Dienstag, 3. November 2015

Bonmot "Die Tafel aufheben"

Bonmot "Die Tafel aufheben"


Viele Redewendungen handeln vom Essen. Ist ein Essen beendet, spricht man davon dass die „Tafel aufgehoben wird“. Das kann man sich getrost bildlich vorstellen. Der Ausdruck stammt nämlich tatsächlich daher, dass der Tisch nach dem Essen davon getragen wurde. Allerdings nicht, damit die nimmer satten Endlosesser zu einem Ende kommen, sondern weil im Mittelalter die Tafel, also der Tisch, tatsächlich von den Bediensteten komplett in den Speiseraum transportiert und anschließend wieder weg getragen wurde. Zumindest bei höher gestellten oder adeligen Personen.

Zu Ende war das Schmausen, wenn der Chef des Hauses genug hatte. Er gab dann das Zeichen, die Tafel aufzuheben. Woraufhin die Dienstboten die komplette Tafel mit Geschirr und Speiseresten aus dem Raum trugen. Wohl gut, dass man damals noch nicht so auf die Gesundheit geachtet hat. Langsame, bewusste Esser hätten da vielleicht des Öfteren hungrig vom Tisch aufstehen müssen.

Tafel ist ein altes Wort für Speisetisch und wird heute häufig in Zusammenhang mit einem vornehmen Mahl genutzt. Ganz widersprüchlich zu den so genannten Tafeln, in denen in manchen Großstädten überschüssige, aber qualitativ einwandfreie Lebensmitteln eingesammelt werden und an Bedürftige weitergereicht. Allein in unserer Hauptstadt Berlin werden 20 Prozent der Lebensmittel weggeworfen.


Eine ganz andere Art den Speisetisch verschwinden zu lassen, hat sich übrigens der technisch versierte bayerische Märchenkönig Ludwig II. einfallen lassen. Auf seinem Schloss Herrenchiemsee gab es ein „Tischlein deck Dich“. Einen Tisch, der mit Speisen beladen wie von Zauberhand aus dem Boden auftauchte und anschließend wieder verschwand. Möglich wurde das durch eine mechanische Verbindung in den darunter gelegenen Raum. Später hat der einsame Könige gelegentlich mehrere Gedecke für nicht existente Personen mit aufdecken lassen und speiste zu äußerst ungewöhnlichen Zeiten. So musste seine Belegschaft  gegen 04.00 Uhr morgens ein komplettes Menü zaubern und eine Gedeck inklusive Speisen für den französischen Sonnenkönig mit auflegen. Ein großes Vorbild von König Ludwig II., welcher allerdings zu Lebzeiten des bayerischen Königs schon lange verstorben war.