Bonmot "Die Tafel aufheben"
Viele
Redewendungen handeln vom Essen. Ist ein Essen beendet, spricht man davon dass
die „Tafel aufgehoben wird“. Das kann man sich getrost bildlich vorstellen. Der
Ausdruck stammt nämlich tatsächlich daher, dass der Tisch nach dem Essen davon
getragen wurde. Allerdings nicht, damit die nimmer satten Endlosesser zu einem
Ende kommen, sondern weil im Mittelalter die Tafel, also der Tisch, tatsächlich
von den Bediensteten komplett in den Speiseraum transportiert und anschließend
wieder weg getragen wurde. Zumindest bei höher gestellten oder adeligen
Personen.
Zu
Ende war das Schmausen, wenn der Chef des Hauses genug hatte. Er gab dann das
Zeichen, die Tafel aufzuheben. Woraufhin die Dienstboten die komplette Tafel
mit Geschirr und Speiseresten aus dem Raum trugen. Wohl gut, dass man damals
noch nicht so auf die Gesundheit geachtet hat. Langsame, bewusste Esser hätten
da vielleicht des Öfteren hungrig vom Tisch aufstehen müssen.
Tafel
ist ein altes Wort für Speisetisch und wird heute häufig in Zusammenhang mit einem
vornehmen Mahl genutzt. Ganz widersprüchlich zu den so genannten Tafeln, in
denen in manchen Großstädten überschüssige, aber qualitativ einwandfreie
Lebensmitteln eingesammelt werden und an Bedürftige weitergereicht. Allein in unserer
Hauptstadt Berlin werden 20 Prozent der Lebensmittel weggeworfen.
Eine
ganz andere Art den Speisetisch verschwinden zu lassen, hat sich übrigens der
technisch versierte bayerische Märchenkönig Ludwig II. einfallen lassen. Auf
seinem Schloss Herrenchiemsee gab es ein „Tischlein deck Dich“. Einen Tisch,
der mit Speisen beladen wie von Zauberhand aus dem Boden auftauchte und
anschließend wieder verschwand. Möglich wurde das durch eine mechanische
Verbindung in den darunter gelegenen Raum. Später hat der einsame Könige
gelegentlich mehrere Gedecke für nicht existente Personen mit aufdecken lassen
und speiste zu äußerst ungewöhnlichen Zeiten. So musste seine Belegschaft gegen 04.00 Uhr morgens ein komplettes Menü
zaubern und eine Gedeck inklusive Speisen für den französischen Sonnenkönig mit
auflegen. Ein großes Vorbild von König Ludwig II., welcher allerdings zu
Lebzeiten des bayerischen Königs schon lange verstorben war.