Montag, 2. November 2015

Buchrezension "Mord am Lord"



Ein Krimi der feinen englischen Art: Die beiden Hauptdarsteller sind allerdings keine schillernden Gestalten, was sie dem Leser besonders sympathisch macht. Mit ihnen kann er sich identifizieren und über ihre gegenseitigen Sticheleien gelegentlich sehr amüsieren. Sie sind auch keine ausgefuchsten Detektive und sehen sich dennoch plötzlich in der Pflicht, mehrere Morde zu lösen. Nicht ahnend,  dass das Unternehmen für sie zur lebensgefährlichen Situation führen wird.

Der Einstieg hat etwas von einem Fantasyroman und erinnert ein bisschen an Jumanji oder die unendliche Geschichte. Auch hier werden die handelnden Personen unfreiwillig in eine andere Welt hineingezogen, der sie nur durch das Lösen einer schwierigen Aufgabe wieder entrinnen können. Und sie allein sind imstande, das Problem zu lösen. Ob sie durch Wunschdenken oder ein Zeitloch hineinmanövriert wurden, spielt dabei keine Rolle.

Mord am Lord ist ein wahrer Krimi der feinen englischen Art mit einem Butler, der nur redet, wenn er gefragt wird und somit sein Wissen nicht mehr rechtzeitig preisgeben kann. Und mit Bediensteten, welche aus Pflichtbewusstsein nichts aus dem Privatleben ihrer Arbeitgeber preisgeben. Die ihre Nase nicht in Dinge hineinstecken, die sich nichts angehen. Offiziell jedenfalls. Am Rande gibt das Buch auch ein wenig Einblick in das England in der Zeit um 1926, die Lebensgewohnheiten und Ernährungsgewohnheiten.

Natürlich und zum Glück hat der Krimi aber auch sehr viel von Agatha-Christie, worauf auch die Namen und handelnden Personen deutlich hinweisen. Agatha-Christina heißt die Autorin in diesem fiktiven Werk. Plaudernd und mit ganz beiläufigen Fragen werden die Verhöre durchgeführt, mit sehr viel Raffinesse, ganz Agatha-Christie-Like.

Dabei gibt es natürlich auch die beliebten übererraschenden Wendungen zwischendurch die einen ganz anderen Verlauf der Geschichte ankündigen und wieder Verwirrung im scheinbar offensichtlichen Ablauf stiften. Tatsächlich eröffnet sich dem Leser das Rätsel erst zum Schluss, was bis zuletzt den Spannungsbogen aufrecht hält.

Ein, wie die Hauptakteurin im Lauf des Buches erwähnt, guter Krimi ist einer, bei dem der Leser nie auf die Lösung kommt, aber am Ende das Gefühl hat, er hätte eigentlich drauf kommen müssen. Eben wie in dem Buch Mord am Lord.

Das Buch ist nicht nur ein ausgesprochen spannendes Stück, sondern auch eine Zeitreise. Für Agatha-Christie-Anhänger ein bestimmt empfehlenswertes Werk. Aber auch für alle anderen Fans des Krimi-Genre ein spannender und lesenswerter „Krimi der feinen englischen Art“.


Mord am Lord von B.a. Robin, Goldfinch Verlag, ISBN 978-394-025829-8, www.goldfinchbooks.de