Man höre und staune. Sogar im
Deutschen Bundestag arbeitet eine Kommission unter anderem daran, geeignete
Indikatoren des Wohlstandes neben der Ermittlung des Bruttoinlandsprodukts zu
entwickeln. Man erhofft sich Hinweise, wie man die Weichen für höhere
Lebensqualität stellen kann. Wollen wir hoffen, dass das nicht Jahrzehnte
dauert Wertvolle Informationen finden sich auf jeden Fall in dem Buch. "Die
Möglichkeit, das Glück der Menschen insgesamt auf der Ebene der Gesellschaft zu
steigern, werden häufig vernachlässigt. Glück wird zu sehr als rein privates
Ereignis aufgefasst, das nichts mit der Öffentlichkeit zu tun hat",
schreibt der Schweizer Ökonom Frey im einleitenden Beitrag zum Glücksatlas
2012. Also haben wir das Glück nicht allein in der Hand, wir benötigen dabei
die Unterstützung von außen.
Grund
genug also, einmal sämtliche Lebensbereiche auf den "Glücksfaktor" zu
durchleuchten. Höchst interessant ist auch, dass wir Deutschen uns in der europäischen
Konkurrenz seit 2006 von Platz 15. auf
den 9. Platz in Sachen Lebensfreude und Lebenszufriedenheit hinauf gehandelt
haben. Also - woran misst sich das Glücksniveau gesamtheitlich gesehen.
Zunächst einmal sind Gesundheit, soziale Teilhabe und Partnerschaft die
Variablen, welche die Basis für ein glückliches Leben bilden. Das hätten wohl
die meisten unter uns ohnehin vermutet. Weiterhin – und das berücksichtigen wir
bei unserer Suche nach dem Glück meist zu wenig - spielen aber auch die
Sicherheitslage, die Einkommenslage sowie soziale Normen und Werte eine Rolle.
Wie
das zusammenhängt und in welchen Regionen Deutschlands das mehr oder weniger
ausgeprägt ist, darüber gibt der Glücksatlas 2012 hinreichend Aufschluss. Und -
wie wichtig ein hohes gesamtgesellschaftliches Vertrauen hierbei ist. Darüber
sollte sich die Politik tatsächlich einmal Gedanken machen. "Das
Bruttoinlandsprodukt misst alles, außer das, wofür es sich das Leben
lohnt" wird Robert Kennedy, amerikanischer Politiker, in dem Buch zitiert.
Der Glücksatlas greift in diesem Sinne auf umfangreiche Studien zu den Themen,
welche das Bruttoinlandsprodukt nicht beinhaltet, zurück. Unter anderem auch
Studien, welche Auswirkungen die soziale Ungleichheit, die Kriminalitätsrate
oder das Vertrauen in Staat und Mitmenschen auf das Wohlbefinden haben. Ja, es
gibt tatsächlich Studien über die Lebenszufriedenheit im Vergleich innerhalb
Europas und auch innerhalb Deutschlands. Bemerkenswert ist hierbei, dass im
Glücksranking in Deutschland 19 Regionen und nicht 16 Bundesländer miteinander
wetteifern. Bayern Süd und Franken, Nordrhein-Köln und Nordrhein-Düsseldorf
sowie Niedersachsen/Nordsee und Niedersachsen Hannover belegen eigene
Positionen.
Last
but not least wird auch noch das Glück in Metropolregionen unter die Lupe
genommen. Wovon hängt die Zufriedenheit mit dem Leben in einer unserer
Ballungsregionen ab? Nur am Rande sei hier erwähnt, dass Hamburg dabei den
ersten und Essen den letzten Platz belegt. Was den Inhalt betrifft ist also der
Glücksatlas eine hoch interessante Lektüre. Er bietet unterlegt durch Zahlen
und Fakten einen guten Blick auf positive Faktoren aber auch Hemmschwellen des
Glücks. Sehr nützlich auch für grundlegende Recherchen und eine gute Grundlage
dafür, worauf wir in Zukunft aufbauen sollten - auch im privaten Bereich. Vom Stil
her ist das Buch sehr sachlich gehalten und aus diesem Grund tendenziell als
Sachbuch zu verstehen.
Auch wenn man
nicht vorhat, in die glücklichste Stadt oder Region Deutschlands oder Europas umzusiedeln.
Der Glücksatlas 2012 eröffnet Einblicke in die Psychologie des Glücks und
darüber, welche Faktoren unser ganz persönliches Glücksgefühl beeinflussen.
Deutsche
Post Glücksatlas 2012, Knaus Verlag, ISBN 978-3-8135-0525-2, www.knaus-verlag.de