais Dürckheim entsteht das Zentrum für Kunstvermittlung.

Die Türkenstraße mündet wieder in die Brienner Straße, die stadteinwärts, also von uns aus gesehen links, vorbei am Platz der Opfer des Nationalsozialismus mit einer ewigen Flamme führt. Wenige Meter davon entfernt befindet sich ein Bodendenkmal für die Zigeuner, die 1943 nach Auschwitz gebracht wurden. Eine Gedenktafel am Bau der Bayer. Landeszentralbank Brienner Str. 20 weist auf das Wittelsbacher Palais hin, ehemals Gestapozentrale. In dem Gebäude wurden später die Vernehmungen und Vorbereitungen für die Überführung in das Konzentrationslager Dachau bearbeitet.

Wir folgend jedoch der Brienner Straße rechts wieder stadtauswärts in Richtung des großen Obelisken, der von hier aus bereits zu sehen ist. Dieser wurde 1833 zur Erinnerung an die 1812 im Russlandfeldzug Napoleons 30.000 gefallenen Bayern errichtet.  Das Erz wurde aus den Kanonen der gesunkenen türkisch-ägyptischen Kriegsschiffe in der Seeschlacht von Navarine 1827 gewonnen. Der Platz, auf dem der Obelisk steht, ist der Karolinenplatz, der nach König Max I. Joseph und seiner Frau Karoline benannt wurde. Als Bayern zum Königreich erklärt wurde, musste den gestiegenen Ansprüchen Rechnung getragen werden. Rund um den Karolinenplatz findet man daher auch heute noch großzügig angelegte Adelshäuser.

Das Haus Karolinenplatz 4 ist das ehemalige Kronprinzenpalais, heute Sitz der Staatl. Lotterieverwaltung, der Sparkassenverband Bayern residiert im ehemaligen Palais Hompesch Karolinenplatz 5. Das Gebäude wurde 1812 nach dem Vorbild der Villa Rotonda erbaut und befand sich später im Besitz des Prinzen Georg von Bayern. Das Haus im Biedermeier-Stil am Karolinenplatz 5 a wurde  1902 von Karl Fischer erbaut. Am Karolinenplatz 3 ist das America-Haus, ein Ort an dem sich der entfernte Kontinent und Bayern begegnen können. Es finden Ausstellungen und Veranstaltungen statt. Die Max-Joseph-Str. zweigt vom Karolinenplatz ab. In Haus Nummer 9 ist das Palais Schrenck-Notzing nach einem Entwurf Gabriel von Seidls 1904 erbaut und heute im Besitz des Generalsekretariats des Bayerischen Bayernverbandes. Am Karolinenplatz residierte auch die Tänzerin Lola Montez, die später einen nicht unerheblichen Anteil an der Abdankung König Ludwigs I. hatte

Wir folgend der Brienner Straße weiter stadtauswärts wieder in Richtung Königsplatz. Auf der rechten Straßenseite zwischen Karolinenplatz und Königsplatz befanden sich noch Reste des braunen Hauses, der Parteizentrale in München. Heute ist davon nichts mehr zu sehen.

An der Meiserstraße angelangt biegen wir jetzt links ab bis zur Karlstraße und folgen dieser nach  rechts. Etwa auf halber Höhe der Straße liegt die Kirche St. Bonifaz, in der sich die Grabstätte König Ludwigs I. und seiner Gemahlin Therese befindet. Deren Hochzeit gab ja bekanntlich den Anlass zur Gründung des heutigen Oktoberfestes.  Die fünfschiffige Basilika wurde im Krieg schwer beschädigt und wiederaufgebaut. Die Karlstraße stößt dann wieder auf die Luisenstraße, an deren Verlauf auf der rechten Seite bereits wieder die Propyläen zu sehen sind.