Sonntag, 1. November 2015

Buchrezension "Berlin gärtnert"



Nicht nur "der Belina liebt det jrüne". Warum das so ist, wird uns bereits in der Einleitung des Buches dargelegt. Und es gibt viele Gründe dafür, die Natur zu lieben und zu pflegen. Die Fensterbank, der Balkon, das Dach, der Hinterhof, sie alle bieten Raum zur Betätigung im Grünen. Wie es dazu kam, wie es gemacht wird und welche Pflanzen bestimmte Standorte wie z.B. exponierte Lagen auf Balkonen nicht oder schon vertragen, können wir ebenfalls nachlesen. Ebenso wie eine detailierte Beschreibung der Vorteile eines begrünten Daches oder der Entstehung von mit Pflanzen aufgepeppten Betonpfeiler, Müllcontainern oder Wänden. Auch vertikales Gärtnern genannt.

Zwei von hundert Berlinern besitzen einen Kleingarten, was Anlass genug ist, diesem Thema ein eigenes, ausführliches Kapitel zu widmen. Inklusive Entstehungsgeschichte, Erläuterungen zum Behördenkrimskrams und Tipps wie man zu so einem Refugium gelangen kann. Auch der Historie und Vielfalt der Gartenzwerge wurde ein eigener Abschnitt zugeschrieben. Von ihnen führt der Weg über die Hausgärten zu den Privatgärten von Künstlern wie Max Liebermann oder Hannah Höch. Persönliche Berichte erzählen von der Entwicklung eines Anti-Gärtners zum Gartenliebhaber, den Kämpfen um das Bestehen der grünen Oasen und der Option des Gartens für Selbstversorger.

Thematisiert werden auch die Gartenstädte, ein besonderes Phänomen. Einige dieser Berliner Anlagen wurden in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Interessant sind auch die Ausführungen über Baumscheibe und Kübel. Am Beispiel der Oderberger Straße werden hier die Schwierigkeiten, aber auch die Einzigartigkeit und Schönheit dieser von den Anwohnern gestalteten Kleinoden beschrieben. Weltbekanntheit erlangt hat mittlerweile auch das Guerilla Gardening, das Bepflanzen städtischer Baumscheiben in Eigenregie. Nicht legal, nicht illegal - und für nette kleine Geschichten hervorragend geeignet.

Innovative Ideen für alle, die gerne in der Erde wühlen, aber keinen eigenen Garten besitzen gibt es unter "Grüne Initiativen", "Friedhofsgärtner" aber auch "Gemeinschaftsgärten" mit einer Übersicht der Adressen von Berliner Verbänden. Ein für alle, welche auch nur ein wenig der Faszination Garten erlegen sind, ein lesenswertes und ein nützliches Buch. Insbesondere, wenn man sich einen eigenen Stadtgarten zulegen will - nicht nur für Berliner.

„Berlin gärtnert“ ist kein weiteres Buch über das Gärtnern an sich, sondern es erzählt authentische Geschichten von Menschen und ihren besonderen Oasen in Berlin.

Berlin gärtnert von Jana Kotte, Edition Terra,  ISBN 978-3942-9170-32