Dienstag, 3. November 2015

Gewusst woher?


Wie leicht rutschen doch manche Sprüche über die Lippen, die bereits fest in den Sprachgebrauch integriert sind. Die Herkunft derselben interessiert den Benutzer nicht. Bis zum Tage X. Bis zu jenem Tag, an der Angesprochene die Unverfrorenheit besitzt, zu fragen ob man denn wenigstens wüsste, worüber man  da redet.




Manche von den fest stehenden Ausdrücken lassen sich leicht ableiten und erklären. „Perlen vor die Säue“. Da weiß jeder was damit gemeint ist. Andere hingegen – nun da weiß man spontan nicht unbedingt was es bedeutet. Die Frage danach, ob man überhaupt wüsste, wo der Ursprung desselben begründet liegt. Das kann ganz schön peinlich werden. Bleibt man die Antwort schuldig, gilt man dann schnell als Angeber und Aufschneider. „Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt sich`s völlig ungeniert“  ist nicht jedermanns Sache. Also möchte man dem neugierigen Gegenüber doch gerne auch die Herkunft erläutern. Wohl dem, der da die richtige Antwort parat hat.  

Nehmen wir als Beispiel zum Beispiel das beliebte „Alea iacta est“. Die Würfel sind gefallen. Bei der Begegnung mit einem richtigen Lateiner kann man da absolut ins Schwitzen kommen. Die legen ausgesprochen viel Wert auf Endungen und können ganz schon viel Verwirrung schaffen dadurch. Jeder Schüler, der sich mit den Übersetzungen abquälen muss kann ein Lied davon singen. Endungen, Deklinationen, Fälle und Deutungen einzelner Wörter. Dann fallen die Würfel plötzlich nicht mehr, sondern sie wurden geworfen. Original hat der Würfel nämlich gar nichts gemacht, er bleibt passiv. Die Handlung geschieht von außen, er ist nicht selbst gefallen, sondern er wurde dazu veranlasst. Also heißt es eigentlich: Der Würfel ist geworfen worden, oder? Aber es kommt noch schlimmer. Alia – wer oder was. Der Würfel oder vielleicht die Würfel - das ist hier die Frage. Alea kann beide Bedeutungen haben. Singular (Einzahl) oder Plural (Mehrzahl). Ja, wäre da nicht das kleine iacta, was dann wieder auf Mehrzahl hinweisen müsste - eigentlich. Das kleine Wörtchen „est“ aber ist dann definitiv zu übersetzen mit er/sie/es ist. Wörtlich also: die Würfel ist gefallen. Das geht nie und nimmer. Dann lieber doch der Würfel? Wie gemein sind doch die Lateiner. Längst veraltet ihre Sprache und sie ärgern uns auch heute noch damit.  Richtig wäre „Aleae iactae sunt“. Sunt heißt nämlich sie sind.  Alles klar, oder. Jedenfalls, die Würfel sind gefallen ist als freie Übersetzung durchaus richtig.

In anderen, ganz schlimmen Fällen, kann es sogar vorkommen, dass man die Bonmots an falscher Stelle einsetzt. Allerdings werden solche Fauxpas meinen Lesern in Zukunft nicht mehr passieren. In der Serie „Gewusst woher“ werden wir den Hintergründen auf die Spur kommen, ihren Ursprung erforschen und das ganze geheime Wissen dann Sinn erfüllt wiedergeben.


Trotz Internet heutzutage gibt es allerdings immer noch die Notwendigkeit in Büchern nachzuschlagen. Die Inhalte dort sind gründlich recherchiert, von Themen kundigen Verfassern hinterfragt und fundiert. In Büchern kann nicht Hinz und Kunz seine Meinung kundtun, ohne Rücksicht darauf ob die Sache Hand und Fuß hat. Gedruckt und gebunden wird nämlich in der Regel nur, was offiziell Gültigkeit hat. In der Regel jedenfalls. Bei der Erforschung diverser Redensarten ist es dann immer wieder von Vorteil, in den örtlichen Bibliotheken und Archiven nachzuschlagen. Im Hinblick auf diverse Redewendungen ist auch der Duden Nr. 11 „Redewendungen“ sehr hilfreich.