Cadaqués ist keine
„Lost Generation“:
so beschreibt es Robert, eine Figur aus dem Buch. Wir finden uns selbst.
Cadaqués ist ein legendäres kleines Fischerdorf nahe der spanisch-französischen
Grenze. Robert war wegen Dali hierher gekommen, vor 30 Jahren. Und so wie ihm
geht es vielen. Dali galt hier als der Mann aus dem Dorf, der arbeitende Mann
und nicht allein als das verrückte Genie. Noch heute erinnern viele Orte an den
Aufenthalt Dalis. Wie die drei Torbögen, die berühmt wurden, weil Dali sie
gemalt hatte. Und noch heute treten viele in die Fußstapfen der dekadenten
„Societat l`Amistrat“, der Gesellschaft von Freunden. Hier wird deutlich, auch
der Mensch gehört zum Königreich der Tiere, hier ist man von Natur aus
berauscht vom Leben, von der Liebe, von der Kunst. Leben wie Gott in Frankreich
– das heißt Leben in Cadaqués im Schatten des Surrealismus.
Genau
hier, am östlichsten Punkt der iberischen Halbinsel, wo die gewaltigen Pyrenäen
ins Mittelmeer eintauchen hatte der Ort dazu beigetragen, das 20. Jahrhundert
aus seinem Dämmerschlaf zu reißen und in neue, unbekannte Gefilde zu führen.
Viele kamen aus den großen Städten hierher um Kraft zu schöpfen: Miro, Picasso
oder Duchamp waren nur einige von ihnen. Sie alle profitierten von den
besonderen Lichtverhältnissen und dem verträumten, romantischen Umfeld. Und
hier in den Bars wie zum Beispiel dem mit dem schwaren „L`Houstal“ Logo spielt
sich auch die Geschichte ab. Die in dicken Lettern gehaltene Schrift stammt von
keinem geringeren als Dali. Man erzählt sich, dass Dali dafür dort zeitlebens
kostenlos Speis und Trank erhalten hat.
Nach
ihm kamen weitere berühmte oder weniger berühmte Maler, Schauspieler und Straßenkünstler.
Und sie alle genossen das lässige Savoir
Vivre mit reichlich Sex and Drugs and Rock`n Roll. Die Dekadenz zeigt sich
allerdings mit Niveau, keine allzu derben Sprüche, sondern ein tief im Inneren
verwurzeltes Freiheitsdenken. Das sich gegen jegliche Konvention und
Einschränkung richtet, auch wenn dabei die Gefühle anderer verletzt werden.
Michael
Lederer beschreibt das Lebensgefühl und den Flair des Ortes in seinem
Künstlerroman bildhaft wie Hemingway. Beim Lesen spürt man förmlich den Wind,
der von den Pyrenäen her weht, den Tramuntana. Riecht den Duft der über
Olivenholz bereiteten Paella, die Sonne brennt auf der Haut und man genießt das
Leben nicht selten mit Hilfe von exzessivem Genuss von Sangria, Brandy und
alles was sonst noch den Geist berauscht. Immer an der Grenze wischen wild und
zu wild wie der Autor es bezeichnet.
Nicht
alle haben Erfolg im Schatten der Großen, der Alkohol lässt das leicht
vergessen. Dadurch beflügelt ergeben sich unzählige Dialoge und philosophische
Gespräche. Natürlich – wie soll es anders sein – über die Liebe und die Vergänglichkeit.
Über Kunst oder Poesie und aus gegebenem Anlass dann auch über den Tod. Alles
verpackt in eine Liebesgeschichte als tragendes Element.
Das Buch ist ein
exzellentes Werk bebildert durch die sprachliche Schönheit besetzt mit kreativen
Akteuren und spannend durch die Geschichte der Liebe zweier Menschen wie sie
gegensätzlicher nicht sein könnten.