Nichts ist für die
Chinesen schlimmer als ihr Gesicht zu verlieren: Damit der
Geschäftsreisende in China nicht sein Gesicht verliert, bietet das Buch
„Schmatzen erlaubt, Herr Knigge?“ eine Anleitung für die chinesische
Business-Etikette, einen roten Faden durch das Reich der Mitte sozusagen.
China
ist anders, ganz anders. Die Menschen und die Kultur. Aber – so lässt uns der
Autor wissen – die Chinesen sind auch sehr kulant und tolerant gegenüber Ausländern.
Zum Glück. Zu leicht könnte man sich sonst aus der Ruhe bringen lassen
angesichts der vielen Andersartigkeiten. Und regelrecht Angst verspüren, sich
nicht angemessen zu verhalten. Dennoch, ein Grundverständnis für die
chinesische Kultur und die Gewohnheiten der Menschen sollte man sich schon
erwerben, bevor man sich auf die Reise macht. Noch dazu, wenn es sich um eine
Geschäftsreise handelt.
So
versteht sich das Buch als Berater und ist zur Seite, wenn man sich auf eine
bestimmte Situation vorbereiten möchte. Oberstes Gebot, oder zumindest ein sehr
wichtiges, bei Tisch nie ein Taschentuch benutzen. Dazu verzieht man sich auf
die Toilette. Nase hochziehen ist dagegen ausdrücklich erlaubt. In China
wohlgemerkt. Nicht bei uns hier in Europa. Ebenso stillos ist lautes Sprechen
oder gar Lachen. Während diese Regeln jedoch beim traditionellen chinesischen
Kampftrinken, welches als fester Bestandteil eines abendlichen Geschäftsessens
gilt, außer Kraft gesetzt sind.
Suppe
wird nicht gelöffelt, sondern getrunken. Hund oder Katze werden Europäern heute
nur noch selten gereicht. Falls doch kann man das Gericht mit dem Hinweis auf
kulturelle Essgewohnheiten aber auch getrost abweisen. Häufig haben
Nahrungsmittel in China auch eine symbolische Bedeutung. Lange Nudeln stehen
für ein langes Leben, das dem Gast gewünscht wird. Sollte der Gastgeber jedoch
die Teeschale des Gastes ausschütten, ist irgendetwas schief gelaufen. Dies
kommt nämlich einem Rauswurf gleich.
Höflichkeit
ist in China dennoch wichtiger als Ehrlichkeit. Weiß man die Zeichen jedoch
richtig zu deuten, so machen die Chinesen durch ihr Verhalten und ihre Gesten
durchaus ihren Standpunkt deutlich klar. Jemandem in der Öffentlichkeit zu
widersprechen wird in China nicht gerne gesehen, eine offene Streitkultur gibt
es dort nicht. Dennoch erwartet man klare Worte, was Forderungen und
Vorstellungen angeht.
Unhöflich
ist es im Reich der Mitte übrigens auch nicht, den Gast im Fahrzeug hinter dem
Beifahrersitz zu parken. Hier gilt dies als Platz für den ranghöchsten
Fahrgast. Fällt die anschießende Verabschiedung übrigens kurz aus, kann man dies
als gutes Zeichen werten. Ist die Verhandlung allerdings nicht positiv
ausgegangen, wird der chinesische Verhandlungspartner versuchen, zumindest die
Verabschiedung möglichst höflich zu gestalten.
Wer
sich aber an die Benimm-Regeln des Buches gehalten hat, darf vermutlich getrost
auf eine kurze Verabschiedung hoffen. Der chinesische Knigge ist handlich und
somit immer griffbereit. Durch den Aufbau in Stichpunkten nach dem ABC kann
auch jederzeit der Leitfaden – natürlich heimlich – herausgezogen werden und
das passende Verhalten in der aktuellen Situation nachgeschlagen werden.
Das Buch ist eine
hervorragende Vorbereitung für eine Geschäftsreise ins Reich der Mitte aber
auch für jeden anderen eine amüsante, informative Lektüre.
Schmatzen
erlaubt, Herr Knigge? Von Lutz Berners, Miriam Fritz, Susanne Heimburger und
Nora Frisch, Drachenhaus Verlag, ISBN 978-3-943314-07-6,