AfB Bayern äußert sich zur Diskussion um das Kernabitur
Die bayerischen Abiturienten und Abiturientinnen zählen zu
den Verlierern der aktuellen Regelung im Hinblick auf den Hochschulzugang. Auch
die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. sieht generell dringend
Handlungsbedarf angesichts der Bayerischen Bildungspolitik und hat explizit zur
Frage „Deutschland hat Zukunft – Gemeinsames Kernabitur“ eine Studie beim
Aktionsrat Bildung in Auftrag gegeben. Die AfB Bayern sieht in den Vorschlägen
unter Berücksichtigung einiger Kriterien eine durchführbare, deutschlandweit
gerechte Lösung.
In seiner Begrüßungsrede am „Deutschland hat
Zukunft-Kongress“ richtete Prof. Randolf Rodenstock, Präsident der Vereinigung
der Bayerischen Wirtschaft e.V. deutliche Worte an den Bayerischen
Staatsminister für Unterricht und Kultus: „die bayerische Bildungspolitik sei
gut aber nicht unverbesserlich.“ Man habe den Aktionsrat Bildung 2005 als
politisch unabhängiges Gremium gegründet, um die Bildungsdiskussion in Deutschland
weiter voranzubringen. Denn das Beste ist gerade gut genug für ein Feld, in dem
es zweifelsfrei um die Zukunft unseres Landes geht. Leider ein Aspekt, der
vielfach zu wenig Beachtung findet. Bildung ist nicht nur eine Angelegenheit
einiger weniger, Bildung greift in alle Lebensbereiche ein und betrifft im
Alltag jeden einzelnen von uns.
In seinem Gutachten „Kernabitur“ macht sich der Aktionsrat
für ein gemeinsames Kernabitur in Deutschland stark. „Wir wollen keinen
Bildungsföderalismus, der Kleinstaaterei und Kirchturmpolitik auf dem Rücken
der jungen Leute praktiziert. Wie unterschiedlich dies in den einzelnen
Bundesländern geregelt ist, zeigt allein schon der Unterschied am Anteil der
schriftlichen geprüften Fächer. Je nach Bundesland werden 26,7 oder auch 6,7
Prozent des Abiturs schriftlich geprüft. Diese sehr unterschiedlichen
Voraussetzungen spielen allerdings beim Zugang an eine Hochschule nicht die
geringste Rolle.
Die Hochschulen richten sich nach dem Wert der Abiturnote.
Auch wenn diese einen eigenen Eignungstest haben, so liegt das Hauptaugenmerk
bei der Entscheidung über die Zulassung zum Studium des jeweiligen Abiturienten
an dieser Hochschule immer noch auf dieser Note. Obwohl nachweislich bei
gleicher Leistung die Prüfungsergebnisse in den einzelnen Bundesländern
Schwankungen von bis zu einer Note unterliegen. Welche Ungerechtigkeit das zur
Folge hat, liegt auf der Hand. Es wird verglichen, was gar nicht verglichen
werden kann, meist zu Lasten der bayerischen Studierenden. Es muss eine Chancengleichheit
dringend hergestellt werden, darüber ist man sich einig.
78 Prozent der Bürger und 72 Prozent der Lehrer stimmen für
eine bundesweit einheitliche Abschlussprüfung zum Abitur. Dieses gemeinsame
Kernabitur würde bedeuten, dass eine so genannte Kernnote aus den Noten des
Abschlusses in Deutsch, Mathematik und Englisch gebildet wird, die 10 % der
Abiturnote ausmacht. Die Hochschulen könnten anhand dieser Kernnote die
Leistungen unabhängig vom Bundesland, in dem der Abschluss gemacht wurde,
untereinander vergleichen. Dabei bliebe den Abiturienten und Abiturientinnen
noch genügend Spielraum, die für sie in Frage kommenden Schwerpunkte in den
anderen Fächern zu setzen. Dies hätte
für die Gymnasiasten und die Lehrer den Vorteil, dass die Leistungskurse wieder
eingeführt werden könnten
Nach Meinung der Arbeitsgemeinschaft für Bildung der Bayern
SPD, bildet das vom Aktionsrat Bildung
vorgeschlagene Kernabitur eine gute Grundidee, diesen gerechten Zugang zum
Abitur herzustellen. „Allerdings müsste gewährleistet werden, dass dies keine
Mehrbelastung für die Abiturienten/innen bringt, die restlichen Abiturfächer
frei wählbar sind und diesbezüglich die Leistungskurse wieder eingeführt
werden,“ so Marion C. Winter, Vorsitzende der AfB.
Die Letztverantwortung der Bundesländer, auf die Dr. Spaenle
immer wieder pocht, wäre hiermit auf jeden Fall gegeben. Allerdings hält dieser
dennoch an dem von ihm favorisierten so genannten Südabitur fest, dem sich alle
Bundesländer anschließen können. Wie das funktionierten soll, darauf bleibt
Kultusminister Spaenle die Antwort schuldig und zitiert Franz Josef Strauß:
„Eine Strategie hat man, man redet aber nicht darüber“. Bleibt nur zu hoffen,
dass die Strategie diejenige ist die ihm Günther Hohlweg, Leiter der
Siemens-Berufsausbildung und bundesweit
zuständig für Auszubildende, ans Herz gelegt hat: „Ich kann Sie nur bitten, den
Vorschlägen des Aktionsrates zu folgen“.