Dienstag, 3. November 2015

Bonmot "Absahnen"

Bonmot „Absahnen“

Eis, Erdbeertorte, Cappuccino – „aber bitte mit Sahne“. Udo Jürgens besang die Kalorienbombe die uns allen das Wasser im Munde zusammen laufen lässt. Und meist sind es tatsächlich die kleinen Sahnehäubchen obenauf, welche nicht nur von den kleinen Kindern besonders heißt begehrt werden. Kommt daher die Redewendung absahnen, weil die kleinen Schleckermäuler mit Vorliebe das Beste – sprich die Sahne – von allem abkratzen? Mütter kennen die „abgeernteten“ trockenen Kuchen – übrig gelassen von ihren lieben Kleinen nach dem „absahnen“. Kommt daher der Ausdruck?

Sicher profitieren die kleinen Naschkatzen davon, weil ihr Hunger nach einer Extraportion Süßes damit ausreichend gestillt ist. Allerdings ist das Bonmot „Absahnen“ nicht aus diesem Hintergrund heraus entstanden. Es stammt vielmehr aus einer Zeit, als Sahne noch als etwas besonderes Nahrhaftes und somit Wertvolles gegolten hat. Als man noch weit davon entfernt war Kalorien zu zählen lieferte sie lebensnotwendige Fette und fettlösliche Vitamine.

Die Sahne, sprich der Rahm sind die fetthaltigen Milchteile, welche sich bei der Milch oben absetzen wenn sie eine kurze Zeit stehen geblieben ist. Wohlgemerkt nur bei Rohmilch frisch von der Kuh. Würde man das heute bei unserer homogenisierten Milch ausprobieren, erhielte man nur abgestandene Milch. Der an der Oberfläche abgesetzte Rahm ist damals wie heute der Grundrohstoff für die Butter- und Käseherstellung. Auch der österreichische Begriff Obers, ein anderer Ausdruck für Sahne, lässt sich daher ableiten, dass man das obere abschöpft, also die Obermilch. Man hat also tatsächlich abgesahnt, was heißt das Beste daraus entnommen. Heute kennen wir eine Vielzahl von Verwendungsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Bezeichnungen. Wie in etwa Creme Fraiche oder Schmand. Allerdings den Begriff „abschmanden“ oder „abfraichen“ gibt es bisher noch nicht.