Wie leicht rutschen doch manche Sprüche über die Lippen, die
bereits fest in den Sprachgebrauch integriert sind. Die Herkunft derselben
interessiert den Benutzer nicht. Bis zum Tage X. Bis zu jenem Tag, an der
Angesprochene die Unverfrorenheit besitzt, zu fragen ob man denn wenigstens
wüsste, worüber man da redet.
Manche von den fest stehenden Ausdrücken lassen sich leicht
ableiten und erklären. „Perlen vor die Säue“. Da weiß jeder was damit gemeint
ist. Andere hingegen – nun da weiß man spontan nicht unbedingt was es bedeutet.
Die Frage danach, ob man überhaupt wüsste, wo der Ursprung desselben begründet
liegt. Das kann ganz schön peinlich werden. Bleibt man die Antwort schuldig, gilt
man dann schnell als Angeber und Aufschneider. „Ist der Ruf erst ruiniert, dann
lebt sich`s völlig ungeniert“ ist nicht
jedermanns Sache. Also möchte man dem neugierigen Gegenüber doch gerne auch die
Herkunft erläutern. Wohl dem, der da die richtige Antwort parat hat.
Nehmen wir als Beispiel zum Beispiel das beliebte „Alea
iacta est“. Die Würfel sind gefallen. Bei der Begegnung mit einem richtigen
Lateiner kann man da absolut ins Schwitzen kommen. Die legen ausgesprochen viel
Wert auf Endungen und können ganz schon viel Verwirrung schaffen dadurch. Jeder
Schüler, der sich mit den Übersetzungen abquälen muss kann ein Lied davon
singen. Endungen, Deklinationen, Fälle und Deutungen einzelner Wörter. Dann
fallen die Würfel plötzlich nicht mehr, sondern sie wurden geworfen. Original
hat der Würfel nämlich gar nichts gemacht, er bleibt passiv. Die Handlung
geschieht von außen, er ist nicht selbst gefallen, sondern er wurde dazu
veranlasst. Also heißt es eigentlich: Der Würfel ist geworfen worden, oder? Aber
es kommt noch schlimmer. Alia – wer oder was. Der Würfel oder vielleicht die
Würfel - das ist hier die Frage. Alea kann beide Bedeutungen haben. Singular
(Einzahl) oder Plural (Mehrzahl). Ja, wäre da nicht das kleine iacta, was dann
wieder auf Mehrzahl hinweisen müsste - eigentlich. Das kleine Wörtchen „est“
aber ist dann definitiv zu übersetzen mit er/sie/es ist. Wörtlich also: die
Würfel ist gefallen. Das geht nie und nimmer. Dann lieber doch der Würfel? Wie
gemein sind doch die Lateiner. Längst veraltet ihre Sprache und sie ärgern uns
auch heute noch damit. Richtig wäre
„Aleae iactae sunt“. Sunt heißt nämlich sie sind. Alles klar, oder. Jedenfalls, die Würfel sind
gefallen ist als freie Übersetzung durchaus richtig.
In anderen, ganz schlimmen Fällen, kann es sogar vorkommen,
dass man die Bonmots an falscher Stelle einsetzt. Allerdings werden solche
Fauxpas meinen Lesern in Zukunft nicht mehr passieren. In der Serie „Gewusst woher“ werden wir den Hintergründen auf die Spur kommen, ihren Ursprung
erforschen und das ganze geheime Wissen dann Sinn erfüllt wiedergeben.
Trotz Internet heutzutage gibt es allerdings immer noch die
Notwendigkeit in Büchern nachzuschlagen. Die Inhalte dort sind gründlich
recherchiert, von Themen kundigen
Verfassern hinterfragt und fundiert. In Büchern kann nicht Hinz und Kunz seine
Meinung kundtun, ohne Rücksicht darauf ob die Sache Hand und Fuß hat. Gedruckt
und gebunden wird nämlich in der Regel nur, was offiziell Gültigkeit hat. In
der Regel jedenfalls. Bei der Erforschung diverser Redensarten ist es dann
immer wieder von Vorteil, in den örtlichen Bibliotheken und Archiven
nachzuschlagen. Im Hinblick auf diverse Redewendungen ist auch der Duden Nr. 11 „Redewendungen“
sehr hilfreich.