Der Thriller von
Chris Morgan Jones beginnt im Glanz und Glamour Dubais: Der Detektiv
Webster ermittelt dort zu Beginn seines Abenteuers vor Ort. Und beleuchtet die
Stadt nicht nur im Schatten des Burj al Arab mit der „Verrücktheit nach Höhe
und Parkplätzen“ sowie der Liebe zum Bauen. Sondern auch das andere Dubai, das
ursprüngliche auf der anderen Seite des Creek. Mit dem Geruch von Meeresluft,
Fisch und Schwefel. An dem Ort, an dem alles begann. Der Autor beschreibt Dubai
als den unterhaltsamsten Ort der Welt. Als würde man ganz bei null anfangen.
Auf einem weißen Blatt Papier. „Niemand hat ihnen erklärt, dass man in der
Wüste nicht Ski fahren kann. Dass man ohne eine funktionierende Wirtschaft
nicht so viel Besitz anhäufen kann. Aber es ist ihnen egal. Es ist unfassbar
was sie daraus gemacht haben“. Eine kurze Weile führt Jones den Leser in die
Gebräuche und die Kulinarik des Landes ein, um ihn dann wieder auf den Boden
der Tatsachen zurückzuholen. Es geht um Recherchen über eine mehr oder weniger
zwielichtige Persönlichkeit hohen Ranges.
Der
Autor schickt den Ermittler auch nach Marokko und lässt den Eindruck entstehen,
dass es dort nichts zu tun gibt außer sich in den nächsten Schatten zu
flüchten. Aber nie in das Land auf dem das Hauptaugenmerk liegt – in den Iran.
„Im Iran gibt es wie überall auf der Welt Verbrechen“. Die Revolutionsgarde und
der VEVAK, der Nachrichtendienst, kontrollieren das Land. Jede Diktatur braucht
den Terror, um den Fortbestand zu sichern. Doch im Iran übersteigt er das
notwendige Maß. Im Iran ist alles politisch ist der allgemeine Tenor, der sich
wie ein roter Faden durch das ganze Buch hindurch zieht. Fast scheint es als
gäbe es das ungeschriebene Gesetz für alle Ausländern, den Iran besser nicht zu
bereisen. Aber es handelt sich hierbei ja nicht um eine Reiselektüre, sondern
um einen äußerst spannenden Thriller.
Alles
beginnt mit einem harmlosen Auftrag, mit einem Toten, der zunächst nichts mit
der Sache zu tun zu haben scheint, mit geschmuggelten Kunstsammlungen aus dem
Iran und führt über eine Entführung und Waffenschiebereien quer durch Syrien
und den Libanon hin zu lebensbedrohlichen Situationen. Die Auflösung zeigt sich
spannend, dennoch aber ziemlich abrupt und endet in einem Feuerwerk an Gewalt,
Brutalität und Erpressung.
Das
Werk lässt den Iran und seine Machthaber in Teheran als rücksichtslose Diktatur
und verstricktes Machtgefüge erscheinen, ohne aber detailliert auf Hintergründe
und politische Verhältnisse einzugehen. Schließlich handelt es sich ja auch
nicht um ein politisches Sachbuch. Es empfiehlt sich vor der Lektüre des Buches
die Erinnerungen an die Umstände im Iran in den letzten Jahren wachzurufen, um
die Zusammenhänge im Herkunftsland des Hauptakteurs mit einbeziehen zu können.
Wer
bis jetzt noch nicht von der Allmacht einer Diktatur überzeugt gewesen ist, der
sollte es spätestens nach der Lektüre des Buches sein. Eine Regierung, die ihre
Hände in kriminelle Machenschaften steckt und vor keiner Grausamkeit zurückschreckt.
Gemeinsam mit dem VEVAK, der sich aller Mittel bedient. Was jedoch die Frage
aufwerfen könnte, inwiefern sich dieses groß von anderen Organisationen der Art
unterscheiden sollte.
Am
Ende der Lektüre steht der Leser aber auch vor tiefgründigen Fragen. Wie zum
Beispiel der, ob sich mit Waffenhandel oder auf dem Finanzmarkt das Geld beinah
im Schlaf verdienen lässt. Und wenn ja, zu welchem Preis man sich ein luxuriöses
Leben erkaufen muss. Steht hinter der Kulisse so manch kühl kalkulierenden Geschäftsmannes
ein familiärer Mensch, der seinen Zwängen derart ausgeliefert ist, dass diese
über dem Interesse der Familie stehen. Selbst wenn sie davon erheblich bedroht
wird.
Ein spannend
geschriebenes Buch mit vielen Überraschungseffekten, Ortswechseln, vielseitigen
Handlungspersonen und Einblicken in die unterschiedlichen Charaktere der
Menschen. Spannend verfasst und zum Denken anregend in vieler Hinsicht.
Die
Kunst des Sterbens von Chris Morgan Jones, Heyne-Verlag, ISBN 978-3-453-41072-5,
www.heyne.de