Sonntag, 1. November 2015

Buchrezension "Glücksatlas"



Man höre und staune. Sogar im Deutschen Bundestag arbeitet eine Kommission unter anderem daran, geeignete Indikatoren des Wohlstandes neben der Ermittlung des Bruttoinlandsprodukts zu entwickeln. Man erhofft sich Hinweise, wie man die Weichen für höhere Lebensqualität stellen kann. Wollen wir hoffen, dass das nicht Jahrzehnte dauert Wertvolle Informationen finden sich auf jeden Fall in dem Buch. "Die Möglichkeit, das Glück der Menschen insgesamt auf der Ebene der Gesellschaft zu steigern, werden häufig vernachlässigt. Glück wird zu sehr als rein privates Ereignis aufgefasst, das nichts mit der Öffentlichkeit zu tun hat", schreibt der Schweizer Ökonom Frey im einleitenden Beitrag zum Glücksatlas 2012. Also haben wir das Glück nicht allein in der Hand, wir benötigen dabei die Unterstützung von außen.

Grund genug also, einmal sämtliche Lebensbereiche auf den "Glücksfaktor" zu durchleuchten. Höchst interessant ist auch, dass wir Deutschen uns in der europäischen Konkurrenz  seit 2006 von Platz 15. auf den 9. Platz in Sachen Lebensfreude und Lebenszufriedenheit hinauf gehandelt haben. Also - woran misst sich das Glücksniveau gesamtheitlich gesehen. Zunächst einmal sind Gesundheit, soziale Teilhabe und Partnerschaft die Variablen, welche die Basis für ein glückliches Leben bilden. Das hätten wohl die meisten unter uns ohnehin vermutet. Weiterhin – und das berücksichtigen wir bei unserer Suche nach dem Glück meist zu wenig - spielen aber auch die Sicherheitslage, die Einkommenslage sowie soziale Normen und Werte eine Rolle.

Wie das zusammenhängt und in welchen Regionen Deutschlands das mehr oder weniger ausgeprägt ist, darüber gibt der Glücksatlas 2012 hinreichend Aufschluss. Und - wie wichtig ein hohes gesamtgesellschaftliches Vertrauen hierbei ist. Darüber sollte sich die Politik tatsächlich einmal Gedanken machen. "Das Bruttoinlandsprodukt misst alles, außer das, wofür es sich das Leben lohnt" wird Robert Kennedy, amerikanischer Politiker, in dem Buch zitiert. Der Glücksatlas greift in diesem Sinne auf umfangreiche Studien zu den Themen, welche das Bruttoinlandsprodukt nicht beinhaltet, zurück. Unter anderem auch Studien, welche Auswirkungen die soziale Ungleichheit, die Kriminalitätsrate oder das Vertrauen in Staat und Mitmenschen auf das Wohlbefinden haben. Ja, es gibt tatsächlich Studien über die Lebenszufriedenheit im Vergleich innerhalb Europas und auch innerhalb Deutschlands. Bemerkenswert ist hierbei, dass im Glücksranking in Deutschland 19 Regionen und nicht 16 Bundesländer miteinander wetteifern. Bayern Süd und Franken, Nordrhein-Köln und Nordrhein-Düsseldorf sowie Niedersachsen/Nordsee und Niedersachsen Hannover belegen eigene Positionen.

Last but not least wird auch noch das Glück in Metropolregionen unter die Lupe genommen. Wovon hängt die Zufriedenheit mit dem Leben in einer unserer Ballungsregionen ab? Nur am Rande sei hier erwähnt, dass Hamburg dabei den ersten und Essen den letzten Platz belegt. Was den Inhalt betrifft ist also der Glücksatlas eine hoch interessante Lektüre. Er bietet unterlegt durch Zahlen und Fakten einen guten Blick auf positive Faktoren aber auch Hemmschwellen des Glücks. Sehr nützlich auch für grundlegende Recherchen und eine gute Grundlage dafür, worauf wir in Zukunft aufbauen sollten - auch im privaten Bereich. Vom Stil her ist das Buch sehr sachlich gehalten und aus diesem Grund tendenziell als Sachbuch zu verstehen.

Auch wenn man nicht vorhat, in die glücklichste Stadt oder Region Deutschlands oder Europas umzusiedeln. Der Glücksatlas 2012 eröffnet Einblicke in die Psychologie des Glücks und darüber, welche Faktoren unser ganz persönliches Glücksgefühl beeinflussen.

Deutsche Post Glücksatlas 2012, Knaus Verlag, ISBN 978-3-8135-0525-2, www.knaus-verlag.de