Montag, 2. November 2015

Buchrezension "Journey Man"


Ein Mann, fünf Kontinente und jede Menge Jobs: Auf der Suche nach einer Möglichkeit, Traumjob und Reiselust unter einen Hut zu bringen, stößt der Autor auf eine mittelalterliche Tradition: die Walz des Handwerksgesellen.

Die Burschen in schwarzer Tracht mit Schlaghosen, Schlapphut und Wanderstock waren Handwerker, die ihre Ausbildung abgeschlossen hatten. Sie mussten nun für eine bestimmte Zeit auf Wanderschaft gehen, um den Meistertitel zu erwerben.
Dabei wird das Tagebuch des Wandergesellen für Körner zum Onlineblog und er hat einen Punkte-Plan. „Design statt Handwerk“ – „Alles wird mir eine Lehre sein“ – „Erfahrungsreichtum statt Geldsegen“ – „Alles inklusive“ – „Von Haus zu Haus“ – „Sperrgebiet“ – „Auszeit“ – „Querweltein“ und „Der Weg ist das Ziel“.

Seine Reise startet der frisch gebackene Weltenbummler in Shanghai, in einem Architekturbüro. Eine Stelle, die ihm von einem Professor seiner Universität besorgt worden war. Um dort bereits festzustellen, dass er seine Regeln nicht ganz wird einhalten können. Oder soll er die Stelle abschlagen, um sein Prinzip „Erfahrungsreichtum statt Geldsegen“ einzuhalten? Den Punkt welcher besagt auf der Walz nur für Kost und Logis, egal ob Brotkanten oder Dreigängemenü, Matratze, Sofa oder Himmelbett zu arbeiten. Der Chef hat nämlich keine Lust für ihn eine Unterkunft geschweige denn etwas Essbares zu besorgen. Stattdessen bietet er den Lohn eines Praktikanten. Und bereits hier bleibt der Autor länger als geplant. Womit der nächste Punkt - nicht länger als einen Monat an einem Ort zu bleiben - ebenfalls hinfällig geworden ist.

Es bleibt weiter schwer, die Regeln einzuhalten und oft ist es auch schwer, sich zu verabschieden, wenn man das Gefühl hat unter Freunden zu wohnen. Um statt dessen Stunden in Wartesälen von Flughäfen und Bahnstationen zu verbringen oder auf Betrüger hereinzufallen, welche Tickets zum doppelten Preis verkaufen. Einen Monat lang auf einer Iso-Matte zu schlafen und mit unterschiedlichen Temperaturen und Anstrengungen zu kämpfen.

Als schließlich seine Beziehung ob seiner Reise zerbricht und er in ein tiefes Loch fällt, sucht er Kraft bei seiner Mutter und seinem Bruder, um anschließend gestärkt sein Abenteuer fortzusetzen. Um am Ende der Wanderschaft als weiser, weltoffener und an Erfahrungen reicher Mensch heimzukommen. Jemand, der sich zu einer echten Persönlichkeit entwickelt hat. Ein Furchtloser, den die Kulturen der Welt und die Weite des Universums nicht schrecken. Ganz nach der Tradition der Wandergesellen auf der Walz.

Hilfreich sind auch die QR-Codes im Buch, die es möglich machen die Reise mit Hilfe von Fotos und Videos nachzuerleben. Die kostenlose App zum Scannen kann auf das Smartphone oder das Tablet geladen werden.

Ob die vom Autor beschriebene Reise – in zwei Jahren an über sechzig Orte mit nur 255 Euro in der Tasche für jedermann zum Nachahmen empfohlen werden kann sei dahingestellt. Empfohlen werden kann auf jeden Fall die Lektüre des Buches. Amüsant, flüssig und interessant schildert der Autor darin die Stationen seiner Reise.


Journey Man von Fabian Sixtus Körner, Ullstein Verlag, ISBN 978-3864-9301-40, www.ullstein-extra.de