„Mögen hätt`ich schon wollen,
aber dürfen hab ich mich nicht getraut“ ist wohl einer der berühmtesten Sprüche
des bayerischen Komikers Karl Valentin. Trauen Sie sich ruhig und werfen sie
einen Blick in das Kuriositätenkabinett des münchnerischsten aller Münchner. Verstehen muss man ihn allerdings schon,
den Humor des „Skelettgigerls“ mit dem
leicht tragischen Einschlag. Wenn Sie das rostige Ding in der Wand nicht
einfach nur nüchtern als bloßes Verbindungselement erkennen, sondern als „Nagel
an den der Karl seinen Beruf gehängt hat“, sind Sie hier genau richtig. Dürfen
darf man hier auch, nämlich seine Eindrücke hinterlassen. Zufriedene Besucher
können ihre Bewertung in einem Postkasten am Ausgang abgeben. Aber auch unzufriedene
Besucher werden aufgefordert, Ihrem Ärger zu Luft machen. Diese werden dann
schlicht darauf hingewiesen, dass sie eben
ein anderes Valentin-Musäum besuchen sollten.
Das Museum im
Turm des historischen Isartores
Das Musäum (dies ist kein
Schreibfehler, das Panoptikum des spindeldürren Münchner Originals wird bewusst
so bezeichnet) ist im Wehrturm des Isartors, dem best erhaltenen Stadttor der
zweiten Stadtmauer untergebracht. Laut Karl Valentin wurde dieses im Jahr 1337
eigens dafür gebaut, um die Zukunft draußen zu halten. Das Fresko an der
Hauptseite des Tores zeigt Kaiser Ludwig beim Triumphzug nach dem Sieg gegen
die Habsburger 1322 bei Ampfing. Kritische Stimmen bemängeln, dass sich die
meisten Memoiren an den „Nationalhelden“
der Bayern in Köln befinden und auf die Auswertung warten. Entscheiden Sie
selbst. Das Musäum ist nicht besonders groß, aber „Wenn alle die kemma
woitaten, kemmaten, kemman net olle nei, weil aber net olla kemma, kemman olle
nei. Also kemmt`s olle, na werdn scho olle neikemma“. (Die Übersetzung hierfür lautet:
Wenn alle, die kommen wollten, kommen würden, kämen nicht alle hinein. Weil
aber nicht alle kommen, kommen alle hinein. Also kommt alle, dann werden schon
alle hineinkommen). 2007 hätte der Meister des Unsinn, Tiefsinns und Blödsinns
seinen 125. Geburtstag gefeiert. Über den bayerischen Charlie Chaplin soll ein
Film gedreht werden, dessen Hauptdarsteller allerdings ein Österreicher ist. Ein
Abbild des urkomischen bayerischen Originals zu finden, war eben selbst in
Bayern in der heutigen Zeit nicht möglich.
Die Einstimmung in die humorvolle
Kuriositätensammlung des Schauspielers, Clowns, Volkssängers und Parodisten mit
dem runden, schwarzen Hut als Markenzeichen, erhält man bereits am Eingang. Wie
das ganze Schaffen des bayerischen Volkskomikers fallen natürlich auch die
Preise und Öffnungszeiten aus der Reihe.
Am unscheinbaren Eingang zum Museum wird darauf hingwiesen, dass man für
die 79 Stufen bis zum Turmstüberl Kalorien
verliert, die beim Besuch desselben wieder eingeholt werden dürfen. Der Besuch in
dem kleinen, gemütlichen Lokal ist nach
Bezahlen des Eintritts ausdrücklich erlaubt.
Schon der Aufstieg über den
Wandelgang zu den einzelnen Stockwerken ist ein Erlebnis. Gleich am unteren
Teil der Treppe passiert man den berühmten Nagel, an dem besagter Valentin
seinen Schreinerberuf hängte, anstelle einer königlichen Robe hat man aufgrund
des Platzmangels eben die Jacke des Hausmeister aufhängen müssen. Die hat er
getragen, als er seine Frau kennen lernte.
Vorbei an den den Pappmachee-Füßen
eines Handwerkers, der sich vor lauter Übereifer beim Bauen selbst in den Turm
eingemauert hat und einem Foto von dem
Ausblick, den man von hier aus hätte, wenn die Mauer nicht wäre, gelant man zu
dem in dezentem Schwarz gehaltenen Versuch des Komikers, sein vielseitiges
Talent auch in der Kunst umzusetzen. Es handelt sich um das Bildnis eines Kaminkehrers
bei Nacht, das kunsthistorisch betrachtet eigentlich nirgends eingeordnet
werden kann. Ganz oben, kurz vor dem Turmstüberl liegt ein Marmorkuchen. Im wahrsten
Sinne des Wortes, der tatsächlich in dem edlen Material geformte Kuchen soll aber
absolut nicht auf die Konsistenz der Leckereien hinweisen, die es im Lokal zu
verspeisen gibt. Ganz oben ist also dann das Turmstüberl, ein gemütliches Cafe,
in dem die Stühle des berühmten Cafe Größenwahns im Thonet-Stil neue Verwendung
finden. Mit etwas Glück sitzt man hier auf einem der Stühle, auf denen sich
berühmte Persönlichkeiten wie Erich Mühsam, Frank Wedekind oder Ringelnatz
niedergelassen hatten.
Im ersten Stock ist eine
Ausstellung mit Fotos, Dokumenten, Zeitungsausschnitten und den geistigen
Ergüssen des Herrn Valentin. Die Sammlung des größten Blödsinns enthält
typische Sprüche von Valentin, die da lauten: „Steigens ruhig ein, der Sanitäter trogt Eahna
scho raus“, man findet ungiftige Schwämme, die aber trotzdem ungenießbar sind
wie den Gummi- oder Bade-Schwamm oder einen
liegenden Stehkragen. Am Kamm der
Loreley hängen tatsächlich noch ein paar güldene Haare von der bezirzenden
Schönheit, ein Foto zeigt Helmut Winter, der den Valentin-Taler erhielt für die
Knödl-Schleuder, die er gegen Tiefflieger entwickelte. Der Fleischwolf in der
Vitrine ist ebenfalls eine geniale Erfindung des Exzentrikers mit dem makabren
Humor, darunter findet man die Bezeichnung „Gebissersatz“.
Der zweite Stock erinnert in Ton
und Bild auch an Liesl Karlstadt, eigentlich Elisabeth Wellano, die Karl
Valentin nicht nur als Partnerin auf der Bühne zur Seite stand. Hier findet man
Hüte der Kabarettistin zum Anprobieren und daneben gleich einen Spiegel. Dort
kann man sich über sich selbst lustig machen. Eine hohe Kunst, die das
Komikerduo Karl und Liesl wie kaum jemand sonst
beherrscht hab. Über einen Außengang entlang des Isartores mit
herrlichem Blick auf das Tal und das Alte Rathaus gelangt man in den gegenüberliegenden Turm, in dem Wechselausstellungen abgehalten werden.
Eine wichtige Örtlichkeit, die
„Befreiungshalle“ für die Herren befindet sich im zweiten Stock des Museums.
Die für die weiblichen Wesen einen Stock weiter oben, direkt am Eingang zum
Turmstüberl, vielleicht weil man weiss, dass die Damen der Schöpfung sich von
den lecker duftenden frischen, selbstgemachten Torten leicht dazu hinreißen
lassen, im Cafe zu verweilen und sich zu ein oder andere kalorienhaltige Speise
zu genehmigen, um anschließend wieder um die Anzeige auf der Waage zu beklagen.
Karl Valentin und Liesl Karlstadt
zu Ehren wurden auf dem Viktualienmarkt zwei Brunnen errichtet.