Ein Krimi der
feinen englischen Art:
Die beiden Hauptdarsteller sind allerdings keine schillernden Gestalten, was
sie dem Leser besonders sympathisch macht. Mit ihnen kann er sich
identifizieren und über ihre gegenseitigen Sticheleien gelegentlich sehr amüsieren.
Sie sind auch keine ausgefuchsten Detektive und sehen sich dennoch plötzlich in
der Pflicht, mehrere Morde zu lösen. Nicht ahnend, dass das Unternehmen für sie zur
lebensgefährlichen Situation führen wird.
Der
Einstieg hat etwas von einem Fantasyroman und erinnert ein bisschen an Jumanji
oder die unendliche Geschichte. Auch hier werden die handelnden Personen
unfreiwillig in eine andere Welt hineingezogen, der sie nur durch das Lösen
einer schwierigen Aufgabe wieder entrinnen können. Und sie allein sind
imstande, das Problem zu lösen. Ob sie durch Wunschdenken oder ein Zeitloch
hineinmanövriert wurden, spielt dabei keine Rolle.
Mord
am Lord ist ein wahrer Krimi der feinen englischen Art mit einem Butler, der
nur redet, wenn er gefragt wird und somit sein Wissen nicht mehr rechtzeitig
preisgeben kann. Und mit Bediensteten, welche aus Pflichtbewusstsein nichts aus
dem Privatleben ihrer Arbeitgeber preisgeben. Die ihre Nase nicht in Dinge
hineinstecken, die sich nichts angehen. Offiziell jedenfalls. Am Rande gibt das
Buch auch ein wenig Einblick in das England in der Zeit um 1926, die
Lebensgewohnheiten und Ernährungsgewohnheiten.
Natürlich
und zum Glück hat der Krimi aber auch sehr viel von Agatha-Christie, worauf
auch die Namen und handelnden Personen deutlich hinweisen. Agatha-Christina
heißt die Autorin in diesem fiktiven Werk. Plaudernd und mit ganz beiläufigen
Fragen werden die Verhöre durchgeführt, mit sehr viel Raffinesse, ganz
Agatha-Christie-Like.
Dabei
gibt es natürlich auch die beliebten übererraschenden Wendungen zwischendurch
die einen ganz anderen Verlauf der Geschichte ankündigen und wieder Verwirrung
im scheinbar offensichtlichen Ablauf stiften. Tatsächlich eröffnet sich dem Leser
das Rätsel erst zum Schluss, was bis zuletzt den Spannungsbogen aufrecht hält.
Ein,
wie die Hauptakteurin im Lauf des Buches erwähnt, guter Krimi ist einer, bei
dem der Leser nie auf die Lösung kommt, aber am Ende das Gefühl hat, er hätte
eigentlich drauf kommen müssen. Eben wie in dem Buch Mord am Lord.
Das Buch ist
nicht nur ein ausgesprochen spannendes Stück, sondern auch eine Zeitreise. Für
Agatha-Christie-Anhänger ein bestimmt empfehlenswertes Werk. Aber auch für alle
anderen Fans des Krimi-Genre ein spannender und lesenswerter „Krimi der feinen
englischen Art“.