Eine Reise über
deutsche Friedhöfe:
Endstation des irdischen oder Anfangspunkt des ewigen Lebens ist in unserem
abendländischen Kulturkreis in der Regel der Friedhof. Er ist über die
Jahrhunderte Zeuge historischer, kultureller und gesellschaftlicher
Wandlungsprozesse geworden. Der Einfluss des Zeitgeistes ist unübersehbar. Aber
auch der Wunsch der Menschen, in Erinnerung zu bleiben durch in Stein gravierte
Namen. Und die Hoffnung, dass Angehörige diese letzte Stätte liebevoll zu einem
kleinen Garten Eden machen.
Ein
interessanter Aspekt, das Interesse an Grab- und Bestattungskultur mit der
Leidenschaft für Gärtengestaltung zu kombinieren. Der Autor ist fasziniert von
der Grab- und Bestattungskultur und hegt eine Leidenschaft für gepflegte Gärten
und Grünanlagen. So ist das Buch nicht nur ein Spiegel für die Einstellung der
Menschen dem Tod gegenüber als letzte Station, sondern auch ein Kulturführer in
unterschiedliche Regionen und Vorlieben. Darüber hinaus lenkt es den Blick auf
die Natur, die hier als Gegensatz eine große Rolle spielt.
Familiengrabstätten,
prachtvoll Mausoleen, einfache Soldatengräber, Sarkophage - immer in
Zusammenhang mit der Umgebung und der Symbiose mit der Natur betrachtet. Dies
alles symbolisiert der umfangreiche Bildband und zugleich die Hoffnung, dass
wie es Heinz Rühmann ausdrückte, der Schöpfer nicht so verschwenderisch mit dem
Wunderbaren des menschlichen Körpers wäre. Weswegen mit dem Tod nicht alles aus
ist - „Wir verlassen die Erde. Aber wir kommen wieder“ wird er in dem Bildband
zitiert.
Weitere
Zitate von Rainer Maria Rilke oder Mahatma Gandhi regen zum Nachdenken an und
lassen den Blick des Betrachters auf den zahlreichen Abbildungen verweilen. Sie
stellen zum Teil Grabstätten, Heiligenfiguren oder Bepflanzungen in den
Vordergrund. Oder konzentrieren sich auf Ausschnitte, Buchstaben oder
Hintergründe. Und auf die fotografierten Details, die den Blick auf sich ziehen
wie bunte Lichtflecke auf den sonst tristen Flächen. Mit den Augen eines
Flaneurs, der ohne konkretes Ziel nach Eindrücken sucht.
Im
Gegensatz zu anderen Bildbänden, die sich mit Friedhöfen beschäftigen ist es
keine Aufzählung der Grabstätten Prominenter, sondern eine Reise durch
Friedhöfe in Deutschland von Sylt bis Konstanz. Die verdeutlichen soll, dass
Religion, sozialer Stand, Reichtum, Armut und ein unterschiedliches
Gestaltungsbedürfnis auch über den Tod hinaus wirken.
Ein Buch welches
den Leser auf die allgegenwärtige Thematik der „Endstation des irdischen
Lebens“ verweist und nachdenklich stimmt. Aber auch die Aufmerksamkeit auf die
gestalterische Vielfalt eines Friedhofes und der darin befindlichen Gräber
lenkt.
Die
letzte Reise von Clemens Menne, ISBN 978-3-927372-76-4, Systemed Verlag, www.systemed.de