Erfahrungen im
Leben hinterlassen tiefe Spuren im Bewusstsein. Damit befasst
sich dieses Buch, mit den Ängsten, Wünschen und unterbewussten Interpretationen
der Menschen. Gut und abwechslungsreich ist der Wechsel zwischen den beiden
Hauptpersonen vom Vater zur Tochter. Beide Lebenssituationen laufen parallel
nebeneinander her und halten bis zum Ende die Spannung aufrecht, ob der
getrennte Weg der beiden sich wieder zusammenfügen wird. Eine Schilderung von
zwei komplett unterschiedlichen Lebensläufen, die eine gemeinsame Verbindung
haben, einen gemeinsamen Ursprung und dennoch zwei völlig verschiedene Welten
widerspiegeln. Und doch erzählen, wie es jedem der "kleinen Leute"
ergehen könnte oder vielleicht ergangen ist.
Es
ist aber gelegentlich auch ein Blick in eine trostlose Welt und schildert, wie
eine einzelne Entscheidung den Lebensweg vieler Menschen und deren Umfeld
bestimmen kann. Ja, die Gedanken und Empfindungen maßgeblich prägen kann. Zwei
Menschen auf der Suche nach der längst verdrängten Vergangenheit, die sie doch
nicht loslässt und zugleich nach Perspektiven für die Zukunft suchen lässt. Ein
Schicksel das jedem von uns mit auf den Weg gegeben wurde und uns die
Geschichte so nahe bringt.
Es
befasst sich damit, wie differenziert Liebesgeschichten in jüngerem und
fortgeschrittenen Alter verlaufen können. Zwei Menschen auf der Suche nach
Liebe zwischen Zweifel und Hilflosigkeit mit einem immer wieder aufkeimenden
Funken Hoffnung in das Gute. Und auch damit wie das eigene Verhalten - nämlich
das der Tochter - einer beinah zwanghaften Lügnerin das Vertrauen in andere
Menschen schwinden lässt. Und wie leichtfertig sie dennoch über andere urteilt,
ohne ihre eigenen Fehler zu erkennen.
Ein
durch und durch spannende, gelegentlich auch sehr nachdenklich stimmender
Roman, der es dem Leser gut ermöglicht sich in die Darsteller
hineinzuversetzen. Das Ende, leider ziemlich diffus, mag letztendlich denen
sehr gut gefallen, die sich ihr eigenes "Happy End" oder den Fortgang
der Geschichte selbst interpretieren wollen.
Anhand des
Beispiels eines frisch aus der Haft entlassenen Mannes macht uns das Buch
deutlich, wie selbstverständlich wir mit dem Begriff "Freiheit" und
"Selbstbestimmung" umgehen.
Die
Farbe der Reue von Roy Jacobsen, aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele
Haefs und Andreas Brunstermann, Osburg Verlag, ISBN 3-978-3-940731-74-6