Freitag, 12. April 2013

Kuriositäten im Olympiapark München



Über einen Revoluzzer und eine Alm auf einem Schuttberg in München



Das Olympiagelände, Schauplatz der 20. Olympischen Spiele 1972 und Ballungszentrum architektonischer Meisterleistungen mit dem höchsten Fernsehturm Deutschlands (290 Meter), kann mit einigen Kuriositäten aufwarten. Die "Suppenschüssel" wie sie von den Münchnern genannt wird gegenüber ist das BMW-Museum.




Die Russisch-Orthodoxe Kirche auf dem Olympiagelände in Bayern



Dort, wo der Trubel nicht mehr so groß ist, in der Nähe der Ackermannstraße durchquert der Spiridon-Louis-Ring das Olympiagelände. Im Zentrum eines Platzes, der normalerweise für Festivals wie für  das Tollwood genutzt wird, ist eine große Baumgruppe. Dort versteckt sich die Russisch-Orthodoxe Kirche. Eine Ost-West-Friedenskirche, wie sich auch genannt wird, die von Väterchen Timofej erbaut wurde. Väterchen war ein russischer Eremit, der eigentlich Prochorow geheißen haben soll. Aber genauso wenig wie man sein Alter wusste, kannte man auch seinen Namen. Dennoch ist er eine berühmte Persönlichkeit weit über München hinaus geworden.

Er war der erste Olympiasieger, wenn man es so nennen will. Einst war er zur Zwangsarbeit aus Sibirien nach München verschleppt worden. Aber er wollte nicht in den nahe gelegenen Kasernen an der Barbarasiedlung wohnen. Diese waren eigens für Vertriebene gegründet worden. Nein, Väterchen entschied sich dazu, sich auf dem Gelände anzusiedeln, das künstlich errichtet wurde. Über dem Bauschutt des zweiten Weltkrieges, das mittlerweile grün bewachsen war. Was aussieht wie die ein kleiner Berg ist eigentlich eine künstliche Hügellandschaft. So natürlich das alles auch wirken mag. In seinem Inneren verbirgt sich ein Schuttberg. Während des "Ramadama"  (Aufräumen in der Nachkriegszeit) türmten sich hier die Bautrümmer der zerbombten Stadt. Die Schuttblume auf dem Berg erinnert heute noch daran.  Das Kreuz ist ein Denkmal für die Menschen, die während der Bombenangriffe getötet wurden.


Auf dem Schuttberg  hatte sich Väterchen mit seiner Lebensgefährtin Natascha eine behelfsmäßige Unterkunft erschaffen. Im Zuge der Olympiade sollte nun an diesem Platz das Reiterstadion entstehen. Der starrköpfige alte Herr weigerte sich allerdings, nun zugunsten des Sports sein geliebtes Heim zu verlassen. Und dachte sich, wenn ich mir hier eine Kapelle erbaue, dann wird das niemand abreißen. Die Münchner sahen das auch so und unterstützten ihn, nachdem er sie ja jahrelang mit Obst und Gemüse aus seinem eigenen Garten versorgt hatte. Dagegen konnten auch die Behörden nicht an. Seine aus Alu-Folie selbst erbaute Kapelle hat mittlerweile eine eigene  Adresse: Spiridon-Louis-Ring 100. Väterchen Timofei ist 2004 im Altern von angeblich 100 Jahren als Münchner Ehrenbürger verstorben. Heute ist in dem verwilderten Garten ein kleines Museum untergebracht. 




Auf dem Schuttberg wurde eine kleine Almwirtschaft mit Biergarnituren einer alpenländischen Almhütte und auch eine Latschenlandschaft nachgeahmt. Die Aussicht, wenn man die 50 Meter Höhendifferenz überwunden hat auf die Silhouette der Stadt und das Olympiagelände ist wunderschön.


Das ehemaligen olympische Dorf haben die Studenten für sich entdeckt.