Dienstag, 3. November 2015

Bonmot "Eulen nach Athen tragen"

Bonmot "Eulen nach Athen tragen"


Eulen nach Athen tragen würde heute niemand mehr, man würde sie fliegen, fahren oder verschicken. Allerdings – was sollen Eulen in Athen. Gibt es dort etwa keine, essen sie die auf oder werden sie von den Meeresmöwen wieder vertrieben. Wieso also brauchen die Athener Eulen. Der Clou ist, sie brauchen gar keine Eulen. Eulen nach Athen  tragen ist so sinnlos wie einen Tropfen Wasser in einen Wasserfall gießen oder ins Meer. Eine vollkommen überflüssige Anstrengung also. Unsinnig eben wie Eulen nach Athen zu tragen.



Ebenso unsinnig, wie „Lignam in silvam ferre“ - Holz in den Wald tragen, wie es der Dichter Horaz (65 – 8 v. Chr.) später beschrieben hat, Bier nach München zu transportieren oder Schnee nach Lappland, wie die Russen zu sagen pflegen. Abwandlungen über den Sinn und Unsinn jeglicher Handlungen in jeder Form sind zulässig und können der heutigen Zeit angepasst werden. Wie wäre es z.B. mit von den Aussagen der Politiker einen Kern Wahrheit zu suchen, zu glauben wissenschaftliche Untersuchungen könnten die Bedrohung durch Kernkraftwerke analysieren, zu denken die Pharmaindustrie würde sich um unser Wohlergehen sorgen. Sinnlos. Die Liste könnte unendlich fortgesetzt werden. An dieser Stelle möge sich jeder selbst seine Gedanken machen über Sein und Schein.


Weit über 2000 Jahre bezeichnet man jedenfalls völlig ergebnislose Vorgänge schon so. Seit der griechische Dichter Aristophanes den Bonmot in seiner Komödie die Vögel verwendet hat. „Wer hat die Eulen nach Athen gebracht?“. Das wäre heute gleichzusetzen mit Tauben nach Venedig tragen. Die haben dort eine Taubenplage und die Athener hatten dereinst eben bereits sehr viele Eulen. Eulen die sich zu Ehren der Schutzgöttin der Stadt, der Göttin Athene, dort aufhielten. Sei es als lebendige Wesen oder in Form zahlreicher Statuen und Kunstwerke. Pallas Athene, ein Inbegriff der Weisheit. Eines ihrer Symbole war die Eule, die man für besonders klug hielt aufgrund ihrer großen Augen und der Fähigkeit, auch nachts zu sehen.


Allerdings vermutet man gelegentlich eine weitgehendere Bedeutung des Ausdrucks. Man unterstellt Aristopanes gelegentlich, er habe damit ausdrücken wollen, dass es sinnlos sei, einen Vogel, welcher ein Symbol für Klugheit ist, in eine Stadt, der es an Weisheit mangelt zu bringen. Vielleicht war es aber auch eine Anspielung auf das reiche Athen. Eulen zierten damals die athenischen Münzen. Silbermünzen in eine ohnehin überaus reiche Stadt zu transportieren wäre ebenfalls überflüssig.  Ob das Sprichwort angesichts der angespannten finanziellen Lage Griechenlands in „Euro nach Athen tragen“ seine Forstsetzung erfährt, wird die Zukunft zeigen.