Können Träume wahr
werden:
Alles beginnt mit einem Kindheitstraum und einer Regenbogenrutsche. Diese
Rutsche befindet sich allerdings in einem der totalitärsten Staaten der Erde.
Sie ist ein Geschenk des Großen Führers Kim Il-sung an Koreas Kinder. Christian
Eisner hört davon in der Schule in Ostberlin im Jahr 1988. Zu Ehren einer
Gästedelegation aus Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas, singt er an seiner
Schule Arbeiterkampflieder.
Fünfundzwanzig
Jahre später macht er sich auf, das
bunte Rutschbauwerk zu suchen und reist ins bizarrste Land der Welt. Er steht
als TV-Autor nicht unbedingt auf der Liste der erwünschten Gäste. Seine
Begleiterin ist Fotoreporterin. Nicht die besten Voraussetzungen, um sein
anvisiertes Ziel zu erreichen. Weil – darüber hinaus gar nicht sicher ist, ob
dieses Objekt überhaupt existiert. So machen sich die Autoren auf eine
spannende, gefährliche und außergewöhnliche Reise in die „Destination
Nordkorea“.
Die
die beiden mit falschen Berufsangaben sozusagen inkognito das Land bereisen
wurde ein detaillierter Code mit den Daheim gebliebenen vereinbart. Um
mitzuteilen ob es ihnen gut geht. Und da die beiden sich keiner Reisegruppe
anschließen wollten, hat jeder seinen eigenen Begleiter auf der Reise durch das
Land. Auch Pauschal-Touristen dürfen sich nur in Gegenwart abgestellter,
geschulter Personen in Nordkorea bewegen.
Geführt
werden die zwei an die Glanzpunkte des Landes. Gezeigt werden soll Nordkorea
von seiner Schokoladenseite – und nur unter diesem Aspekt. Ihre ständigen
Begleiter achten stets darauf, dass sie auch tatsächlich nur mit vorher
ausgewählten Nordkoreanern in Kontakt treten. Augenzwinkernd lassen die beiden
die Selbstbeweihräucherung über sich ergehen. Etwas anderes ist im vorgegebenen
gut strukturierten Pflichtprogramm auch gar nicht vorgesehen.
Fotografiert
werden darf nur auf ausdrückliche Erlaubnis und bevorzugt die begehrten Fotos
mit strahlenden Touristen im Vordergrund der repräsentativen Bauten Nordkoreas.
Handys werden bei der Einreise ohnehin abgenommen. Trotz der gegebenen Umstände
gelingt es den Autoren, dem Leser einen amüsanten Reisebericht vorzulegen. In
den Text eingearbeitet sind zahlreiche Informationen über die Geschichte
Nordkoreas und einige Anekdoten über das Land. Wirtschaftliche Vergleiche
zwischen Nord- und Südkorea und das Verhältnis zu Japan. Der Autor hat gut
recherchiert und gibt sein Wissen weiter, ohne allerdings das Werk mit zu
vielen Details und Fakten zu überladen.
Wäre
da nicht ein negativer Beigeschmack angesichts der Einreisebestimmungen könnte
der Reiseführer mit seinen Beschreibungen über die landschaftliche Schönheit
und die imposanten Sehenswürdigkeiten Touristen durchaus für das Land
begeistern. Informationen über einheitliche Mode bis hin zum offensichtlich
genormten Haarschnitt und andere Merkwürdigkeiten werden amüsant präsentiert.
Der Autor macht seinem Berufszweig als Satiriker und Comedy-Coach unter anderem
für Harald Schmidt und Grünwald alle Ehre.
Das Buch erweist
sich als eine informative und dabei amüsante sowie lesenswerte Lektüre auch für
diejenigen, welche nicht planen Nordkorea einen Besuch abzustatten. Wer einen
Aufenthalt in Nordkorea ins Auge fasst, findet darin nützliche Benimm-Tipps
über die Gepflogenheiten im Land.
Kim
& Struppi, Ferien in Nordkorea von Christian Eisert, Ullstein Verlag, ISBN
978-3-86493-020-1, www.ullstein-extra.de