Montag, 2. November 2015

Buchrezension "Kim und Struppi"

Können Träume wahr werden: Alles beginnt mit einem Kindheitstraum und einer Regenbogenrutsche. Diese Rutsche befindet sich allerdings in einem der totalitärsten Staaten der Erde. Sie ist ein Geschenk des Großen Führers Kim Il-sung an Koreas Kinder. Christian Eisner hört davon in der Schule in Ostberlin im Jahr 1988. Zu Ehren einer Gästedelegation aus Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, singt er an seiner Schule Arbeiterkampflieder.

Fünfundzwanzig Jahre später  macht er sich auf, das bunte Rutschbauwerk zu suchen und reist ins bizarrste Land der Welt. Er steht als TV-Autor nicht unbedingt auf der Liste der erwünschten Gäste. Seine Begleiterin ist Fotoreporterin. Nicht die besten Voraussetzungen, um sein anvisiertes Ziel zu erreichen. Weil – darüber hinaus gar nicht sicher ist, ob dieses Objekt überhaupt existiert. So machen sich die Autoren auf eine spannende, gefährliche und außergewöhnliche Reise in die „Destination Nordkorea“.
Die die beiden mit falschen Berufsangaben sozusagen inkognito das Land bereisen wurde ein detaillierter Code mit den Daheim gebliebenen vereinbart. Um mitzuteilen ob es ihnen gut geht. Und da die beiden sich keiner Reisegruppe anschließen wollten, hat jeder seinen eigenen Begleiter auf der Reise durch das Land. Auch Pauschal-Touristen dürfen sich nur in Gegenwart abgestellter, geschulter Personen in Nordkorea bewegen.

Geführt werden die zwei an die Glanzpunkte des Landes. Gezeigt werden soll Nordkorea von seiner Schokoladenseite – und nur unter diesem Aspekt. Ihre ständigen Begleiter achten stets darauf, dass sie auch tatsächlich nur mit vorher ausgewählten Nordkoreanern in Kontakt treten. Augenzwinkernd lassen die beiden die Selbstbeweihräucherung über sich ergehen. Etwas anderes ist im vorgegebenen gut strukturierten Pflichtprogramm auch gar nicht vorgesehen.

Fotografiert werden darf nur auf ausdrückliche Erlaubnis und bevorzugt die begehrten Fotos mit strahlenden Touristen im Vordergrund der repräsentativen Bauten Nordkoreas. Handys werden bei der Einreise ohnehin abgenommen. Trotz der gegebenen Umstände gelingt es den Autoren, dem Leser einen amüsanten Reisebericht vorzulegen. In den Text eingearbeitet sind zahlreiche Informationen über die Geschichte Nordkoreas und einige Anekdoten über das Land. Wirtschaftliche Vergleiche zwischen Nord- und Südkorea und das Verhältnis zu Japan. Der Autor hat gut recherchiert und gibt sein Wissen weiter, ohne allerdings das Werk mit zu vielen Details und Fakten zu überladen.

Wäre da nicht ein negativer Beigeschmack angesichts der Einreisebestimmungen könnte der Reiseführer mit seinen Beschreibungen über die landschaftliche Schönheit und die imposanten Sehenswürdigkeiten Touristen durchaus für das Land begeistern. Informationen über einheitliche Mode bis hin zum offensichtlich genormten Haarschnitt und andere Merkwürdigkeiten werden amüsant präsentiert. Der Autor macht seinem Berufszweig als Satiriker und Comedy-Coach unter anderem für Harald Schmidt und Grünwald alle Ehre.

Das Buch erweist sich als eine informative und dabei amüsante sowie lesenswerte Lektüre auch für diejenigen, welche nicht planen Nordkorea einen Besuch abzustatten. Wer einen Aufenthalt in Nordkorea ins Auge fasst, findet darin nützliche Benimm-Tipps über die Gepflogenheiten im Land.

Kim & Struppi, Ferien in Nordkorea von Christian Eisert, Ullstein Verlag, ISBN 978-3-86493-020-1, www.ullstein-extra.de