Dienstag, 3. November 2015

Bonmot "Seinen Senf dazugeben"

Bonmot "Seinen Senf dazugeben"


Da kann das Essen noch so wenig schmackhaft sein, Senf oder Ketchup macht alles wieder wett. Besonders in Bayern kennt man dieses Erfolgserlebnis bei Weißwürsten aus der Dose oder der Tiefkühltruhe. Da hilft nur noch eine kräftige Ladung Senf. Um den unnatürlichen „Touch“ zu überdecken.

So hielten es einst auch die Wirte im 17. Jahrhundert mit dem Senf. Ungefragt besaßen sie die Angewohnheit, zu jedem Essen eine gehörige Portion davon zu servieren. Durch seine scharfe Würze überdeckte er so manches. Ein Grund dafür mag allerdings auch der gewesen sein, dass damals gerade Senf ein ausgesprochen kostbares Gewürz war. Man zeigte „Klasse“ wenn man ihn einsetzte und demonstrierte das auch so oft wie möglich. Auch wenn es eigentlich nicht zum Gericht passte - man war stolzer Senfbesitzer und wollte das auch kundtun.

Senf und Meerrettich waren lange Zeit die einzige Möglichkeit für die europäischen Köche, eine scharfe Würze ins Essen zu bringen. In China fanden die scharfen Körner bereits seit 3000 Jahren Verwendung, während sie erst ab dem 8. Jahrhundert in Mitteleuropa zum Einsatz kamen.


Mit Senf ein minderwertiges Essen aufzuwerten, das kann mindestens so unangenehm sein wie Ratschläge, nach denen nicht gefragt wurde. Daher stammt die Redewendung „seinen Senf dazugeben“ für eine Situation, in der sich jemand in ein Gespräch einmischt – oder schlimmer noch seine eigene Meinung penetrant mitteilt. Ohne dass ihn jemand dazu aufgefordert hätte.